Elegie von der Sehnsucht bei Poetry.de

Werther · 10.02.2007, 23:56

Die alte Trauerweide stand,

Im schwarzen Kleid, am Waldesrand.

Kein Sonnenstrahl drang je zu ihr.

Dies alles sagte sie nur mir.

Der Nebel war's, der mich verstand,

Und eine Burg im nassen Sand.

Doch fernab dann traf ich ein Wir,

So wie ich wünscht, ich wär nicht hier.

Ex Darkskin · 11.02.2007, 14:32

Lieber junger Werther,

dein Gedicht ist ein Paradebeispiel für gelungene Poesie.
Man hat ja genauestens analysiert, was ein Gedicht gelungen macht.
Es enthält genau diese drei Grundvoraussetzungen:

Die Kohärenz des Textes
Die Trägerwelle, die den Text transportiert
Das Target, auf das er hinsteuert

Die Kohärenz ist hier die perfekte Verwendung von Paarreimen in Vierzeilern.
Das ergibt die nötige Harmonie.

Die Trägerwelle bestehet bei dir aus den Substantiven wie Trauerweide und Nebel.
In Verbindung mit den Adjektiven entsteht eine wunderschön modulierte Trägerwelle.

Und das Target? Ja, klar, das ist natürlich der letzte Satz: So wie ich wünscht, ich wär nicht hier.

Das macht es eben aus, dass dein Gedicht in der Oberklasse einzustufen ist, und nicht unter ferner liefen.
Zum Inhalt kann ich nicht viel sagen, da ich ihn nicht verstehe.
Aber das hat nichts mit deinem Text zu tun und tut der Qualität deines Werkes keinen Abbruch.

Neuere Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass die drei Grundvoraussetzungen der Poesie auch für menschliche oder zwischenmenschliche Beziehungen gelten.
Die Kohärenz, die Harmonie, die ein Mensch (innerlich, seelisch) besitzt, macht ihn anziehend.
Die Trägerwelle, also die äussere Erscheinung und die Art der Bewegung macht ihn interessant.
Das Target, tja, dass muss erreichbar erscheinen, sonst wird man keinen Kontakt suchen.
Ich finde das sehr interessant und du drückst in deinem Text ja ganz ähnliches aus.

Kompliment

Darkskin
GG

Skidbladnir · 11.02.2007, 14:34

also die erste strophe is mir klar. sehr eindeutig.
schwierigkeiten hab ich mit den ersten 2 zeilen der zweiten strophe...
könntest du mir da mal n ansatz geben?

Werther · 11.02.2007, 14:39

@Skidbladnir: Sogar zwei: Selbstmitleid und Träumerei (im realitätsverlierenden Sinne)

@gunslinger girl: Danke für deine Auseinandersetzung. Was den Inhalt betrifft, so schick dir demnächst mal ne PN, wenn du magst.

Gruß, Werther

Ex Darkskin · 11.02.2007, 14:54

Zitat:

Original von junger Werther
@gunslinger girl: Danke für deine Auseinandersetzung. Was den Inhalt betrifft, so schick dir demnächst mal ne PN, wenn du magst.

Da ich immer bestrebt bin, gute Texte auch zu verstehen, würde ich mich natürlich freuen. Ich würde dir auch antworten per PN

)

Darkskin
GG

Lieber junger Werther,

nachdem ich nun einiges von dir zu deinem Text erklärt bekam, gefällt er mir immer mehr.
Ich habe eine bestimmte Vorstellung, ein Bild in meinem Kopf, wenn ich deinen Text lese.
Ich habe mal versucht, das darzustellen, die samtene Dunkeklheit deiner Worte darzustellen.
Vielleicht gefällt es dir:

http://home.vrweb.de/corazon/images/elegie.jpg

http://home.vrweb.de/corazon/images/s11.jpg

Werther · 11.03.2007, 19:20

Wow, danke. Es ist wirklich auch sehr treffend (wenn es natürlich auch deine persönliche Note trägt, aber das tut der Sache ja keinen Abbruch - schließlich geht die Interpretation vom Empfänger aus und nicht vom Sender ).

Es freut mich wirklich, dass eines meiner Gedichte zu einem solchen Aufwand animieren kann.

Ganz liebe Grüße vom Werther

apnoe · 11.03.2007, 21:22

lieber werther,
das ist wirklich ein schöner text.
ich kann nur erahnen, was du vielleicht damit gemeint hast, aber ich für mich verstehe deine zeilen.und sie bedeuten und geben mir etwas in ihrer und meiner heutigen grundstimmung.
danke.
lg
epona

Werther · 12.03.2007, 21:00

Hallo epona,
das freut mich wirklich, denn ich persönlich finde, ein Gedicht muss in erster Linie berühren.
Danke für das "Feedback"

Gruß, Werther

apnoe · 12.03.2007, 22:06

hab ich gern gemacht. ..ja ja feedback ist wichtig.mir eh auch.
lg epona

Smaointe · 13.03.2007, 18:12

Hallo Werther, jaaaaaa, das ist wieder eins von den Gedichten, die ich vor mich hin lesen muss und trotzdem nie genug davon kriege! Ich liebe deine Wortgefüge (klingt ganz schön wuchtig, aber ich weiß nicht, wie ich das sonst sagen soll), wenn man sie ausspricht, bewegen sie sich ganz von allein! Großes Kompliment.

Liebe Grüße von einer faszinierten Smaointe.

Werther · 13.03.2007, 21:07

Wow, danke Dass ich hier mal solches Lob ernte, wer hätte das gedacht.
Freut mich außerordentlich, dass es dir gefällt.

Mein, jetzt setzen bestimmt alle große Erwartungen in mich für zukünftige Gedichte. Das kann ja was werden >.>

Gruß, Werther

Ex Darkskin · 13.03.2007, 21:12

Zitat:

Original von junger Werther
jetzt setzen bestimmt alle große Erwartungen in mich für zukünftige Gedichte.

Lieber Werther,
da bin ich ganz unbesorgt.
Denn an der Korona deiner Texte erkennt man, dass hier keine Eklipse droht.
Nur Mut.
Und Selbstvertrauen.
Die Korpulenz hast du! Oder sagt man Kompetenz?
Egal, du weisst, was ich meine

Darkskin

Werther · 13.03.2007, 21:19

Danke

(Achtung! Folgender Absatz enthält einen Flachwitz!) Sowas nennt man dann Aufbauhilfe für den nahen Osten, wa? <.<

Aber im Ernst: Rückhalt ist was Feines und an manchen Tagen kann ich davon gar nicht genug bekommen <.< Danke dafür
Hoffe aber, dass ihr euch nicht von dieser Korona blenden lasst und auch weiterhin versucht, meine Gedichte möglichst objektiv zu bewerten (dessen bin ich mir aber eigentlich sicher ).

Gruß, Werther

10.02.2007, 23:56	#1
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	Elegie von der Sehnsucht Die alte Trauerweide stand, Im schwarzen Kleid, am Waldesrand. Kein Sonnenstrahl drang je zu ihr. Dies alles sagte sie nur mir. Der Nebel war's, der mich verstand, Und eine Burg im nassen Sand. Doch fernab dann traf ich ein Wir, So wie ich wünscht, ich wär nicht hier.

11.02.2007, 14:32	#2
Ex Darkskin abgemeldet Dabei seit: 04/2005 Beiträge: 901 Meine Gedichte	RE: Elegie von der Sehnsucht Lieber junger Werther, dein Gedicht ist ein Paradebeispiel für gelungene Poesie. Man hat ja genauestens analysiert, was ein Gedicht gelungen macht. Es enthält genau diese drei Grundvoraussetzungen: Die Kohärenz des Textes Die Trägerwelle, die den Text transportiert Das Target, auf das er hinsteuert Die Kohärenz ist hier die perfekte Verwendung von Paarreimen in Vierzeilern. Das ergibt die nötige Harmonie. Die Trägerwelle bestehet bei dir aus den Substantiven wie Trauerweide und Nebel. In Verbindung mit den Adjektiven entsteht eine wunderschön modulierte Trägerwelle. Und das Target? Ja, klar, das ist natürlich der letzte Satz: So wie ich wünscht, ich wär nicht hier. Das macht es eben aus, dass dein Gedicht in der Oberklasse einzustufen ist, und nicht unter ferner liefen. Zum Inhalt kann ich nicht viel sagen, da ich ihn nicht verstehe. Aber das hat nichts mit deinem Text zu tun und tut der Qualität deines Werkes keinen Abbruch. Neuere Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass die drei Grundvoraussetzungen der Poesie auch für menschliche oder zwischenmenschliche Beziehungen gelten. Die Kohärenz, die Harmonie, die ein Mensch (innerlich, seelisch) besitzt, macht ihn anziehend. Die Trägerwelle, also die äussere Erscheinung und die Art der Bewegung macht ihn interessant. Das Target, tja, dass muss erreichbar erscheinen, sonst wird man keinen Kontakt suchen. Ich finde das sehr interessant und du drückst in deinem Text ja ganz ähnliches aus. Kompliment Darkskin GG

11.03.2007, 21:22	#7
apnoe Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 785 Meine Gedichte	RE: Elegie von der Sehnsucht lieber werther, das ist wirklich ein schöner text. ich kann nur erahnen, was du vielleicht damit gemeint hast, aber ich für mich verstehe deine zeilen.und sie bedeuten und geben mir etwas in ihrer und meiner heutigen grundstimmung. danke. lg epona

11.02.2007, 14:34	#3
Skidbladnir Dabei seit: 12/2006 Ort: Freiberg (Sachsen) Alter: 35 Beiträge: 223 Meine Gedichte	also die erste strophe is mir klar. sehr eindeutig. schwierigkeiten hab ich mit den ersten 2 zeilen der zweiten strophe... könntest du mir da mal n ansatz geben?

11.02.2007, 14:39	#4
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	@Skidbladnir: Sogar zwei: Selbstmitleid und Träumerei (im realitätsverlierenden Sinne) @gunslinger girl: Danke für deine Auseinandersetzung. Was den Inhalt betrifft, so schick dir demnächst mal ne PN, wenn du magst. Gruß, Werther

11.03.2007, 19:20	#6
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	Wow, danke. Es ist wirklich auch sehr treffend (wenn es natürlich auch deine persönliche Note trägt, aber das tut der Sache ja keinen Abbruch - schließlich geht die Interpretation vom Empfänger aus und nicht vom Sender ). Es freut mich wirklich, dass eines meiner Gedichte zu einem solchen Aufwand animieren kann. Ganz liebe Grüße vom Werther

12.03.2007, 21:00	#8
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	Hallo epona, das freut mich wirklich, denn ich persönlich finde, ein Gedicht muss in erster Linie berühren. Danke für das "Feedback" Gruß, Werther

12.03.2007, 22:06	#9
apnoe Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 785 Meine Gedichte	hab ich gern gemacht. ..ja ja feedback ist wichtig.mir eh auch. lg epona

13.03.2007, 18:12	#10
Smaointe Dabei seit: 02/2007 Beiträge: 61 Meine Gedichte	Hallo Werther, jaaaaaa, das ist wieder eins von den Gedichten, die ich vor mich hin lesen muss und trotzdem nie genug davon kriege! Ich liebe deine Wortgefüge (klingt ganz schön wuchtig, aber ich weiß nicht, wie ich das sonst sagen soll), wenn man sie ausspricht, bewegen sie sich ganz von allein! Großes Kompliment. Liebe Grüße von einer faszinierten Smaointe.

13.03.2007, 21:07	#11
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	Wow, danke Dass ich hier mal solches Lob ernte, wer hätte das gedacht. Freut mich außerordentlich, dass es dir gefällt. Mein, jetzt setzen bestimmt alle große Erwartungen in mich für zukünftige Gedichte. Das kann ja was werden >.> Gruß, Werther

13.03.2007, 21:19	#13
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404 Meine Gedichte	Danke (Achtung! Folgender Absatz enthält einen Flachwitz!) Sowas nennt man dann Aufbauhilfe für den nahen Osten, wa? <.< Aber im Ernst: Rückhalt ist was Feines und an manchen Tagen kann ich davon gar nicht genug bekommen <.< Danke dafür Hoffe aber, dass ihr euch nicht von dieser Korona blenden lasst und auch weiterhin versucht, meine Gedichte möglichst objektiv zu bewerten (dessen bin ich mir aber eigentlich sicher ). Gruß, Werther