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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 07.04.2019, 09:43   #1
männlich Nöck
 
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Standard Die Zeit

Die Zeit weiß nichts von dir und mir,
sie kennt kein Heute und kein Morgen.
Sie ist stets da und doch nicht hier
und nie bereit, sich uns zu borgen.

Sie ist nicht alt und auch nicht jung,
im Gegensatz zu ihren Schwestern.
Die eine heißt Erinnerung,
sie ruht und träumt im Haus von gestern.

Die zweite Schwester strebt nach Licht,
sie muss stets neu die Segel hissen,
zum Horizont zeigt ihr Gesicht,
die Zukunft kennt kein Ruhekissen.

So schenkt die Zeit sich jeden Tag
aufs Neue und stets gleich uns allen.
Doch wenn man sie nicht nutzen mag,
ist sie um Mitternacht verfallen.
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Alt 07.04.2019, 10:14   #2
männlich Gylon
 
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Lieber Nöck,
die ersten 3 Strophen sind der Hammer!
Die 4 gefällt mir nicht so, warum „stets gleich uns allen“ und warum verfällt sie um „Mitternacht“? Wirkt auf mich wie eine Notlösung. Nur mein Leseeindruck!

Ich habe eine spontane alternative, die du bitte mit einem großen Augenzwinkern betrachten und nicht ernsthaft in Erwägung ziehen solltest. Ich bin mir sicher dir fällt für die 4 Strophe noch ein krönender Abschluss ein, der den ersten 3 Strophen gerecht wird.


So schenkt die Zeit sich jeden Tag
den Lebenden will sie gefallen.
Doch wenn man sie nicht nutzen mag,
lässt man sie auf der Couch verfallen.

Wieder sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2019, 10:46   #3
männlich Nöck
 
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Lieber Gylon,

wenigstens die ersten zwei Strophen gefallen dir, das freut mich. Deine Anmerkungen zur letzten möchte ich erst einmal unbeantwortet lassen und sehen, was andere dazu meinen.

LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.04.2019, 10:54   #4
männlich Gylon
 
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3 lieber Nöck, wir wollen mal nichts unterschlagen
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Alt 09.04.2019, 15:48   #5
weiblich AlteLyrikerin
 
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Lieber Nöck,

auch mir gefallen die ersten drei Strophen Deiner lyrischen Sicht auf die Zeit. Mit der vierten kann ich einfach nichts rechtes anfangen. Zeit kann einfach nicht verfallen, denke ich. Man kann bei der einen Schwester schlafen und träumen, mit der anderen stets auf dem Sprung sein. Im Moment und ganz bei sich bzw. beim Du zu sein, scheint mir die einzig erfüllte Zeit.

Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2019, 16:01   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ich habe an der letzten Strophe nichts auszusetzen und finde sie passend. Sie hat bei mir sofort die Mahnung "Carpe diem!" assoziiert.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.04.2019, 17:19   #7
männlich Nöck
 
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Liebe AlteLyrikerin,

Ilka-Maria hat es treffend beschrieben, bis Mitternacht habe ich Zeit, aus dem Tag und der mir zur Verfügung stehenden Zeit etwas zu machen.
24 Stunden werden mir um 0,00 Uhr auf mein Zeitkonto überwiesen, aber auf diesem Konto lässt sich nichts ansparen bzw. auf den nächsten Tag übertragen. Das Guthaben verfällt.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2019, 14:15   #8
männlich Nöck
 
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Lieber Gylon,

jetzt hatte ich doch glatt vergessen. dass ich dir noch antworten wollte.

Zitat:
Zitat von Gylon
lässt man sie auf der Couch verfallen.
Dieser Vers trifft es ziemlich gut, schließlich spricht er vom Müßiggang. Dein Augenzwinkern war gar nicht so verkehrt.


Zitat:
Zitat von Gylon
Die 4 gefällt mir nicht so, warum „stets gleich uns allen“ und warum verfällt sie um „Mitternacht“?
Jeder Mensch hat jeden Tag die gleiche Anzahl von Stunden zur Verfügung und wer bis Mitternacht ... siehe oben.

Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2019, 14:53   #9
männlich Plutino
 
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
24 Stunden werden mir um 0,00 Uhr auf mein Zeitkonto überwiesen, aber auf diesem Konto lässt sich nichts ansparen bzw. auf den nächsten Tag übertragen. Das Guthaben verfällt.
Da die Wahrscheinlichkeit, mitternachts zu sterben, eher gering ist, hat sich die Bank über die Jahrmillionen ein ansehnliches Vermögen unter den Sargnagel gerissen.
Plutino ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.04.2019, 20:20   #10
männlich Ex-Ralfchen
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hallo alle -

ein fein geschriebes stück lyrik. warum ich mit gylon übereinstimme, ist der widerspruch der sich uns in ST4 für mich ergibt. etwas dass sich uns nie borgt kann sich uns demgemäß nicht schenken. ich bin im bezug auf die zeit wesentlich anderer meinung grundsätzlich, da sie nachgewiesener massen nicht das ist was wir ihr anhängen. sie wird durch die extreme gravitation am EREIGNIS HORIZONT in der vizinität eines schwarzenloches sogar zur schwammigen fast-materie:



Zitat:
Sie ist stets da und doch nicht hier
und nie bereit, sich uns zu borgen.

So schenkt die Zeit sich jeden Tag
aufs Neue und stets gleich uns allen.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.04.2019, 17:02   #11
männlich Nöck
 
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Zitat:
Zitat von R
etwas dass sich uns nie borgt kann sich uns demgemäß nicht schenken.
Wenn ich mir eine Tasse Zucker beim Nachbarn borge, verbrauche ich diesen und gebe ihm irgendwann (hoffentlich) seine Tasse gefüllt mit neuem Zucker zurück. Das funktioniert mit der Zeit nicht, die kann ich nicht zurückgeben. Auch leihen geht nicht, denn dann müsste ich genau dieselbe Zeit zurückgeben. Bei einem vom Freund geliehenen Fahrrad ist das allerdings möglich.

Geschenkte Zeit gehört mir, ich kann sie verbrauchen. Wenn ich es nicht tue, sie also ungenutzt verstreichen lasse, habe ich sie sozusagen zum Fenster rausgeworfen.
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.04.2019, 20:27   #12
männlich Vers-Auen
 
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Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Die Zeit weiß nichts von dir und mir,
sie kennt kein Heute und kein Morgen.
Sie ist stets da und doch nicht hier
und nie bereit, sich uns zu borgen.

Sie ist nicht alt und auch nicht jung,
im Gegensatz zu ihren Schwestern.
Die eine heißt Erinnerung,
sie ruht und träumt im Haus von gestern.

Die zweite Schwester strebt nach Licht,
sie muss stets neu die Segel hissen,
zum Horizont zeigt ihr Gesicht,
die Zukunft kennt kein Ruhekissen.

So schenkt die Zeit sich jeden Tag
aufs Neue und stets gleich uns allen.
Doch wenn man sie nicht nutzen mag,
ist sie um Mitternacht verfallen.
@ Nöck,
von Aufbau her ist es eine fein gedichtete Lyrik,
aber wenn man sich mit dem Inhalt befasst,
ist das Gedicht teilweise bedenklich.

Zitat:
Die Zeit weiß nichts von dir und mir,
sie kennt kein Heute und kein Morgen.
Wer ist so blöd und glaubt, dass die
Zeit ein denkendes Wesen ist?

Zitat:
Sie ist stets da und doch nicht hier
Ist das nicht paradox?

Zitat:
und nie bereit, sich uns zu borgen.
Warum das denn? Du hast alle Zeit der
Welt, deine Zeit sinnvoll zu nutzen.
Wer die Zeit nur totschlägt, hat
freilich nicht viel vom Leben.

Zitat:
Sie ist nicht alt und auch nicht jung,
im Gegensatz zu ihren Schwestern.
Die eine heißt Erinnerung,
sie ruht und träumt im Haus von gestern.

Die zweite Schwester strebt nach Licht,
sie muss stets neu die Segel hissen,
zum Horizont zeigt ihr Gesicht,
die Zukunft kennt kein Ruhekissen.
Diese acht Zeilen gefallen mir,
weil sie schön die Vergangenheit
die Gegenwart und Zukunft und
die Menschen mit ihren Hoffnungen
und Ängsten beschreiben.

Wollen wir hoffen, dass die Alten nicht der guten alten
Zeit nachtrauern müssen und das die Zukunft
für sie ein sanftes Ruhekissen bereithält.

Zitat:
Sie ist nicht alt und auch nicht jung,
Dieser Satz löst das Paradox auf.

Die Zeit ist stets im Fluss und kennt kein Halten
und alles was zum Vorschein kam,
im Werden und Vergehen, hat der
Zeit-Fluss mit sich genommen.

Wenn die Zeit nicht im Fluss wäre
würde die Raum-Zeit stehen bleiben
und das Gewoge zusammenstürzen.

Die berechnete Zeit ergibt sich
aus der Strecke und
der Geschwindigkeit
(Erdumlaufzeit)

Mit dem Gewoge meine ich die Energie und Masse.
Ohne Masse-Energie, gäbe es keine Raum-Zeit.

Zitat:
So schenkt die Zeit sich jeden Tag
aufs Neue und stets gleich uns allen.
Diese Zeilen korrigieren wieder die Zeile
Zitat:
und nie bereit, sich uns zu borgen.
Zitat:
Doch wenn man sie nicht nutzen mag,
ist sie um Mitternacht verfallen.

Das hört sich nach Schulmeister Belehrung an.
Wird die Zeitumstellung mit berücksichtigt?
Gilt die mitteleuropäische Zeit?
Warum nur ein 24 Std. Limit?

Die Zeit verweilt lange genug für jenen, der sie nutzen will.
Es ist egal wie beschissen das Gestern war, denn in jedem
Moment kann man im Jetzt und Heute von Neu beginnen.

LG
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Alt 13.04.2019, 23:37   #13
weiblich Ilka-Maria
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Vers-Auen,

ich habe den Eindruck, dass du den philosophischen Aspekt des Gedichts überhaupt nicht erkannt hast. Jedenfalls behauptest du in deinem Kommentar eine Menge an Zeugs, das mit dem, was Nöck bewegt und mitteilen will, gar nichts zu tun hat. Das einzige, worauf er hinaus will, ist die Tatsache, dass es die Zeit gar nicht gibt. Zeit drückt sich lediglich in Maßeinheiten aus, die von Menschen erdacht wurden, um die wiederkehrenden Bewegungen und Veränderungen in der dinghaften Welt in ein Ordnungssystem zu bringen - sonst gar nichts. Wir wissen, dass Zeit an sich nicht existiert, aber wir müssen sie ordnen, damit wir in unseren Alltrag Struktur hineinbringen. Das macht "Zeit" für uns so ambivalent, wie es Nöck in seinem Gedicht darzustellen versucht hat. Er möge mir widersprechen, wenn ich damit nicht richtig liegen sollte.

Klar, die Zeit ist kein denkendes Wesen, aber das hat Nöck auch nicht behauptet. Allerdings kann man die Zeit auch nicht totschlagen .

LG
Ilka
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Alt 14.04.2019, 00:22   #14
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Wir wissen, dass Zeit an sich nicht existiert
Seit wann das denn?
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Alt 14.04.2019, 00:26   #15
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seit EINSTEIN von PLANCK und SCHWARZSCHILD
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Alt 14.04.2019, 00:33   #16
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Seit wann das denn?
Schon immer, und deshalb auch seit jeher ein philosophisches Problem. Wer oder was außer der Mensch hat einen Begriff und Maßeinheiten für "Zeit"? Die Zeit ist genauso abstrakt wie der "Raum". Den Raum an sich gibt es nämlich auch nicht, er ist nur dann definiert, wenn etwas in ihm vorhanden ist. Ohne Inhalt und Begrenzung existiert er nicht. Ebenso existiert die Zeit nicht ohne die Instrumente, mit denen sie gemessen bzw. definiert wird. Was wir als Zeit empfinden, ist nichts anderes als Bewegung und Veränderung.
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Alt 14.04.2019, 00:34   #17
männlich Plutino
 
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Wie kann etwas relativ sein, das nicht existiert?
Wie kann etwas quantisiert sein, das nicht existiert?
Wie kann etwas in der Nähe eines Kollapsars langsamer vergehen, das nicht existiert?
Plutino ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.04.2019, 00:38   #18
männlich Vers-Auen
 
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Standard Zeit totschlagen

Hallo Ilka,
da habe ich mindestens eine halbe Stunde Zeit verschwendet, um über Nöcks Zeitgedicht
zu philosophieren und nun wird einfach behauptet, dass es die Zeit überhaupt nicht gibt.

Zitat:
Zeit drückt sich lediglich in Maßeinheiten aus, die von Menschen erdacht
Die Maßeinheiten der Zeit wurden nicht von Menschen
erdacht, sondern genauestens berechnet!

Zitat:
Klar, die Zeit ist kein denkendes Wesen, aber das hat Nöck auch nicht behauptet.
Aber es hat es so dargestellt, als ob es Idioten gäbe, die daran glauben.

Zitat:
Allerdings kann man die Zeit auch nicht totschlagen.
Und weil es die Zeit nicht gibt, kann sie
uns auch nicht totschlagen, nicht wahr?

LG
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Alt 14.04.2019, 00:46   #19
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Wie kann etwas relativ sein, das nicht existiert?
Wie kann etwas quantisiert sein, das nicht existiert?
Wie kann etwas in der Nähe eines Kollapsars langsamer vergehen, das nicht existiert?
Nochmal, Plutino: Es ist Bewegung und Veränderung, was wir messen und in Zeitbegriffe umsetzen. Mit diesen Maßeinheiten können wir Berechnungen anstellen. Wenn Bewegungen und Veränderungen an anderen Orten als auf der Erde anders ablaufen, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen - so einfach ist das.
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Alt 14.04.2019, 00:46   #20
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Schon immer, und deshalb auch seit jeher ein philosophisches Problem. Wer oder was außer der Mensch hat einen Begriff und Maßeinheiten für "Zeit"? Die Zeit ist genauso abstrakt wie der "Raum".
Abstrakt ja. Was Zeit eigentlich ist, weiß niemand. Aber dass sie gar nicht existiert, wäre mir neu.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Den Raum an sich gibt es nämlich auch nicht, er ist nur dann definiert, wenn etwas in ihm vorhanden ist.
Da bin ich mir nicht sicher. Allerdings kann ›etwas‹ alles Mögliche sein. Soweit ich weiß, besagt die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation u. a., dass es kein absolutes Vakuum geben kann. Insofern lässt sich kein Vergleich zwischen dem Nichts, in das sich der Raum ausdehnt, und dem Raum selbst anstellen. Allerdings bin ich kein Physiker und will mich in Bezug auf diese Frage nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
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Alt 14.04.2019, 00:50   #21
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Nochmal, Plutino: Es ist Bewegung und Veränderung, was wir messen und in Zeitbegriffe umsetzen. Mit diesen Maßeinheiten können wir Berechnungen anstellen.
Ich rede von der Zeit, nicht von Methoden, Zeit zu messen. Ohne die Zeit gäbe es keine Bewegung und Veränderung. Natürlich existiert Zeit. Wir würden es nur nicht bemerken, wenn sie zwischendurch anhielte.
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Alt 14.04.2019, 00:51   #22
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Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
Die Maßeinheiten der Zeit wurden nicht von Menschen
erdacht, sondern genauestens berechnet!
Erst einmal haben sie darüber nachgedacht, dann haben sie mit der Berechnung angefangen. Das ist die logische Reihenfolge. Um etwas zu entwickeln, muss man erst einmal den Bedarf dessen erkennen, was nützlich sein könnte. Deshalb hatten sich die Menschen im Laufe der Geschichte z.B. verschiedene Kalender-Modelle ausgedacht.

Es ist übrigens eine Binsenweisheit: Bei allen großen Erfindungen der Menschheit stand am Anfang die Idee, dann erst die Entwicklung zum fertigen Produkt.
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Alt 14.04.2019, 00:59   #23
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Standard Das Zeitliche segnen

Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Natürlich existiert Zeit. Wir würden es nur nicht bemerken, wenn sie zwischendurch anhielte.
Wenn Du mit hoher Geschwindigkeit eine längere Strecke in kurzer Zeit zurücklegen willst und einen tödlichen Unfall baust, bleibt die Zeit für dich stehen, d.h. dann hat dich der Zeitdruck totgeschlagen.
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Alt 14.04.2019, 01:06   #24
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Zitat:
Zitat von Plutino Beitrag anzeigen
Allerdings bin ich kein Physiker und will mich in Bezug auf diese Frage nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Tja, ich hoffe, du weißt, dass Heisenberg nicht nur ein Physiker, sondern auch ein stark philosphisch geprägter Mensch war. Wer weiß, ob er ohne diese philosophische Begabung auf die Unschärferelation gekommen wäre.

Physiker rechnen und machen sich dabei Maßeinheiten zunutze. Aber das sind und bleiben künstliche Systeme. Die gesamte Mathematik ist ein künstliches System.

Philosophen machen sich Gedanken über die Welt, wie sie uns erscheint (wie sie wirklich ist, wissen wir nicht), also auch über Raum und Zeit. Beides definiert sich durch das, was darin ist und sich verändert. Ohne die Kombination von Sein und Veränderung kann es Raum und Zeit nicht geben, sie sind nun mal zwingende Voraussetzungen.
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Alt 14.04.2019, 01:15   #25
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Standard Was ist mit der Zeit wenn uns das Zeitliche gesegnet hat?

In der materiellen Welt braucht man, natürlich und selbst-
-verständlich, Zeit um von A nach B zu kommen.

Wie sieht es in den seelischen Welten aus,
gibt es die überhaupt? Falls es sie gibt,
braucht man dort freilich keine Zeit,
denn dann ruht dort die Ewigkeit.
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Alt 14.04.2019, 01:17   #26
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
Wenn Du mit hoher Geschwindigkeit eine längere Strecke in kurzer Zeit zurücklegen willst und einen tödlichen Unfall baust, bleibt die Zeit für dich stehen, d.h. dann hat dich die Zeit totgeschlagen.
Was ist denn das für ein beklopptes Beispiel ? Ich vermute, du wolltest einen Witz machen.

Zunächst sollte mal gesagt werden, wer bei dem Unfall zu Tode gekommen ist. Sollte es der Fahrer mit dem Hochgeschwindigkeitswahn sein, hat ihn nicht die Zeit totgeschlagen, sondern seine Risikobereitschaft. Eher sollte man sagen: er sich selbst.

Da es die Zeit an sich nicht gibt, bleibt sie auch in diesem Fall nicht stehen. Alles bleibt in Bewegung und verändert sich: Manche Autofahrer halten an, um zu gaffen, manche um zu helfen oder die Sanitäter zu rufen. Die Polizei rückt an und sperrt die Unfallstelle ab. Wie sagte einst ein schlauer Philosoph: Alles fließt.

Das einzige, was die Zeit, die es gar nicht gibt, damit zu tun hat, ist ihre Messung: Der Tacho ist stehengeblieben, so dass die Polizeit sehen kann, wie schnell das Fahrzeug beim Unfall war, und in das Protokoll trägt sie Datum und Uhrzeit ein. That's it.

Die Rehe im Wald, die Bienen an den Blüten, den Mond über uns, die Sonne ein paar Kilometer weiter, die Milchstraße, unsere Galaxis und der ganze Kosmos dort draußen interessieren sich für die Zeit überhaupt nicht. Für sie ist sie nicht existent, weil sie weder einen Begriff noch Messinstrumente dafür haben.
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Alt 14.04.2019, 01:25   #27
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
In der materiellen Welt braucht man, natürlich und selbst-
-verständlich, Zeit um von A nach B zu kommen.
Das ist Bewegung, Vers-Auen. Und Veränderung, denn nach der Fahrt von A nach B befindet man sich an einem anderen Ort. Gäbe es aber diese Bewegung und Veränderung nicht, gäbe es auch die Zeit nicht.

Zeit an sich ist eine Illusion. Sie ist an Bewegung und Veränderung gebunden, um überhaupt erkennbar und messbar zu werden. Ich weiß wirklich nicht, weshalb das schwer zu verstehen ist.
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Alt 14.04.2019, 01:27   #28
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Was ist denn das für ein beklopptes Beispiel ? Ich vermute, du wolltest einen Witz machen.
Sorry, ich meinte den Zeitdruck, habe es schon geändert.
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Alt 14.04.2019, 01:28   #29
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Ohne die Kombination von Sein und Veränderung kann es Raum und Zeit nicht geben, sie sind nun mal zwingende Voraussetzungen.
Und ohne Raum und Zeit keine Veränderung und zumindest kein beobachtbares Sein. Vielleicht sogar überhaupt kein Sein.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die gesamte Mathematik ist ein künstliches System.
Die Sprache der Mathematik, ja, aber die Mathematik selbst? Sie scheint der Welt inne zu wohnen. Angenommen, es gäbe eine außerirdische Intelligenz und angenommen, wir Menschen könnten uns mit dieser Intelligenz ins Benehmen setzen, was denkst du wohl, wäre das Erste, über das wir eine Einigung anstrebten? Genau: Unsere ersten kommunikativen Gehversuche beträfen die Mathematik. Wäre die Mathematik selbst völlig künstlich, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass für die Außerirdischen zwei mal zwei vier ergibt, gering.

Ich bezweifele, dass es viele Physiker gibt, die die Existenz von Zeit abstreiten. Ich mein, irgend einen gibt es ja immer … Was Zeit eigentlich ist, wissen die Physiker nicht. Frag einen Physiker, was Zeit ist und er wird antworten, sie sei etwas, das sich mit einer Uhr (im weitesten Sinne) messen ließe. Und was sich messen lässt, muss existieren.

Wenn du schreibst, Zeit existiere nicht, dann nehme ich dich beim Wort. Zeit ist Zeit, nicht die Methode, Zeitabläufe zu ermitteln.
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Alt 14.04.2019, 01:44   #30
männlich Vers-Auen
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Das ist Bewegung, Vers-Auen. Und Veränderung, denn nach der Fahrt von A nach B befindet man sich an einem anderen Ort. Gäbe es aber diese Bewegung und Veränderung nicht, gäbe es auch die Zeit nicht.

Zeit an sich ist eine Illusion. Sie ist an Bewegung und Veränderung gebunden, um überhaupt erkennbar und messbar zu werden. Ich weiß wirklich nicht, weshalb das schwer zu verstehen ist.
Mir ist schon klar, dass
Zeit, Raum und Bewegung allein,
nicht für sich getrennt kann sein.
So sind Zeit, Raum und Bewegung,
zusammen immer in einer Regung.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.04.2019, 01:45   #31
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Vers-Auen Beitrag anzeigen
... ich meinte den Zeitdruck ...
Das ist ein anderes Problem, das mit Psychologie zu tun hat. Wenn jemand unter Zeitdruck etwas tut und dabei Bockmist anrichtet, ist das kein Beweis dafür, dass es "die Zeit" wirklich gibt. Der Unglücksrabe hätte sich den Druck ja nicht aufbürden lassen müssen. Auch hier haben wir das Phänomen, dass sich jemand bewegt, um etwas zu verändern, und dafür hat er eine bestimmte Zeit, die es zwar nicht gibt, sich aber per Datum und Uhrzeit (Messinstrumente!) vorgeben lässt.

Du kannst es drehen und wenden, wie du willst: Hätten wir keine Messinstrumente erfunden, die Abläufe und Veränderungen in Daten umsetzen, wären wir noch in der Steinzeit, sähen den Mond auf- und untergehen, die Sonne auch, und die Zeit wäre uns herzlich egal. Vielleicht sähen wir bestimmte Tiere, die regelmäßig wiederkehren, und dann wären wir zur Jagd bereit. Ein Garantie wäre das ihr Erscheinen aber nicht .
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Alt 14.04.2019, 01:54   #32
männlich Vers-Auen
 
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Standard Zeitdruck

Zeitdruck kannten auch schon die Urmenschen,
wenn zu einer bestimmten Zeit kein Essen
da war, mussten Sie verhungern.

Bin mir auch sicher das unter Zeitdruck ein höheres
Risiko, z.B. bei der Mammutjagt, eingegangen wurde.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.04.2019, 02:20   #33
männlich Plutino
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Hätten wir keine Messinstrumente erfunden, die Abläufe und Veränderungen in Daten umsetzen, wären wir noch in der Steinzeit
Ne. Wir wären in derselben Zeit, in der wir uns jetzt befinden. Mit dem Unterschied, dass das Leben unbequemer wäre, aber ganz sicher nicht so unbequem wie in der Steinzeit.
Plutino ist offline   Mit Zitat antworten
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