Das arme Gedicht

[Heinz]

Dir wurde das lose Mündchen verstopft,
du kleines Gedicht, ich frage warum.
Hast du's gewagt und Wahrheit aufgepropft,
krähtest du zu laut, statt bescheiden und stumm
wie viele in diesen trüben Tagen
den Tanz ums goldene Kälbchen zu wagen?
Darfst du etwa nicht wider den Stumpfsinn
den Stachel löcken? Ich schreib dich wieder hin
und warte auf gedichtnahe Kommentare,
kriegst du wieder 'nen Maulkorb: Bewahre
den Glauben an die Freiheit des Wortes
hier und hoffentlich auch anderen Ortes.

Täglich, oh glaubt mir, verderben * Verse
mir den Genuss.
Kaum dass ich Ralfchen, den Lustigen, lese,
kommt mir der ** mit seinem Gewese,
Musen verweigern im stets einen Kuss.
Er naht sich, sie fliehen, die Kundigen alle,
von Dichtern entleert sich die heilige Halle.

Sagt, wie vertreib ich, der Lyrikverliebte,
stumpfsinn'gen Tor?
Lasset den Troll von der Schwelle mich jagen,
weinend vor Glück will ich danke euch sagen,
Götter, zu euch schau ich bittend empor.
Die Freude, sie kehret zurück in den Saal,
o füllt mit Champagner, o reicht den Pokal!

Reicht ihm die Schale, dem streitbaren Dichter,
Musen, entgegen!
Netzt ihm die Augen mit himmlischen Tropfen;
möge er Afterpoeten das Löchlein verstopfen
zu unserem Heile und Segen!
Er schweigt und verschont uns mit schrottigen Reimen?
Im Herzen beginnt zarte Hoffnung zu keimen!

[Thing]

Hallo, Heinz -

müßte es nicht heißen
wider den Stumpfsinn den Stachel zu löcken?
Und ist der Tippfehler im Titel beabsichtigt?

Ansonsten: Semper idem, da geht auch Dir die Puste nicht aus.
Deine/Eure Klagen werden erfolglos bleiben, denn sie treffen auf einen Unermüdlichen, der hartnäckig sein Hobby pflegt und unerschütterlich bleiben wird. Wenn auch einigen zum Tort.

Wie gesagt: Ich weiß, was Dich bewegt - diesen speziellen, weil ohnmächtigen Zorn kannte ich auch.
Jetzt bin ich altersmilde.

Thing

[Heinz]

Hallo Thing,
Dein scharfes Auge trügt Dich nicht, aber die Änderungsfunktion ist schon futsch. Wegen der Kleinigkeiten will ich die Forumsleitung nicht beanspruchen.
Altersmilde bin ich auch in zunehmendem Maß, sonst wäre mein "Gedicht" wesentlich harscher ausgefallen.
Heinz