Der 3. Oktober 1990,ein denkwürdiger Tag???

[Lucifer]

Nachzudenken über diesen Tag lohnt sich immer.
Diesen Tag und den Mauerfall erlebt man nur einmal in seinem Leben.

Tja Freunde,
ich bin zwar kein großer Fußball-Fanatiker,aber bedauerlicherweise ist Hertha BSC nun doch endgültig aus der 1.Liga des Fußballs raus und muß sich nächstes Jahr einen Rang tiefer arrangieren.

Ein kleines Vorwort,das jedoch einen ganz anderen Sinn verkörpert.

Ich kann mich noch genau an die Worte des Radiosprechers eines ALTEN Berliner Radiosenders erinnern.Es war vor 2 Jahren,als Hertha BSC gegen Cottbus spielen sollte.Am Morgen vor dem Spiel sagte dieser Moderator wortwörtlich:Heute Nachmittag kommt es zum Ost-West-Derby zwischen Cottbus und Hertha.
Meine Stirn runzelte sich,ich konnte nicht so recht glauben,was er da sagte.

Ein Ost-West-Derby.

Geographisch gesehen liegt Cottbus zwar sehr wohl im tiefsten Osten,aber die Berliner Hertha nicht allzuweit davon entfernt.
Wieso sollten die Berliner eine West-Mannschaft sein?

Über 20 Jahre nach dem Mauerfall reden solche sturen Betonköpfe,die scheinbar nichts dazugelernt haben,solch einen Stuß.Wissen die überhaupt,was sie da sagen?
An jedem 3. Okt. werden Hymnen auf die Wiedervereingung angestimmt.
Die Politiker klopfen sich gegenseitig auf die Schulter.
Und am 4.Okt.wird das Land wieder unterteilt in West und Ost.

Da gehts um Aufbau Ost.Warum wird das Geld nicht gleichmäßig,flächendeckend ausgeteilt in ganz Deutschland?

Da kommt jetzt wieder die "Ostpro",dieses Jahr nach Potsdam.
Das ist eine Messe,eine Schau oder Show,wo,na wiedermal nur der Osten zeigt,was er drauf hat.
Genußmittel,Lebensmittel und Handelswaren aus,na woher?,der ehemahligen DDR-Grenze.
Gäbe es nicht die "Ostpro",sondern eine gesamtdeutsche Produktmesse,wäre mein Gedanke der Wiedervereinigung in dieser Beziehung erfüllt.

Da gibts typische Ost-und West-Zeitungen.

Es gibt in der ARD den "Sport im Osten" und den "Sport im Westen".
Warum gibts nicht auch den "Sport im Norden" und den "Sport im "Süden"?

Alles seeeehr nützlich beim Versuch,die Wiedervereinigung zügig voranzutreiben.

In keinem andern Staat der Welt werden solch politische Grenzen gezogen.
Klar,so eine Wiedervereinigung gabs ja auch nirgends woanders,als bei uns.

Aber können wir nicht mal langsam anfangen,in alle Himmelsrichtungen zu denken und zu sehen?

Warum gibts im Politischen nicht auch das Nord-Süd-Gefälle?

Immer wieder höre ich,daß Hamburg im Norden liegt und Rostock im Osten.Obwohl Rostock deutlich nördlicher liegt,als Hamburg.

Daß Plattenbauten ausschließlich in den "Ostteil" unserer Republik gehören,obwohl diese Trabanten-Städte schon in den 70ern eine Hochkultur für die neue Architektur in beiden deutschen Staaten waren.
Nur nennen sie sich in den Medien im Osten Plattenbau und im Westen Hochhäuser oder sozialer Wohnungsbau.
Da ja mit der Platte ein negatives Image einhergeht,sollte mans doch bitte nur auf die "Zone"beziehen.
Im Westen Berlins gibts das Hansa-Viertel,das Märkische Viertel,Gropiusstadt.
Alles Plattenbausiedlungen,nur spricht man da dieses Wort nicht aus,weil es in diesem Umfeld nicht geläufig ist.

Ich denke,daß das Problem der echten Wiedervereinigung generationsübergreifend ist.

Solange nicht in den Familien gesamtdeutsch gesprochen wird,gibt es auch kein wirkliches,echtes,vereintes Deutschland.

Gruß Lucifer

[Ilka-Maria]

Lieber Lucifer,

auch wenn meine erste Liebe dem OFC gehört, und das muß einer Offenbacherin erlaubt sein, bin ich sehr traurig über den Abstieg meines Zweit-Lieblingsvereins Hertha. Mein Lebensgefährte ist in Berlin aufgewachsen, so bin ich zur Hertha gekommen und habe auch schon live Spiele im Olympiastadion gesehen. Besitze sogar einen Fan-Schal und ein "Danke Hans"-T-Shirt aus der Zeit, wo die Katastrophe noch abgewendet werden konnte.

Aber die schaffen es wieder nach oben, da bin ich mir ganz sicher.

Und dieses Ost-West-Geschwafel geht sowieso an mir vorbei. Wir sind alle Deutsche, und daß wir zusammengehören, stand schon immer in der Präambel unseres Grundgesetzes. Auch wenn Politiker wie Egon Bahr die DDR am liebsten an die Russen verhökert hätte, und auch noch hinter dem Rückein seines Kanzlers Willy Brandt.

Liebe Grüße
Ilka-M.