Der Herzensbus

[Anil]

Der Bus bleibt stehen,
die Menschen gehen,
sobald sich die Türen öffnen, hinaustreten.

Sie sind still, denken nach,
werden sie glücklich wenn ich lach?
Oder sind sie einfach nur zu schwach?

Laufen aus dem Busse raus,
zurück nach Haus,
ihr Leben besteht keine Ahnung woraus.

Stelle mir vor sie zu kennen,
dass sie anstatt aus dem Busse rennen,
sich in mein Herz brennen.

Und was, wenn mein Herz der Bus ist?
Wo du vielleicht mal drin bist,
dann hinaus trittst, es dich aber nie vergisst?
Es dich vielleicht vermisst?

[gryzz]

ich, als fast täglicher Busfahrgast, hab in der Tat auch schon des öfteren über die Thematik "Bus", bzw die Fahrgäste nachgedacht... Was die Menschen wohl so treiben, was sie in ihrem Leben so anstellen usw. (Habe dem ganzen sogar auch vor kurzem ein Gedicht gewidmet).

Ich finde du hast diese Gedanken sehr schön in einem Gedicht untergebracht.
Einige meiner Überlegungen sind auch in deinem Gedicht vertreten, aber was ich sehr schön finde: du bist wahrscheinlich noch weiter dem Gedanken der verschiedenen Menschen nach gegangen als ich und hast dies meiner Meinung nach auch gut untergebracht.

Vor allem über Zeilen wie

Sie sind still, denken nach,
werden sie glücklich wenn ich lach?

habe ich mich sehr gefreut (in dem Sinne, dass sie mir Freude beim Lesen verschafft haben)

Ich lese in dieser Zeile einfach so vieles, manches davon kann ich auch noch nicht ganz in Worte fassen.
Dieser Gedanke, dass man irgendwie im Bus sich zwar so nah ist (örtlich gesehen), aber gleichzeitig interresiert man sich doch null füreinander.
Man sitzt halt nur in einem Gefährt gemeinsam, teilt den selben Weg, aber "mehr ist da auch nicht".
Man hat sich irgendwie direkt danach wieder vergessen, manchmal schon im Moment selber. Man bekommt einander garnicht mit.

Auch die Zeile

ihr Leben besteht keine Ahnung woraus.

geht ein Stück weit in die Richtung (in meinem Kopf) und hat mir viel freiraum für Gedanken gelassen, über welchen ich mich sehr erfreuen konnte.

Ich musste an eine ältere Dame denken, welche ich vor kurzem an der Bushaltestelle getroffen habe. Sie hat sich auch über die Anonymität beschwert (hier aber eher auf das Haus bezogen).
Trotzdem sieht man irgendwie täglich so viele Menschen und ich frage mich dann auch manchmal, was diese Menschen eigentlich den ganzen Tag so treiben. Sie werden ja auch ein Leben haben.
Vielleicht teile ich mit ihnen ein Hobby? Vielleicht würden wir uns gut verstehen? Vielleicht würden wir uns aber auch abgrundtief hassen, ich werde es wohl nie herausfinden.

Natürlich habe ich hier gerade die ganze Zeit die letzte und wahrscheinlich mit wichtigste Strophe für das Gedicht ausgelassen: Der vergleich des Herzens mit dem Bus.
Hierzu kann ich vor allem sagen, dass ich die Idee sehr schön fande. Also zuerst dieses aufziehen der (für viele) alltäglichen / bekannten Situation mit dem Bus und anschließend die Verbindung mit der doch eher persönlichereren Thematik der Liebe.

Alles in allem muss ich sagen, dass ich mich sehr an dem Gedicht konnte, vielen dank!

[Anil]

Vielen Dank für dein ausführliches Feedback!
Es freut mich sehr dich bei deinen Gedanken unterstützen zu können. Ich hatte zuerst Bedenken, ob die Themen des alltäglichen Busses und des sehr persönlichen Herzens nicht zu sehr aneinander vorbeigehen, aber deiner Antwort zufolge ist dies nicht wirklich ein Problem, was mich sehr erfreut.
Schönen Tag noch!