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Der unerwartete Besuch
Es war schon lange dunkel draußen, als ich es mir nach einem langen, leeren Tag voller Gedanken endlich auf meinem Second Hand Sofa gemütlich machte. Und kaum dass ich saß,
klingelte es natürlich an der Tür, wie sollte es auch anders sein. Widerwillig raffte sich mein
von Kopf bis Fuß bekiffter Körper noch ein letztes Mal auf, um den Flur entlang zur Wohnungstür zu schlendern. Meine Füße trugen mich nur noch langsam und ich musste schon höllisch aufpassen, nicht permanent gegen die Wände links und rechts von mir zu stolpern. Ich trank zwar schon seit vielen Jahren keinen Alkohol mehr, aber das Buprenorphin in meinem Körper, in Kombination mit dem hochpotenten Cannabis, lies meine Reaktion von Grund auf schwinden. Das Doxepin tat sein Übrigens und zeichnete, wie immer, rabenschwarze Schatten unter meine Augen.
Es klingelte erneut und ich wurde ins Bewusstsein zurückgerissen. "Ja, dann öffnest du wohl mal die Tür", grummelte ich vor mich hin und schon stand Rotzi, ein alter Bekannter vor mir.
"Hey Rotzi, Alter, komm doch rein, hast ja Glück, dass ich noch wach bin!", war die Begrüßung, die mir angemessen schien. "Kyle, du praller, praller Sack!" entgegnete er prompt. "So viel zum Thema Smalltalk, pflanzen wir unsre Ärsche doch ins Wohnzimmer vor die Glotze." schlug ich intuitiv vor, es war schon so ein Standardspruch geworden, wenn derartiges Klientel meine Gemächer zu betreten ersuchte. Nicht im Geringsten legte ich Wert auf seine Gesellschaft, wollte auch bald schlafen gehen, aber da ich so ein herzensguter Mensch bin, wollte ich mal nicht so sein. "Was schaust du dir gerade an?" fragte Rotzi mit naiver Mine. "Das nennt man Werbung, du behinderter, schwuler, jüdischer Nazikommunistenarsch", rutschte mir mal eben so raus. "Ja ja, kein Grund hier gleich pampig zu werden, war ja nur ne Frage!", so sein Gegenargument. "Wozu denn fragen, wenn die Antwort hier im Raume schwebt, siehst du sie denn nicht, kannst du sie denn nicht erkennen?", fuhr ich ihn ganz theatralisch an. "Alter, komm mal wieder runter, wie gehst denn du ab?!?", stotterte er ganz entrüstet. "Ach Rotzi, du depperter Dumpfdödel, du depperter, ich mach doch nur Show. Was willst'n du überhaupt hier?". Da lief sein hässlich bäuerliches Gesicht schon mächtig rot an: "Dachte, du hättest vielleicht n Kanten Dope für mich, zum Rauchen…" Ich tat so, als hätte ich nichts gehört und kümmerte mich um meine Wäsche: "Geschmeidige Scheiße, frisch gewaschen und trotzdem so n Fleck drauf". "Auf der Hose?" fragte Rotzi, "dann wird das wohl ein Wichsfleck sein…" Er brach in schallendes Gelächter aus. Ich schüttelte genervt mein Haupt und sprach: "Ich fühl mich ja geschmeichelt, dass du mich für so evil hältst, dass mein Sperma schwarz ist, aber ich fürchte, hierbei handelt es sich nicht um eines der uns bekannten Körpersekrete." Und Rotzi ward verstummt. Er konnte, wie ich es nicht anders von ihm gewohnt war, natürlich nichts Brauchbares zur allgemeinen Lösung des Rätsels beitragen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Schultern: "Igitt, verdammt, kann ja nur Bongdreck sein. Wie breit muss ich denn da gewesen sein, um gar nichts bemerkt zu haben? Das Zeug stinkt doch beinah wie Verwesung. Ach, um auf dein kleines Rauchproblem zurück zu kommen, nein, ich kann dir nicht helfen. Ich habe keinen Kanten Hasch auf der Kante, aber ich gebe dir eine fette Blüte von astreinem Gras, zufrieden?" Da freute sich das Mondgesicht, bedankte sich und ging von dannen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann kiffen sie noch heute.
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