Schmerzheilung

[Ex-DrKarg]

Schmerzheilung

©Hans Hartmut Karg
2015

Ich weiß es wirklich nicht,
Ich stell' es nur zur Diskussion, mein Sohn:

Als kürzlich ich im Krankenhaus –
Ein Tumor musste wieder 'raus –
Traf ich dort einen Patienten,
Der lange schon in Ruherenten.
Schmerzlinderung lehnt' er dort ab,
Die brächten ihn nur früh ins Grab
Und würden – so die Mitteilung –
Verzögern jede Wundheilung.
Beobachtet hätt' er selbst an sich
Zur OP, nach Betäubungsstich,
Dass schneller seine Wunden heilen,
Wenn Schmerzen sich ihm da mitteilen.
Der Schmerz, so meint' der gute Mann
Treibt Körperkraft zur Heilung an.
So lebt' den Schmerz er gerne aus,
Kommt früher er doch so nach Haus.

Ich stell' das nur zur Diskussion,
Ich weiß es nicht, mein lieber Sohn.

*

[ex findefuchs]

Guten Morgen,

was Sie wohl meinen, ist, dass jeder Schmerz eine Botschaft an den Heimgesuchten enthält, die es gilt zu entschlüsseln, um der eigenen Befindlichkeit näher zu kommen, auf dem Weg zu einem Lösungs-und Heilungsansatz. Soweit d'accord.
Dass der übermäßige und bedenkenlose Gebrauch von Schmerzmitteln daher schädlich, nutzlos und leider eine von der Pharmaindustrie mitgetragene Geschäftemacherei ist, auch d'accord.
Allerdings sind mir die stahlharten "Schmerz-Aushalter" auch suspekt, da es so etwas wie ein Schmerz-Gedächtnis gibt im Gehirn, was nicht zu unterschätzen ist und im Verlauf eines Lebens sehr wohl eine große Rolle spielen kann. Das Aushalten kann so schlimme Folgen für den Patienten haben.
Wie überall, ist sicher eine Portion Menschenverstand des von Schmerz Betroffenen und ein Mittelweg beim Gebrauch von Schmerzmitteln, in Absprache mit einem Arzt, zu dem Compliance besteht, die beste Entscheidung.


findefuchs

[Merith]

Lieber Hans-Hartmut,

interessante Theorie "treibt Körperkraft zur Heilung an" -
was aber, wenn die Schmerzen so groß sind, dass die Körperkraft erlahmt ?

FG
Merith

[Ex-DrKarg]

Liebe Merith, lieber findefuchs,
das war nur ein aufgeschnappter Gedanke aus dem Krankenhaus, den ich da aufgegriffen habe.
Natürlich brauchen wir Mittel, um irrsinnige Schmerzen zu vermeiden. Und gegen den Exzess des Schmerzmittelmissbrauchs müssen wir uns natürlich ebenfalls zu verwahren. Aber ein wenig Schmerz könnte tatsächlich den Heilungsvorgang beschleunigen - meinte mein Mitpatient. Ich weiß es nicht....
Beste Grüße H. H. Karg

[Leandra]

Ich mag den Inhalt, die Schreibe jedoch ist nicht meins. Dennoch finde ich, dass es gut verfasst worden ist. Ich muss aber auch gestehen, ich bin nicht wirklich der Freund von Reimen, - Gedichten, ...wie auch immer. Und Plan hab ich schonmal garnicht, ..leider. Was nicht ist, kann aber noch werden.

Eine wirklich interessante These. Körpereigene Botenstoffe oder auch Analgetika sind keineswegs irrtümlich. Der Botenstoff "Endorphin" z.B hat eine effektive Schmerzlinderung. Vorraussetzung is natürlich die Freisetzung. Also im klartext, alles was dem Menschen Freude und Glück bereitet. Adrenalin gehört ebenfalls dazu. Fight or Flight Syndrom, näher gehe ich darauf nicht ein. Desweiteren ist im menschlichen Speichel ( Hunde z.B lecken direkt über Wunden, - Des Menschens oder des Tieres ) ein Protein vorhanden, dass effektiver lindern soll als synthetisch hergestellte Analgetika. Nicht nur der analgetische Aspekt steht im Vordergrund, die Regulierung von Glücksgefühlen sowie Emotionalen Reaktionen ist demnach auch rollenbedingt wichtig.

Edit: ( Gehört zwar nicht hier hin, aber .. ) Die Pharmaindustrie verschleiert als Freund und Helfer, ist eher eine Lobby der Massenkontrolle. Krankheiten regieren die Welt, sowohl als auch die Lebensmittel-Industrie.

Gruß

Leandra

[Merith]

Hallo Leandra,

ich gehe in vielem mit dir konform; ich selbst habe bei mir schon bemerkt, falls es sich nicht um wirklich unerträgliche Schmerzehn handelt, dass Ablenkung, oder gar ein zweiter neuer Schmerz, so paradox es klingen mag, den Ur-Schmerz lindern kann. Auch wenn ich mich jetzt etwas ungeschickt ausgedrückt habe, hoffe ich trotzdem, dass ihr versteht, was ich meine.

Liebe Grüße in die Runde

Merith

[Ex-DrKarg]

Liebe Merith,
es gibt also durchaus verschiedene Möglichkeiten, mit Schmerzen umzugehen und Heilung zu erreichen.
Beste Grüße H. H. Karg

[Leandra]

Hallo Merith,

sehr wohl habe ich deine Aussage wahrgenommen und diese auch verstanden. Paradoxa gibt es in der Medizin, zu genüge. Als Beispiel, Schlaf fördernde Mittel (Ich möchte jetzt keine Angaben zu Wirkstoffen oder gar Dosierungsanleitungen vermitteln) haben eine sehr nette Nebenwirkung, und zwar Schlaflosigkeit sowie Unruhe. Sehr witzig, wenn man so darüber nachdenkt.
Des Weiteren gibt es ja das Mittelchen, das Menschen mit ADHS verabreicht bekommen, sehr bekanntes sogar, jedenfalls hat es bei Menschen mit einer nicht Erkrankung an ADHS eine Umkehrwirkung. Man vergleiche es mit aufputschenden Mitteln wie "xy'.

Im menschlichen Gehirn gibt es, das optimale Niveau der zentralnervösen Erregung, bei dem einen wird sie als angenehm befunden, bei dem anderen jedoch eher als erstrebenswert.

Beläuft sich alles auf die Hirnwachheitsreaktion, die im Organismus auf höherem Niveau oder niederem Niveau angesetzt ist. - Siehe Arousal-Theorie.

Merith und das mit dem zweiten Schmerz, oder sich selber Schmerzen zufügen die den primären Schmerz übersteigen funktioniert tatsächlich sehr gut. Bei mir z. B. allergiebedingtes Jucken, das kompensiert wird durch Kälteschocks sowie anstrengender Sportübungen.

Beste Grüße in die Runde

Leandra.


Edit: Es mag sein, dass ich etwas abgeschweift bin. Wirkstoffklassen, Handelsnamen sowie Angaben zur Dosierung enthalte ich dem Forum vor. Sonst kommt so manch Lustiger auf falsche Gedanken.

[Ex-DrKarg]

Liebe Leandra, liebe Merith,
offenbar spielt es auch eine Rolle, welchen Zugang man zum Schmerz aus seiner eigenen, frühen Biografie heraus erlebt, erfahren und verinnerlicht hat. Auch hier: Die medikamentöse Seite ist die eine, das Bewusstsein die andere Seite.
Beste Grüße H. H. Karg

[Merith]

Und noch ein wichtiges Kriterium:

Man kann sich durchaus an eine bestimmte Art Schmerz "gewöhnen" (immer vorausgesetzt, dass er nicht unerträglich ist! !), er gehört irgendwann zum Alltag, d.h. man hat den Schmerz in der Hand, weist ihn in seine Schranken, lässt sich die Anti-Schmerz-Dosis nicht vorschreiben, sondern bestimmt sie selbst.


Merith

Noch nebenbei gesagt. Ich bin eine überzeugte Schulmedizinerin, habe aber vor einigen Wochen den Versuch gestartet, meine Einschlafprobleme ohne Chemie in den Griff zu bekommen.
Zu meiner eigenen größten Überraschung ist mir dies mit einem pflanzlichen Arzneimittel gelungen. Ich weiß nicht, ob es erlaubt ist, hier so öffentlich den Namen preiszugeben.
Lieber Hans Hartmut, wenn auch dein Gedicht jetzt in den Hintergrund geraten ist, ist die Diskussion, die du damit entfacht hast, sehr interessant.

[Fremder]

Zitat von Merith

Man kann sich durchaus an eine bestimmte Art Schmerz "gewöhnen" (immer vorausgesetzt, dass er nicht unerträglich ist! !)

Der Schmerz besteht aus sich selbst und der Aufmerksamkeit, die man ihm gibt, das geht nur bis zu einer gewissen Reizschwelle und hat auch mit Übung zu tun.

Noch nebenbei gesagt. Ich bin eine überzeugte Schulmedizinerin, habe aber vor einigen Wochen den Versuch gestartet, meine Einschlafprobleme ohne Chemie in den Griff zu bekommen.
Zu meiner eigenen größten Überraschung ist mir dies mit einem pflanzlichen Arzneimittel gelungen.

Wenn du Schulmedizinerin bist solltest du die Grundlagen der Pharmakologie kennen, auch Pflanzen haben biochemisch wirksame Bestandteile.

[Thing]

C.S.Lewis:

The Problem of Pain. 1940

Über den Schmerz.

[Merith]

Hallo Fremder,

ich habe mich falsch ausgedrückt, ich bin überzeugte A n h ä n g e r i n der Schulmedizin, meine Kenntnisse über die Grundlagen der Pharmakologie halten sich somit in Grenzen.

Fg
Merith

[Ex-DrKarg]

Liebe Merith,
vieles wäre wahrscheinlich weniger ideologisch unterlegt und weniger lautstark kritisiert, wenn Schulmedizin und Naturheilkunde sich als Ergänzung und nicht als Ausschließlichkeit begreifen würden. Das sind oft Glaubenskriege, die nichts mit einem rationalen Zugang zum Phänomen zu tun haben.
Beste Grüße H. H. Karg

[Merith]

Lieber Hans Hartmut,

du hast ja so recht ! Ich erlebe in meiner eigenen Verwandtschaft mit welcher Verbissenheit jeder sein Ressort verteidigt; dabei habe ich die Erfahrung machen müssen, dass die "Naturheilkundler" über weit weniger Toleranz verfügen als wir armen verirrten "Schulmediziner" .
Wenn mich zur Begrüßung ein Hund beißt ("der will ja nur spielen") werde ich von der unglücklichen Gastgeberin großzügig mit Globuli versorgt gepaart mit ausschweifenden Erklärungen über deren Wirksamkeit. Am nächsten Tag hole ich mir vorsorglich bei meinem Hausarzt doch noch das "schulmedizinische " Spritzchen".
Die Rache folgt auf den Fuß. Bei allen zukünftigen Familienfeiern wird der Hund vor m i r in Sicherheit gebracht, weil ich ihn so nervös mache.
Ich habe mich entschlossen, darüber zu lachen.

Freundlichen Gruß
Merith

[Ex-DrKarg]

Liebe Merith,
das ist wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit, um gesund zu bleiben....
Herzliche Grüße H. H. Karg

[Leandra]

Lieber Herr Dr.Karg,

lieber Leandra, - Danke. :D.

Auf dass wir alle gesund und munter bleiben.

Gruß

Leandra -

[Ex-DrKarg]

Liebe Dichterfreunde,
ich wünsche allen viel, ganz viel Gesundheit.
Liebe Grüße H. H. Karg

[Thing]

Zitat von DrKarg

vieles wäre wahrscheinlich weniger ideologisch unterlegt und weniger lautstark kritisiert, wenn Schulmedizin und Naturheilkunde sich als Ergänzung und nicht als Ausschließlichkeit begreifen würden. Das sind oft Glaubenskriege, die nichts mit einem rationalen Zugang zum Phänomen zu tun haben.

Für mich ist es höchste Zeit!
Aber der "Krieg" lässt wenig Hoffnung.

[Ex-DrKarg]

Lieber Thing,
Kopf hoch - und hoffen, hoffen, hoffen!!! Etwas anderes haben wir nicht! Ich bete für Dich!
Liebe Grüße H. H. Karg