Nicht mehr

[Dunkelblau]

Unentwegt dir Blicke schenkend
flieh ich schnellen Schrittes dich
denn was du mir einst versprochen
ward in mir zu bittrem Rauch

Deinen Geist niemals erfassend
bleibt mir nur dein Angesicht
Warum hast du mich betrogen?
Oder war es meine Schuld?

[cute_fighter]

Na dann werde ich hier mal einen Anfang machen. Teilweise gefällt mir dein Gedicht nämlich sehr gut. Eben nur teilweise.

Unentwegt dir Blicke schenkend
flieh ich schnellen Schrittes dich

Der Anfang gefällt mir. Ausdrucksstark udn leicht verständlich. Das "dich" stört mich irgendwie... Die Grammatik vermag ich in diesem Satz nähmlich nicht ganz zu begreifen. NOrmalerweise müsste es ja "Flieh ich schnellen Schrittes vor dir"? Hier würde aber der Rhymthmus ziemlich leiden und auch der Lesefluss hätte ziemliche Brüche. Eine Variante wäre: "Flieh ich schnellen Schritt's vor dir". Mir würde das mehr behagen, weil man gleich begreift, was du ausdrücken willst und nicht erst die Grammatik und den Sinn der Wörter anschubsen muss. Es ist aber nur eine von tausenden von Möglichkeiten, wie du das lösen kannst. Letzendlich ist es dir überlassen. Mich stört es nur.

denn was du mir einst versprochen
ward in mir zu bittrem Rauch

Naja...hier fehlt was... Der Lesefluss... die Geschmeidigkeit der Wörter... Die Bilder finde ich gelungen. Der bittere Rauch ist sehr gut. Betonen würde man aber hier den ersten Vers so: xXxXxxXx. an der roten stelle, also bei dem "einst ver-" liegt mein Problem beim Lesen... gewöhnlich würde ich dort einfach ein Wort einfügen oder die Zeile irgendwie kürzen. So würde man es viel leichter lesen können und die tollen Metaphern kämen besser zum Ausdruck. Die Gefühle würden an Stärke gewinnen.

Deinen Geist niemals erfassend
bleibt mir nur dein Angesicht
Warum hast du mich betrogen?
Oder war es meine Schuld?

Die zweite Strophe gefällt mir besser. Hier habe ich nichts zu meckern. "Deinen Geist niemals erfassend", sehr gute Formulierung. Ich könnte es nicht besser und es drückt wunderbar die tiefen Gefühle aus. Die Sehnsucht, die Unwissenheit. Der Wille zu begreifen. Die Erinnerung an das lyr. du. Die letzten beiden Strophen nehmen einem mE etwas die Freiheit, die ich bisher so schön fand, weil ich es auf mich selbst interpretieren konnte. Hier wird es speziell. Das "Betrügen" wird zu einfach in den Raum gesetzt. Man muss nicht mehr selbst nachdenken, man bekommt alles von dir serviert. Diese Zeile ist mir zu direkt. Sie enthält vielleicht deine Gefühle, aber dafür nicht mehr so viele der verschiedenen Leser.

Insgesamt trotz meiner Mäkel doch ein ganz schönes Stück. Immer weiter üben und auf Kritik warten.

vlg

[Yve]

Kein übler Text, allerdings stört mich sehr der Ausgang. Die schuld des lyr. Ichs? Dagegen sperre ich mich...aber sonst wirklich schöne Wortwahl. Weiß zu gefallen...

Yve

[Ex Darkskin]

Original von Dunkelblau
Warum hast du mich betrogen?
Oder war es meine Schuld?

Liebe Dunkelblau,

ich weiss nicht, warum mir deine Gedichte bisher verborgen blieben.
Ich bin auch nicht immer im Netz, und es gibt hier (zu) viel gute Sachen.
Mir geht es jetzt nicht darum, irgendwas positiv zu bewerten, wegen deines Threads, meine Kommentare sind immer ehrlich.
Wer mich kennt, weiss das.

Dein Gedicht gefällt mir, vor allem wegen der letzten Frage.
Das könnte man erweitern:
Ich wurde missbraucht - war es meine Schuld?
Ich wurde geschlagen - war es meine Schuld?
Ich wurde vergewaltigt - war es meine Schuld?

Du fliehst das, was für dich bitterer Rauch wurde, und fragst dich, ob es deine Schuld war.
Ich kann in deinen Worten deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, weil ich mir die gleiche Frage oft gestellt habe.

Ich habe aber erkannt:
Nein es war nicht meine Schuld.

Und deine auch nicht.

Ich liebe dein Gedicht, weil ich die Frage (für mich) beantwortet habe.

Ich wünsche dir, dass du sie auch für dich bald beantwortest.

Kompliment für dein Gedicht

Deine

Darkskin

[Dunkelblau]

Danke sehr für die Kommentare.

@ cute_fighter

Soweit ich weiß kann man sagen "ich fliehe dich". Weiß nicht genau, vielleicht ist das etwas verstaubt, vielleicht auch falsch, werd mich mal erkundigen.
Das mit dem einst ist mir nich aufgefallen, mal sehn ob mir da was einfällt.
Das Betrügen ist nicht unbedingt als ein Person hintergehen zu interpretieren, falls du das meinst, wenn nicht dann sag bescheid, dann muss ich drüber nachdenken das auch noch zu ändern

@ Yve

Darkskin hat das denk ich gut beschrieben, sperrst du dich immer noch?

@ Darkskin

Schön, dass es dir gefällt Ich hab das für mich persönlich nicht auf eine Person bezogen, sondern eher auf einen Traum (auch wenns kitschig klingt ) um den ich mich betrogen gefühlt habe. Da bin ich mir nicht sicher wessen Schuld es ist. Ich werd drüber nachdenken was du gesagt hast

[cute_fighter]

Das Betrügen ist nicht unbedingt als ein Person hintergehen zu interpretieren, falls du das meinst

Hatte ich auch nicht vor. Ich wollte lediglich sagen, dass mir persönlich an dieser Stelle die Freiheit genommen wurde. Du hast in einem Satz den Grund dieser Gefühle zu dem lyr. du erklärt, du hast in einem Satz die eigenen Gefühle manch anderer, die sich bis dahin vielleicht in eine nur leicht andere Richtung bewegt haben, zurückgerissen und ihnen gezeigt: Du hast mich betrogen. Die abschließende Frage hingegen gefällt mir selber wieder sehr gut... ich wüsste aber auch nicht, wie man das mit dem betrügen ändern könnte... es störte mich einfach, weil du zu direkt gezeigt hast, welche Gefühle genau du rüberbringen möchtest...
Hoffe du hast es nun einigermaßen verstanden.

[Dunkelblau]

Ja, denk schon dass ich das verstanden hab. Aber auf teufel-komm-raus jetzt noch was zu ändern, wär auch doof. So spontan fällt mir nichts ein, was allgemeiner wäre und trotzdem nicht bescheuert klingt. Ich glaub ich lass es so, auch wenn du recht hast.

[Ex Albatros]

bin leider nicht so oft im Net und habe Deine beiden Gedichte erst jetzt
bemerkt und ich muss sagen, dass Du dich sehr positiv weiterentwickelt
hast, seit ich Dein erstes Gedicht hier im Forum las, das mir allerdings auch schon gut gefiel.

Vielleicht würde die letzte Zeile der ersten Strophe besser klingen, wenn
es hieße:

"Ward zu bittrem Rauch in mir".

Aber das ist nur meine persönliche Ansicht.

Gruß Albatros

[Ex Darkskin]

Original von Albatros
"Ward zu bittrem Rauch in mir".

Ich unterstütze den Antrag

Darkskin

@Albatros
Dein Avatar ist unwahrscheinlich sympathisch!

[Dunkelblau]

Danke, tut gut zu merken, dass man sich weiter entwickelt. Zu deinem Vorschlog: Ich find "ward in mir zu bittrem Rauch" besser, weiß auch nicht warum. Das wirkt so, als würde die Zeile diesen bitteren Rauch ausspeien. Ich find auch, dass deine Version besser klingt, aber dadurch halt auch harmonischer und das passt wiederum nicht zu dem Inhalt. wie du gesagt hast, ist eben Ansichtssache


PS:

Original von Darkskin
Dein Avatar ist unwahrscheinlich sympathisch!

Das find ich auch

[Ex Albatros]

@ Darkskin
@ Dunkelblau

Schäm, rotwerd... Vielen Dank für die Komplimente, die ich allerdings nur
an Darkskin zurückreichen kann und auch schon mal getan habe, weil bei Dir, liebe Dunkelblau, leider nur die Eule der Weisheit fliegt.

Gruß Albatros

[Ex Darkskin]

Warum sind nicht alle Männer wie du, Albatros?

fragt sich - wieder mal -

Darkskin