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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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08.05.2015, 04:48 | #1 |
Das Buch im Walde
Incipit:
Es trug sich zu in deutschen Landen, dass vierzehn Mädchen die verschwanden, im Wald ein kleines Büchlein fanden. Das Büchlein klein und schwärzer als das Fehl'n von jeglich Licht, geschrieben von dem Ketzer, dessen Worte keiner spricht. Es trug den Namen, welchen keiner kannte, weshalb es auch kein Wesen bei seinem Namen nannte. Niemand, der lebt, wird darin genannt. Jeder, der steht, der wurde verbrannt. Sie trugen ihre Namen ein, und suchen nun das Wäldchen heim. (Das letzte war kein saub'rer Reim.) Kapitel I: Ein Wand'rer, müd, der suchte Ruh, ein Wand'rer, Mensch, wie ich und du, ging g'rad'wegs auf das Wäldchen zu. 's war dort, wo er die Stimm vernahm, die Stimm, die aus dem Buche kam. Erstaunt ergriff er schnell die Flucht, doch: die Neugier traf mit voller Wucht. Ganz zögerlich zurück zum Buche, das belegt mit düster'm Fluche. Doch kaum lag's sanft in seiner Hand, niemand mehr den Wand'rer fand. Das Buch verschlingt nicht nur das Licht, sondern auch den guten Wicht. Erlösung, sowas gibt es nicht. Kapitel II: Die Kraft, sie steigt bei jedem Akt, die Macht im Buche, kahl und nackt, das Buch, es war der erste Packt. Die Mädchen nun zu Huldern wurden, verführten Männer in den Tod. Sie fanden Spaß an dem Absurden, ergötzten sich ab fremder Not. Der Wand'rer irrt im Buche weiter, als Buchstab, der nie still mehr steht. Er wandert unbesonnen heiter, auf dass der Sinn vom Text vergeht. Ein Forscher lief quer durch das Land, als nächster er das Büchlein fand. Es tat ihm nichts, in seiner Hand. Kapitel III: Er wollte Buch um Buchstab ganz versteh'n, und nicht zuvor getrennte Wege geh'n. Es pocht sein Herz und an der Tür, wer ist es wohl? Wir werden seh'n. Vierzehn geile Mädchen, tänzelnd an der Tür, sie trugen Rindvieh-Schwänze, was konnt' er denn dafür, dass er vom wilden Schauspiel ganz einfach ward verführt? Kein Körperteil des Forschers blieb denn unberührt. Er ließ sich willig schlachten von den geilen Hulder-Weibern. Das Buch wird übernachten, zwischen Blut von Menschenleibern. Dies Buch liegt nun in meinen Händen und ich frag mich, werd' ich traurig enden? Kann ich's noch zum guten wenden? Explicit: Ich schlag es auf, ich schlag es zu, das Buch es lässt mir keine Ruh, doch schließ ich meine Augen zu. Ich richte den verschloss'nen Blick auf das Buch mit viel Geschick. Was dunkel war wird langsam Licht, Geschehnis wird fortan zu Pflicht. Ins Universum blickt mein Herz, das neue Licht erhöht die Terz. *kleine Terz=Moll, große Terz=Dur Doch leider war dies nur Fiktion, und meine Glieder sterben schon. Es brennt ein Feuer im Gebein, es brennt sich in die Seel' hinein. Nun bin ich Tod, doch bin ich rein? |
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