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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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28.10.2014, 15:42 | #1 |
Trochäus-Versuch
Hallo Forum, ich versuche gerade zu lernen und mich an einer trochäischen Struktur zu versuchen. Dafür zog ich ein bereits vorhandenes Gedicht aus meiner Schublade, überarbeitete es und nun... bin ich mir unsicher! All die Infos und Inputs, die ich mir in den letzte Tagen angelesen habe, haben mich nun komplett verwirrt. Ich bin mir bewusst, dass ich meistens weibliche Kadenzen verwende, ab und an sind aber männliche Kadenzen dabei: Schlimm? Nicht Schlimm? Akzeptabel? Wie sklavisch sollte man das Metrikschema durchziehen, wann darf/sollte man abweichen?
lG Anouk Unter Deinem Bann Zauber wohnt in deinem Lächeln, tausend Mysterien birgst du, wendest nunmehr deine Blicke meinem zaghaft’ Herzen zu. Schönheit liegt in deinen Worten, Lust erteil’n mir deine Hände, leistest hunderttausend Schwüre, dringst durch alle meine Wände. Hüllst mich ein mit deiner Stimme, löscht in mir das klare Denken, liege willenlos, verzaubert, lass mir deine Wärme schenken. Tropfst mir tausend Schmeicheleien über Lippen, Brüste, Beine, honigsüß und zart wie Datteln, diese Nacht bin ich die deine. Malst dein Abbild mit den Fingern mit Inbrunst auf schweißnasse Haut. Einer Leinwand gleich’ ich nunmehr, bleibe, bis der Morgen graut. Hochmut liegt in deinem Lächeln, tausend Erfolge feierst du. Bette wider bess’ren Wissens mein Herz an deiner Brust zur Ruh. ...was die letzte Zeile angeht, so weiß ich, dass ich abweiche. Aber so sehr ich auch herumknobele , ich bekomm es nicht trochäisch hin. Wer also eine Idee hat... gerne! ANOUK |
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29.10.2014, 21:12 | #2 |
R.I.P.
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hallo trochäusversucherin
dein gedicht ist an einigen stellen nicht trochäisch. das finde ich avber nicht das problem, sondern eine unentschlossenheit im stil (die wahrscheinlich daher kommt, dass du ein imaginäres versmass einhalten wolltest??). lies dir mal selber die ersten zwei zeilen vor: Zauber wohnt in deinem Lächeln, tausend Mysterien birgst du, das ist musik! das ist rhythmus! das ist klang! die beiden au‘s am zeilenanfang! die fünf dunkel-unterschwelligen laute o, y, u, ln, rg! der anklang von z und t am zeilenanfang! wie die beiden plosiven anlaute (z/t) durch weichere plosive d/b und reibelaute w/l/m abgelöst werden! und nicht zuletzt, wie der trochäus gleich zu beginn der zweiten zeile aufgelöst wird, indem auf den anfangstrochäus (tausend) ein klar amphibrachisches wort (mysterien) folgt und bestens den akzent auf dieses gedehnte, betonte e in der mitte des verses legt! inhaltlich und in wortwahl und im satzbau bilden diese zwei ersten verse eine einheit! der rest müsste sich an diesem vorbild orientieren und nicht an einem ringen um trochäus, bei dem als kollateralschaden auch so hypergrässliche verse wie „Lust erteil‘n mir deine Hände“ oder „meinem zaghaft‘ Herzen zu“ entstehen (inklusive wortruinen mit apostroph). „mit Inbrunst auf schweissnasse Haut“ würde ich übrigens so notieren: xXxxXXxX das klingt nicht schlecht, wenn es in einem freien vers gut eingebunden wird. aber in einer „trochäus-übung“ hat es nichts verloren. bedeutungsmässig geht es auch neben das ziel: „Brunst“ wäre wohl passender. wenn du das gedicht zu was schönem formen willst, vergiss den trochäus und achte auf anderes. ist meine meinung. schönen abend url |
29.10.2014, 21:25 | #3 |
@url
puh! Mir ist selbst schon aufgefallen, dass es gut beginnt und dann ... naja. Das hast Du ja nun bestätigt. Ich persönlich störe mich am meisten an der Stelle "...diese Nacht in ich die deine" klingt abgeschmackt und wie aus einem Kitschroman. Ich habe tausendmal versucht, diese Zeilen umzustellen, andere Worte zu benutzen, nur die Idee mit den einlullenden Komplimenten irgendwie aufzunehmen, anders zu verpacken... Niente! Nix! Hat nicht geklappt. Vielleicht muss ich den Text etwas länger ruhen lassen und dann hagelt es von alleine Ideen... Es war halt mal ein Versuch von mir, ein Schema strikt durchzuhalten. In manchen jambischen Versen sieht's so einfach locker-flockig aus, wenn's fertig ist... Ich bin mir immer noch nicht so recht im Klaren, wann man besser mit dem Schema brechen sollte (zugunsten von Inhalt bzw klanglich schönen Worten) und wann man es STRIKT befolgen sollte. Seitdem ich mich "eingelesen" habe, bin ich total verwirrt. Die meisten Bücher befürworten ein STRIKTES einhalten und deklarieren jeden Bruch als "peinlich". Wo sollte nun die künstlerische Freiheit beginnen und wo enden? Fragen über Fragen... Danke für Deinen Kommentar lG, Anouk |
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29.10.2014, 21:44 | #4 |
R.I.P.
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Hast du, Anouk, deine Sätze,
deine Verse, Geistesblitze, dir im Kopf schon ausgeformt, ehe du die Versgesetze aus den Büchern nahmst als Stütze? Diese Bücher sind genormt von ganz schrecklichen Popanzen! Lass die Verse lieber tanzen, tanze sie und geh den Schritt, den ihr tanzt, im Kopf gleich mit! 1: Wo sind meine trochäischen Verse ein wenig "untrochäisch"? 2: Wo sind echt trochäische Wörter? 3: Wo ist der Hauptakzent (sind die Hauptakzente) in einer einzelne Zeile? Sind es einmal mehr als einer oder zwei? hoffe, das hilft irgendwie url |
29.10.2014, 21:49 | #5 | ||
Forumsleitung
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Vorschlag (ich hoffe, ich habe die Trochäen durchgehalten):
Zitat:
Zitat:
In der Literatur ist nichts "genormt". Zum Glück unterliegt die Poesie nicht der Regulierungswut der EU. Diese mag uns Leuchtkörper vorschreiben, aber unsere Erhellung kommt nicht aus der Steckdose. |
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29.10.2014, 22:08 | #6 |
@url
deine trochäische Worte wären: Sätze ehe Geistesblitze (2 T. hintereinander) Versgesetze (2 T. hintereinander) Bücher lieber tanzen aus-ge-formt (XxX) schreck-li-chen ( naja, würde ich Xxx lesen) (hoffe ich habe keines vergessen) Was ich aus den Büchern bzw dem Internet herauslese ist, dass man einsilbige Wörter so oder so betonen kann, je nach ihrer Stellung bzw wird man sie je nach Kontext beim lauten lesen so oder so betonen. Am Anfang, würde ich sagen, ist es eher jambisch, denn ich würde das DU in der ersten Zeile betonen, ferner ist mein Name auf der 2. Silbe betont ANOUK (xX) also, 1. Zeile xXxXXxXx Wenn ich das Ganze laut lese, finde ich einen Hauptakzent pro Zeile Zau My Bli He ... Danke, Url!!!! lg,Anouk |
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29.10.2014, 22:18 | #7 |
@ Ilka
tausend Dank! Die Stelle ganz zu Beginn: 1000 Mythen sind Dein Du finde ich super! Ebenso die Änderung in der 4. Strophe, wo Du einfach aus dem Plural einen Singular gemacht hast: tja, der Reim auf "Bein" klingt so viel weniger kitschig... Das alte Lied: Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen??? Die letzte Strophe finde ich ebenfalls toll, wenn gleich sie auch ein wenig die ursprüngliche Aussage verfälscht. Aber vielleicht ist das auch mein Hauptfehler: ich verbeiße mich in ein bestimmtes Bild , eine bestimmte Situation ( die ich in Form einer Gedichtes verarbeiten möchte) halte innerlich an bestimmten Worten fest -- und das macht mich dann unfrei, unflexibel. Danke vielmals, Ilka. Für mich ist das ein wichtiger Schritt, an meinem eigenen Gedicht das Schema ( in diesem Fall Trochäus) ausgeführt zu sehen. Ich habe übrigens keinen "Bruch" mit der trochäischen Struktur bei Deiner Ausführung feststellen können. Super!!!! Dahin möchte ich auch mal kommen!!! Vielen herzlichen Dank für Deine Mühe! lG, Anouk |
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29.10.2014, 22:35 | #8 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
LG Ilka P.S.: Ach ja, noch etwas: Vergiss den Silberteller und mute Deinen Lesern ein gewisses Maß an Hirnarbeit zu. Zitat:
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29.10.2014, 23:21 | #9 |
R.I.P.
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liebe ilka-maria
dein gedicht ist kaum besser als die "steilvorlage" von anouk. diese feststellung mag "überhaupt keine hilfe sein". aber zutreffen tut sie halt. gute nacht url nu lies dir selber mal d e i n e zwei ersten zeilen vor! diese zeilen sind dein du! (frei nach i.m.) |
29.10.2014, 23:55 | #10 |
@ url
Mir geht es bei diesem Gedicht nicht um "gut" oder "besser", sondern erst mal darum, Metrik zu verstehen und (sicher) anzuwenden. Noch strengt mich das sehr an und kostet mich viel (!) Zeit. Ideen habe ich recht viele in meinem Kopf. Zumindest phasenweise, wenn mich die Muse küsst und beflügelt (und zwar im wahrsten Sinne des Wortes ) Dieses Gedicht entstammt meiner Schublade. Ich habe es zu Übungszwecken herausgekramt (es klang ursprünglich noch ganz anders als die Version, die ich hier als "Trochäus-Versuch" gepostet habe) um daran zu üben. Wenn ich Metrik erst mal komplett verstehe, wird sie mir irgendwann auch in Fleisch und Blut übergehen ( mit der nötigen Übung!!!), dann tanze ich auch die Verse (wie du vorschlägst) oder singe sie, spiele sie auf der Trommel oder renne sie auf der Laufbahn. Und dann... dann wird es langsam wirklich interessant für mich: Wenn ich Jambus, Trochäus, Anapäst und Daktylus im Schlaf "beherrsche", kann ich mich in aller Seelenruhe über sie hinwegsetzen, sie frei miteinander kombinieren, Grenzen auflösen. Ich will Dinge verstehen. Ich will mich nicht unwissend (quasi aus Versehen) über etwas hinwegsetzen, sondern begründet und mit vollem Bewusstsein. Aber bis dahin gilt es für mich, die Grundlagen zu erarbeiten. Und ich meine wirklich erarbeiten. Momentan bin ich in der Phase der Verwirrung: Was sollte man? Was sollte man besser nicht? Was muss man? Was darf man auf keinen Fall? Hm. Aber nur in der Verwirrung kann man sich finden und neu definieren, denke ich. Ich muss mich nun erst mal orientieren, all die Begriffe ordnen, schauen was zu mir bzw zu meinen "Bildern" passt, welcher Rhythmus am besten das, was ich sagen will, widerspiegelt. Und dann wird irgendwann ein ganz natürliches, selbstverständliches Empfinden, eine Art "spontane Ästhetik" das Ruder übernehmen. Hoffe ich. lG, Anouk |
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30.10.2014, 06:30 | #11 | ||
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Zitat:
Zitat:
Beispiele für Versmaße: Jambus: xX = Verbot, Betrug Trochäus: Xx = Leben, Rose Anapäst: xxX = Paradies, Malerei Daktylus: Xxx = Königin, Neulinge |
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30.10.2014, 10:41 | #12 |
R.I.P.
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hallo anouk
mein letzter eintrag richtete sich gänzlich an ilka-maria. aber ich habe deine antwort mit interesse gelesen. ich denke, man darf sich bei der metrik schon ein wenig auf sein msuikgehör verlassen. sonst komm etwas dabei heraus wie die verballhornung, welche ilka deinen schönen anfangszeilen hat "angedeihen" lassen. dass es beim namen Anouk veschiedene arten der betonung gibt, hatte ich nicht gewusst. auch die franzosen scheinen sich da nicht einig zu sein. zu den sachen oben weiteres später. url |
30.10.2014, 13:17 | #13 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Ob "Mysterien" ein derart "tolles" Wort ist, dass ein Dichter daran kleben bleiben muss, bezweifle ich. Erste Silbe unbetont, zweite Silbe betont, dann zwei fallende Silben ... da käme man mit dem Wort "Geheimnisse" auch nicht weiter. Wörter mit solchen Hebungen und Senkungen machen meistens Probleme. Es ist eine Grundregel der schreibenden Zunft, dass kurze, griffige Wörter immer zu bevorzugen sind, weil sie besser klingen als Silbenprozessionen. "Rätsel" wäre eine gute Lösung, aber dann muss der ganze Vers neu aufgebaut werden. Das apostrophierte "zaghaft" ist auch nicht gerade ein Hör- und Augenschmaus, auch ist das Wort in Verbindung mit "Herz" ziemlich abgedroschen. Viele unserer User helfen sich damit, einfach den Kasus zu ignorieren, also "... meinem zaghaften Herz" zu schreiben. Das ist schon derart gebräuchlich, dass es vielen Schreibern gar nicht mehr auffällt, aber es ist und bleibt ein Fehler. Und zuletzt: Jede meiner "Verbesserungen" braucht nicht als solche genommen zu werden, es sind Vorschläge, die vielleicht sogar weitere Assoziationen auslösen. Es liegt beim Dichter, was er damit machen will. Nun denn: Hier ist ein neuer Vorschlag, aber lediglich als Beispiel dafür, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt, ohne dabei etwas grundlegend an der Ursprungsidee zu ändern. Zitat:
Falls Du noch nicht von selbst auf ihn gestoßen bist, liebe Anouk, dannn schau mal, ob Dir die Bücher von Wolf Schneider eine Hilfe sein können: "Deutsch für Profis - Wege zu gutem Stil" "Deutsch für Kenner - Die neue Stilkunde" "Deutsch! Das Handbuch für attraktive Texte" "Gewönne doch der Konjunktiv!" "Speak German! Warum Deutsch manchmal besser ist" Zu empfehlen ist auch die "Stilfibel" von Ludwig Reiners, ein Uralt-Klassiker, der immer noch aufgelegt wird. Grundsätzlich sehe ich Deinen Anspruch als richtig an, und er wird auch von den Profi-Schreibern geteilt: Erst das Handwerk lernen und beherrschen, die Freiakrobatik entwickelt sich später von selbst. Viel Spaß beim "Weiterwursteln"! LG Ilka |
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30.10.2014, 14:40 | #14 |
@ Ilka
Hallo Ilka, siehst Du, ich habe bevor ich den Text postete, viele Alternativen für "Mysterien" gesucht. U. a. auch das von Dir erwähnte "Geheimnisse", was mir ähnliche Probleme bereitete wie "Mysterien". "Rätsel" scheint eine gute Idee. Auch mir ist bereits aufgefallen, dass 2-silbige Wörter oft die wenigsten "Probleme" bereiten... Mit den fallenden Silben von "Geheimnisse" wusste ich wenig anzufangen, obschon mir beide Wörter (Mysterien UND Geheimnisse) an und für sich gut gefallen. Ich sollte mich in Zukunft von vornherein mehr an kurze, klare Wörter halten, und wenn es nur zu Übungszwecken ist. Danke für die weiteren Literaturhinweise, diese Bücher kenne ich noch nicht. Danke auch für den erneuten Vorschlag. "Spröde" ist inhaltlich nicht ganz das, was ich ausdrücken wollte. Der Einwand gegen das apostrophierte "zaghaft" ist jedoch einzusehen. "Herz" statt "Herzen" geht in diesem Fall gar nicht... auch mir ist aufgefallen, dass Song Text Schreiber dieses ungeniert tun, aber ich möchte es nicht nachahmen... Ich mache mich mal auf die Suche nach einem Wort, das mir "passt" Danke an dieser Stelle Euch allen, die Ihr Euch so ausführlich mit meinem Gedicht auseinandergesetzt habt!!! lG, ANOUK |
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03.11.2014, 17:23 | #15 |
Ich habe mich zu einer Überarbeitung aufgerafft, in der ich versuche, zumeist dem Trochäus treu zu bleiben (gelingt mir, wie bereits in der 1. Version, nicht immer, aber das finde ich nicht sooo schlimm)
Ferner versuche ich, die Inputs von url und Ilka irgendwie mit aufzunehmen, das Ganze aber doch "meins" sein zu lassen. Keine leichte Aufgabe. Dies ist dabei herausgekommen: Zauber wohnt in deinem Lächeln, tausend Mysterien birgst du, wendest nunmehr deine Blicke meinem scheuen Herzen zu. Schönheit liegt in deinen Worten, und mit hunderttausend Schwüren schaffst du, was noch keinem glückte: Lust und Glut in mir zu schüren. Hüllst mich ein mit deiner Stimme, raubst mir meinen klaren Sinn, füg mich, haltlos und bezaubert geb mich deinem Werben hin. Küsst voll Inbrunst meine Lippen, löscht jeden Widerstand in mir, machst mich glauben ich sei einzig – kein bloßer Zeitvertreib von dir. Malst dein Abbild mit den Fingern selbstverliebt auf meine Haut. Eine Leinwand bin ich nunmehr, bleibe, bis der Morgen graut. Hochmut liegt in deinem Lächeln, tausend Erfolge feierst du. Bette wider bess’ren Wissens mein Herz an deiner Brust zur Ruh. |
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