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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 03.05.2007, 16:27   #1
saphirestaub
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 34

Standard Kalt

kalt

Ich weiß nicht wie oft
Du schon hier unten warst
Ich weiß es ist ziemlich spät
Doch bevor du wiederkamst
War es verdammt kalt hier unten

Ich weiß du brauchst Zeit
Davon hab ich genug
Ich weiß du willst mehr
Als meine Seele vertrug
Oh es ist verdammt kalt hier unten

Du weißt meine Flügel
Sind gebrochen, gelähmt
Und als beim Versuch sie zu öffnen
Du wieder mal gingst
War’s wieder nur verdammt kalt hier unten
saphirestaub ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2007, 09:57   #2
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Hallo Saphirestaub,
ich hab mir diese Zeilen mehrmals durchgelesen und
sie auf mich wirken lassen.
Ich wollte nicht einfach nur schön oder toll etc. schreiben.
Ich finde es sehr gelungen (meine Gänsehaut bestätigt mir das )
Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2007, 13:13   #3
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

Standard RE: Kalt

Hallo saphirestaub,

gleich vorweg: das wird keine positive Kritik.

Zitat:
kalt
Schon allein von dem Titel ausgehend erwarte ich: gar nichts.
Aber vor allem erwarte ich, dass das Wort "kalt" im Text nicht mehr auftaucht.

Zitat:
Ich weiß nicht wie oft
Du schon hier unten warst
Ich weiß es ist ziemlich spät
Die Anapher lasse ich durchgehen, die klingt nicht schlecht. Das "du" würde ich klein schreiben und hinter "warst" sowie hinter "spät" Punkte setzen.

Zitat:
Doch bevor du wiederkamst
War es verdammt kalt hier unten
Hier fängt das Übel an: viel zu direkt, die Wiederholung des Titels, die Wortwiederholung "unten" - da verliert sich die Wirkung. Die Sprache ist einfach gehalten, dass ist okay. Redundanzen kann man trotzdem vermeiden und ein bisschen weniger Satz-mit-Zeilenumbruch-Gefühl wäre nicht zu verachten. Die zwei Zeilen am besten ersatzlos streichen.

Zitat:
Ich weiß du brachst Zeit
Davon hab ich genug
Ich weiß du willst mehr
Als meine Seele vertrug
Oh es ist verdammt kalt hier unten
Hier hat sich ein Tippfehler eingeschlichen, bei "brachst" fehlt vermutlich das "u". Andererseits eröffnet dieser Fehler eine ganz neue Option für dich: wie wäre es wenn du schreiben würdest "du brachtest keine Zeit"?
Die "Ich weiß" Anapher hat sich jetzt totgelaufen, ich würde die empfehlen sie rauszukürzen.
Der Wechsel in den Zeiten ist unschön ("willst mehr" aber "vertrug"), unbedingt korrigieren.
Für das "kalt" solltest du andere Worte aus dem semantischen Feld suchen: Winter, eisig, kühl, nass, klamm, ...
Das Wort "Seele" schreit immer so nach Psychologen, auch raus damit. "Als ich vertrug" würde völlig reichen, schöner wäre natürlich, wenn du das "ich" auch rauskriegen würdest, das Gedicht, resp. das lyrische Ich wirkt so schon narzisstisch genug (Esel nennt sich immer zuerst und so).

Zitat:
Du weißt meine Flügel
Sind gebrochen, gelähmt
Und als beim Versuch sie zu öffnen
Du wieder mal gingst
War’s wieder nur verdammt kalt hier unten
Das mit den Flügeln ist ein ganz ganz ganz schrecklicher Griff ins "ich bin ein Engel den keiner versteht" - Klo.
Der letzten Strophe fehlt definitiv die Pointierung, die ganze Flügelepisode ist furchtbar, zu dem kalt muss ich wohl nichts mehr sagen.
Wenn du den Engel-Touch behalten möchtest, empfehle ich eine Konstruktion wie: "Kennst doch mein Fliegen / das einstige. Es fehlt."

Du hast definitiv ein Gefühl für Sprachfluss, allerdings mangelt es dir scheinbar an einem differenzierten Wortschatz sowie ausreichender Lektüre. Schreib weiter, aber: lies soviel du kannst, was immer du in die Finger kriegst. Geh in die Bibliothek, leih dir Bachmann, Kästner, Celan, Eliot, Sachs, Benn, Trakl, Heym, Grünbein - lies und merk dir, was dir gefällt, versuche herauszufinden, warum es dir gefällt, lies auch Fachliteratur. Beschäftige dich mit der Sprache, lerne was die Menschen dazu bringt zu lesen.

Lieben Gruß,
Ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2007, 15:10   #4
saphirestaub
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 34

an Jeanny:
Vielen Dank für die liebe Kritik. Freut mich wenn meine Lyrik Menschen erreicht.

An ravna:
Auch danke für die Kritik nur kann ich außer dem Screibfehler nicht viel davon annehmen. Lediglich deshalb, da ich das was ich schreibe, und die art wie ich es schreibe nicht ohne grund so schreibe. ich denke mir was dabei und es hat seinen sinn. Deshalb finde ich so harte Kritik unangebracht, ganz einfach weil dieses Befinden zu eben diesem Zeitpunkt mich dazu gebracht hat es eben so zu schreiben wie es da steht. ich schreibe zu dem nicht für alle anderen und zu allererst um damit einen Heilungsprozess voranzutreiben. Da achtet man nicht auf Ästhetik, sondern auf Fülle. Es tut mir leid wenn dich dieses gedicht in keinster Weise anspricht, was doch nicht heißt das niemand anderen anspricht. Und seid wann hat Lyrik den Sinn es anderen so zu schreiben wie sie es hören wollen, während es dabei den Charakter den ich für mich ganz persönlich übermitteln will verliert.Kunst ist nur subjektiv zu betrachten, glaube ich und daher ist deine Kritik in vollem Maße berechtigt. Nur sollte man aufpassen das man nicht verletzend wird und beginnt seinen oder den schreibstil irgend eines anderen zu idealisieren und den anderer dabei über Bord zu werfen. Zu dem sollte dein Wortschatz groß genug sein um eine konstruktive Kritik zu verfassen ohne dabei ausfallend zu werden. ich hoffe du verstehst wa ich meine und handlest mich nicht als kindisch runter. ich hätte bloß ein klein wenig respekt erwarten, selbst wenn es wenig ist.
saphirestaub ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2007, 15:19   #5
El_Hefe
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530

hallo saphirestaub, lyrik sollte zumindest den anspruch haben, sich in vernünftiger sprache zu zeigen, ansonsten sind es gedanken, die eher ins tagebuch gehören
ich stimme ravna zu, dass mir das gedicht nicht sonders gefällt, u.a. wegen oben von ihr aufgeführten gründen.
gruetzi, hefe

p.s.: mag sein, dass es dich berührt hat, aber dann kann es trotzdem kritik daran geben, wie du es umgesetzt hast.
El_Hefe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.05.2007, 15:47   #6
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

Zitat:
Original von saphirestaub
Auch danke für die Kritik nur kann ich außer dem Screibfehler nicht viel davon annehmen. Lediglich deshalb, da ich das was ich schreibe, und die art wie ich es schreibe nicht ohne grund so schreibe. ich denke mir was dabei und es hat seinen sinn.
das ist ja schön und gut, aber ist es nicht ziel eines autors sich weiter zu entwickeln?

Zitat:
Deshalb finde ich so harte Kritik unangebracht, ganz einfach weil dieses Befinden zu eben diesem Zeitpunkt mich dazu gebracht hat es eben so zu schreiben wie es da steht.
das war keine harte kritik. harte kritik sieht ganz anders aus. wenn du das als hart empfunden hast brauchst du ein dickeres fell oder solltest in ein reines streichel-forum wechseln.
Zitat:
ich schreibe zu dem nicht für alle anderen und zu allererst um damit einen Heilungsprozess voranzutreiben. Da achtet man nicht auf Ästhetik, sondern auf Fülle.
heilungsprozesse gehören ins tagebuch, in deine krankenakte oder in selbsthilfeforen. das hier ist ein lyrik forum, es geht um literatur. da musst du mit kritik rechnen. wenn du gekuschelt werden willst, leg dir nen haustier zu. schildkröten, reptilien oder fische würde ich aber nicht empfehlen.
Zitat:
Es tut mir leid wenn dich dieses gedicht in keinster Weise anspricht, was doch nicht heißt das niemand anderen anspricht.
natürlich. die bildzeitung spricht mich auch nicht an, hat aber millionen begeisterter leser.
Zitat:
Und seid wann hat Lyrik den Sinn es anderen so zu schreiben wie sie es hören wollen, während es dabei den Charakter den ich für mich ganz persönlich übermitteln will verliert.Kunst ist nur subjektiv zu betrachten, glaube ich und daher ist deine Kritik in vollem Maße berechtigt.
es sind subjekte die kunst betrachten, die betrachtung ist natürlich subjektiv. komischerweise kommt es trotzdem zu der entstehung kanonisierter literatur. eine idee, warum?
Zitat:
Nur sollte man aufpassen das man nicht verletzend wird und beginnt seinen oder den schreibstil irgend eines anderen zu idealisieren und den anderer dabei über Bord zu werfen.
ich habe das gedicht, den schreibstil kritisiert. nicht dich. wenn dich das verletzt hast du ein ganz massives distanzproblem. ich idealisiere keinen schreibstil, die autoren, welche ich dir aufgezählt habe, finde ich nicht alle gut und selbst meine geliebte bachmann hat ne menge mist fabriziert.
Zitat:
Zu dem sollte dein Wortschatz groß genug sein um eine konstruktive Kritik zu verfassen ohne dabei ausfallend zu werden. ich hoffe du verstehst wa ich meine und handlest mich nicht als kindisch runter. ich hätte bloß ein klein wenig respekt erwarten, selbst wenn es wenig ist.
offenbar hast du meine kritik nicht richtig gelesen, denn ich habe dir ein großes kompliment gemacht, etwas was ich nicht häufig angesichts platt-redundanter texte sage.
ich hätte erwartet, dass du nicht eine antwort nach dem motto "du versteht ja bloß meinen style net" gibst.
nun, irren ist menschlich.
einen schönen tag noch,
ravna
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