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Alt 16.11.2018, 08:27   #1
männlich Tegro
 
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Standard Strand I

Du lebst nicht, du stirbst dahin. Ganz, ganz langsam.

Stimmt, du doch aber auch, Spinner.

Ich bin schnell.

Was das auch immer war, sie muss zurück, dachte Natascha. Sie drehte sich in einem großen Kreis um und ging mit etwas Abstand neben ihrer perfekten Chuckspur, um diese nicht zu zerstören. Ausnahmsweise hatte sie nicht auf die Uhr geschaut, wusste nicht wie weit sie unterwegs war. Dafür war sie Mitja dankbar, der Ausflug brachte so viel Zeit mit sich. Fast mehr als er ihr kostet.
Sie geht also dahin, die Schritte fast im Takt mit dem Rauschen. In einem Film würde ein Sturm aufziehen, aber die Sonne scheint. Hell und stark, merkwürdig aufdringlich.
Nach doch nur wenigen Minuten, sie ging wohl sehr schnell, kam sie wieder im Strandhaus an. Natasche rutschte beinahe auf der sandigen Veranda aus, fing sich aber, elegant wie eine Dame.
Schlüssel vergessen, aber Mitja öffnete die Tür fast augenblicklich.
"Was ist denn los?" fragte sie mit einer Stimme, die versucht Sorge darzustellen.
Mitja sah noch trauriger aus als sonst, kalte Augen, obwohl die doch sonst noch leuchten. Jetzt leuchteten sie kalt. Und anstatt was zu sagen, dreht er sich um und führte Natascha ins kleine Wohnzimmer. Sie setzte sich ihm gegenüber in den Sessel. Den hatte er wohl schon dort hingeschoben.
"Warum sagst du mir denn nicht einfach, dass du reden willst? Was soll der Anruf?". Etwas zu vorwurfsvoll.

"Tut mir leid. Ich hab nicht nachgedacht..."
"Tust du doch sonst immer."
"Das ist das Problem." und dann schwieg er.
Aber nur kurz, dann erwiderte sie schlicht "Ich weiß."
Das verblüffte ihn, sonst war sie doch immer etwas weniger verständnisvoll oder es brauchte etwas mehr Zeit. Das war jetzt erstaunlich klar und doch ehrlich.
"Ich weiß, dass es dir scheiße geht. Aber dann zieh nicht sowas mit mir ab. Sei keine Drama-Queen. Red einfach mit mir. Deshalb hast du mich doch mitgenommen, oder nicht?"
Das tat ihm weh aber auch gut. Er hatte diese Szene hundert mal durchgespielt. Das Gespräch beginnt eigentlich erst in ein paar Minuten. Aber solange hätte er es wohl auch nicht ausgehalten und dann doch abgelenkt.
"Nur fair. Ich erzähl jetzt, du hörst zu."
Ein leichtes Nicken. "Ich will nicht heulen, dann bin ich hässlich."
Beide lächeln, nur kurz, ihr Lächeln erstarrt.
Er atmet aus. "Mir geht's schlecht, kein Geheimnis, aber ich hab vor, das zu ändern. Ich bring mich um."
"Nein"

Wie konnte er sowas nur so sagen? Natascha begang zu weinen, ganz leise und ruhig kullerten die Tränen.
"Warum?" fragte sie, Stimme gebrochen.
Ihr Blick war gesenkt. Jeder Muskel in ihrem Körper war steif angespannt, sie zitterte. Ansonsten keine Regung. Man konnte hören, wie ihre Tränen auf ihre Hände plätschern.
"Du weißt doch warum. Wir wussten, dass das kommt."
Natascha hatte zwei Möglichkeiten zu antworten. Entweder sie versuchte die Situation aufzulockern, sagt, sie hätte gehofft, sie hätte nur einen Brief bekommen, ihn dann geboxt und "Spinner" genannt. Oder sie sagte schlicht "Ja."
Sie sagte "Nein."
Und das war ehrlich, irgendwie.

Weil er Natascha so anstarrte und versucht, ihren Blick zu fangen, versteifte Mitja auch. Komische Antwort. Dann sprang sie plötzlich auf, ramnte hinaus, die Tür knallte.
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