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Alt 10.09.2017, 17:46   #1
männlich Platon
 
Dabei seit: 09/2011
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Beiträge: 31

Standard Depression

Depression

Es zwingt mich auf die Knie. Ich werde verprügelt immer und immer wieder. Ich habe keine Kraft mehr in den Gliedern um mich zu wehren. Ich werde vergewaltigt. Meine Seele wird von der Depression zerrissen und aufgefressen. Schmatzende, stöhnende Laute der Depression ertönen in meinen Kopf. Ich schaue dabei zu und ich kann nichts machen. Hass kommt auf in mir. Hass gegen mich. Ich hasse mich, weil ich zuschauen muss. Ich fühle mich schwach und diese Schwäche in mir hasse ich.

Einsamkeit und Angst paralysieren meinen Körper und halten meinen Geist und meine Seele in Ketten. Die Angst ist der kleine Bruder der Depression. Die Angst kommt gerne unangekündigt und spielt Ball mit meiner Seele. Die Depression ist ihr Spielpartner. Die Einsamkeit ist das neue Kind das neben an einzieht und zum Spielen raus kommt. Erst langsam und schüchtern, dann aber mit vollem Einsatz und Enthusiasmus.

Der Druck steigt. Leute wollen was von mir, das ich ihnen nicht geben kann. Bin ich nur da um Befehle auszuführen? Wer bin ich dann? Was bin ich? Bin ich noch ein Mensch? Ein Fleischsack der nur folgt? Ein unwichtiges erfolgloses Experiment?

Nach einem Arbeitstag komme ich nach Hause und will weinen. Ich kann es nicht, weil ich diese Schwäche der Depression nicht geben kann. Sie hat schon zu viel, meine Gefühle: Liebe, Freude und Glück. Dieses Gefühl kann ich ihr nicht geben. So weint meine Seele in mir.

Ich bin eine Geißel in einem Gefängis, das ich mir selber gebaut habe, aus dem ich aber nicht ausbrechen kann. Eine Gefühl- und zukunftslose Seele in einem Käfig aus Glas. Leute laufen um mich rum und sehen mich an wie ein Tier in einem Zoo. Manche lachen über mich, andere wollen helfen, sind aber genauso schlimm, weil sie nicht verstehen. Ich will sie nicht hassen. Wieso aber verstehen sie nicht, was sie machen? Aus diesem Gefängnis kann nur ich ausbrechen. Keiner kann mich aus diesem Gefängnis befreien. Ich fange an mich zu hassen, weil ich diese Leute hasse. Dabei will ich zu ihnen. Ich bin ich nur ein Verdurstender, der zu viel von ihrer Aufmerksamkeit trinkt, sich aber verschluckt und sich übergeben muss. Ich bin auf allen Vieren und jeder schaut mir zu. Wieder gibt es welche, die einfach nur lachen und andere, die irgendwie helfen wollen. Die Leute, die helfen wollen verstehen aber nicht, dass ich mich einfach nur auskotzen muss und sie mir danach einfach nur die Hand reichen müssen, um mir auf die Füße zu helfen. Keiner versteht es.

Tage, Monate, Jahre. Stunden, Minuten, Sekunden. Sie sind Glassplitter in meinem Gehirn. Jeder mit seiner eigenen Länge und Dicke. Ich fühle sie Tag und Nacht. Sie sind der Grund, wieso ich nicht schlafen kann. Werde ich verrückt? Wann ist Tag und wann ist Nacht? Wann schlafe ich und wann bin ich wach? Ist das alles ein Traum? Werde ich gleich aufschrecken in Schweiß gebadet und mir denken, dass das alles nur ein schlechter Traum war? Schlaflosigkeit. Es kommt mir vor wie ein unendlich langer Gang mit einer Tür am Ende. Der Gang wird für einen Moment kurz. Ich muss nur die Hand ausstrecken, um sie zu öffnen. Kaum bewege ich meine Hand, wird der Gang wieder unendlich lang. Der Alptraum geht weiter.

Das Internet ist meine Rettung. Ich kann für kurze Zeit in einer anderen Welt sein und sein wer ich will. Ich brauche keine Menschen in meinem Leben. Es ist wie Balsam auf einer eiternden Wunde. Ich bin nämlich frei. Ich brauche nicht aus meinem Zimmer zu gehen, um auf der anderen Seite des Globus zu sein. Aber bin ich immer noch ich, wenn ich sein kann wer immer ich will? Ist das wirklich Freiheit, wenn ich doch noch hier bin? Wen ich sein kann wer immer ich will, können das andere Menschen dann nicht auch? Welchen Wert hat das alles? Ich muss abschalten. Noch eine Folge schauen.

Melancholie kommt in mir auf. Ich sehe ein Pärchen. Eltern spielen mit ihren Kindern im Park. Ich frage mich, wie sie das Glück spüren. Nehmen sie es überhaupt war? Werden sie sich wieder an diesen Moment, an diesen Tag eben an diesen Moment erinnern können oder verstreicht er einfach. Ich weiß es nicht. Ich freue mich für diese Leute, denn sie scheinen nicht zu wissen wie viel Glück sie haben. Ich muss lächeln auch wenn es eher traurig ist.

Ich habe gebetet. Oh Gott, ich habe gebetet. Es half alles nichts. Es hört nicht auf. Ich betete zu Gott dass er mich töten möge, dass ein Blitz in mich einschlägt oder dass mir wenigstens ein Ziegelstein auf den Kopf fällt. Ich kann es nämlich nicht selber tun. Ich fühle mich schwach und wie ein Feigling. Ich kann trotzdem keine Hand an mich legen. Wollen tue ich es so sehr. Es soll endlich aufhören. Diese dauernden Wiederholungen. Dieses dauernde Gefühl der Leere in meinem Körper. Dieses Loch, das auf einmal da ist und alles in sich einsaugt. Es wiederholt sich tagein, tagaus. Ich halte es nicht mehr aus. Bitte, bitte, oh Herr, erlöse mich von diesem Bösen und nimm mich endlich zu dir in den Himmel. Ich lege mich zur Seite und mit einem Schmerz in der Brust schlafe ich ein und hoffe, dass ich niemals aufwache.

Zorn, Hass und Wut sind die einzigen Gefühle, die ich noch fühlen darf. Sie treiben mich an. Dieses Feuer, das die Wut in mir auflodern lässt. Der Hass, der mir immer ins Ohr flüstert, dass jeder besser ist als ich und ich somit noch mehr Öl ins Feuer kippe, das die Wut in mir entflammt hat. Der Zorn erzählt mir wie schmackhaft meine Rache sein wird, wenn ich wieder auf den Beinen bin und es jedem heimzahle, der mir etwas Schlechtes getan hat. "Denn wir vergessen nicht", sagt mir der Zorn mit einem Lächeln im Gesicht und entblößt dabei seine faulenden Zähne. Das ist, was mir jeden Tag aus dem Bett hilft. Ein einfacher und doch so komplizierter Teufelskreis.

Kurzer Einblick aus meinem Leben mit 17 Jahren:
Wie einfach es doch wäre, einfach abzudrücken ohne an die Folgen zu denken. Es einfach zu machen, sich nicht mehr quälen mit dieser Welt. Ich hasse sie. Diese Welt nervt mich einfach -ich bin erst 17 und habe meinen Drang weiter zu leben verloren. Er ist nicht da. Ich erschrecke nicht, wenn ein Auto zu nah an mir vorbei fährt. Ich habe keine Angst mehr vor der Höhe. Keine Krankheit kann mir was anhaben, denn entweder sie beendet es (was ist "es"?) oder ich selber. Ich sitze und schreibe wie ein Psychopat alles was mir in denn Sinn kommt während ich Requiem vor a Dream höre, eines der wenigen Musikstücke, die mein Innerstes ausdeuten. Ich bin dunkel. Dunkler als dunkel - wieso soll ich Angst haben, wieso soll ich Mitleid haben. Wieso? Ich bin 17 Jahre alt, mache eine Ausbildung zum Mechatroniker, bei der ich immer mehr versage. Was ist Erfolg ? Ist er das sich jeden Tag zur Arbeit zu begeben bis zum Rest deines Lebens zu hoffen das dir dein Chef einen Brotkrumen vor die Füße wirft. (Den Satz bitte auf "Vordermann" bringen). Ich hatte so viel vor in meinem Leben. Jugendliche Träume wie die Welt bereisen denn Mount Everest zu besteigen, aber was hindert mich daran. Einfach wegzugehen. Nichts, natürlich nichts, aber da ist irgendetwas, das mich festhält, mich nicht loslässt, die Krallen in mich gewätzt ?? hat wie ein Adler in seine Beute. Da ist etwas was mich runter zieht die Pflicht zu erfüllen, der ich mir selber nicht bewusst bin. Wieso aber bin ich so unglücklich ? Ich habe alles was man zum Glücklichsein braucht: Ein Zimmer, ein Bett, einen Fernseher und einen Computer - alles Sachen, die uns an unser Leben binden, uns zwingen unser Leben zu leben, egal wie unglücklich wir damit sind. Sieh, der Dalai Lama lebt in Armut und ist glücklich. Wobei ich zugeben muss: Ich habe keine Ahnung über diesen Mann und ob er wirklich in Armut lebt, aber ist es nicht das, was jeder mal machen sollte - einfach alles wegschmeißen, von vorne beginnen, zuerst das tun, was er will und dann auf den Chef, den Präsidenten, Kanzler oder wen auch immer hören. Jeder Mensch ist ein Egoist - einer mehr, einer weniger, und jeder hat Träume, die er zu erfüllen hat es aber nicht tut. (unklare Ausdrucksweise). Genauso wie bei mir. Ich sehe meine Zukunft schon kommen: Mit 20 heirate ich die Erstbeste. Ich habe drei Kinder, eine Frau, ein "normales Leben". Kein bisschen Dankbarkeit für meine harte Arbeit. So bis zum Rest meines Lebens unglücklich und verfaulend in einer Hülle aus Fleisch und Blut und das nur, weil ich eben nicht egoistisch war. Nicht zuerst meine Träume erfüllt habe. Zuerst an die anderen gedacht habe. Was sie fühlen. Was sie wollen und so gesehen bin ich dann noch selber Schuld denn ich habe genug Zeit um mich zu ändern, wieder zu lachen, den Stein auf meiner Seele endlich loszuwerden. Denn VERDAMMT NOCHMAL ICH WILL LEBEN ICH WILL LEBEN LEEEEEEEEEEEEEBBBBBBBBBBBBBBBEEEEEEEEEEENNNNNNNNNN NN. Kommt bloß darauf an, ob ich es verwirklichen kann.

Kapitel 2
So und nach diesem Text, den ich wirklich mit 17 geschrieben habe, möchte ich jetzt das zweite Kapitel beginnen. Was ist Depression? Ich werde das von Leuten echt oft gefragt, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Depressionen habe. Ich könnte euch jetzt natürlich eine Definition aus Wikipedia hin klatschen und gut ist. Ich denke aber, dass das Schwachsinn wäre. Bei jedem Menschen ist die Depression anders. Jeder fühlt sie anders. Jeder sieht sie anders. Jeder beschreibt sie anders. Trotzdem verstehen nur Menschen, die an eine Depression leiden, was der andere durchmacht. Den es ist wirklich ein Leiden. Ich höre von genau diesen Leuten, die mich fragen was Depressionen sind, Witze und Späße darüber machen. Ich werde immer noch etwas wütend, wenn ich solche Menschen sehe und höre. Ich denke mir dann aber - lass es gut sein. Sie wissen nicht wovon sie sprechen. Lass sie ihre Späße machen. Denn an diesen Menschen sieht man, dass sie nie richtig an Depressionen gelitten haben. Ich habe oben in den verschiedenen Abschnitten versucht zu beschreiben, wie sich die Depression bei mir äußert. Einige Sachen werden etwas verwirrend erscheinen. Das soll aber auch so sein. Ich habe versucht mit Bildern zu schreiben. Was ich damit meine? Ich wollte mit den Abschnitten erreichen, dass die Leser deutliche Bilder sehen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Ich möchte auch, dass der Leser verleitet wird in diese Abschnitte Sachen rein zu interpretieren. Wieso ist mir das so wichtig? Also ich bin der Meinung, dass man beim Interpretieren sehr viel aus seinem eigenen Erfahrungspool schöpft und es eben mit seinen Erfahrungen vergleicht. Vielleicht sieht er sich selber in dem von mir geschriebenen Text. Vielleicht aber auch nicht. Was ich hoffe ist, dass meine damit geteilten Erfahrungen Menschen helfen. Dass, falls jemand der das liest, auch an Depressionen leidet, sich vielleicht für einen Moment nicht so einsam auf dieser großen weiten Welt vorkommt. Ich bin mir auch nicht sicher ob ich das jemals irgendwo veröffentlichen werde. Also auf einem Forum meine ich. Um es richtig zu veröffentlichen, fehlt es mir einfach an schreiberischer Begabung. Ich könnte natürlich noch die ganzen Sachen aufschreiben, die ich erlebt habe. Die Ursache meiner Depression. Ich weiß aber nicht, ob ich das wirklich will.
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