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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 17.10.2016, 14:59   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard Bei den Göttern

Es ging bergauf! Die Hügel liegen
wie Ebenen schon unter mir.
Der Himmel ist herabgestiegen -
Er winkt mich durch die Wolkentür

ins Reich der schneebedeckten Spitzen
und eines weiten, tiefen Blaus.
Und hier, wo Götter um mich sitzen,
da atme ich befreiend aus

und danke meinem Schicksal Härte,
die stille Kräfte wachsen ließ,
damit, was ich erschloss, gewährte,
was mir ein Traum so oft verhieß…
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Alt 17.10.2016, 21:28   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Lieber Gummibaum,

Solide Reime, fluffiger Rhythmus, wechselnde Enden ... Wie fast immer von dir ein gut gearbeitetes Gedicht, das sich schön liest. Inhaltlich habe ich es möglicherweise noch nicht richtig erfasst, denn es wirkt für mich viel zu dick aufgetragen. Das LI erklettert einen Gipfel und hat das (nur) geschafft, weil das Schicksal vorher so hart zu ihm war. Andere wären einfach wandern gegangen und hätten das gleiche erreicht. Mir fehlt ein Hinweis, warum gerade diese Gipfel besonders (hoch, schwer zu meistern, etc.) war oder welche schicksalhaften Kräfte warum an dieser Stelle wichtig waren.

Das Bild der Wolkentür finde ich sehr schön, ebenso die sonstigen Beschreibungen der ersten beiden Strophen. Die Strophenüberläufe, vor allem den zur dritten, finde ich etwas gezwungen. Die Strophen 1 und 2 könnten mit einem Punkt beendet werden, wenn der Satz nicht unvermittelt weiter laufen würde. Gerade beim sehr nachvollziehbaren Ausatmen in V8 wäre eine Zäsur gut denkbar. Ein Strophenbeginn mit "Ich" (V9) hätte auch das dritte "und" als Versbeginn erspart.

In V9 sehe ich keine andere Möglichkeit, als den Genitiv "meines Schicksals Härte" zu verwenden. Der Satzbau in S3 ist sehr verschachtelt. Das "damit" (V11) betone ich auf der ersten Silbe, was dem Rhythmus zugegen läuft. Mich interessiert an der Stelle, wie andere Leser das empfinden. Das Wort bezieht sich auf "stille Kräfte", mit denen die Härte des Schicksals die Traumerfüllung gewährte. Ich betone es instinktiv so, um es von der finalen (Zweck) Verwendung abzugrenzen.

Ist die Doppelbedeutung des Titels ("Um Himmels willen!") beabsichtigt?

Freundliche Grüße von
Stachel
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Alt 17.10.2016, 22:09   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Lieber Stachel,

stimmt, das ist wirklich sehr dick aufgetragen.

Liegt daran, dass ich heute nach dem Unfall erstmals das Gefühl hatte, "über den Berg zu sein", und mich so freute, dass ich aus dieser Wendung spontan ein feierliches Bild machte.

Ich hatte plötzlich sogar das Gefühl, dass die Krise mich nicht zurückgeworfen hat, sondern mich Kräfte erschließen ließ, die ich nicht kannte und mit deren Hilfe ich Erträumtes realisieren kann. Aber vielleicht ist das auch Verblendung.

Auf das Formale habe ich kaum geachtet. Danke für deine kritischen Fragen und Einwände, die ich gern überdenke.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2016, 22:45   #4
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Zitat:
Da steht er auf. Die Kissen fliegen
durchs Krankenzimmer bis zur Tür.
Vom Schimmel ist herabgestiegen
der Todesbote zum Spalier.

Als letzterer die ganzen Spritzen
besieht und jenen, der grad aus
der Bette sprang, da geht er flitzen.
Genesung, scheint's, ist ihm ein Graus.

Dass ihn der Tod noch nicht beehrte,
dass er ihn in die Schanken wies,
befeuert ihn und die bewährte
Verdichtung zeigt, was der uns ließ.

Ich freue mich, dass du im Aufwind segelst.

Freundliche Grüße von
Stachel
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2016, 22:59   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ist das von dir? Es gefällt mir sehr!

Danke, lieber Stachel.
LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2016, 23:11   #6
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Ist das von dir? Es gefällt mir sehr!

Danke, lieber Stachel.
LG gummibaum
Naja - die Reime und den Rhythmus hast du mit deinem Gedicht vorgegeben.
Sehr gern geschehen.

Ich freue mich, dass es dir gefällt.
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
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