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Alt 14.09.2016, 11:29   #1
männlich Landstreicher
 
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Standard Ein Sommerabend

Tagebucheintrag von Dienstag, 13.September 2016, 18:00 Uhr



Die Birkensonne wirft tausend bunte Strahlen durch die glänzenden, lichten Bäume und bringt einen Zitronenfalter vor den dunkleren Waldschatten zur Erleuchtung.
Eine Meise singt dazu, im Tal tönt leise der Abendverkehr und irgendwo in der Ferne fliegt ein kleines Flugzeug.
Der Sand, der Boden und das Gras sind staubtrocken und warm, die Nächte bringen nur wenig Linderung der Trockenheit.
Grillenzirpen schwingt und der Duft von zu Staub zerfallender Materie und trockenen Blättern liegt in der heissen Luft.
Tage wie am Mittelmeer, nur die tieferstehende Sonne, die längeren Nächte und der Geruch von reifen Früchten erinnern an den Herbst.
Im Tal singt das Täubchen und aus einem Garten klingen letzte Arbeitsgeräusche.
Unbeeindruckt von der Trockenheit wachsen Efeu- und Brombeerranken munter weiter, nur die vertrocknenden, kleinen Beeren zeugen vom Durst dieser Gewächse.
Prächtig hellgrün thronen die stacheligen Esskastanien auf den zahlreichen Bäumen und intensiv leuchten die reifenden Weintrauben am Weinberg nebenan.
Warme, sattgelb leuchtende und fast greifbare Sonnenstrahlen fluten den westwärts gerichteten Weg entlang, angenehme Schwaden erhitzter und leicht nach heissem Asphalt duftender Luft wandern Richtung Flusstal.
Die Luft wird bewegt und verfrachtet bunt strahlende Insekten und Flugweben vor den dunkleren Baumschatten.
Ein winziger Käfer kämpft sich durch meine feinen Unterarmhaare und Ameisen sind keine zu sehen.

Der Waldweg führt in die belebte, friedliche Stille.
Der Waldweg führt in die wilde Schönheit der Pflanzengeometrie.
Der Waldweg führt zu trockenen, verträumten Plätzchen.
Der Waldweg führt zu duftenden Beeren und Pilzen.
Der Waldweg führt zu kleinen Quellen und murmelnden Bächlein.
Der Waldweg führt zu uralten Steinen und Bäumen.
Der Waldweg führt zur Stille, zum Frieden, er führt Dich zu Deinen Sinnen.
Der Waldweg führt Dich zu Deiner Vergangenheit und Zukunft.
Der Waldweg führt Dich zu Deiner Seele zurück.
Der Waldweg schenkt jedem Menschen etwas Schönes.
Der Waldweg beschützt und verbirgt Dich.
Der Waldweg führt Dich zu lieben, freundlichen Menschen.
Der Waldweg ist der Weg zur Quelle, zur Reinheit und Weisheit.

Hier ging die Stille entlang- hast Du sie gesehen?
Hier ging die Wut entlang- hast Du sie gesehen?
Hier ging die Weisheit entlang- hast Du sie gesehen?
Hier ging die Gier entklang- hast Du sie gesehen?
Hier ging der Freiden entlang- hast Du ihn gesehen?
Hier ging der Krieg entlang- hast Du ihn gesehen?
Hier gehst nun Du entlang- hast Du Dich gesehen?
Hier gehst nun Du entlang- siehst Du die Spuren in denen du wanderst?
Wer bist Du?
Wohin gehst Du?
Was suchst Du?
Hier ging die Schönheit entlang- siehst Du ihre Spuren?
Hier ging das Böse entlang- siehst Du seine Spuren?
Hier ging die Liebe entlang- was ist davon geblieben auf dem Weg?
Was hast Du auf Deinem Weg verloren?
Was gewonnen?

Grillenstunde,
Haselmausstunde,
Dunkelhimmelstunde,
mondlichtgeflutet.

Beidseitiges Abendglühen
des Staubhorizontes-
gelöst in Grillengesang
und Quellwasser.

Vogels Privatkonzert,
der Mücken zarter Tanz
und Erdwärme
sind dabei.

Die Mauer lehnt sich an ihren Berg.
Der Bambus kurvt in den Abendhimmel
als sei er nur dazu erschaffen
den Mond zu angeln.
Ein Duft von reifen Pflaumen und trockenen Kiefern
weht durch den Abend.
Die Grillen arbeiten daran,
die Schwerkraft abzutragen.
Mit seinen Ästen zeigt der Baum
auf alles das ihm wichtig ist.

Einem alten Stein kann man ein altes Geheimnis anvertrauen.
Der nächste Berg wird Dir zeigen was daraus geworden ist.
Der Himmel färbt sich violett ein
und eine einsame Windböe
raschelt im durstigen Laub.

Die Stechmücke hatte einen blutigen Traum,
sie erzählt ihn dann dem beschäftigten Baum.
Der Stein hört es mit und erglüht
in Rottönen, als er das Himmelsfeuer sieht.
Die Erde seufzt und senkt sich etwas ab,
der Ostschatten schleicht heran und
verdunkelt den Tag.

Alle Fliegen, sie werden auferstehen.
Alle Winde, sie werden zu Lebewesen und wehen.
Die Berge mit ihren Bergseelen so gross und so schwer-
was die Dunkelheit gesehen, das gibt sie nimmer her.
Was die Sonne beschienen, das ist nun klar-
die Nacht schleicht sich an mit ihrer Nachtwesenschar.


Liebe Grüsse
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