Notlüge bei Poetry.de

01.10.2007, 12:54

Die Notlüge wandelt auf der Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit

Werther · 01.10.2007, 20:34

Nein. Sie ist genauso Lüge, wie jede andere auch, denn sie ist Unwahrheit. Vielleicht kannst du sie so vor dir verantworten, der oder die Belogene aber wird - so man dir mit tatsächlicher Ehrlichkeit begegnet - doch nur die Lüge darin sehen und dich dahingehend schelten.

Ex-Abendstern · 02.10.2007, 00:30

Was ist schon Wahrheit, was Ehrlichkeit?

Auf jeden Fall ist der Aporismus, bezogen auf den Inhalt, den er sicherlich transportieren soll, schlecht formuliert. "Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit", was soll das sein, frage ich mich. Ist Ehrlichkeit grenzwertig? Ich kann mir schon denken, was gemeint ist; aber ich l e s e etwas anderes.

Außerdem klingt es auch stilistisch alles andere als schön: "...auf der Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit". Das sollte anders formuliert werden. Vor allem klarer.

02.10.2007, 21:16

Natürlich ist Ehrlichkeit grenzwertig. Wenn das nicht der Fall wäre, müßte sie grenzenlos (also unendlich) sein. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das nicht der Fall ist

Stilistisch ist das gewollt. Ich finde die Wiederholungen machen sich hier gut. Sie sind nicht ästhetisch, aber das sollen sie auch nicht sein.

Werther's Einwand ist interessant. Allerdings gibt es keine absolute Wahrheit oder Ehrlichkeit. Sie ist immer subjektiv und situationsbezogen. Wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen lüge, war ich dann unehrlich? Wer will das beurteilen? Und machen wir das nicht tagtäglich aus Mangel an Information?

Ex-Abendstern · 02.10.2007, 22:20

Unter Grenzwertigkeit verstehe ich zwar etwas anderes, aber egal. Im Grunde sehe ich es ja so wie du, Gilgamesch.

Nur bleibe ich dabei, dass es deinem Aphorismus an Klarheit fehlt.

Aphorismen müssen nicht schön sein, das ist richtig. Doch elegant sollten sie sein. Und auf Anhieb erhellend.

Andererseits spiegelt diese ungelenke Wortwahl tatsächlich ein wenig die Weise wider, die oft verwendet wird, wenn aus der Not heraus "gelogen" wird. Ob das so aber Sinn macht, wage ich zu bezweifeln.

LG
Abendstern

Werther · 03.10.2007, 13:57

Zitat:

Und machen wir das nicht tagtäglich aus Mangel an Information?

darauf ein anderes

Zitat:

Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten.

Wenn du jemanden belügst, da ihm die Wahrheit schaden würde (so interpretiere ich dein "nach bestem Wissen und Gewissen"), dann ist das ebenso eine Lüge. Ich hab das schon durch. Sie hätte mich fast ermordet, als sie es herausfand. das "Not" vor der "Lüge" ist reine Beschönigung, eine Illusion.

Ex-Abendstern · 03.10.2007, 15:14

Das Problem ist, dass das ungeschminkte Aussprechen der Wahrheit, sofern es überhaupt möglich ist, ebenso gnadenlos destruktiv sein kann wie eine sogenannte Notlüge.

Auch eine "Notlüge" ist eine Lüge, richtig. Und es gilt, den Irrtum als solchen streng davon zu unterscheiden. Doch die Frage ist eigentlich weniger, o b man lügt, sondern w a r u m man es tut.

Lüge ist nicht gleich Lüge. Und Notlüge nicht Notlüge. Es kommt immer auf den Einzelfall an.

01.10.2007, 12:54	#1
Gilgamesch Gast Beiträge: n/a	Notlüge Die Notlüge wandelt auf der Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit

01.10.2007, 20:34	#2
Werther Dabei seit: 01/2007 Beiträge: 404	Nein. Sie ist genauso Lüge, wie jede andere auch, denn sie ist Unwahrheit. Vielleicht kannst du sie so vor dir verantworten, der oder die Belogene aber wird - so man dir mit tatsächlicher Ehrlichkeit begegnet - doch nur die Lüge darin sehen und dich dahingehend schelten.

02.10.2007, 00:30	#3
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581	Was ist schon Wahrheit, was Ehrlichkeit? Auf jeden Fall ist der Aporismus, bezogen auf den Inhalt, den er sicherlich transportieren soll, schlecht formuliert. "Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit", was soll das sein, frage ich mich. Ist Ehrlichkeit grenzwertig? Ich kann mir schon denken, was gemeint ist; aber ich l e s e etwas anderes. Außerdem klingt es auch stilistisch alles andere als schön: "...auf der Grenzwertigkeit der Ehrlichkeit". Das sollte anders formuliert werden. Vor allem klarer.

02.10.2007, 21:16	#4
Gilgamesch Gast Beiträge: n/a	Natürlich ist Ehrlichkeit grenzwertig. Wenn das nicht der Fall wäre, müßte sie grenzenlos (also unendlich) sein. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das nicht der Fall ist Stilistisch ist das gewollt. Ich finde die Wiederholungen machen sich hier gut. Sie sind nicht ästhetisch, aber das sollen sie auch nicht sein. Werther's Einwand ist interessant. Allerdings gibt es keine absolute Wahrheit oder Ehrlichkeit. Sie ist immer subjektiv und situationsbezogen. Wenn ich nach bestem Wissen und Gewissen lüge, war ich dann unehrlich? Wer will das beurteilen? Und machen wir das nicht tagtäglich aus Mangel an Information?

02.10.2007, 22:20	#5
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581	Unter Grenzwertigkeit verstehe ich zwar etwas anderes, aber egal. Im Grunde sehe ich es ja so wie du, Gilgamesch. Nur bleibe ich dabei, dass es deinem Aphorismus an Klarheit fehlt. Aphorismen müssen nicht schön sein, das ist richtig. Doch elegant sollten sie sein. Und auf Anhieb erhellend. Andererseits spiegelt diese ungelenke Wortwahl tatsächlich ein wenig die Weise wider, die oft verwendet wird, wenn aus der Not heraus "gelogen" wird. Ob das so aber Sinn macht, wage ich zu bezweifeln. LG Abendstern

03.10.2007, 15:14	#7
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581	Das Problem ist, dass das ungeschminkte Aussprechen der Wahrheit, sofern es überhaupt möglich ist, ebenso gnadenlos destruktiv sein kann wie eine sogenannte Notlüge. Auch eine "Notlüge" ist eine Lüge, richtig. Und es gilt, den Irrtum als solchen streng davon zu unterscheiden. Doch die Frage ist eigentlich weniger, o b man lügt, sondern w a r u m man es tut. Lüge ist nicht gleich Lüge. Und Notlüge nicht Notlüge. Es kommt immer auf den Einzelfall an.