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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 11.11.2012, 20:55   #1
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Ende des Winters

Du hast den Winter nie gemocht,
nun hat er an die Tür gepocht,
er löst des Herbstes morsches Band
und reicht uns seine kalte Hand.
Verschlissen sind die warmen Decken,
vor ihm kann niemand sich verstecken,

Dein Kleid ist schön, so elegant,
wie glänzt der Ring an deiner Hand,
sieh nur, der meinige, er blitzt,
du hast ihn mir so oft stibitzt
und immer wieder blank gerieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Ich mag dein Haar, so wie es fällt,
du bist wie aus dem Ei gepellt,
schau her, den Anzug liebst du doch,
er passt tatsächlich immer noch.
Ich hab den Kindern grad geschrieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Als ich die Kette dir geschenkt,
da hast du keusch den Blick gesenkt
und ich trag immer noch den Schal,
den du mir gabst im Tanzlokal,
da warst du grad erst zwei mal sieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Ich komm zu dir, mein lieber Schatz,
an deiner Seite ist mein Platz,
du bist und bleibst mein ganzes Glück,
hier hast du deinen Schal zurück.
Er hält dich warm, lass dich bedecken,
dann seh ich nicht die Totenflecken.
Nöck ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 11.11.2012, 22:25   #2
Ex-zonkeye
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Dabei seit: 05/2011
Beiträge: 504

Hallo Nöck,

erst denkt man: "Was für ein dämliches Küchenlied!"

Wenig später meint man: "Was für eine plumpe Pointe!"

Und dann sieht man plötzlich, dass da mehr ist als nur der billige Versuch, Betroffenheit zu erzeugen: Sie ist wirklich da.

Gut gelungen! Einziger Kritikpunkt: die "2 x 7". Die sind echt grauenhaft. Das klingt wie "8 x 4". Da lass Dir doch bitte etwas Besseres einfallen. Ich bin sicher, Du kannst das mit links.

lg z
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Alt 12.11.2012, 09:32   #3
männlich Nöck
 
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Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo zonkeye,

ich danke dir für deine anerkennenden Worte und für die konstruktive Kritik.
"Zwei mal sieben" hat wirklich nichts Lyrisches, wie konnte ich nur!


Ich glaube, so ist es besser:

Du hast den Winter nie gemocht,
nun hat er an die Tür gepocht,
er löst des Herbstes morsches Band
und reicht uns seine kalte Hand.
Verschlissen sind die warmen Decken,
vor ihm kann niemand sich verstecken,

Dein Kleid ist schön, so elegant,
wie glänzt der Ring an deiner Hand,
sieh nur, der meinige, er blitzt,
du hast ihn mir so oft stibitzt
und immer wieder blank gerieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Ich mag dein Haar, so wie es fällt,
du bist wie aus dem Ei gepellt,
schau her, den Anzug liebst du doch,
er passt tatsächlich immer noch.
Ich hab den Kindern grad geschrieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Als ich die Kette dir geschenkt,
hast du verschämt den Blick gesenkt
und ich trag immer noch den Schal,
den du mir gabst im Tanzlokal.
Da spürten wir, dass wir uns lieben,
wo sind die Jahre nur geblieben.

Ich komm zu dir, mein lieber Schatz,
an deiner Seite ist mein Platz,
du bist und bleibst mein ganzes Glück,
hier hast du deinen Schal zurück.
Er hält dich warm, lass dich bedecken,
dann seh ich nicht die Totenflecken.


Liebe Grüße ... Nöck
Nöck ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2012, 11:42   #4
Ex-zonkeye
abgemeldet
 
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Beiträge: 504

Na also!

Ein wirklich hübsch gereimtes Stückchen unpathetischer Trauerarbeit. Nochmal Kompliment!


lg z
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Alt 12.11.2012, 12:19   #5
weiblich Poetibus
 
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Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, Nöck,

nach der Änderung bei "2 x 7" kann ich nur sagen, dass ich dieses Gedicht jetzt als "rundum" gelungen ansehe.

Es ging mir zwar nicht genauso wie zonkeye (was den Gedankenablauf anbetrifft), aber ich dachte zuerst auch an etwas anderes, nur eher in Richtung einer silbernen oder goldenen Hochzeit.

Beim Lesen des letzten Verses änderte sich dann das ganze "Bild", und ja, in mir entstand dann ebenfalls ein Gefühl der Betroffenheit.

Ein wunderbares Stück Lyrik, das gerade durch das Fehlen von Dramatik und Pathos Gefühlstiefe erreicht.

Sehr schön auch die Verbindungen durch die strophenübergreifenden Reime (Strophe 1 und 5) und die Kehrreime in den Strophen 2, 3 und 4; ganz kurz noch eine Rückmeldung zum "Formalen".

Ein Gedicht für meine Favoritenliste.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 13.11.2012, 08:09   #6
männlich Nöck
 
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Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Ich danke euch, zonkeye und Poetibus. Euer Lob spornt mich (hoffentlich) an.

Liebe Grüße ... Nöck
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Lesezeichen für Ende des Winters



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