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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 09.09.2007, 11:36   #1
Moonshadow
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 14

Standard Blau

Blau,
wie die Einsamkeit.
Violett
die Tränen,
die Farbe mit sich nehmen.
Dunkelrot,
die Blutergüsse,
die meinen Leib zieren.
Seit,
sie mich genommen haben.
Mir meinen Körper
entfremdet haben.
Eine leere Hülle
zurückgelassen haben.
Einen Scherbenhaufen
aus zerbrochenen Sehnsüchten.
Moonshadow ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2007, 15:56   #2
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Hallo Mondfinsternis,
als ich den Titel laß, glaubte ich an eine Ode an den Administrator (dessen Nick "Bluestar" ist, den hier aber so ziemlich jeder nur noch "Blue" nennt). Das war's ja nun nicht. Du machst dir das Blau auf interessante Weise zu nutze, da das englische "blue" auch "trübsinnig" oder "niedergeschlagen" bedeuten kann.
Das war's dann aber leider auch schon, was positiv auffällt. Ich erkenne zwar, worauf du damit hinauswillst, dennoch ist es nicht sonderlich akkorat, das "Blau" einmal auf Englisch und dann deutsch zu verwenden. Da wär's wesentlich eleganter gewesen, das gesamte Gedicht in angelsachsischer Sprache zu verfassen. Desweiteren sind Tränen nicht wirklich blau, sondern eher durchscheinend klar bis leicht milchig weiß. Wenn du einen Vergleich verwendest, muss er auch stimmig sein. Bei diesem hier fühle ich mich an ein Bild aus einem Comic erinnert. Da sind Tränen blau.
Inhaltlich gibt es noch zu bemängeln, dass ich mich frage, was denn nun geschunden wird: Körper oder Geist. Sicher ist das höchste Gut, eine Einheit von beidem zu erreichen, aber dann passt die Hoffnung nicht ins Gesamtkonzept, da nach Buddha Hoffnungen Illusionen sind. Natürlich spiegeln sich seelische Schmerzen auch am Körper wider. So könnte sich das lyrische Ich diese Blutergüsse auch selbst zugefügt haben, was ich - aufgrund der suggerierten Stimmung - jetzt auch einfach mal annehme.

Der Aufbau des Gedichtes ist gut. Der einsilbige erste Vers kehrt wieder und jedesmal folgen sieben Zeilen nach. Das einzige, was da ein wenig raushaut, ist der einsilbige dritte Vers. Er macht es schon allein optisch zunichte.

Was würde ich also anders machen? (Auch wenn das Folgende jetzt sehr imperativ daherkommt, sind es nur Vorschläge, die du selbstverständlich nicht annehmen musst. Vielleicht fällt dir ja auch noch was besseres ein als mir.)

1. Ändere das "Blue" im ersten Vers (und im Titel) in "Blau", damit einfach die Kohärenz des Gedichtes gegeben ist. Auch das deutsche Blau beinhaltet eine melancholische Note, die du dir so zunutze machen könntest.

2. Stelle den dritten Vers um. Meine Idee wäre eine Farbabstufung in der Manier einer homogenen Farbreihe. Du könntest vom Blau ins Violett ins Rot übergehen.

3. Ändere die Hoffnungen um. So wie es da steht, sieht es aus, als sei der Körper und nicht der Geist Träger der Hoffnungen gewesen. Du könntest stattdessen z.B. "Verlangen", "Triebe" oder "Verzehren" einsetzen. Derartiges zeichnet sich am Körper ab.

Meine Vorschläge einbezogen, sähe das ganze dann so aus (weitere Änderungen aufgrund der Kohärenz, da Tränen schließlich auch nicht violett sein können, es sei denn, sie verwaschen das Make-up. Das wiederum würde sich gut ins Bild einfügen, da es eine Maskierung des lyrischen Ichs suggeriert):

Blau,
wie die Einsamkeit.
Violett
die Tränen, die
Farbe mit sich nehmen.
Dunkelrot,
die Blutergüsse,
die meinen Leib zieren.
Seit,
sie mich genommen haben.
Mir meinen Körper
entfremdet haben.
Eine leere Hülle
zurückgelassen haben.
Einen Scherbenhaufen
aus zerbrochenem Verzehren.

(Ich persönlich hätte noch weitere Änderungen vorgenommen, was jedoch meinem Stil geschuldet wäre. Deshalb versuchte ich, deinen beizubehalten.)

Gut, das war's dann erstmal.
Gruß, Werther
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2007, 15:26   #3
Moonshadow
 
Dabei seit: 09/2007
Beiträge: 14

Hmm, die Idee mit den Farbabstufungen gefällt mir, auch der Rest verleiht dem Gedicht noch etwas, das einzige, dass ich so nicht übernehmen würde ist der 'Verzehr'. Ich finde, er passt nicht wirklich rein... Würde 'Sehnsucht' eher passen?
Moonshadow ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.09.2007, 19:52   #4
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

So, wie du's gemacht hast, ja. Ich dachte an Singular "zerbrochene Sehnsucht" und hielt das für Kitsch. Im Plural aber steht es drüber. Gut.
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
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