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Alt 02.01.2020, 11:46   #1
männlich Eisenvorhang
 
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Standard Der Surbit und seine Diener - K1

Kapitel 1

Ich stand mit Ronny an der Sparkasse. Damals fühlte ich mich noch cool. Meinen Körper zierten fesche Jeans, auf Hochglanz polierte Springerstiefel; ich trug immer ein weißes „Trashlookhemd“, das vom letzten Hexenfeuer ein Brandloch besaß und drüber eine aalglatte schwarze Lederjacke. Natürlich musste ich auch eine Glatze haben und aus dem rechten Ärmel lugte baumelnd eine Klokette hervor. Damals dachten viele ich sei rechtsradikal! Ich wollte provozieren und verstand mich als Künstler, als eine Art neuer Einzelgänger, der für freies Gedankengut und Freiheit einstand.

Von der Hauptstraße direkt hinter mir fuhr ein Idiot mit einem Passat eng an mir vorbei. Es fehlten keine zwei Meter und der Wichser hätte mich fast über den Haufen gefahren. Ich war hochgradig verwundert, denn Ronny sagte deswegen nichts und ich stand fast schweißgebadet und frenetisch fluchend am Straßenrand: „Sag mal du Penner! Ich nehm deine Karre auseinander, wenn du mir das nächste Mal vors Fressbrett läufst“. Kopf schüttelnd wendete ich mich Ronny wieder zu.
Dann stellte mir Ronny eine Frage: „Sagmal, hihi, Matze, kennst du den Jochen? Lass uns mal dahingehen! Bitte bitte! Umbedingt!“ Ich fragte mich damals, ob Ronny wusste, dass er „Unbedingt“ immer falsch aussprach…
Eigentlich interessierte mich seine Frage nur wenig, aber ich beschloss sein Ansinnen zu bejahen. Wir liefen etwa 100 Meter durch ein offenes Privatgelände und kamen zu einem Grundstück.

„Hier wohnt er, hihi, der Jochen der!“ sagte Ronny kichernd. Manchmal wunderte ich mich schon über Ronnys Einfältigkeit…
Wir gingen durch ein kleines Gartentor, direkt an der Garage mit Spitzdach vorbei. Auf der linken Seite des Gartenzauns standen Kühe und von etwas weiter hinten ausm Hof des Nachbars hörte ich einen Hund aufjaulen. Auf den Treppen am Eingang saßen zwei Personen. „Das sind Marcus und Jochen“, sprach Ronny. Der rechts mutete etwas kümmerlich an, saß dort, als würde er von seiner Körpermitte nach innen gezogen. Er wirkte wie eine Kugel, sehr absonderlich. Der andere stand auf, direkt nach dem wir in den Garten kamen. Er war das komplette Gegenteil. Er wirkte wie ein Lichtstrahl und seine Körperhaltung zeugte von großem Selbstbewusstsein und einem Hauch von Dominanz. Nach einigen Metern flog mir eine Tabaknote in die Nase: Vanillekippen. Ekelhaft. Ronny und ich standen also direkt vor den beiden und reichten uns die Hand. Der Linke hieß demnach Markus, er schaute Ronny tief-grinsend an und sagte: „Heeeey Rooooonnnnyyyy mein einfacher Freund, lass dich Drücken! Wer begleitet dich heute hier?“
Ronny erwiderte kurz: „‘Is Matze“ und ich folgte daraufhin nach einem kurzen Luftzug „Yo, Matze hier, was geht? Und du?“ – frech grinsend sagte er „Marcus! Der Prophet…“ (Ahja, ich verzog meine Augenbrauen und schwieg in meiner genervten Mitte...)

Damals war ich noch ein Mensch der wenigen Worte, ich ließ immer mein Auftreten für mich sprechen...
Also musste der andere da Jochen sein, dachte ich mir. Er zog an seiner Zigarette als ginge es um sein Leben, wie ein Gubby im Wasser nach Sauerstoff giert, und aus seinen glasigen Augen quoll mir ein Schwall von süffisante Larmoyanz entgegen. Ich ignorierte ihn und schwieg.

Nach wenigen Minuten trat eine ältere Frau aus den schmalen Türrand hervor und sagte uns mit sehr leiser und sanftmütiger Stimme: „Leute, ihr müsst langsam gehen, Jochen braucht wieder Ruhe“.
Wenig später verließen wir das Grundstück und ich fragte Ronny was mit Jochen sei…
„Ach der Jochen, hihi, warf sich eine Pille voller Chemie „YingYang““ und blieb darauf "stehen" – seitdem glaubt er, er sei ein höheres Wesen und stünde im Dialog mit Gott“.
Ich erwiderte ungläubig „Krasser Typ! Was es nicht gibt“.

Einen Tag später rief mich Ronny an und fragte mich, ob ich wieder Lust habe mit zu Jochen zu gehen. Da mir immer triefend langweilig war, wir nannten es damals "Sackgang", sagte ich zu.

Wir trafen uns diesmal also direkt bei Jochen. Ronny klingelte an der Tür und Jochens Vater öffnete. Ein großer Schatten trat uns entgegen; er wirkte völlig unterkühlt und distanziert. Er schaute uns kurz an… „Kommt rein…“

Wir gingen einen schmalen Flur entlang. Meine Güte war der eng, ich musste mich leicht drehen, um durch zu kommen. Damals war ich aber auch eine Maschine! Ronny lief vor mir und öffnete eine alte knarrende Tür. Wir traten in den muffigen Raum, aus den Lautsprechern tönte „Thomas D“ mit „Mein Schwert“ und Jochen saß mit angewinkelnden Beinen auf dem Chefsessel, starrte mit glasigen Augen durchs Fenster und sagte nichts. Als Ronny ihn begrüßte, drehte er sich zu uns. Er musterte mich von oben bis unten. Nein. Von unten bis oben. Dann sagte er mit ernster Miene: „Mit dem Typ im Raum – er meinte mich - muss ich die Mucke wechseln“. Es dauerte nur einen Mausklick und es erschallten Lieder von Frank Rennicke. Einen kurzen Moment war ich von der Poesie der Texte beeindruckt und bemerkte überhaupt nicht, worum es sich wirklich drehte…
Ich schaute Jochen genervt an und fragte ihn, ob er Hitler verschluckt und seit dem Sodbrennen habe...
"Die bunten Facetten des dritten Reiches kennt nur Gott, betrachte das Licht der Sonne als Zeichen" erwiderte er.
Ja, er muss definitiv etwas verschluckt haben, dachte ich mit schräger Miene und lunzte fragend zu Ronny??? ...

...to be continued.

Geändert von Eisenvorhang (02.01.2020 um 22:54 Uhr)
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Alt 02.01.2020, 12:09   #2
weiblich Ilka-Maria
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Na, das ist doch etwas!

Rechtschreibung, Grammatik und ein paar stilistische Kleinigkeiten lasse ich mal außen vor. Was mir sehr gut gefällt, ist die Art, wie du Figuren zu zeichnen verstehst, ihnen eine eigene Sprache gibst und die Atmosphäre um sie herum aufbaust. Du musst nur ein bisschen aufpassen, dass du es damit nicht übertreibst (wie z.B. mit der "blauen Nelke"). Insgesamt wird aber deutlich, dass du das literarische Schreiben drauf hast.

Das "laut" vor dem "Aufjaulen" hätte ich weggelassen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2020, 13:51   #3
männlich Eisenvorhang
 
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Hallo Ilka,

ich danke Dir für das Lob! Die Korrektur muss ich noch machen.
(Sorry)

Ja, die blaue Nelke formuliere ich auch noch um.

Die Geschichte ist abgefahren und da kommt noch so einiges auf den Matze zu!
Mal sehen, ob ichs durchhalten kann und die Geschichte beende. Die neuen Kapitel werde ich hier posten.
Da gibt es noch einiges zu erzählen!

Danke fürs Lesen und kommentieren.

vlg

EV
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2020, 22:29   #4
weiblich Silver
 
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Standard Mensch Markus

Mensch Meier, das nenne ich flüssig geschrieben. "In meiner genervten Mitte" finde ich großartig. Die blaue Nelke würde ich auch umbenennen in eine andere Farbe. Warum sonst gerade blau, hast Dir sicher etwas dabei gedacht. Ich bin sicher, das ist viel Wahres dran an der Geschichte. Du bist ein guter Erzähler, dem lausche ich gern. Schade, dass es hier kein Hörbuch gibt.

Mal sehen, wie es weiter geht.

LG Silver

Geändert von Silver (02.01.2020 um 22:29 Uhr) Grund: Ergänzung
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Alt 02.01.2020, 22:36   #5
weiblich Ilka-Maria
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Noch ein Fan.

Ich finde diesen Satz grandios:

Zitat:
Der Rechte mutete etwas kümmerlich an, saß dort, als würde er von seiner Körpermitte nach innen gezogen.
Allerdings hätte ich "der rechts ..." geschrieben, denn "der Rechte" könnte anders gedeutet werden.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.01.2020, 23:04   #6
männlich Ex-Ralfchen
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einfach cool-geil EV.

das ist lebendige short prose!!!!

vlg
r
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Alt 02.01.2020, 23:27   #7
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Blaue Nelke deswegen, weil die total sternhagel fullgetankt war und wie eine Blumenwiese stank. Habs rausgenommen, auch "der Rechte"
Hier dring die Umgangssprache meiner Region durch. Wir sagen hier oft Sachen wie "hier, der rechte hat nen vollschuss" (und selbst das ist bereits hochdeutsch)

dor rachte hot n dippeln ze weng!

Kapitel 2: https://www.poetry.de/showthread.php?t=88445 (ungeschliffen)
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Alt 03.01.2020, 15:25   #8
weiblich Silver
 
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Standard Kap.2

Halle EV, ich habe die überarbeitete Version von Kap. 2 gelesen. Ich finde diese undurchsichtig und die eine Stelle: Naht am Ende ihres Schrittes.....neuer Absatz aber dann gleich im Anschluss: Ihr Vater verstarb.
Das geht für mich gar nicht.

Ein Bier für die Glatze. Für welche Taten?????? Da fehlt doch was?!

Das gefiel mir die Version 1 besser ohne die pornographischen Einlagen in aller Ausführlichkeit.

Kann zurzeit leider keinen Kommi unter Vers. 2 schreiben, bekam eine Meldung vom System. Sorry.

Silver
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Alt 03.01.2020, 15:31   #9
männlich Eisenvorhang
 
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Ja, weil danach das Geschehen enden soll, nach dem Reißverschluss- es ist alles gesagt, was gesagt werden musste - außerdem passt der Umbruch zum Prot., der sich nicht näher daraufeinlassen will aus emotionaler Sicht

Die alte Version ist bereits entsorgt.
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2020, 15:37   #10
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Standard Umbruch

Gut das verstehe ich ja, aber nach dieser erotischen Aussage ohne Atempause, ihr Vater verstarb. Vielleicht: Janice erregte mich, sie war stark und doch so zerbrechlich. Ihr Vater verstarb als sie.......


LG Silver
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Alt 03.01.2020, 15:41   #11
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Nenene.
Das Bild soll mit dem Reißverschluss enden und alles weitere offen lassen.
Das mit dem Vater ist wichtig und hat mit dem was vorher kam, nix zu tun: der Prot ist rational verdrängend

Zitat:
Zitat von Silver Beitrag anzeigen
Gut das verstehe ich ja, aber nach dieser erotischen Aussage ohne Atempause, ihr Vater verstarb. Vielleicht: Janice erregte mich, sie war stark und doch so zerbrechlich. Ihr Vater verstarb als sie.......


LG Silver
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2020, 15:45   #12
weiblich Silver
 
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Standard so sei es

Meinetwegen, ist ja auch Deine Geschichte nicht meine und Deine Art zu schreiben. Version 1 gefiel mir dennoch besser ohne Pornoeinlagen.

Silver, die Verständige
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.01.2020, 15:47   #13
männlich Eisenvorhang
 
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Mir gefällt die Version um einiges besser :-)
Ich danke dir für deine Gedanken
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
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