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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 23.11.2018, 19:54   #1
männlich Nicksnoop
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Heidelberg
Alter: 27
Beiträge: 2

Standard Geister der Gegenwart - Der Wilde

Der Wilde

Ein Wilder bringt einen Blumenstrauß
von Maiglöckchen und Vergissmeinnicht
zum Baum mit dem Gesicht der Mutter.
„Tausend Jahre alte Wurzeln“, sie spricht,
„und Knospen, und Blüten, und Früchte,
alles zur gleichen Zeit.“ „Und totes Laub.
Dankbarkeit.“

Doch es drängt ihn, so viele Jahre nun
so ist er schon allein und immer gleich,
umkreist von Ranken, den Horizont
den er niemals sieht, das Laubdach
versperrt den freien Blick auf die Sterne.

So bricht er aus! Aus der Dunkelheit
und vor ihm ein Meer aus Felsen,
die aus endlos vielen Löchern speien
und mit grellem Licht, aufs Blenden
des Wilden Augen erpicht. Storchenblut,
wo er den Ysop tränkt: „Nun vor das Lied,
nur etwas Mut.“

Und es drängt ihn, so viele Jahre nun
so war er schon beim Baum, Vertrauen
in die Äste, und Zweige, und Blätter,
doch hier, unten im Tal, aus Stein und Stahl
nicht ein grünes Gras, kein Tier das es fraß.

Und entgegen kommen Massen von Vieh,
Kahlheit bohrt ihnen ins Fell, eine Plage,
von Maden und Egeln, in ihren Wunden.
Die ganze Straße nehmen sie ein, rasen
und stampfen, und treiben, den Wilden
in eine Gasse, an ihm vorbei. „So groß,
mächtig das Leid.“

Und es drängt ihn, ein Horn das bricht,
als ein Rind in die Gasse fällt. Wie wild
nimmt der Wilde es zur Hand. Ein Schrei
vom Tier, als er entbindet, das Gesicht
des Mutter-Baumes aus geöffnetem Leib.

Durch Dornen kämpft er sich zurück,
Ratten nagen an seinen Zehen, Fliegen
summen Verrat. Doch erinnert er sich,
der Duft der Tausend Jahre alten Blüten,
„Sieh nur Kind. Aus dem toten Laub,
ist ein Buchsbaum gewachsen.“
Der Wilde kein Wort.
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Stichworte
konsum, menschheit und überleben, natur

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