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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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15.04.2015, 01:36 | #1 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583
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Wo die Mädchensommer wohnen
Wer fing die meisten Wolken
im Schaukeln wenn die Haare flogen aus dem Engelsozean auf des Königs Wiesen rauf und runter immer höher bis wir schrieen Spring zwei Ranzen - wie verheiratet in der Sandkiste - der Himmel blau und blau - und blau - wie nass aus dem Tuschkasten gepinselt weiße Söckchen in flinken fliegenden Sandalen über und zwischen und unter dem Gummitwist wenn unsere Beine wirbelten tanzten unsere Zöpfe - dann wenn die lichtspuckende Sonne funkelte - auf die Himbeerdrops zwischen unseren Wackelzähnen und wir schwatzten und schwatzten und schwatzten sommerendloses Trödeln auf dem Heimweg und Schnecken sammeln zwischen den Gräsern wie wilde Beeren den frechen Jungen hinter dem Zaun die Zunge herausgestreckt mit niemandem konnte ich so geheimnisvoll flüstern wie mit dir Sauerampfer in klebrigen Händen sahen wir die dunklen Wolken nicht die Blitze und Donner wie Konfetti warfen? unsere Antwort war Kreischen und Rennen - und Lachen Hand in Hand segelten wir über die Wiese - über die Straßen zwischen die Blöcke hindurch nach Hause Sommerregen steckte uns in schauertrinkende Sandalen - am Ende von storchdünnen Mädchenbeinen schnatternde Himbeermünder und Blumenkränze im Haar - aus rotem Klee. Mädchensommer Kribbeln in meinen Füßen denn da spüre ich sie immer noch direkt unter der Fußsohle das weiche Gras voller Sonne und das Hüpfen in den Sandalen hinein - Beine gegrätscht und zurück nach außen gesprungen das Gummi drehend umschlungen und raus. C. Zaubersee 2004 |
15.04.2015, 07:10 | #2 |
Forumsleitung
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Guten Morgen, Zaubersee,
versuche doch mal, diesen Text im Präsens zu schreiben. Ich meine, er gewönne dann an Intensität, und die Erinnerungen wirkten noch frischer. Was mir nicht gefällt, ist das Wort "Engelsozean", diese Zusammensetzung liest sich durch das Verbindungs-S mit den vielen darauffolgenden Selbstlauten recht schwerfällig. Ansonsten: hoher Unterhaltungs- und Wiedererkennungswert. LG Ilka |
15.04.2015, 08:36 | #3 |
R.I.P.
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Hallo Zaubersee
da bringt IM die dinge auf den punkt, wenn man aus deinem sehr schön angelegten text die poesie ungetrübt herauskitzeln möchte. das präsens sollte man aber vielleicht nicht durchziehen. es folgt ja irgendwo ein bruch zwischen erinnernder beschreibung (ranzen im sandkasten, wolken zählen) und aktuellen gefühlen des sich erinnernden. ich würde des weiteren auf "erwachsenenwörter" wie z.B. "Wackelzähne" und "flinke Sandalen" verzichten. ebenso auf "schauertrinkende" oder "engelsozean" (da schaudert's mich) oder auf überflüssiges gerede wie "denn da spüre ich sie immer noch". in diesem text steckt so viel leichtigkeit und auch ein klein wenig schwermut, was man beides in einer schlankeren fassung viel mehr geniessen könnte. url. |
15.04.2015, 09:30 | #4 |
Verzichte niemals auf den Engelsozean!
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15.04.2015, 21:26 | #5 |
gesperrt
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Ich würde mir das Vergnügen gönnen und alles so lassen, wie es ist, weil die sich auf Spucke in Brausepulver in Kinderhand erinnernden Leser an den ersten Eskimokuss denken, weil sie ein Gefühl von damals aufnehmen, und nicht irgendwelchen für irgendwen wichtigen rhetorischen Firlefanz.
Was wissen schon die Theoretiker von den Meeren der Engel, in die man getaucht ist und wie viele blutende Finger man gesund geküsst hat, von dem unbeschreiblichen Gefühl, Kind unter Kindern zu sein, nur in Gummistiefel hilflos auf einem Ast hängend den blauen Fleck weg gestreichelt zu bekommen. Die Mädchensommer haben mich an meine Jungensommer erinnert, diese feine Sprache kriegt hier eh niemand hin, hier wird ein Gefühl vermittelt und keine wohlgesetzten Worte gebastelt, hier summt sich ein Text in die Herzen derer, die manchmal noch Kind sein können. Jeronimo |
15.04.2015, 23:27 | #6 |
abgemeldet
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Liebe Zaubersee,
ich genieße Deine Zeilen, so wie sie sind und ich freue mich wie ein kleines Kind darüber. Hab Dank dafür. Herzliche Grüße, Letreo |
17.04.2015, 11:15 | #7 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583
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Liebe Mitlesenden und Kommentierenden,
über eure Beschäftigung mit meinem Text habe ich mich sehr gefreut, besonders auch über eure Ideen zu eventuellen Verbesserungen, vielen Dank allen an dieser Stelle. Ilka-Maria und urluberlu, ich habe mal ein wenig gebastelt und gerne einen Teil eurer Vorschläge mit einfließen lassen. Der Text ist, wie man unten sehen kann, schon älter und vielleicht tun ihm ein paar Veränderungen gut. Wie ich es tatsächlich handhaben werde, entscheide ich wenn etwas Zeit vergangen ist. So, wie auch die meisten aktuell geschriebene Texte erst einmal vor sich hin liegen, bevor ich sie veröffentliche. Am Ende entdecke ich meist noch etwas, das zu korrigieren ist. Wenn ein Text aktuell ist, fällt es mir aber insgesamt leichter direkt zu verbessern, weil alles noch im Werden ist und fließt. Vielen Dank auch für die positive Zustimmung zu meinem Text. Versard, Jeronimo und Letreo71, ihr habt so liebevoll auf meinen Text geantwortet und seine Berechtigung so wie er jetzt ist bejaht; mich würde auch und besonders eure Meinung zu den Veränderungen interessieren; Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich dem Präsens eher skeptisch gegenüberstehe. Es ist eben ein Gedicht aus der Retrospektive. Wo die Mädchensommer wohnen Wer fängt die meisten Wolken im Schaukeln wenn die Haare fliegen auf des Königs Wiesen hinauf in unseren himmlischen Ozean mit Engeln und Drachen rauf und runter immer höher bis einer schreit Spring zwei Ranzen - wie verheiratet in der Sandkiste - der Himmel blau und blau und blau - wie nass aus dem Tuschkasten gepinselt weiße Söckchen in fliegenden Sandalen über und zwischen und unter dem Gummitwist wenn unsere Beine wirbeln tanzen unsere Zöpfe - wenn die lichtspuckende Sonne funkelt - auf die Himbeerdrops zwischen unseren wackelnden Zähnen und wir schwatzen und schwatzen und schwatzen sommerendloses Trödeln auf dem Heimweg und Schnecken sammeln zwischen den Gräsern wie wilde Beeren den frechen Jungen hinter dem Zaun die Zunge herausgestreckt mit niemandem konnte ich so geheimnisvoll flüstern wie mit dir Sauerampfer in klebrigen Händen sehen wir die dunklen Wolken nicht die Blitze und Donner wie Konfetti werfen? unsere Antwort ist Kreischen und Rennen - und Lachen Hand in Hand segeln wir über die Wiese - durch die Straßen zwischen den Blöcken hindurch nach Hause Sommerschauer über unsere storchdünnen Mädchenbeine schnatternde Himbeermünder und Blumenkränze im Haar - aus rotem Klee. Mädchensommer Kribbeln in meinen Füßen direkt unter der Fußsohle denn da spüre ich sie immer noch das weiche Gras voller Sonne und das Hüpfen in den Sandalen hinein - Beine gegrätscht und zurück nach außen gesprungen das Gummi drehend umschlungen und raus. C. Zaubersee 2004 * Herzlichst Zaubersee |
17.04.2015, 23:28 | #8 |
Sie wohnen alle in uns, die Dreijährige, die Sechsjährige, die Zehnjährige...
Du lässt sie leben und hüpfen, liebe Zaubersee. Der Präsens steht deinen Versen nicht schlecht, aber kürzen würde ich keine einzige Zeile. Liebe Grüße scrabblix |
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17.04.2015, 23:41 | #9 |
abgemeldet
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Liebe Zaubersee,
ich finde die ertse Version vertäumter und verspielter. Lieben Gruß, Letreo |
18.04.2015, 14:01 | #10 |
Entschuldigung, ich finde diesen Vorschlag absurd und unlogisch. Hieße der Titel : "Wo die Mädchensommer wohnten", wäre alles perfekt. Ein feines Stück Lyrik, Zaubersee, Hut ab!
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18.04.2015, 15:17 | #11 | ||
Forumsleitung
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Völliger Quatsch. Es spielt keine Rolle, ob eine Geschichte in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft spielt. Der Präsens ist geeignet, den Leser in die Geschichte direkt einzubinden, sie fühlbar zu machen und sie leben zu lassen. Der Präsens ist ein Stilmittel, um Tempo und Erleben zu erzeugen und gerade die tote Vergangenheit empfinden zu lassen.
Zitat:
Zitat:
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18.04.2015, 15:23 | #12 |
R.I.P.
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hallo richard
absurd ist ein starkes wort. ilka empfand wohl (in meinen augen zurecht) ähnlich wie ich, dass hier zu einem luftigen, blühenden, bunten thema ein eher grauer, trockener, spröder r schulaufsatz mit zeilenvorgabe entstanden ist. dies wäre keine überlegung wert, wenn nicht einige (oder viele) stellen stark davon abweichen, zum leben erwachen. lyrik (und zaubersees ansatz hier ist ja wohl ein extrem lyrischer) sollte nicht nur phasenweise musik sein, sondern ganz. finde ich. lg url. |
18.04.2015, 15:25 | #13 |
R.I.P.
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Sogar gestrige oder vorgestrige Geschehnisse werden oft im Präsens geschildert:
"Bismarck geht mit dem festen Entschluß, seine Vorstellung dringend zu wiederholen, zu seinem Regenten. Er ahnt, daß er scheitern wird." Da ist man sofort mittendrin. |
18.04.2015, 16:42 | #14 |
Wo Zaubersee draufsteht ist auch Zaubersee drin eben weils zauberhaft ist
Es gibt das Gedicht jetzt in beiden Versionen, es kann sich also jeder die aussuchen, die ihm besser gefällt. Ist ja nicht die letzte Chipstüte im Supermarkt. Ich finde es hat beides etwas für sich. Ein Bericht der Vergangenheit im Präsens versetzt den Leser ein wenig mehr in die Zeit und die Geschichte, im Präteritum kann man sich zurücklehnen und in den Erinnerungen des Autors blättern, quasi wie in einem Buch. Das ist Sache der persönlichen Einstellung. Außerdem, und das muss ich ehrlich sagen frage ich mich warum man alles zu Tode sezieren muss. Ich versuche jedes Gedicht so zu lesen, als sei es das Erste das ich lese. Das Forum braucht mehr Zauber. Einige hier würden sich sogar Bambi ansehen und an Disney schreiben weil sprechende Rehe und Hasen unrealistisch sind |
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18.04.2015, 16:45 | #15 |
R.I.P.
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Bravo!
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18.04.2015, 18:34 | #16 |
R.I.P.
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18.04.2015, 18:57 | #17 | |
Zitat:
"Völliger Quatsch" ist es, Ilka-Maria, einer Autorin vorzuschlagen, Kindheitserinnerungen im Präsens darzubieten. Wo liegt da der Sinn? Mit Stilkunde/Nachhilfeunterricht brauchst Du mir nicht zu kommen, sag mal, geht es noch?? Ja, url, "absurd" ist ein starkes Wort. Wenn Du mir das bitte gestatten würdest... |
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18.04.2015, 19:18 | #18 |
R.I.P.
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Nein.
Im vorliegenden Fall ist höchstens absurd, dass die Autorin des Textes, um den es geht, offenbar durchaus nicht der Ansicht ist, ihr Text sei unverbrüchlich in Stein gemeisselt, während die user um sie herum sich ereifern, als ginge es um weiss was. schönes we u. |
18.04.2015, 19:28 | #19 |
R.I.P.
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Liebe Zaubersee,
beide Fassungen gefallen mir - beide haben ihren eigenen Reiz. Ich hätte mich schon früher mit einem Kommentar gemeldet, wenn ich mich mit freien Versen besser anfreunden könnte. Hier machen die Leichtigkeit, das Tänzerische, spielerisch-Verspielte und völlig Ungetrübte das Ihre, mich zu einer Gefallensbekundung zu bewegen. Beide Variationen habe ich mehrmals gelesen. Gern. Herzlichen Gruß v. Thing |
18.04.2015, 19:57 | #20 |
18.04.2015, 21:22 | #21 |
Hallo Zaubersee,
das sind verspielte, sehr schöne Bilder! - hinter deren gefühlten Leichtigkeit handwerkliches Können steckt. Sehr gerne gelesen! Gruß,A.D. |
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