Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 30.10.2017, 17:07   #1
weiblich Skaylar
 
Benutzerbild von Skaylar
 
Dabei seit: 10/2017
Ort: klaatus Keller :D
Beiträge: 302


Standard Ein-zwölftel-jähriges Jubiläum (Teil 2)

Hallöchen lieber Leser,
wenn Du Teil 1 dieser Geschichte noch nicht kennst, wäre es doch unvorteilhaft gleich mit dem zweiten zu beginnen!
Nur als Hinweis
Viel Spaß beim Lesen!




„Verdammt“, stöhnte ich kaum hörbar vor mich hin, „hatte ich etwa wieder zu viel?“
Mein Kopf fühlte sich an als hätte ich mich mit einer Wand angelegt.
Dieses Gefühl kannte ich nur zu gut.
Ich brauchte noch einen kleinen Moment, um mich zu sammeln, mir drehte sich wirklich alles.
...und irgendwie hatte ich einen unangenehmen Druck auf dem Unterbauch.
Etwas benommen versuchte ich mich aufzusetzen – doch was war das?
Meine Schultern begannen zu schmerzen und ich spürte, wie raues Seil meine Handgelenke aufscheuerte.
„Was zur Hölle?“, raunte ich und zog so fest ich konnte an den Fesseln, doch mit jeder Bewegung schlangen sich die Knoten fester um meine Gelenke.
Panisch riss ich die Augen auf und was ich sah raubte mir augenblicklich den Atem:
zwei große, blutunterlaufene, graue Augen starrten direkt in die meinigen.
Ich erschrak mich so sehr, dass ich gerade noch mit dem letzten Fünkchen Mut meine zu Tode geängstigte Seele aus dem Jenseits reißen konnte.
Völlig perplex presste ich mich an den Tisch, auf dem ich lag und atmete so flach ich konnte.
„Lass es ein Traum sein, bitte bitte lass es ein Traum sein!“
Ich kniff die Augen zusammen und ließ einige Sekunden verstreichen in der Hoffnung,
gleich aus diesem Albtraum zu erwachen.
Doch dem war nicht so. Stattdessen hörte ich, wie eine angenehme Frauenstimme anfing, leise zu singen.

If only we could all just find serenity
It would be nice if we could live as one
When will all this anger, hate and bigotry be gone?


Vorsichtig öffnete ich meine Augen, die Neugier war wieder mal stärker als die Vernunft.
Ein junges, zierliches Mädchen wog sich auf mir hin und her, ihr Gesicht war verdeckt von ihrer langen, zotteligen Mähne und alles, was sie trug, war gerade einmal ein T-Shirt.
Was war das? Irgendeine meiner Sexfantasien? Oder war das hier wirklich real?

Mein verwirrter Blick ließ sie innehalten, der Gesang verstummte und wieder fiel bedrückende Stille auf uns herab.
Schüchtern strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und erneut blickten mir zwei weit aufgerissene Augen direkt in meine Seele.
Mein Atem stockte.
„Hi, Phil.“ Mit diesen Worten zog sich ein breites Grinsen über ihr schneeweißes Gesicht.
Immernoch perplex musterte ich sie.
Wer war sie nur?
„Oh“, begann sie zu stottern, „ich hab' mich ja noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich.“
Sie kicherte verlegen. „Ich bin Sky.“
Etwas unbeholfen streckte sie mir ihre knochige Hand entgegen, zog sie aber schnell wieder zurück, weil sie wohl selbst vergessen hatte, dass ich gefesselt war.
„Entschuldige, ich bin etwas aufgeregt.“, lächelte sie und wischte mit der Hand über ihr Gesicht.
War das ihr Ernst?

Meine Angst war schon bald verflogen – wie könnte ich so ein niedliches Mädchen als meinen Entführer für voll nehmen?
„Kleines“, fing ich an und musste über diese lächerliche Situation lachen, versuchte aber ernst zu bleiben, „genug jetzt davon. Auch wenn du 'ne ganz Süße bist, ich hab' zu Hause eine Freundin, der das Ganze sicher nicht gefallen wird. Wenn du also so freundlich wärst...“
Ihr warmes Lächeln verwandelte sich schlagartig in eine kalte, böse Mine.
„Keine Sorge, Phil“, unterbrach sie mich, „darum kümmere ich mich schon noch.“
Ich brach in lautes Lachen aus.
„Nein wirklich, der Spaß ist vorbei!“, prustete ich los.
Ruckartig beugte sie sich nach vorn, so dass ihre Nasenspitze fast meine berührte;
ihre Pupillen waren gerade mal so groß wie eine Stecknadel.
Sie umfasste meinen Hals mit ihren kalten Händen und drückte fest zu.
„Denkst du, das hier wäre ein Spiel? Du gehörst jetzt mir...“
Ihre Stimme zitterte bedrohlich, ich muss zugeben, mir wurde etwas mulmig zumute.
„Phil, Phil, Phil...“, hauchte sie in mein Ohr und erhöhte den Druck auf meinen Hals.
Sie war stärker, als ihr zierliches Aussehen den Anschein machte.
„Du braucht mich, wie die Luft, die du atmest.“
Langsam wurde mir schwindelig und ich versuchte, mich gegen ihren Griff zu wehren, wand mich hin und her, doch nichts davon erzielte die gewünschte Wirkung.
Das letzte was ich vor meiner Ohnmacht wahrnahm war ihre nasse Zunge, wie sie sich gierig über meine Wange schob.


„Verdammt“, stöhnte ich kaum hörbar vor mich hin, „hatte ich etwa wieder zuviel?“
Ich öffnete meine Augen und blickte an die graue, trostlose Decke.
„Scheiße!“, dachte ich und erholte mich kurz von dem Déjà-vu.
Ich war noch immer gefangen. Es war kein böser Traum.
Etwas unbeholfen verrenkte ich meinen Nacken so, dass ich erkennen konnte, was sich da so fest an meine Brust schmiegte.
Schlief die Kleine immer mit offenen Augen?
Etwas irritiert sah ich mich in dem Raum um. Viel erkennen konnte ich nicht, die Umrisse einer Treppe vielleicht.
Ich sah in die andere Richtung und meinte, einen Schrank zu erhaschen.
Wieder zog ich an den Fesseln, doch wieder lockerten sie sich kein Stück.
Erschöpft seufzte ich: „Wow, ich bin die Gefangene einer Irren.“
Wie, als ob sie auf ihr Stichwort gewartet hätte, wachte Sky nun auf.
Sie gähnte kurz und blickte mich einige Sekunden starr an.
„Ups, da bin ich wohl glatt eingeschlafen, hihi.“
In der ganzen Zeit blinzelte sie kein einziges Mal.
Und auch erst jetzt fielen mir die getrockneten Blutränder um ihre Augen auf.
Unbehagen und doch voller Neugier beschloss ich, sie danach zu fragen.
„Oh, das?“, sie winkte abfällig ab, „Ich wollte einfach keine Millisekunde deiner atemberaubenden Schönheit verpassen. Das ständige Blinzeln hat sowieso genervt.“
Sie lächelte und saß sich langsam auf.
„Hast du dir wirklich?...“, ich stocke und bekam eine Gänsehaut, „deine...deine Augenlider...“
„Abgeschnitten? Ja. Nur für dich, mein Schatz!“
Ich war vollkommen perplex. Angst umschlich mein Herz und meine Knochen, ich begann augenblicklich wie verrückt zu schwitzen.
Sie sagte das in einem so selbstverständlichen Ton...es war einfach nur beängstigend.
Sky war wahrlich die Definition von Wahnsinn.


---Fortsetzung folgt---
Skaylar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.10.2017, 17:50   #2
männlich number11
 
Benutzerbild von number11
 
Dabei seit: 10/2017
Alter: 22
Beiträge: 184


Ich habe mich schlussendlich doch dazu verleiten lassen,
Dir ein paar Worte zu hinterlassen.
So höre mir zu ganz geschwind,
Was ich dir sage, ich bin nicht blind.

Ich finde deinen Anfang etwas unklar, da nicht sofort ersichtlich ist, welcher Zusammenhang zum ersten Teil besteht, bzw. aus wer das lyrische ich ist.

Danach baust du allerdings alles super auf, du hast mich voll mitgenommen, ich habe mit Phil mitgefiebert und fühlte mich am Ende doch selbst etwas unwohl.

Die Liedzeilen die du eingebaut hast finde ich sehr passend und haben die Atmosphäre sehr gut unterstrichen
Zitat:
If only we could all just find serenity
It would be nice if we could live as one
When will all this anger, hate and bigotry be gone?
Bei den Zeilen, als sich Sky vorstellt hatte ich sehr gut dieses kleine, zierliche Mädchen im Kopf, das verlegen ist und vielleicht zum ersten Mal mit einem Jungen spricht, oder so. Außerdem hat das in mir so das Paradoxon erzeugt, wie ein Mädchen, das so unschuldig wirkt Phil entführen kann.
Zitat:
„Hi, Phil.“ Mit diesen Worten zog sich ein breites Grinsen über ihr schneeweißes Gesicht.
Immernoch perplex musterte ich sie.
Wer war sie nur?
„Oh“, begann sie zu stottern, „ich hab' mich ja noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich.“
Sie kicherte verlegen. „Ich bin Sky.“
Mit den letzten Zeilen, dass sie sich ihre Augenlider abgeschnitten hat, nur um seine Schönheit keine Sekunde zu verpassen, hat mir dann ihren kompletten Wahnsinn und wie krank sie eigentlich ist aufgezeigt.
Zitat:
In der ganzen Zeit blinzelte sie kein einziges Mal.
Und auch erst jetzt fielen mir die getrockneten Blutränder um ihre Augen auf.
Unbehagen und doch voller Neugier beschloss ich, sie danach zu fragen.
„Oh, das?“, sie winkte abfällig ab, „Ich wollte einfach keine Millisekunde deiner atemberaubenden Schönheit verpassen. Das ständige Blinzeln hat sowieso genervt.“
Sie lächelte und saß sich langsam auf.
„Hast du dir wirklich?...“, ich stocke und bekam eine Gänsehaut, „deine...deine Augenlider...“
„Abgeschnitten? Ja. Nur für dich, mein Schatz!“
Ich war vollkommen perplex. Angst umschlich mein Herz und meine Knochen, ich begann augenblicklich wie verrückt zu schwitzen.
Sie sagte das in einem so selbstverständlichen Ton...es war einfach nur beängstigend.
Sky war wahrlich die Definition von Wahnsinn.
Deine Geschichte bringt diese düstere Atmosphäre und den Wahnsinn genau auf den Punkt finde ich und ich kann gar nicht auf den dritten Teil warten

11
number11 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 09:39   #3
männlich klaatu
 
Benutzerbild von klaatu
 
Dabei seit: 12/2015
Beiträge: 3.359


Sky, du bist wahrlich die Definition von Wahnsinn... Ich habe jetzt mehr als nur ein bisschen Angst vor dir und bin heilfroh, dass du nicht in meinem Bundesland wohnst!
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 14:03   #4
weiblich Skaylar
 
Benutzerbild von Skaylar
 
Dabei seit: 10/2017
Ort: klaatus Keller :D
Beiträge: 302


Hallöchen liebster 11,

es ist Absicht, dass der Anfang unklar ist, da ich ja schließlich erreichen möchte, dass der Leser auch über das, was er liest, nachdenkt.

Vielen Dank für das Lob und dafür, dass Du Dich so eingehend mit meinem Text beschäftigt hast!

Liebe Grüße,
Skaylar
Skaylar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 14:04   #5
weiblich Skaylar
 
Benutzerbild von Skaylar
 
Dabei seit: 10/2017
Ort: klaatus Keller :D
Beiträge: 302


Zitat:
Zitat von klaatu Beitrag anzeigen
Sky, du bist wahrlich die Definition von Wahnsinn... Ich habe jetzt mehr als nur ein bisschen Angst vor dir und bin heilfroh, dass du nicht in meinem Bundesland wohnst!
Das ist vielleicht ein Grund, aber kein Hindernis...
Skaylar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2017, 14:48   #6
männlich klaatu
 
Benutzerbild von klaatu
 
Dabei seit: 12/2015
Beiträge: 3.359


Sag bloß, man lässt dich Autofahren!?

Ich glaube, ich muss diesen Planeten hier wieder verlassen!
klaatu ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Ein-zwölftel-jähriges Jubiläum (Teil 2)

Stichworte
entführung, obsession, wahnsinn



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Ein-zwölftel-jähriges Jubiläum (Teil 1) Skaylar Geschichten, Märchen und Legenden 12 29.10.2017 13:28
Verzauberte Nacht, Teil I - Tina sucht die Liebe, Teil 10 DieSilbermöwe Geschichten, Märchen und Legenden 4 27.07.2017 08:34
Ein Teil von mir mcblie Gefühlte Momente und Emotionen 0 22.07.2017 13:59
2.Teil "Teil von mir" Blutsschwester Geschichten, Märchen und Legenden 6 01.01.2007 03:32


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.