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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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28.02.2016, 13:36 | #1 |
Und sie bewegt sich doch!
Ich war ein klein wenig aufgeschmissen, welcher Kategorie man das Gedichtchen zuordnen soll, weswegen ich es jetzt einfach mal hierhin gepackt habe.
Anlass war Brechts episches Theater "Leben des Galilei", das mich der drei verschiedenen Fassungen wegen schwer beeindruckt hat. Und sie bewegt sich doch! unsre Erde, auf dass die Vernunft sich weithin vermehre. Die Erde sei der Mittelpunkt, so lautete das Denken des weisen Aristoteles, die Kirche ließ sich lenken. Rund tausend Jahre hielt das Bild, doch wie es kommen muss: Mit Zeit kommt Wissen, Wissen kommt als Herr Kopernikus. Die Sonne sei der Mittelpunkt! dies Denken schien abstrus und fasste weder bei dem Volk noch bei der Kirche Fuß. Die Gottgewandten blieben immer gerne noch beim Alten, Vernunft und Wahrheit ließen diese erst viel später walten. Auch Galilei wollte neue Weltenordnung bringen, und ließ sich von der Stimme des Gesehenen besingen: Das Teleskop verhalf dem großen Forscher zu der Sicht die Erde dreht sich um die Sonne, anders geht es nicht. Mit Mut vertrat der große Meister darauf das Erkennen und ließ vereinzelt Menschen für die Sternerforschung brennen. Sein Weltbild war zwar logisch, aber biblisch nicht korrekt, weswegen es den Zorn des Inquisitors damals weckt. Die Forschung müsse ruhen und der Forscher widerlegen, sonst dürfe er mit seiner Lehre nicht mehr weiterleben. Nur einmal Forscher, immer Forscher, forscht der Forscher weiter, er zeigt sich wirrend, zeigt sich traurig, zeigt sich manchmal heiter, damit die Kirche seinen Geist zum Himmelsvater schickt, doch nein, der Galilei war kein kleines Stück verrückt. Er schrieb sein Buch Discorsi und verbreitet seine Lehren, so dass ihn auch noch heute alle Astronomen ehren. Und sie bewegt sich doch! unsre Erde, auf dass die Vernunft sich weithin vermehre. |
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28.02.2016, 14:02 | #2 |
Forumsleitung
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Galilei wird idealisiert dargestellt, in Anlehnung an Brecht ist das durchaus in Ordnung. Zum Glück wurde dem Gedicht vorangestellt, dass das Theaterstück die Motivation gegeben hat.
Faktisch stimmt nämlich vieles nicht. Die Kirchenvertreter wussten sehr wohl, dass sich die Erde bewegt, und auch sonst waren sie über die wissenschaftlichen Erkenntnisse ihrer Zeit im Bilde. Das Problem bestand darin, dass zum einen der wissenschaftliche (sprich: mathematische) Beweis für die Planetenbewegungen noch nicht erbracht werden konnte (aus diesem Grunde hatte sich z.B. Koperinikus mit öffentlichen Behauptungen zurückgehalten), zum anderen, dass die Kirche ihre Autorität nicht untergraben sehen wollte. Oder anders ausgedrückt: Man fürchtete Unruhe im Volk, wenn das alte, feste Weltbild gestürzt würde. Galilei hatte sich aus purer Eitelkeit mit der Kirche angelegt, weshalb er letztendlich wegen seiner "Discorsi" Hausarrest bekam. |
28.02.2016, 14:53 | #3 |
Liebe Litteralia,
wow, eine tolle Idee und Umsetzung! Die Fakten außer Acht gelassen, die kenne ich leider nicht genau. Liebe Grüße Gylon |
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28.02.2016, 15:13 | #4 |
Liebe Ilka,
mir waren die von dir angesprochenen Fakten nicht alle bekannt, also danke an dieser Stelle. Lieber Gylon, danke für das Lob. Liebe Grüße Jana |
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28.02.2016, 22:06 | #5 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467
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2 Welten treffen aufeinander, wie jedesmal wenn wir uns begegnen
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29.02.2016, 14:20 | #6 |
Zwei Welten, die dennoch irgendwo einen gemeinsamen Nenner finden.
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29.02.2016, 19:07 | #7 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467
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Wenn sie sich respektieren und sich in der Ansicht nicht in Frage gestellt sehen und sofort draufhauen, des Widerstands wegen.
Unsre heutige Welt find ich ist da wunderbar das soviele Wahrheiten gleichzeitig existieren dürfen, nebeneinander. Zwar verliert man in dem ganzen durcheinander leicht den Überblick, aber jeder darf sich das was gefällt rauspicken. Das ist eigentlich gut sowas im Vergleich zu der Vorstellung von damals zu sehen, die wir so haben aus unserer Perspektive. Unser Leben ist schon bald wieder wie die griechische Götterwelt oder die Indische und jeder Gott vermarktet sich als der Beste für seine Zielgruppe. Aber die Wissenschafft ist die schönste Erfindung in unserer Zeit. Diese genaue betrachtung der Kunst aus der wir bestehen, wie fantasievoll doch das Universum ist, so riesig und doch so fein. Und ja das Problem das du in deinem Gedicht beschreibst besteht noch, statt das Leben als etwas dynamisches bewegliches zu betrachten, wollen die Denker all zu oft etwas starres Totes mit feststehenden Regeln aus Stein machen, eine Hülle die wir uns überstülpen um nicht die gefährliche (aus Denker sicht) Krankheit der Veränderung auf sich zu ziehen. Das war auch Mister Gs Problem ob wir je darüber hinaus wachsen? |
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