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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 04.08.2023, 11:52   #1
Rolli
 
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Dabei seit: 02/2023
Ort: Thüringen
Beiträge: 126

Standard Erlkönig X.0

Wer rast mit dem Auto durch Nacht und Nebel?
Es ist mein Vater, der alte Dickschädel;
Er tritt wie ein Irrer auf das Pedal,
lässt den Verfolgern und mir keine Wahl.

Dabei hat er heute noch nichts getrunken,
den Bullen bei Abfahrt freundlich gewunken,
doch die verstehen überhaupt keinen Spaß,
da verliert er die Nerven und gibt richtig Gas.

Schon beginnt eine wilde Verfolgungsjagd,
und ich mittendrin, mich hat keiner gefragt.
Ich will nur ganz dringend ins Krankenhaus,
das Baby im Bauch will unbedingt raus.

Mein Vater lässt es so richtig krachen,
rast durch die Stadt mit zweihundert Sachen,
sieht er ein Blaulicht, dann wird er noch schneller,
die Rücklichter vor uns größer und greller.

Sie gehören zu einem Schwerlasttransport.
Mein Vater brüllt noch: „Mache dich endlich fort!“,
überholt ihn riskant, trotz Gegenverkehr,
denn langsamer fahren fällt ihm sichtlich schwer.

Dabei hat er wahrscheinlich nicht bedacht,
dass diese Straße eine Rechtskurve macht.
Ohne zu bremsen fährt er gradeaus,
direkt in die Pforte vom Krankenhaus.

Rings um uns her geht so manches kaputt,
über uns häufen sich Berge von Schutt.
Es ist kaum möglich, sich zu bewegen,
wir kämpfen krampfhaft ums Überleben.

Schemenhaft nähert sich eine Gestalt,
seltsam gekleidet und scheinbar recht alt,
hinter dem Mundschutz ein spöttischer Blick,
spricht er von einem unsäglichen Glück:

„Hallo, ihr Lieben, noch könnt ihr wählen,
kommt ihr mit mir ins Reich Allerseelen
oder sollen die Ärzte ihr Bestes geben,
dann könntet ihr 3, so Gott will, überleben.“

Geändert von Rolli (04.08.2023 um 14:55 Uhr)
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Alt 04.08.2023, 12:22   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111

Lieber Rolli,

du hast ja schon manch heiter-flottes Gedicht geschrieben, aber hier kam ich schon mit den ersten beiden Strophen nicht klar.

Zitat:
Wer rast mit dem Auto durch Nacht und Nebel?
Es ist mein Vater, der alte Dickschädel;
Wie ein Verrückter tritt er aufs Pedal,
lässt den Verfolgern und mir keine Wahl.

Dabei hatte er heute nichts getrunken,
den Bullen sogar noch freundlich gewunken,
doch die verstanden überhaupt keinen Spaß,
da drehte er durch und trat mächtig aufs Gas.
Es stockt ab Zeile drei wegen des Rhythmuswechsels. Und weshalb ist die erste Strophe im Präsens, während Strophe zwei ins Plusquamperfekt übergeht und dann im Präteritum weitermacht? Bei diesem engen Zeitzusammenhang ("heute") wäre das Präsens Perfekt passend gewesen. Dieser strikte Zeitenwechsel ist verwirrend.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2023, 15:01   #3
Rolli
 
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Dabei seit: 02/2023
Ort: Thüringen
Beiträge: 126

Liebe Ilka,

Du hast ja so recht. Im Nachhinein war ich selbst enttäuscht, wie ich die verschiedenen Zeitformen durcheinander gewürfelt habe. Diesmal war ich wohl schneller, als es die deutsche Sprache erlaubt.
Auch meine Änderungen habe ich wie meist in aller Eile vorgenommen, hoffentlich aber nicht allzu viel verschlimmbessert.
Vielen Dank für Deinen Hunweis und ein schönes Wochenende wünscht Dir

Rolli
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