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Alt 22.03.2007, 15:12   #1
Sateb Deis Rhi
gesperrt
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 327


Standard Die Kristallisation der Partizipation (Theaterstück)

Die Kristallisation der Partizipation

Drehbuchfragment für ein
Stück in fünf Szenen



Die Bühne:

Auf der Bühne sind, wie in einem Senat, weissgestrichene "Ränge" errichtet,
mattweisses Bühnenbild, steril. Es gibt keinen Vorhang.


Beginn des Stücks:

Die Hauptdarsteller betreten die unbeleuchtete, leeren Bühnenränge (bleiben stehen). Sie sind wie Menschen aus allen Epochen, aus allen Stilen gekleidet.
Es ist ihnen sichtlich unangenehm, ihre Nachbarn stören sie.
Jetzt erleuchten die Scheinwerfer und richten sich auf den Eingang des Saales, verfolgen das Geschehen.
Die zentrale Bühne wird nun von neun - in schwarze, von Kopf bis zu den Brustwarzen reichenden, dichten Schleiern gehüllten, ansonsten aber nackten - Frauen mit mattweissen Bällen, Dreiecken und Rechtecken gefüllt. Die Hauptdarsteller reagieren mit Verwunderung, Begehren und Abscheu.
Die Zuträgerinnen verlassen nun in drei Abschnitten den Saal, die drei, die Kugeln getragen haben, tanzen beschwingt hinaus, die drei mit den Dreicken bewegen sich unsicher, blicken aufgeschreckt, halten auf dem Weg aus dem Saal für sekundenbruchteile bei den Zuschauern an, schauen ihnen immer wieder kurz, aber intensiv verstört in die Augen, als ob sie sich an etwas Schreckliches erinnern, [ihr Spiel sollte nicht übertrieben wirken].
Die letzten drei, die die Rechtecke stellten, bewegen sich gleichförmig und starr aus dem Saal, ['inoffizielles marschieren'].


Nachdem alle Zuträgerinnen den Saal verlassen haben, ertönt das Geräusch von Kreide an einer Tafel. Dann das Geräusch abrutschender Kreide. Augenblicklich werden alle Schauspieler, bis auf einen, angeleuchtet.
Die um ihn herum etwas stärker als die restlichen. Die Stimme und Gestik der Figur im Schatten (der Geschichte) ist nun entscheidend. Die Umgebenden grinsen selbstgefällig im Licht.

Nun folgt ein Ablauf von Zitaten, deren Geschwindigkeit der Abfolge bzw. deren Betonung, sowie die individuellen Anweisungen an die Darsteller dem einzelnen Regisseur vorbehalten bleiben.
Wichtig ist jedoch, dass sich, langsam, aus der anfangs ungewohnten Atmosphäre heraus, eine Stimmung auflädt, wie sie in den Versammlungen griechischer Staatstaaten geherrscht haben mag.
Grinsen die Umstehenden der Redner erst mit Star-Attitüde, so wechselt ihr Gesichtsausdruck im Laufe der Szenen zu Ignoranz, Ratlosigkeit, Betroffenheit, Engagement, es wird geraunt, applaudiert und gebuht, gepfiffen und geschrien. Die Schauspieler selbst müssen mit der Stimmung ihrer Nachbarn interagieren, sich gegenseitig aufstacheln, stimulieren. Der Spannungsbogen des Stücks ist sehr von den Schauspielern abhängig, Es sind, die Realisierung des Stückes auf einer realen Bühne betreffend, sicher auch das eine oder andere Zitat zu verschieben oder ganz auszulassen. Es können weitere oder andere Themenkomplexe implementiert werden. Wichtig ist: "Die Kristallisation der Partizipation" einer anonymen Masse. Rechtsfindung (für den Zuschauer erfahrbar) zu 'erspielen'.




Szene 1 (Politiker)


Abrüstungskonferenzen sind die Feuerwehrübungen der Brandstifter.
[size=1](John Osborne, brit. Schriftsteller, 1921-1994)

Gott gebe mir ein gutes Schwert und keine Gelegenheit, es zu gebrauchen.
[size=1](unbekannt)

Wir wollen die Waffen auf dem Fechtboden niederlegen, aber weggeben wollen wir sie nicht.
[size=1](Bismarck, dt. Staatsmann, 1815-1898.)

Und trotzt getrost der ganzen Welt, bewaffnet, doch als Friedensheld.
[size=1](Wilhelm Busch, dt. Dichter u. Zeichner, 1832-1908, 'Fuchs und Igel')




Szene 2 (Alte Frauen)


Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.
[size=1](Marie von Ebner-Eschenbach, österr. Schriftst., 1830-1916)

Vorsicht ist das, was die anderen Feigheit nennen.
[size=1](Oscar Wilde, engl.Schriftsteller, 1854-1900)




Szene 3 (Veteranen)


Wer im Feind den Menschen ignoriert, ist des Menschen Feind.
[size=1](www,Initiative-Dialog.de)

Oft ist der Mensch sich selbst sein größter Feind.
[size=1](Cicero)

Feindbilder sind die Väter des Krieges.
[size=1](Amil.)

Feindbilder sind sicher nicht die Ursache für einen Krieg; sie erleichtern aber das Marschieren.
[size=1](Max Frisch, schweiz. Schriftst., 1911-1991)

Wie gut klingen schlechte Musik und schlechte Gründe, wenn man auf einen Feind losmarschiert.
[size=1](Friedrich Nietzsche, dt. Philosoph, 'Auf einen Feind los', Morgenröte 5. Buch)



Szene 4 (Bauern und Arbeiter)


Den ungerechtesten Frieden finde ich immer noch besser als den gerechtesten Krieg.
[size=1](Marcus Tullius Cicero, röm. Politiker, 106-43 v.Chr.)

Es gab noch nie einen guten Krieg oder einen schlechten Frieden.
[size=1](Benjamin Franklin, amerik. Politiker, 1706-1790)

Der Krieg ist gewonnen - aber nicht der Friede.
[size=1](Albert Einstein, dt. Physiker, 1879-1955)

Ein Friede ist besser als zehn Siege.
[size=1](Sprichwort)

Man muß Frieden schließen, solange man noch kämpfen kann.
[size=1](Sprichwort)

Es soll kein Friedensschluß für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.
[size=1](Immanuel Kant, dt. Phil., 1724-1804, 'Zum ewigen Frieden')

Am Krieg ist nur eine Sache gut: der Frieden, der ihm folgt.
[size=1](Spanisches Sprichwort)

Um einen dauerhaften Frieden zu erreichen, muß man falsche Entwicklungen rechtzeitig anhalten, ohne von einer Kriegs-Hysterie erfaßt zu werden.
[size=1](Bernard-Henri Levy, französischer Philosoph)

Frieden ist viel wertvoller als ein Stück Land.
[size=1](Muhamad Anwar Al Sadat, ägyptischer Präsident, 1918-1981)

Ich erhoffe mir Frieden, Frieden, Frieden auf der Welt! Aber ich glaube nicht, daß es das geben wird, denn die Menschen bringen es einfach nicht fertig, in Frieden zu leben.
[size=1](Astrid Lindgren, schwedische Kinderbuchautorin)

Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Frieden ist der Weg.
[size=1](Mahatma Gandhi, indischer Politiker, 1869-1948.)

Den Frieden kann man weder in der Arbeit noch im Vergnügen, weder in der Welt noch in einem Kloster, sondern nur in der eigenen Seele finden.
[size=1](William Somerset Maugham, brit. Schriftsteller, 1876-1965)

Fighting for peace is like fucking for virginity.
[size=1](Spontispruch)

Sie schaffen eine Wüste und nennen es Frieden.
[size=1]((Tacitus, röm. Geschichtsschreiber, 55-120 n.Chr.)

Friede gefährdet Arbeitsplätze.
[size=1]((Klaus Staeck, satirischer Plakatemaler)

Frieden ist nicht die Abwesenheit von Gewalt, sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit.
[size=1]((Aram I., Katholikos der Armenischen Apostolischen Kirche, 2oo1)

Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg.
[size=1]((Amil.)

Eine friedliche und einträchtige Welt ist der Alptraum der Offiziere und Advokaten.
[size=1](Norman Mailer, amerikan. Schriftsteller, *1923)

Pacem volo, bellum paro - Den Frieden will ich, daher rüste ich zum Krieg.
[size=1]((Der Heilige Augustinus, 354-430)

Ich glaube,daß das Problem der Friedenssicherung in der Welt auf internationaler Grundlage ohne Anwendung von Gandhis Methode nicht gelöst werden kann.
[size=1]((Albert Einstein)

Nicht der Krieg, der Friede ist der Vater aller Dinge.
[size=1]((Willi Brandt, SPD-Politiker u. ehem. Bundeskanzler, 1913-1992)




Szene 5 (Jugendliche)


Wenn das Gesetz dich zum Arm des Unrechts macht, dann brich das Gesetz.
[size=1]((Henry David Thoreau, amerikan. Romancier, 1817-1862)

Ungehorsam ist für jeden, der die Geschichte kennt, die recht eigentliche Tugend des Menschen.
[size=1]((Oscar Wilde, engl. Schriftsteller, 1854-1900)

Leider ist es eine typisch menschliche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, 'nein' zu sagen.
[size=1]((Fritz Max Bauer, dt. Jurist u. Generalstaatsanwalt, 1903-1968.)

Empörend bei einem Befehlsverhältnis ist nicht das Kommando, aber der Gehorsam.
[size=1]((Rudolf Leonhard)

Handle niemals gegen das Gewissen, selbst wenn der Staat es fordert!
[size=1]((Heinrich Heine, dt. Dichter, 1797-1856)




Das Finale:

Das Licht erlischt sofort, nach dem letzten Satz. Die aufgebrachten Schauspieler verlassen diskutierend und johlend, schreiend den Saal,
als ob sie draußen eine Revolution starten wollten.

Das Publikum wartet, um applaudieren zu können (oder zumindest zu buhen) bis es schließlich realisiert, dass das Stück endete, die Schauspieler nicht zurückkehren,
und dann den Saal erst zögerlich, dann schneller verlässt.
Anfangs verwirrt, dann verärgert und später unter Umständen sogar erleichtert und motviert wird im Folgenden das Ende reflektiert.
Die, unter den Zuschauern die sich aufspielen wollen, echauffieren sich natürlich als Erste lautstark.
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