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Alt 17.12.2018, 22:20   #1
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Beiträge: 4

Standard Heidegger und Adorno

Adorno:
klingt wie eine musikalische Vortragsbezeichnung (adorno con brio oder auch molto adorno), kurzer Auftakt im „A~“, dann eine vollendete Henry-Moore-Rundung „~dor“ und ein kurzes Auspusten beim geglückten Stand „~no“. Ein sensibles Kopf-Schräg-Halten auf dem „~dor“ ist vorstellbar, beim Aussprechen der Silbe lässt man galant den Vortritt oder gibt irgendeine Nichtigkeit zu, die Artikulation ist ähnlich der, mit der man früher leicht lächelnd „Guten Tag“ zur Verabschiedung sagte. Die Rundungen der drei Vokale ist rein städtische Eleganz, gute Manieren, Wissen, wann was an der Zeit ist (das Pulver wird nicht verschossen): Es beginnt mit dem weniger runden „A“ und setzt sich fort mit dem Doppel-o – an sich könnte man die Lippen ab dem „d“ gleich rund lassen.

Heidegger:
Betonung auf der ersten Silbe, also kein Auftakt, ein schlammbeschmierter Stiefel auf Ackerboden, die Egge (der Schollenzerkleinerer!), die und der Heide (der Boden, die Erde aber auch das Wilde der Germanen). Es stapft über Lehm: „Hei!-deg!-ger! – „Hei!-deg!-ger!“. Das „er“ am Ende klingt wie eine Standes- bzw. Berufsbezeichnung („Und was macht der da? – Der? – Na, das ist doch unser Heidegger!“). Gedoppelt wird hier ein Konsonant, der dem vorausgehenden Vokal Beine macht: „Marsch, marsch!“. Und nicht erst in heutiger Zeit assoziiert man zum Namensanfang das „Sieg Heil“.
Nachsinnen über die Bewegungssuggestionen und synästhetischen Charaktere.

Vermutlich nicht zuallerletzt deswegen sind die Fronten so verhärtet. Es geht mit viel zu viel Gefühl beim Hören des verehrten oder gegnerischen Namens los. Der Rezeption beider Philosophien täte es gut, hießen ihre Autoren Meier und Schulze.



Anmerkung:

Bewegungssuggestionen: „Vorzeichnungen einer Bewegung, die über das Maß der ausgeführten Bewegung, falls eine solche erfolgt, hinausgeht“ (33)

synästhetische Charaktere: „intermodale – quer über die Gegenstandsgebiete verschiedener Sinne verbreitete – Eigenschaften, die oft, aber nicht immer, den Namen spezifischer Sinnesqualitäten tragen“ (33); bspw. das Helle (eines Klangs), das Ruhige (einer Farbkombination)

Beide werden von Schmitz unterm Begriff der„leibnahen Brückenqualitäten“ zusammengefasst. Sie „(können) sowohl am eigenen Leib gespürt als auch an begegnenden Gestalten wahrgenommen werden“. (33)

dazu: Schmitz, Hermann: Der Leib, de Gruyter, Berlin/Boston, 2011
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bewegungssuggestionen, synästhetische charaktere

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