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Alt 08.07.2012, 18:08   #1
Thing
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Standard Verfall unserer deutschen Sprache?

Wer denkt wie darüber?
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Alt 08.07.2012, 18:17   #2
weiblich Ilka-Maria
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Die Frage sollte zielgerichtet sein:

Weshalb wird uneren Schülern der Unterricht in der eigenen Sprache mehr und mehr entzogen?
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Alt 08.07.2012, 18:22   #3
Reisender
 
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Hallo,
gestatte mir mal nachzufragen, inwieweit den Schüler der Unterricht in der eigenen Sprache mehr und mehr entzogen wird?
Was meinst du damit? Und wie äußert sich das?
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Alt 08.07.2012, 18:30   #4
männlich Martand
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Standard Verfall der deutschen Sprache...

..passt ganz wunderbar in unserer dekadente Gesellschaft, dem Kultuverfall und ähnlichem. Zwei Gruppen scheinen sich im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts herausgebracht haben: die Intelligenten und die Normalen. Diejenigen, die sich wenigstens ansatzweise für alles, was um ihnen herum ist, die Welt, Politik, Naturwissenschaftliches interessieren, und dann noch circa 80-90 % der Studenten, Klassen, denen einfach alles egal ist, außer ihrer Musik und ihrer sozialen Kontakte. Sicherlich ist dies in diesem Alter auch sehr wichtig, doch bringt es unsere Kultur nicht wirklich voran. Für die deutsche Sprache heißt das im Klartext: gesprochen wird bald nur noch eine Mischform aus modernem Englisch und gebrochenem Deutsch, lediglich Naturwissenschaftler, Mathematiker und Poetryaner werden dem literarischen Deutsch noch mächtig sein. Der Kampf gegen die schleichende Normalisierung von Idiotendemdeutsch und ebenso idiotigem Verhalten (absolutes Desinteresse, sinnlose Aktivitäten wie Partys und Co) hat soeben begonnen.

Zitat:
Weshalb wird uneren Schülern der Unterricht in der eigenen Sprache mehr und mehr entzogen?
Und das liegt meines Erachtens in dem im Unterbewussten als negativ empfundenen Wandel der Menschen in ihrem Verhalten und der jetztigen Welt. Es ist völlig sinnlos, Inhalte aus Chemie, Biologie, Physik, Deutsch,.. zu lernen, wie sie heute an Schulen gelehrt und gebraucht werden. Ausnahmslos alle Schüler vergessen den schwachsinnigen und für das Leben absolut unbrauchbaren Schmarrn wieder und das ist auch gut so. Wer protestiert, fliegt. Zu sehr hat sich die depressive und dekadente Einstellungen der Normalen bereits in das Bild vieler, normal denkender Menschen eingefressen. Statt einfache Gedichte zu behandeln, müssen es komplizierte Formeln sein, statt Philosophie, dem meiner Meinung nach mit Abstand wichtigstem Schulfach, werden irgendwelche chemischen Strukturen weitab des bekannten Periodensystems gelehrt. Dies gibt den Leuten das Gefühl, es sei ja noch gar nicht so schlecht um die Bildung in diesem Land bestimmt.

Wer sich nicht traut, Probleme an der Wurzel zu packen und somit zu lösen, sondern sie dadurch versucht, sie nur noch komplizierter zu machen, der wird am Ende an seinen Rechenformeln und Strukturenlehren zugrunde gehen. Die einfachsten Menschen haben es meistens am leichtesten.
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Alt 08.07.2012, 18:32   #5
Thing
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Leider kann ich den Titel nicht mehr ändern.
Ein Parallelfaden scheint mir auch nicht opportun zu sein.

Soll ich poetry bitten, den Titel zu ändern?
Aber dann fehlte das, was mich bewegt.

Auf Deine Frage eine erste, kleine Antwort:

Multikulti aufgezäumt, muß, mangels politischem Interesse, mangels finianzieller Unterstützung, galoppieren.
Jetzt werden, wie mir zu Ohren kam, in einigen Schulen Islamische Religionsunterrichte eingeführt. Wozu?
Ich wähnte, in einem laizistischen Staat zu leben.

An jeder Schule, für jede Klasse sähe ich lieber drei Deutschlehrer, die allen Schülern nicht nur die Kenntnis unserer Muttersprache vermittelten, sondern auch den Reichtum, den sie birgt.
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Alt 08.07.2012, 18:39   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ganz einfach:

Bis in die Zeit der Vorachtundsechziger wurde die deutsche Sprache in puncto Rechtschreibung und Grammatik bis ins letzte Schuljahr gepflegt. Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Dann kam die "Alte-Zöpfe-ab-"Revolution, und alles, was Kultur war, wurde planiert. Die Lehrpläne sahen dann so aus, daß wegen der Befürwortung der Gesamtschulen keine begabten Kinder mehr gefördert wurden, sondern die Klassen sich nach den schwächsten Gliedern orientierten. Entsprechend fiel die Leistung ab, und entsprechend wurden die Anforderungen runtergesetzt. Kein Schulleiter möchte in seinen Abgangsklassen Versager haben.

Für lernschwache Kinder gab es früher Sonderschulen mit speziell ausgebildeten Lehrkräften. Heute gilt die Formel "Inklusion", und damit sind sowohl Schüler wie Lehrer überfordert.

Dies ist nur ein Anriß des Problems, das bereits vor vierzig Jahren seine Entwicklung begann. Ich kann das hier nicht näher ausbreiten, denn es könnte ein Buch füllen.

Ich kann nur eine grundsätzliche Aussage machen: Jede Art von Gleichmacherei ist menschenverachtend.
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Alt 08.07.2012, 18:49   #7
Thing
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Du schreibst mir aus dem Herzen.
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Alt 08.07.2012, 18:55   #8
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Auf Deine Frage eine erste, kleine Antwort:

Multikulti aufgezäumt, muß, mangels politischem Interesse, mangels finianzieller Unterstützung, galoppieren.
Jetzt werden, wie mir zu Ohren kam, in einigen Schulen Islamische Religionsunterrichte eingeführt. Wozu?
Ich wähnte, in einem laizistischen Staat zu leben.

An jeder Schule, für jede Klasse sähe ich lieber drei Deutschlehrer, die allen Schülern nicht nur die Kenntnis unserer Muttersprache vermittelten, sondern auch den Reichtum, den sie birgt.

Hallo,
vielen Dank für die erste kleine Antwort.
Vorab, ich zähle mich voll und ganz zu den 80-90% der Normalen.
Und das ist auch gut so.
Du hast da eine interessante Frage aufgeworfen.
Ich denke, die lässt sich sehr leicht beantworten.
Die Welt verändert sich. Das ist einfach so, und daran kann man nicht viel ändern. Und wenn ich schon Nachbarn habe, die eine andere Religion ausüben, dann will ich bitteschön auch mehr über diese Religion wissen.

Ich finde es gut und richtig, dass sich die Struktur des Lehrplans wandelt.
Was nützt mir Philosophie, wenn ich mich an einer ausländischen UNI einschreiben will, aber die dortige Sprache nicht spreche.

Ich finde, ein Deutschlehrer reicht schon vollkommen aus.
Viel wichtiger fände ich, wenn der Deutschlehrer den Schülern nicht nur die deutsche Sprache erklärt, sondern mit und durch sie die deutsche Sprache weiterentwickelt würde.


@Ilka-Maria:
Ich glaube schon, dass begabte Kinder noch gefördert werden können.
Ich halte das Bildungssystem auch nicht für optimal.
Aber zu sagen, dass alles was Kultur war, planiert worden wäre.
Die Schwierigkeit ist doch, dass es viele neue Lebenswelten gibt, die man erschließen muss. Und da der Tag ja nur 24 Stunden hat, muss man sich Gedanken machen, was man wo unterrichtet.
Oder anders ausgedrückt, früher konnte man zwar mehr "Kultur" behandeln, dafür musste man sich ja auch nicht um den Computer sorgen.

Ich finde deine Auslegung des Kulturbegriffs deutlich zu oberflächlich.
Kultur ist weit mehr, als du denkst.
Und wenn ein Schüler etwa die Kentniss erlangt, wie er eine Webseite erstellt, dann ist das ebenso Kultur, als wenn er einen Text produziert.

Noch ein Wort zu Inklusion.
Was gerne unterschlagen wird ist, dass Kinder, die Förderschulen besuchen in den seltensten Fällen Schulabschlüsse erreichen.
Da ist es durchaus notwendig, dass man hier das Bildungssystem umbaut.
Dass das nicht von heute auf morgen geht, dass ist klar.

Und wenn leistungsstärkere Schüler leistungsschwächere unterstützen, dann kann das für beide Seiten auch eine Breicherung sein.



So und zum Schluss noch ein Wort zu einem Satz, bei dem mir richtig schlecht geworden ist.

Zitat:
Jede Art von Gleichmacherei ist menschenverachtend.
Um Gottes Willen, ist das dein ernst?

Ich bin froh, dass wir in einer Gesellschaft leben, die sich darüber Gedanken macht, dass jeder gleiche Chancen hat und sich durch Leistung auch gleiche Soziale Anerkennung verdienen kann.


Ich glaube, viel gefährlicher als die 80-90% der normalen Musikhörer sind die, die sich selbst für gebildet halten, der Meinung sind anderen diese "Bildung" vermitteln zu müssen, gleichzeitig aber nicht bereit sind dazuzulernen.
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Alt 08.07.2012, 19:14   #9
weiblich Ilka-Maria
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Ich bin mir absolut sicher, daß Du nicht weißt, was Du da von Dir gibst. Du schreibst nämlich über Entwicklungen, die Du nicht mitgemacht hast. Im Gegensatz zu mir. Mein Sohn kam jeden Tag als Fragezeichen aus der Schule nach Hause und wurde von mir "nachunterrichtet", damit er überhaupt verstanden hatte, worum es ging. Die Lehrer waren Gehaltsempfänger aus unseren Steuergeldern, aber das war's auch.

Ich hätte alle Talente zum Unterrichten gehabt (und war auch in der Erwachsenenbildung tätig), aber ich würde heutezutage nicht Lehrerin sein wollen. Nein, danke.
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Alt 08.07.2012, 19:23   #10
Thing
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Jede Art von Gleichmacherei ist menschenverachtend.

Ja. Dem stimme ich zu.
Wer das jetzt auch geschrieben haben mag.

Spitzfindig:
Jeder wäre ein Goethe (Göte) oder Schiller (Schieler).
Jeder Reiche wäre minderbemittelt, jeder Arme wäre nicht mehr ganz so minderbemittelt im Zuge der Nivellierung.
Ich wäre einem "He, Alda, du kraß Krankenhaus" gleich,
Jeder "O, Liebste, Dir singe ich mein Lied" wäre krass alld.

Gleichmacherei hatten wir zur Genüge!
Und man verweise mich nicht auf Orwell!
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Alt 08.07.2012, 19:53   #11
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@ Ilka-Maria: Ich glaube, dass es sehr zweifelhaft ist, als Argument anzuführen, dass man glaubt, dass der gegenüber einfach nicht bescheit weiß.
Ich teile deine Ansichten nicht, respektiere dich aber in soweit, dass ich dir nicht unterstelle nicht zu wissen, wovon du sprichst.
Die absolute Wahrheit ist ja nichts, was eine Person für sich beanspruchen kann.

Aus deinem letzten Beitrag klingt im Prinzip nur an, dass es inkompetente und ungeeignete Lehrer gibt. Ja. Die gibt es. Und?

Aus deinem vorigen Beitrag habe ich zwei Dinge entnommen.
Erstens, früher wurde länger die deutsche Sprache gepflegt. (Heute deiner Auffassung nach wohl weniger). Diese Entwicklung hällst du für schlecht.
Ich halte diese Entwicklung zunächst für unvermeidbar. Wie ich schon sagte, die Welt verändert sich. Ich glaube auch nicht, dass das Bildungssystem optimal ist, aber das meiner Auffassung nach nicht weil zu wenig so genanntes Kulturgut vermittelt wird, sondern weil zu steif damit umgegangen wird.

Das gilt auch für die Sprache. Und dass die Jugend ungebildet ist, und ihre Sprache die gute alte Muttersprache zerstört, diese Ansicht ist doch nicht neu.


Ich habe in deinem letzten Beitrag einen spannenden Satz entdeckt. Du schreibst, dass du heute nicht Lehrerin sein wolltest.
Darf man fragen, wieso nicht.



Und abschließend noch ein Wort zum Thema Inklusion.
Ich glaube, hier geht es viel um Neid. die Gesellschaft ist mittlerweile zu einer Ellenbogengesellschaft verkommen.

Ich habe viele Jahre damit verbracht, dafür zu sorgen, dass viele Menschen bessere Chancen erhalten.

Und dabei habe ich eins festgestellt, nicht die Leistungsschwächeren verbessern sich zu Lasten der Leistungsstärkeren, alle verbessern sich.



Das Problem ist nicht, dass die Jugend ungebildet ist, dass Problem ist, dass die Jugend in eine beinharte Leistungsgesellschaft gesteckt wird, mit allen dazugehörigen Problemen.

Ich hatte mal die Ehre, bei einer Veranstallung dabeisein zu dürfen, auf der ehrenamtlich Arbeitende ausgezeichnet wurden.
Ich war mit weitem Abtand der jüngste.
Der nächst ältere war 68.


Da kann mir jetzt niemand erzählen, dass die Jugend ungebildet ist und dass das einzige Interesse der Jugend ist, IPod zu hören.
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Alt 08.07.2012, 20:03   #12
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Hallo Reisender,

könntest du freundlicherweise klarer hervorstellen, wo dein Problem liegt? Du vermischst hier viele Beiträge und wirfst so Fakten und Vermutungen durcheinander.

Zitat:
Da kann mir jetzt niemand erzählen, dass die Jugend ungebildet ist und dass das einzige Interesse der Jugend ist, IPod zu hören.
Ja, ein Großteil pflegt diese Interessen, was sehr schade ist.

Außerdem habe ich die 80-90 % "Normalen" ins Spiel gebracht, für mich passt die Sprach- und Interessenschwäche in das Gesamtbild eines deutschen Durchschnittsbürgers. Und das Musikbeispiel hat Ilka-Maria gar nicht genannt, sondern ich.

Viele Grüße
Martin
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Alt 08.07.2012, 20:08   #13
Thing
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@ Ilka-Maria: Ich glaube, dass es sehr zweifelhaft ist, als Argument anzuführen, dass man glaubt, dass der gegenüber einfach nicht bescheit weiß.
Ich teile deine Ansichten nicht, respektiere dich aber in soweit, dass ich dir nicht unterstelle nicht zu wissen, wovon du sprichst.
Die absolute Wahrheit ist ja nichts, was eine Person für sich beanspruchen kann.


(Zitat von Reisender)

Von absoluter Wahrheit ist nicht die Rede.
Es ist die Rede vom nötigen Rüstzeug, unsere Sprache zu beherrschen, was mit einem Herrschaftsanspruch nichts zu tun hat.
Wer sein Handwerk nicht beherrscht, hat keine Aussicht, überhaupt Geselle zu werden, geschweige denn ein Meister.

Wenn ich wieder und wieder lese, daß der Unterschied zwischen wider und wieder ein Rätsel zu sein scheint, daß die einfache Unterscheidung zwischen das und dass sehr vielen Schreibern und Schreiberinnen nicht geläufig ist ....

von andren, nicht lässlichen, Verschandelungen abgesehen....

o, Du armes Deutschland!
Möge Deine Sprache genesen!!!


Erbost:
Thing
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Alt 08.07.2012, 20:50   #14
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Hallo,
na das Thema dieses Beitrags ist doch, "Verfall unserer deutschen Sprache?"
Was wird als Argument angeführt?

1. Das Bildungssystem ist schlecht, ergo die Kinder sind ungebildet.
2. Man versucht leistungsschwächere Kinder durch Zusammenlegung mit Leistungsstärkeren zu fördern. Ergo das Niveau aller sinkt.
3. (Hier kommst du ins Spiel) 80-90% sind dumm und feiern nur.

Ich halte alle 3 Argumente für falsch.

1.
Das Bildungssystem ist sicher nicht das beste, aber auch nicht das schlechteste.
Die Welt hat sich in den letzten Jahren schnell verändert.
Man kann es sich jetzt leicht machen und sagen, früher war alles besser. Doch ob ein Schüler, würde er heute die Schule der 60er besuchen, in irgendeiner Weise besser wäre, als ein heutiger Schüler wage ich zu bezweifeln.

2. Inklusion ist etwas ganz wichtiges. Stichwort Ellenbogen Gesellschaft.
Kinder profitieren davon, wenn sie zusammen mit Leistungsschwächeren beschult werden. Natürlich gibt es hier noch viel zu tun.
Anderseits muss man auch sagen, dass es einfach unfair ist, und nicht in unsere Gesellschaft gehört, dass etwa Behinderte in s.g. Sonderschulen abgeschoben werden und diese dann ohne Abschluss verlassen.
Gut dass in Deutschland versucht wird auf Chancengleichheit hinzuarbeiten.

3. Das ist ein blankes Klischee.

Um mal den sehr gelungen Beitrag von Thing aufzugreifen:

Der Meister gibt seinem Gesellen das Handwerkszeug in die Hand. Irgendwann ist der Geselle dann auch Meister und schließlich kommt der Punkt, an dem der ehemalige Geselle besser ist, als sein ehemaliger Meister.

Was will ich damit sagen.
Die Welt verändert sich. Naturgemäß sieht die ältere Generation das was die jüngere macht als zweifelhaft an.
Aber das muss es nicht per se sein.



Und noch ein Wort zu dem Beispielt von Romolus.
Der Jugend wird ja so oft vorgeworfen, die Sprache zu verhunzen.
Das war schon immer so. Selbst Platon konstatierte schon den Untergang der Sprache. Aber wenn du schon das Das anführst, dann verrate mir doch mal bitte, warum das mit ß völlig falsch ist.
Daran ist glaube ich die Jugend völlig unschuldig.
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Alt 08.07.2012, 21:19   #15
weiblich Ilka-Maria
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Es ist richtig, daß die Bildungsmisere nicht der Jugend anzulasten ist.

Ich kann auch erklären, weshalb ich heutzutage nicht gerne Lehrerin wäre:

Weil seit vierzig Jahren mit dem Schulsystem experimentiert wird, ständig neue Unterrichtsformen aufgedrückt werden, die Frage nach einem gut erreichbaren Kiosk in die Pausen an oberster Stelle in der Wichtigkeitsskala stehen und die freie Entfaltung der Kinder vor Disziplin gesetzt wird, so daß ein Unterrichten gar nicht mehr möglich ist. Das haben natürlich nicht die Kinder zu verantworten, sondern die wohlmeinenden Erwachsenen, die damit über das Ziel hinausgeschossen sind.

Es muß einene guten Grund dafür geben, daß sich die meisten Lehrer mit fünfzig Jahren pensionieren lassen. Es gibt sicherlich auch einen Grund, daß sich viele Lehrer in Psychotherapie begeben, wie ich nicht aus der Zeitung, sondern aus persönlicher Quelle weiß. Und was ich sonst über das Schulsystem seit den 70er Jahren weiß, habe ich als Mutter hautnah miterlebt. Mein Sohn wäre ohne mich aufgeschmissen gewesen, hätte ich nicht die Fähigkeit gehabt, ihm das zu Hause beizubringen, wozu die Schule nicht imstande war. Und das abends nach meinem Vollzeitjob, weil ich dank des intakten Schulsystems der 50er und 60er Jahre das Rüstzeug dazu hatte.

Ich wäre heute nicht gerne Lehrerin, weil niemand mehr lernen will. Jeder will gleich alles haben und möglichst ohne Anstrengung. Das ist nicht die Schuld der Jugend, sondern der Leute, die für die Bildungspolitik verantwortlich sind.
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Alt 08.07.2012, 21:35   #16
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Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen.
Da wird viel experimentiert. Und das sollte man nicht tun. Zumindest nicht auf dem Rücken der Schüler.
Wobei es natürlich auch nicht leicht ist, den einen ultimativ richtigen Weg zu finden, wie man den Schülern all das, was sie wissen müssen beibringt.

Das heute niemand mehr lernen will wage ich zu bezweifeln.
Ich hab da ganz andere Erfahrungen gemacht.

Im Gegenteil, ich denke junge Menschen wollen immer lernen. Da spielen dann viel mehr so Probleme rein, wie Versagensängste, Perspektivlosigkeit ect.

Ich arbeite jetzt seit Jahren ehrenamtlich in Gegenden, die manche Menschen soziale Brennpunkte nennen. Glau mir, die Kinder/ Jugendlichen wollen lernen.

Nur wenn der Tagesablauf gezuwungenermaßen so aussieht,
1. Aufwachen
2. institutionelle Betreuung (das Frühstück habe ich mit Absicht nicht aufgeführt)
3. Nach Hause kommen und ggf. Essen
4. Fernsehen+Internet
5. Schlafen

dann reicht es natürlich nicht, wenn sich vorne ein Lehrer hinstellt und irgendetwas erzählt, was den Schüler wenig anspricht.

Ein anderes Beispiel. Ich durfte auch schon Menschen aus ähnlichem Millieu kennen lernen, die zwar wenig Chancen hatten, diese aber sehr gut genutzt haben, und fantastische Dinge zustande gebracht haben.


Also mein Fazit: Man sollte alles daran setzen, dass jeder optimale Möglichkeiten hat sich zu entwickeln.



Gestatte mir abschließend noch eine Frage. Das ist ja ein sehr interessantes Thema, aber wieso ging die Diskussion in einem Beitrag los, in dem ich um Kritiken zu meinem Roman bat?

LG
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Alt 08.07.2012, 23:50   #17
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Gestatte mir abschließend noch eine Frage. Das ist ja ein sehr interessantes Thema, aber wieso ging die Diskussion in einem Beitrag los, in dem ich um Kritiken zu meinem Roman bat?

LG
Das ergibt sich manchmal so, das ist kein Einzelfall, und zu Anfang weiß man nicht, ob die Debatte ausufert. In diesem Fall war das so, deshalb hat Thing dafür einen gesonderten Faden aufgemacht. Du kannst den Admin bitten, die Diskussionen unter Deinem Roman zu löschen, damit Dein Text wieder im Focus steht. Das ist Dein gutes Recht, und damit wäre die Sache bereinigt.
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