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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 01.01.2011, 22:19   #1
männlich Kse
 
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Standard Buchenwald

Ich steh versunken und allein,
ich fühle mich so schwach und klein,
am Rande eines dunkeln Wald's,
und am Himmel stürmts und knallts!

Die Buchen biegen sich im Wind
und die Sturmfront eilt geschwind!
Sie kommt zu mir und will mich holen,
schnell schleich ich weg,auf leisen Sohlen.

Gevatter Tod ist hinter mir,
schlimm wütet, dieser braune Stier!
Ich werde gehn wie ich gekommen,
an seinem Horn mein Blut geronnen.

Doch Leben soll das Monster nicht,
der Adler stürtzt ihm ins Gesicht,
er reißt herraus des Monsters Fleich,
so geht er unter im Gekreisch!
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Alt 01.01.2011, 22:39   #2
männlich Ex-Schamanski
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Man sollte eventuell einen anderen Titel wählen. Nichts für ungut.

http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald
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Alt 01.01.2011, 23:07   #3
Thing
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Halli Hallo,

habe den Link im Kommentar nicht gelesen.
Der Titel ließ mich schaudern, bis ich merkte, daß er wirklich unschuldig gemeint war.
Du bist sicher noch sehr jung.

Lese ich dann aber wieder vom wütenden und braunen Stier, zweifle ich an der Unschuld.
Sehr zwiespältig!

Morgen mache ich mir noch einmal Gedanken darüber.


Thing


Ach, hätte ich beinahe vergessen:

Sei herzlich willkommen!
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Alt 01.01.2011, 23:19   #4
männlich Kse
 
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Hallo,
also ich irrt euch nicht , das Gedicht ist tatsächlich in Erinnerung an Buchenwald geschrieben,aber ich glaube ihr habt die letzte Strophe nicht genau beachtet!
Ich kläre das ganze mal auf bevor es für Furore sorgt...
Ich bin mir voll bewusst , was damals geschehen ist ,auch wenn ich tatsächlich noch sehr jung bin!
Und ja der "braune Stier" ist absichtlich braun, ebenso wie der Adler der den Stier am Ende tötet.
Das Gedicht umschreibt ,was damals geschehen ist und verurteilt es.
Das war meine Absicht bei diesem Gedicht,was ich in den letzten Versen verdeutlichen wollte. Die Nazis haben Deutschland zerstört und dabei sehr viele Menschen getötet (Strophe 3),aber dafür wurden viele der führenden Personen verurteilt und gerichtet(Strophe 4,Verss 3-4). Der Adler ist nun mal das deutsche Wappentier, deswegen fand ich es passend ,dass grade ein Adler den Stier tötet.
Also ich hoffe ihr seht beide ,dass dieses Gedicht zwar das Thema "Buchenwald" behandelt ,aber nicht verherrlicht sondern verurteilt.


Ach und danke fürs freundliche Aufnehmen !
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Alt 02.01.2011, 00:32   #5
weiblich Venetianskies
 
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Oh find ich echt gut durchdacht und nett erklärt, vielen dank.
Hast einen sehr interessanten Text geschrieben.
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Alt 02.01.2011, 00:49   #6
männlich Kse
 
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Vielen Dank ,das hört man gerne !
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Alt 02.01.2011, 02:38   #7
männlich Ex-Schamanski
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In Ordnung, der Titel war bewußt so gewählt.
Die Verherrlichung von Naziverbrechen habe ich Dir gewiß nicht unterstellt.

"Sturmfront" brachte mich wohl etwas in Zweifel, schließlich ist "stormfront" der Name einer internationalen Naziorganisation mit Website und allem.

Meine persönliche Meinung: über KZs soll nur Gedichte schreiben, wer darinnen war. Unsereiner kann sich davon auch nicht ansatzweise eine Vorstellung machen.
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Alt 02.01.2011, 03:02   #8
männlich Bullet
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Hi,

Ich finde nicht, das man nur dann über ein KZ schreiben darf, wenn man selbst drin war. Denn wenn dies so wäre, dann ist in ein paar Jahren, die Auseinandersetzung mit diesem Thema tot...im wahrsten Sinne des Wortes.

Klar ist aber auch, dass man mit solchen Themen sehr vorsichtig umgehen und sich seine Worte sehr genau überlegen sollte.

Im großen und ganzen finde ich das hier gelungen, wenngleich vielleicht etwas zu plakativ. Ich finde man hört irgendwie das Schulbuchwissen heraus, die Schulbuchwahrheit. Das macht es ein wenig steril. Aber ich wüsste auch keine generelle Empfehlung zur Herangehensweise.

Insgesamt finde ich den Versuch in dieser Form interessant, aber vielleicht ausbaufähig.

Gruß
Bullet
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Alt 02.01.2011, 03:17   #9
männlich Heinz
 
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Standard Buchenwald

Lieber Kse,
ein anspruchsvolles Thema! Gerade bei anspruchsvollen Themen schau ich ganz genau hin:

Ich steh versunken und allein,
ich fühle mich so schwach und klein,
am Rande eines dunkeln Wald's,
und am Himmel stürmts und knallts! (dieses "knallts" ist arg reimgeschuldet und passt in der Wortwahl nicht zum Duktus Deines Gedichts)

Die Buchen biegen sich im Wind
und die Sturmfront eilt geschwind!
Sie kommt zu mir und will mich holen, (eine Sturmfront, die Dich holen will? Das ist für mich gewöhnungsbedürftig)
schnell schleich ich weg,auf leisen Sohlen. (auf leisen Sohlen wegschleichen bringt für mich Assoziationen, die überhaupt nicht in dieses Gedicht passen)

Gevatter Tod ist hinter mir,
schlimm wütet, dieser braune Stier! (Komma überflüssig/falsch; ein brauner Stier - die Absicht ist zu deutlich - wie bringe ich den in Verbindung mit dem vorher Gesagten?)
Ich werde gehn wie ich gekommen, (Nee, wirst Du nicht, denn Dein Blut ist an seinem Horn geronnen)
an seinem Horn mein Blut geronnen.

Doch Leben soll das Monster nicht, (Monster? Aus dem Naturbild in den ersten Strophen wird ein brauner Stier und jetzt ein Monster? Bedenklich.)
der Adler stürtzt ihm ins Gesicht, (die Menagerie wird vervollständigt mit dem Adler - der stürzt, nicht stürtzt - auch wieder zu deutlich, die Absicht)
er reißt herraus des Monsters Fleich, (reißt heraus des Monsters Fleisch)
so geht er unter im Gekreisch! (ein brauner, monstermäßiger Stier wird sich beim Angriff eines Adlers - auch wenn das nur sinnbildlich gemeint ist - mit Sicherheit kein Fleisch heraus reißen lassen und schon gar nicht unter Gekreisch untergehen.
Lieber kse, Dein Gedicht beschäftigt sich mit Buchenwald, dem KZ ganz nahe der Stadt Weimar. Das Gefühl der ohnmächtigen Wut hast Du ansatzweise in den ersten beiden Strophen hingekriegt. Aber dann wird es zu plakativ und erinnert in den "gemalten Bildern" an ein Comicheftchen.
Nimm mir die harsche Kritik nicht übel, bei einem Wald- und Wiesengedicht wäre sie sicher sanfter ausgefallen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 02.01.2011, 03:25   #10
männlich Ex-Schamanski
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Ich bleibe bei meiner Aussage. Erfahrungsberichte real Betroffener gibt es zuhauf, und kein fiktionaler Text Nachgeborener wird da jemals mithalten können.

Zudem:

die Metaphorik ist unglücklich gewählt. Der Bär ist kein Nazisymbol, der erinnert eher an Rußland, paßt also gar nicht.

Der Adler symbolisiert eher Preußen, und damit sei an die unheilige Allianz zwischen den konservativ-preußisch-deutschnationalen Eliten und dem Nationalsozialismus erinnert - "wir haben ihn uns engagiert". Dieser preußische Adler hat den Nazis 1933 die Steigbügel gehalten, Stauffenberg hin oder her.

Nicht der deutsche Adler hat sich von innen heraus und aus eigener Kraft von den Nazis befreit. Die mußten mit militärischen Mitteln von außen besiegt werden, und so geschah's.
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Alt 02.01.2011, 03:45   #11
männlich Heinz
 
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Standard Buchenwald

Hallo, Schamansky,
Du hast mit fast allem recht. Selbst damit, dass Erfahrungsberichte gefälligst von denen zu schreiben sind, die diese Erfahrungen gemacht haben. Und hier ist genau der Punkt bezeichnet, der sowohl Bullet und mich von Dir scheidet. Erst einmal ist ein Gedicht kein Erfahrungsbericht. Bliebest Du bei Deiner Logik, dann dürfte es kein einziges Gedicht über den Tod geben, denn schließlich ist noch keiner von uns gestorben. Weshalb soll ein junger Schreiberling nicht über Buchenwald schreiben? Buchenwald (das steht pars pro toto) kann man besuchen. Und wer die bedrückende Stimmung, die dort auch nach über sechzig Jahren noch herrscht, nicht empfindet, wer sich nicht für die begangenen Verbrechen schämt (auch wenn er sie wegen seines jugendlichen Alters gar nicht begangen haben kann), ja, der ist empfindungslos. Die Empfindungen aber, die der junge Mensch hat, die kann, soll, darf und muss er auch in Worte zu fassen versuchen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 02.01.2011, 03:53   #12
männlich Ex-Schamanski
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Ich komme Dir soweit entgegen, daß es zweifellos zulässig ist, sich über die eigenen Gefühle bei der Konfrontation mit den Naziverbrechen schriftlich zu verbreiten. Da endet es aber.

Zitat:
Bliebest Du bei Deiner Logik, dann dürfte es kein einziges Gedicht über den Tod geben, denn schließlich ist noch keiner von uns gestorben.
Das ist nicht meine Logik, das weißt Du auch, also wozu dieser unnütze Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Vom Tod ist noch kein Überlebender glaubhaft zurückgekehrt, um authentisch darüber zu berichten, aus den KZs schon.

Die Erlebnisse der KZ-Insassen sind für uns alle hier eine Nummer zu groß, und wer das bestreitet, der erkläre das realen Überlebenden, nicht mir.

---

Gut und wichtig ist es, daß sich die jüngere Generation über das Thema Gedanken macht. Denn wenn wir weg sind, liegt es an ihnen, dafür zu sorgen, daß sich der unvorstellbare und von keiner Fiktion erreichbare Wahnsinn nicht wiederholt.
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Alt 02.01.2011, 05:50   #13
weiblich Ilka-Maria
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Ich finde, hier ist einiges danebengegangen, sowohl von den Bildern als auch von der Wortwahl her.

Zunächst stören die Worte "knallt's" und "Gekreisch". Das erinnert an Feuerwerk und Rummelplatz.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß in Buchenwald irgendein Häftling die Chance hatte, "versunken und alleine" zu stehen oder gar sich "auf leisen Sohlen schnell hinwegzuschleichen" (wohin denn?). Und wer im KZ umkam, ist eben nicht "gegangen wie gekommen", sondern entwürdigt, ausgemergelt und dreiviertelverhungert. Gevatter Tod in der Form eines Stiers auftreten zu lassen, ist reichlich merkwürdig, denn der Stier ist ja eher ein Fruchtbarkeits- und Lebenssymbol.

Trotzdem widerspreche ich der Behauptung, daß man nicht über ein Thema schreiben kann, von dem man nicht selbst betroffen ist. Man kann es durchaus, wenn man das notwendige Einfühlungsvermögen hat. Dieses Grauen kommt in dem krampfhaften Bemühen bei diesem Gedicht, Metaphern aneinanderzureihen, aber leider nicht zum Vorschein. Eher entsteht das Gefühl, eine spaßige Geisterbahnfahrt auf dem Rummelplatz zu machen.

Ich habe selbst vor längerer Zeit ein Gedicht mit dem Titel "Auschwitz" geschrieben (obwohl ich nie dort war, was man mir nachsehen möchte). Da geht es von der Wortwahl einfacher zu - aber es ist Klartext.

Sorry, aber mir ist das Gedicht für ein solches Thema zu harmlos.

Gruß
Ilka-M.
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Alt 04.01.2011, 17:51   #14
männlich Heinz
 
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Standard Buchenwald

Lieber Schamansky,
"Ich komme Dir soweit entgegen, daß es zweifellos zulässig ist, sich über die eigenen Gefühle bei der Konfrontation mit den Naziverbrechen schriftlich zu verbreiten. Da endet es aber."
Ich melde Widerspruch an. Was ich konzidiere ist: Ein Mensch ohne großartige Erfahrungen (ob Freude oder Leid, Angst, Panik oder Euphorie, Schmerz usw.) wird sich nur schwer, eher gar nicht in die Lage eines anderen versetzen können. Ich will jetzt nicht mein Seelenleben ausbreiten, aber vielleicht nimmst Du mir ab, dass ich Situationen erlebt habe, in denen Todesangst, Verlustängste, Aussichtslosigkeit, Ohnmacht und ähnliches eine beherrschende Rolle gespielt haben. Und es sollte mir nicht möglich sein, diese seelischen Traumata in gesteigerter Form auf das Erleben eines anderen Menschen ansatzweise zu übertragen?
Du sprichst den Menschen ein wahres Mitleiden ab. Konsequent wäre, wenn Du ihnen auch die Fähigkeit des Mitfreuens absprichst.
Ein junger Mensch wis es kse zu sein scheint, wird sich nicht annähernd in die seelische Not eines KZ-Häftlings hineinfühlen können. Er kann aber (und das hat er ja im Ansatz versucht, um dann kläglich zu scheitern) durchaus seinen Gefühlen der Beklemmung, der Scham und/oder Wut Ausdruck verleihen.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 04.01.2011, 18:55   #15
männlich Ex-Abendstern
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Hallo Kse, hallo Schamansky,

ich schließe mich der Kritik/Ansicht von Heinz und Ilka-Maria an...

Wenn es nicht möglich/legitim sein sollte/kann, als Nicht-Betroffener ein Gedicht über eine KZ-Erfahrung zu schreiben, wird es in wenigen Jahren gar nicht mehr möglich/legitim sein. Es wird aber auch nicht mehr möglich/legitim sein, einen entsprechenden Film oder Roman zu drehen/schreiben. Auch nicht mehr über den zweiten Weltkrieg oder sonst ein Ereignis, das in der Vergangenheit liegt... Oder stellt Lyrik in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar?

Ich weiss, was du meinst, Schamansky, aber so einfach ist es natürlich nicht. Selbst diejenigen, die in einem KZ waren, haben, bei allen Gemeinsamkeiten des Erlebten, ihre je eigenen Erfahrungen gemacht. Kein Einzelerlebnis gleicht einem anderen hundertprozentig. Andererseits kann man auch heute noch Erfahrungen machen, die wenigstens Ansatzweise/im Grundsatz denen entsprechen dürften, die ein Mensch in einem KZ gemacht hat. Der Mensch ist nun einmal ein Wesen, das die Fähigkeit hat, sich per "Analogieschluss" in Andere hineinzuversetzen (was aber eine Frage der Reife ist). Inwieweit dieses Nachempfinden dann der realen Erfahrung des Anderen entspricht, sowohl im Einzelnen als auch im Ganzen, muss offen gelassen werden und bleibt hinterfragbar.

Allerdings ist es sehr wohl meine Meinung, dass ein Text nur dann den "Rang" der Perspektive eines "Augenzeugen" haben kann, wenn nachvollziehbar ist, das es sich beim Verfasser um einen solchen handelt.

lg
Abendstern
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Alt 04.01.2011, 19:42   #16
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Ich bleibe immer noch dabei - wer nicht mindestens vergleichbare Erfahrungen gemacht hat (Gefangenenlager, Gulag, politischer Häftling, etc) soll die Finger davon lassen.

Was darf die Lyrik? Alles. Aber nicht jeder kann alles stemmen, und nicht jeder kann sich substantiell zu allem äußern. Und mancher hebt sich gewaltig einen Bruch. Fiktion und Vorstellung ersetzen keine Wirklichkeit und keine Erfahrung.
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Alt 05.01.2011, 09:53   #17
männlich Ex-Abendstern
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ok, aber woher nimmst du dann die fähigkeit, als nichtbetroffener das "kz-gedicht" eines betroffenen adäquat nachvollziehen zu können? wenn du nicht "dabei" gewesen bist, würde dir die kompetenz dazu in jeder hinsicht fehlen (?)

meiner meinung bleibt eh alles nur annäherung, denn es gibt niemals exakt zweimal dieselbe erfahrung. wenn es aber annäherungen gibt, dann auch in dieser hinsicht. und dann bleibt da noch die nicht seltene diskrepanz zwischen dem, was wirklich geschah/erlebt wurde und dem, woran man sich im nachhinein zu erinnern glaubt...
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Alt 05.01.2011, 10:08   #18
männlich Ex-Schamanski
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Zitat:
Zitat von Abendstern Beitrag anzeigen
ok, aber woher nimmst du dann die fähigkeit, als nichtbetroffener das "kz-gedicht" eines betroffenen adäquat nachvollziehen zu können? wenn du nicht "dabei" gewesen bist, würde dir die kompetenz dazu in jeder hinsicht fehlen (?)
Die Logik funktioniert hier etwas anders. Wie soll es möglich sein, das Nichtnachvollzogene eines anderen nachzuvollziehen? Das ist eine Multiplikation mit Null, das Produkt ist notwendigerweise Null.

Aber vielleicht kann ja jemand meine Zweifel ausräumen und mir plausibel erklären, wie jemand ohne eigene KZ-Erfahrung KZ-Erfahrung nachvollziehen kann. Bin gespannt.
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Alt 05.01.2011, 10:15   #19
Thing
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Halli Hallo, Schamansky -

das können alte Jahrgänge, die zwar nicht selbst dieses Grauen erlebt haben, es jedoch vom Hörensagen kennen.
Oder solche Menschen, die sowohl Kogon, als auch Kielar, als auch Levi gelesen haben und möglicheise die "Shoah"-Trilogie von Claude Lanzmann gesehen haben, oder den grauenhaften Dokumentarfilm "Bei Nacht und Nebel" oder die Dokumentarfilme aus dem Warschaeur Getto und seiner "Auflösung".
Ich glaube schon, daß man dann sehr betroffen ist und dementsprechend Verse schreiben kann.

Ich selbst habe es gewagt.


Thing
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Alt 05.01.2011, 10:49   #20
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Jahaa... aber das sind doch dann Verse über das eigene Empfinden, die eigene Reaktion und Betroffenheit bei der mittelbaren Konfrontation mit dem Unfaßbaren. Also ein Reden nicht über die Dinge, sondern über eigene subjektive Bewußtseinsvorgänge. Frei nach Epiktet:

Commovent homines non res, sed de rebus opiniones.
(Nicht die Dinge bewegen die Menschen, sondern ihr Bewußtsein von den Dingen.)

Natürlich führt das ins Aschgraue - gibt es überhaupt eine zugängliche Welt jenseits subjektiver Bewußtseinsvorgänge etc. Eine Nummer kleiner: ist nicht alle Lyrik immer ein Reden über subjektive Bewußtseinsvorgänge.

---

Ich biete folgenden Deal an:

Bringt mir Passagen, in der ein KZ-Insasse es für legitim erklärt, wenn solche ohne entsprechende Erfahrung über das Thema fiktionalisieren, und ich lasse meinen Standpunkt fallen wie eine heiße Kartoffel.
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Alt 05.01.2011, 16:08   #21
weiblich Ilka-Maria
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Ich habe den Eindruck, daß diese Debatte auf den falschen Schienen sitzt. Das rührt zum großen Teil daher, daß das Wort "nachvollziehen" sinnentstellt gebraucht wird. In der Alltagssprache hat sich durchgesetzt, von "nachvollziehen" (= nachahmen) zu reden, wenn eigentlich "verstehen/nachfühlen" gemeint ist. "Nachvollziehen" ist aber etwas anderes. So wäre z.B. auf die Frage: "Kannst du nachvollziehen, daß er seine Frau schlägt?" die richtige Antwort: "Um Himmels Willen, nein, weshalb sollte ich meine Frau schlagen?"

So gesehen können die Leiden und das Sterben in einem Vernichtungslager nicht nachvollzogen werden. Denn jeder Insasse erlebt es individuell, und wer dabei ums Leben kommt, kann es sowieso nicht mehr wiederholen. Auch die Überlebenden können es nicht "nachvollziehen", denn außerhalb eines Vernichtungslagers gibt es dafür keine Gelegenheit mehr, und selbst wenn, wäre es nicht mehr dasselbe, z.B. weil die Foltermethoden und die Technik sich geändert haben und weil man es nicht mit denselben Peinigern zu tun hätte. Kurz: Das Erlebte bzw. das Sterben in einem Vernichtungslager kann nicht nachgeahmt werden.

Somit können auch Überlebende ihre Erfahrungen nicht mehr nachvollziehen, sondern nur darüber berichten. Dies wurde in großem Umfang auch getan, in der Literatur, in Dokumentationen, in Spielfilmen usw. Was also spricht gegen die Lyrik? Mehr als sich einzufühlen und sich dem Grauen soweit wie möglich anzunähern geht nun mal nicht - nicht einmal für die Betroffenen selbst, die überlebt haben. Sonst müßten sie ja das Geschehene genauso nachstellen und Schmerz und Leid erdulden wie es einmal war, und das wäre pervers. Und wer sollte das schon wollen?

Weshalb nun Kunstformen vom Berichten über den Holocaust ausgeschlossen sein sollen oder sogar müssen, erschließt sich mir nicht. Geschwiegen wurde nach dem Krieg über dieses Thema ohnehin lange genug.
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Alt 05.01.2011, 16:46   #22
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Einigen wir uns doch so:

Ich habe sicher niemandem vorzuschreiben, was und worüber jemand schreibt. Noch weniger habe ich irgendjemandem irgendwelche Themen zu verbieten. Das tue ich auch nicht. Richtig ist nach wie vor, daß ich subjektiv ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache habe. Mir käme es als Verhöhnung der Opfer vor, wenn ich ohne jede unmittelbare Erfahrung aus Ich-Perspektive zu Holocaust-Themen schriebe, aber auch das habe nicht ich zu entscheiden, sondern die Betroffenen.

Ich werde weiterhin die Finger von diesem Thema lassen, aber wie andere damit umgehen, müssen und sollen sie jeder für sich selbst entscheiden.

(Dein Gedicht über Kogon, Ilka-Maria, habe gelesen, und es ist gut. Es fehlt nicht an Respekt gegenüber den Betroffenen, und das ist das Allerwichtigste an der Sache.)
Ex-Schamanski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2011, 16:48   #23
Thing
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Halli Hallo verbietet sich hier:

Ja! Ilka-Maria!

Ich zitiere Primo Levi (der zum Glück eine "bevorzugte" Stellung als Chemiker oder Physiker im KL hatte).

"Schreibt darüber, schreibt davon! Entreißt es dem Vergessen!"

Das, glaube ich, macht Gedichte fast authentisch.



Ansonsten dürfte man über die Greuel der Kreuzzüge kein Wort dichten.


Thing
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Alt 05.01.2011, 17:49   #24
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Ich sehe das so: Es gibt schlechte, respektlose, oberflächliche Lyrik zum Thema und solche, die am Wesentlichen vorbeigeht. Ob von Betroffenen, wage ich nicht zu sagen, in jedem Fall aber von Anderen, die Buchenwald etwa nur vom Hörensagen kennen. Man darf jetzt aber nicht den Fehler machen, diese "schlechte" Lyrik als einen Beweis für die Richtigkeit der Meinung zu empfinden, daß nur unmittelbar Betroffene sich auf dieser Ebene äussern sollten oder dürften. Ausserdem müssen Gedichte über derartige Erlebnisse keinesfalls unbedingt - sagen wir in der Ich-Form geschrieben werden. Und ich sagte bereits, entsprechende Lyrik oder was auch immer kann ja durchaus in irgendeiner Form den Hinweis darauf enthalten (oder darin eingebettet sein), dass es sich beim Autor eben nicht um einen Augenzeugen handelt, sondern um einen Betroffenen anderer Art:

Man sollte nämlich nicht meinen, Buchenwald habe sich nur am historischen Ort ereignet, nein. Buchenwald strahlt aus. Ausgehend von dem, was dort geschah, "lebt es" auch in d e n e n weiter, die von alledem vielleicht zunächst nur im Vorübergehen gehört haben, deren Eindrücke sich dann aber durch andere Weisen der Darstellung vertieft haben. Ich möchte es einmal so sagen: Jeder ist in einem gewissen Sinne Betroffener, sofern er sich ein hinreichend adäquates Bild machen konnte von dem, was damals geschah. Denn diese Bilder m a c h e n betroffen, für immer oder lange Zeit. Sie "leben" weiter als oft starkes, unterschwelliges Unbehagen, als Angst, die sich zeitweilig zu Alpträumen verdichtet... Buchenwald war ein realisierter Alptraum. Doch z u diesem Alptraum gehört es, dass er Alpträume im eigentlichen Sinne produziert h a t (bei den Insassen sowohl, als auch bei den Angehörigen) und auch h e u t e noch produziert. Mein Leben jedenfalls ist umklammert von Ausschwitzstacheldrahtbildern und dergleichen, weswegen ich m i c h , wenn auch nur am Rande, für einen ebenfalls "Betroffenen" halte. Das mag manch einem respektlos vorkommen, ist es aber nicht. Denn Opfer sind nicht nur die, die die Qualen eines KZ unmittelbar erleiden, sondern auch die, die am Rande stehen und zum Zuschauen verdammt sind und denen sich das Herz umdreht, weil sie all das, was sie dort sehen, gar nicht ertragen können. Wer wirklich zusieht und zuhört, l e i d e t im wahrsten Sinne des Wortes m i t . Und das, nocheinmal, IST noch immer Buchenwald. Oder Auschwitz.

Was ich sagen will: die Aufteilung in Menschen, die es erlebt haben und solche, die es nicht erlebt haben, ist mir zu einfach.

LG
Abendstern
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Alt 05.01.2011, 18:31   #25
Thing
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Du, Abendstern, sprichst mir aus meinem (alten) betroffenen Herzen.

Wie viele schlaflose Nächte habe ich, wissend um dieses Grauen, schlaflos verbracht!
Daß sie mein Leben vergiftet haben, wäre falsch gesagt.
Der Leidenden, Gemordeten, Geschlachteten, Verhungerten, Geschändeten und Gequälten Leben wurde "vergiftet".
Ich fühle mich nach wie vor mitschuldig, obwohl der "Gnade der späten Geburt" teilhaftig.

Thing
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Alt 05.01.2011, 18:40   #26
männlich Ex-Abendstern
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Zitat:
Ich fühle mich nach wie vor mitschuldig, obwohl der "Gnade der späten Geburt" teilhaftig.
Das kommt noch dazu, mein lieber Thing, das kommt noch dazu. Ich fühle mich als Mensch durchaus m i t betroffen, ich fühle (!) mich z u g l e i c h aber auch mitschuldig an alledem. Auf jeden Fall liegt mir all das schon mein Leben lang so kompakt wie Blei im Magen, dass ich immer mal wieder fast kotzen könnt. Aber ich bekomme diesen Klumpen einfach nicht heraus. So ist das.
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2011, 18:41   #27
weiblich Ilka-Maria
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Natürlich halte ich es auch für problematisch, wenn ein Nichtbetroffener "KZ-"Lyrik in der Ich-Form schreibt. Vielleicht ist es aber doch akzeptabel in den Fällen, in denen ein naher Verwandter - z.B. ein Enkel - das Andenken an seinen Großvater wachhalten will, der ihm über sein Leid im KZ berichtet hat, und zwar soweit, wie er es mit dessen Augen nachempfinden kann.

Ich hasse es, auf Gedichte von mir zu verweisen, die ich vor langer Zeit bereits hier postiert hatte, möchte es aber trotzdem ausnahmsweise nochmal tun. Dieses Gedicht ist nicht in der Ich-Form geschrieben, aber durch die Dialoge geht es trotzdem sehr nah an die Personen heran (als Jahrgang 51 bin ich natürlich nicht vom Dritten Reich und seinen Auswüchsen betroffen gewesen). Ich will damit zeigen, daß es viele Möglichkeiten gibt, sich an dieses schwierige Thema heranzutasten. Nicht zuletzt dient die Literatur, in welcher Form auch immer, auch dazu, den Farrellen eine Verarbeitung des Grauens zu ermöglichen.

Wie gesagt, ich möchte mich nicht in den Vordergrund drängen und niemandem die "Schau stehlen"; aber bei dieser Diskussion mache ich mal eine Ausnahme, also hier das Gedicht:

Auschwitz

In Reihen stehen die brennenden Särge,
begierig zu fressen die Leichenberge,
die Lohen lechzen nach dünnem Fleisch,
das ist ihr Heilsgruß ans Deutsche Reich.

"Da stöhnt ja einer, der ist noch nicht tot!"
"Mein Junge, das tut dem Teufel nicht not,
mach deine Arbeit, laß mich in Ruh,
schieb ihn hinein, mach die Klappe zu!"

Und die feurigen Zungen beißen sich
in das schreiende, heulende Federgewicht,
das dem Todesgase wie Wunder entronnen,
doch dem Flammenfraß kann es nicht entkommen.

Dies ist die grausamste Stätte auf Erden,
die dazu verdammt, gleich zweimal zu sterben,
mager, entwürdigt und ganz ohne Kleider
durch die Hände der Todesfabrikarbeiter.

© Ilka-M., 31. Januar 2007
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.01.2011, 18:47   #28
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Mitschuldig fühle ich micht nicht, aber soviel ist sicher: wenn das wieder losgehen sollte, frage ich die Royal Army, ob sie nicht noch ein Gewehr für mich haben.
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Alt 05.01.2011, 18:57   #29
Thing
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an Alle:

Wenn man bedenkt, daß die "Ofenschürer" selbst KL-er waren, somit ihr Leben aber über eine gewisse Zeit erhalten konnten:

Wie wird mein Herz wieder schwer!
Woooo blieb die Liebe Gottes?

Es blieb, wo auch immer, ein Restfunke der Menschenliebe.
Möchte an Pfarrer Kolbe erinnern.
Ob er den besseren, da schnelleren Tod, erwählt hat?
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Alt 05.01.2011, 19:07   #30
Thing
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Nochmal zum Originalgedicht:


Ich steh versunken und allein,
ich fühle mich so schwach und klein,
am Rande eines dunkeln Wald's,
und am Himmel stürmts und knallts!

Die Buchen biegen sich im Wind
und die Sturmfront eilt geschwind!
Sie kommt zu mir und will mich holen,
schnell schleich ich weg,auf leisen Sohlen.

Gevatter Tod ist hinter mir,
schlimm wütet, dieser braune Stier!
Ich werde gehn wie ich gekommen,
an seinem Horn mein Blut geronnen.

Doch Leben soll das Monster nicht,
der Adler stürtzt ihm ins Gesicht,
er reißt herraus des Monsters Fleich,
so geht er unter im Gekreisch!


dazu:


KZ Buchenwald
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51.02222222222211.248055555556
KZ Buchenwald (Deutschland)
KZ Buchenwald
KZ Buchenwald
Deutschland
April 1945: Margaret Bourke-White vor Leichen im KZ Buchenwald; Foto von Lieutenant Colonel Parke O. Yingst
16 April 1945; Foto: Jules Rouard
Modell des Lagers
Tor zum Lager im KZ Buchenwald
Eingangstor mit dem Spruch „Jedem das Seine“
Luftbild Buchenwald 2008

Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 250.000 Menschen aus allen Ländern Europas im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 11.000 Juden.[1] Befreit wurde das Lager am 11. April 1945 durch die Häftlinge selbst, unter Deckung der 3. US-Armee; bereits seit dem 8. April hatte ein großer Teil der Häftlinge durch Boykottieren und Sabotieren ihre „Evakuierung“ verhindert und die US-Armee per Funk um Hilfe gerufen.[2][3] Nach Abzug der US-Truppen wurde das Gelände



Na klar:
Kein reines "Vernichtungslager". Ofenlos.
Hunger, Wassermangel, Krankheiten, Läuse, Zwangsarbeit taten das Ihrige.


Leise Sohlen?

Nää, gewiß nicht. Zur Erniedrigung wurden den Häftlingen Holzpantinen verpaßt, die sie am raschen Laufen hinderten. Und Tausende von Füßen verfaulen ließen.
Wald? Der winkte von ferne und hat manchen zum Selbstmord getrieben.
Das alles in der Nähe von Weimar!

Grausig.
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Alt 05.01.2011, 20:08   #31
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Wie ich schon weiter oben sagte, finde ich das Gedicht für diese Vorgänge zu harmlos. Auch stimmt die letzte Strophe nicht: Kein "Adler" hat dem Monster das Fleisch herausgerissen, vielmehr hatte er 40 Jahre lang den Schnabel gehalten, bis die Vergangenheit Mitte der 80er Jahre hochkochte. Es waren die Alliierten, die - soweit möglich - den Nazi-Verbrechern den Prozeß machten; und es war eine amerikanische Fernsehserie, die den Ausschlag für die Aufarbeitung der Judenverfolgung und -vernichtung gab.

Davor gab es nur vereinzelt Berührungspunkte mit den Geschehnissen des Holocaust, die aber so isoliert vor sich gingen (siehe Eichmann-Prozeß), daß die deutsche Bevölkerung das immer noch mit Abstand verfolgen konnte.

Der deutsche Adler, auch "fette Henne" genannt, hatte gar nichts gemacht, unsere sogenannte "Demokratie" ist uns - in West wie in Ost - von den Alliierten übergestülpt worden.
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Alt 05.01.2011, 20:18   #32
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Vergessen wir auch nicht, daß der preußische Adler* den braunen Wechselbalg ins gemachte Nest geflogen hat.

(* die rechtskonservative "Elite" um Hindenburg)
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Alt 05.01.2011, 20:23   #33
Thing
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Und das hochgelobte "Junkertum".
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