|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
14.03.2014, 11:09 | #1 |
Gast
|
Das Platzhirschsyndrom
Das Platzhirschsyndrom
©Hans Hartmut Karg 2014 Manche Familien haben ein großes Leiden, Das meistens schon ein wenig länger währt: Sie sind ehrgeizig und immer unbescheiden, Wodurch sie sich leider dauerhaft entehrt. Alle Mitglieder wollen stets vorne sein, Lebenslang zudeckend, obenauf. Sie sehen sich groß und ganz allein Als die Größten in des Himmels Lauf. Andere Menschen sind ihnen nichts wert, Werden lächerlich gemacht, herabgeredet, Werden gar verschlagen hintenrum entehrt, Weil ja die Familie in einem fort ihr Mantra betet. Ehrgeiz frisst deshalb an der hellen Seele, Verzeihen wird sie niemals nichts. Selbst wo sie Ungerechtigkeiten wähle, Verdrängt sie alles, was im Schein des Lichts. Auch entschuldigen wird sie sich nicht, Selbst wo Unrecht ihren Ehrgeiz treibt. Jeder andere ist für sie nur ein Wicht, Den man dann als solchen gern beschreibt. Ihre eigenen Kinder sind die Größten, Alle andern gelten nur als Menschenmasse, Von der sie sich absehend erlösten, Damit ja kein Mitleid sie erfasse. Chancenlos bleiben in ihren Augen all die andern, Die doch auch Lebensverdienste haben, Die in ihrem Auge viel zu wenig egoistisch wandern Und die leider im Leben keinen Hochmut tragen. Klein geredet werden schließlich alle, Denn nur ihre eigene Familie ist „great“. Andere verfangen sich in dieser Falle, Aus der schließlich nur Furcht entsteht. Wer sich immer wieder selber lobt, Leidet offenbar am Brunftsyndrom, Wo der hormonelle Konkurrenzkampf tobt, Sich der Dialog am Ende nicht mehr lohnt. Wer will ständig Geilheit erleben, Die nur Macht, Ehrgeiz, Intrige kennt? Wollen wir denn nicht nach Freiheit streben, Bei der man die Achtung Würde nennt? Ein Menschenfreund, der wirklich Menschen liebt, Wird niemals andre übel degradieren, Zum Zuhör´n zwingen, damit Lob nur er vergibt Und andere zur Anbetung dauerhaft verführen. * |
14.03.2014, 12:15 | #2 |
abgemeldet
|
*
* Gut beobachtet und "verdichtet", auch bez. dieses Forums - das (nicht nur mich) öfters an die pathologischen Psycho-Mechanismen und "gruppendynamischen Prozesse" wie auf Schulhöfen bis hin zu Altersheimen erinnert. Gut ist, dass es hier auch Foristen/innen gibt, die souverän genug sind, sich aus diesen infantil, senilen "Spielchen" raushalten zu können ... LG Pedro PS: Jetzt wird sich vermutlich gleich wieder jemand zu Wort melden, der nicht mehr drauf hat, als "selber, selber"-Dummsprüche ... |
14.03.2014, 18:21 | #3 |
Det wees ick nich Pedro ......ich persönlich finde das Gedicht eine grandiose Beschreibung von narzisstischen Stoerungen ( wie sienatürlich auch in Foren zu finden sind....) der Trick im Umgang ist ihre Bedürftigkeit zu sehen, die zweifellos in ihnen schlummert ......
Beobachtende Grüsse Ännchen |
|
14.03.2014, 18:44 | #4 |
guter Text.
|
|
14.03.2014, 18:47 | #5 |
R.I.P.
|
Tüchtig unter die Tünche geschaut!
|
14.03.2014, 19:33 | #6 |
Das Thema ist sattsam bekannt. Wenige knackige Verse oder eine witzig satirische Darstellung der Helden hätten es dennoch wieder genießbar gemacht. Hier tritt jemand 11 Strophen lang fast auf der Stelle.
Ermüdet gummibaum |
|
14.03.2014, 21:51 | #7 |
Forumsleitung
|
1. Strophe:Hiermit scheint sich DrKarg einen ganzen Wust an Eindrücken von der Seele geschrieben zu haben, bei denen der Leser alsbald den Überblick verliert. Da geht es zum einen um das Kollektiv – die Familie -, zum anderen mündet das Gedicht beim einzelnen Menschen in Gestalt eines Diktators oder zumindest eines Patriarchen. Dabei ergeht er sich in eine ganze Reihe von Vorurteilen. Alle Familienmitglieder wollen Häuptlinge, keines will Indianer sein. Wie sollte das je funktionieren? In den Großfamilien hatten bekanntlich die Patriarchen das Sagen, die jedem Familienmitglied seinen Platz anwiesen; in der modernen Kleinfamilie herrschen aber völlig andere Gesetze (wenn überhaupt noch). Was stimmt, ist das Abgrenzungsverhalten großer Familien mit Synastiecharakter - aus Konkurrenzgründen und somit zum Schutz der Familie und des Familienvermögens. Für Durchschnittsfamilien gilt dies jedoch nicht. Es stimmt auch nicht, dass Familien nur ihre eigenen Kinder als die Besten und Größten sehen wollen. Es sind „nur“ die Mütter und Väter und ein paar nahe Verwandte (Paten, Geschwister), die ihre Kinder vergöttern, vorzugsweise auch „nur“, wenn es um die Söhne, nicht um die Töchter geht. Das ist aber nichts Neues unter der Sonne und eher instinkt- als ehrgeizgesteuert. Traurigerweise gibt es aber auch die gegenteilige Variante, nämlich die Eltern, die ihre eigenen Kinder systematisch niedermachen, was auszuleuchten auch interessant wäre. Ich lasse es mal dabei bewenden, denn wenn ich auf jedes Detail einginge, würde ein Buch daraus. Vor allem müsste ich erst Ordnung in die Gedankengänge dieses Gedichtes bringen, das eine Aneinanderreihung fragwürdiger Behauptungen ist, dazu einseitig und undifferenziert. Was mir nicht schmeckt, ist die negative Besetzung des Begriffs „Familie“, als handele es sich um ein Mafia-Gebilde, nur eben nicht auf krimineller, sondern auf ethischer und sozialer Ebene. Grundsätzlich aber ist es so, dass auch in unserer heutigen Zeit – trotz Patchwork-Familien, freier Partnerschaften und sonstiger Lebensformen -, die sozial funktionieren Familie immer noch der beste und sicherste Hort der Geborgenheit und des Zusammenhaltes ist. |
14.03.2014, 21:56 | #8 | |
R.I.P.
|
Zitat:
Ich hatte angenommen, daß es um das Klischee geht. Oben hui, unten pfui - bzw. der Blick unter die Tünche/hinter die Türe. Heutzutage werden oft dem "Gutbürgerlichen" alle diese Vorurteile angedichtet. Wie der Neid auf des Nachbarn größeren Garten oder neueren Luxuswagen. Das hat sich seit den 60er-70er Jahren fortgepflanzt. Deswegen schien mir das Gedicht auch ironisch-parodistisch angehaucht. |
|
14.03.2014, 22:02 | #9 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Aber darum geht es in dem Gedicht nicht. Es geht um die Abschottung der Familien und ihren Dünkel allgemein. Ein Zeitbezug ist nicht vorhanden, Gutbürgertum gibt es schon lange nicht mehr. Mir kommt das Gedicht vor wie aus einer versunkenen Zeit, und selbst da nicht stimmig. |
|
14.03.2014, 22:06 | #10 |
R.I.P.
|
|
06.04.2014, 09:36 | #11 |
Gast
|
Re: Das Platzhirschsyndrom
Liebe Ilka-Maria, lieber Thing,
tatsächlich geht es hier um die ironische Begleitung eines nicht ganz einfachen Phänomens. Liebe Grüße nd schönen Sonntag! H. H. Karg |