Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 10.08.2007, 19:38   #1
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Standard Endzeichen

Endzeichen

Lichtverloren
gleiten augenlose Schatten
Staub verklebt
das tote Firmament
entfärbt das Blau
an Eisengipfeln
lagern Wolkenköpfe
Himmelsschlünde fauchen
dunklen Atem
Säulenbeine wanken
aus der Erde
wachsen Hälse
Feuerwald gießt sich
auf Häuser
in den Wind gesteckte
Rohre blasen Sturm
zerbrochen
ist der stumme Schleier
Sterne fallen dahinein
wo nichts je endet
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.08.2007, 20:55   #2
Christoph
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 124

Ein "schönes" Endzeitgedicht, weil hier bewußt auf alles menschliche verzichtet wurde und mit dem alleinigen Verweis auf die der Erde, des Alls immanenten Gewalten Endzeitbilder entstehen, die paradoxerweise ein Stückchen die "Schönheit der Vergänglichkeit" beschwören. Ähnlich faszinierend die Bilder vom Ausbruch eines Vulkanes. Der Kunstgriff besteht m.E. darin den Menschen in seiner Ungeschütztheit und Sterblichkeit außen vor zu lassen.

Mit den letzten beiden Versen verlässt du den "sinnlichen" Bilderreigen und wirst philosophisch. Die Endlichkeit-letztendlich nur Transformationen innerhalb der Unendlichkeit. Darin steckt Trost-so aberwitzig, das auch klingen mag.
Ein klein wenig wirken die beiden letzten Verse wie angeklebt, obwohl sie inhaltliche Tiefe zeigen.
Dennoch:
Ein starkes Gedicht. Mit vielen nachhängenden Gedanken.

Gern gelesen

Lg Christoph
Christoph ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2007, 12:18   #3
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von Christoph
Ein "schönes" Endzeitgedicht, weil hier bewußt auf alles menschliche verzichtet wurde und mit dem alleinigen Verweis auf die der Erde, des Alls immanenten Gewalten Endzeitbilder entstehen, die paradoxerweise ein Stückchen die "Schönheit der Vergänglichkeit" beschwören. Ähnlich faszinierend die Bilder vom Ausbruch eines Vulkanes. Der Kunstgriff besteht m.E. darin den Menschen in seiner Ungeschütztheit und Sterblichkeit außen vor zu lassen.

Mit den letzten beiden Versen verlässt du den "sinnlichen" Bilderreigen und wirst philosophisch. Die Endlichkeit-letztendlich nur Transformationen innerhalb der Unendlichkeit. Darin steckt Trost-so aberwitzig, das auch klingen mag.
Ein klein wenig wirken die beiden letzten Verse wie angeklebt, obwohl sie inhaltliche Tiefe zeigen.
Dennoch:
Ein starkes Gedicht. Mit vielen nachhängenden Gedanken.

Gern gelesen

Lg Christoph
Hallo Christoph,

schön, dass es dich angesprochen hat.
Du hast Recht, es überwiegt die "kosmische" Perspektive, Menschliches wird nur am Rande gestreift, und zwar hier:

aus der Erde
wachsen Hälse
Feuerwald gießt sich
auf Häuser

Bei den ersten beiden Versen bin ich mir unsicher, ob ich sie nicht eventuell streichen sollte; es ist eigentlich ein surrealistisch verfremdetes Dies-irae-Motiv (Auferstehung der Toten).
Sollte ich es streichen?
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.08.2007, 17:40   #4
Christoph
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 124

Nein, nicht streichen, weil genau die beiden ersten Verse den idealen Einstieg bilden. Sozusagen ein "gleitender" Einstieg. Die inhaltliche Tiefe der beiden ersten Verse und der beiden letzten, erschließt sich zumal erst nach mehrmaligen Lesen. Und das zeichnet ein gutes Gedicht aus.

Außerdem so surrealistisch verfremdet empfinde ich V1u.2 nicht.

Unbedingt lassen.

Edit:Zum menschlichen Verweis

Die "Hälse" lese ich lieber als allgemeines Bild. Da es nur die Hälse sind, fehlen die Köpfe, sind es also Stümpfe, die aus dem Boden wachsen, zerstörte Bauten, Brücken, technisches Gerät...
Die "Häuser" sehe ich auch erstmal nur als unbelebte Materie. Der Verweis zum Menschen ist nur indirekt. Das ist, so finde ich, auch die Stärke des Gedichtes, dass auf den Menschen nur indirekt verwiesen wird, und das auch nur durch das Wort " Häuser" . Jedenfalls will ich es so lesen.

christoph
Christoph ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Endzeichen




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.