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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 09.08.2007, 12:08   #1
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Standard Seit der Tod mich nahm

Seit der Tod mich nahm

Seit der Tod mich nahm,
wohne ich in den Lüften
und auf den Blüten der Blumen -
ich, ein Schmetterling.
Sonnenwärts fliege ich
des Tags,
nachts wandle ich
durch die Träume
der Anemonen.

Zuweilen lasse ich mich
auf deiner Hand nieder,
du aber schaust
mich zärtlich an.


----------

Fassung von Sereia


Seit der Tod mich nahm,
gleite ich durch die Lüfte
lande lautlos
auf den Blüten der Blumen.
Sonnenwärts fliege ich
des Tags,
nachts wandle ich
durch die Träume der Anemonen.

Zuweilen lasse ich mich
nieder auf deiner Hand,
breite meine Flügel aus
und sonne mich in deinem Blick.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 12:18   #2
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240

Schöne romantische Vorstellung. Gefällt mir sehr gut. Ich frage mich nur, warum du schreibst:

...du aber schaust mich zärtlich an.

warum aber?
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 12:27   #3
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Spricht mich auch an, vor allem die Träume der Anemonen finde ich sehr gelungen.

Über das "aber" bin ich auch gestolpert.
Erklärst du uns das?

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 12:27   #4
Sereia
Gast
 
Beiträge: n/a

Hallo Arno,
ich bin mir noch nicht so sicher. Am Anfang fand ich es noch sehr gut, dann wurde es mir zu offensichtlich der Schmetterling. Vielleicht würde ich eher sagen wie ein Schmetterling und nicht 'ich, ein Schmetterling'... oder?

V3 'und auf den Blüten der Blumen' vielleicht 'auf der Blumen Blüten' oder einfach 'der Blumen' weglassen, da Blüten ja schon eindeutig ist.

In der letzten Strophe verstehe ich das 'aber' nicht. Ich überlege gerade, wie man jemanden 'zärtlich anschauen' kann...

Gruß Sereia
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Alt 09.08.2007, 12:34   #5
Zurück
Gast
 
Beiträge: n/a

Also so richtig will sich mir das "aber" auch nicht ergründen. Könnte es eventuell so zu verstehen sein, dass dieser Schmetterling eben gar nicht sichtbar sein sollte und das "aber" für die Verwunderung steht, dass er angeschaut wird?

Fragend
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Alt 09.08.2007, 12:35   #6
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von morefun
Schöne romantische Vorstellung. Gefällt mir sehr gut.
Freut mich, dass es dir gefällt.

Zitat:
Ich frage mich nur, warum du schreibst:

...du aber schaust mich zärtlich an.

warum aber?

Aber ist hier nicht adversativ verwandt (es wird also kein eigentlicher Gegensatz ausgedrückt), sondern hat betonenden Charakter.
Ich tue dies - du aber tust das. (Man findet diese Verwendung von aber übrigens im Bibeldeutsch häufig - z.B. "Es erhob sich aber ein Streit...")
Finde ich so schöner als ein bloßes "und" (du schaust mich zärtlich an), was ich zu schwach fände...

Zitat:
Hallo Arno,
ich bin mir noch nicht so sicher. Am Anfang fand ich es noch sehr gut, dann wurde es mir zu offensichtlich der Schmetterling. Vielleicht würde ich eher sagen wie ein Schmetterling und nicht 'ich, ein Schmetterling'... oder?
Der Vergleich würde mir hier nicht zusagen... "wie" fände ich zu schwach. Als Metapher - also ohne "wie" -, finde ich, wirkt es stärker. Außerdem funktioniert mit "wie" das Ende auch nicht richtig, denn der Schmetterling lässt sich ja auf der Hand des Dus nieder...

Zitat:
V3 'und auf den Blüten der Blumen' vielleicht 'auf der Blumen Blüten' oder einfach 'der Blumen' weglassen, da Blüten ja schon eindeutig ist.
Den Vers mit "Blüten" enden zu lassen, empfände ich als zu abgehackt. So "schwingt" die Zeile besser aus... außerdem habe ich dann auch eine Alliteration da drin...
"Der Blumen Blüten" empfände ich als unnötig gestelzt.

Zitat:
In der letzten Strophe verstehe ich das 'aber' nicht. Ich überlege gerade, wie man jemanden 'zärtlich anschauen' kann...

Gruß Sereia
Siehe dazu oben.

Danke für die Ratschläge...
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 12:44   #7
Zurück
Gast
 
Beiträge: n/a

Hmm, hmmm, hmmmm, wenn du es betonend meinst, müsste es dann nicht eher

"du schaust mich aber zärtlich an"

heißen?

Das würde dann auch parallel mit deinem Bibelzitat einher gehen.

Neugierig
Zurück
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Alt 09.08.2007, 12:46   #8
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240

Nach der Erklärung verstehe ich deine Intension, aber gefallen will es mir trotzdem nicht. Dieses aber passt nicht, finde ich. Auch im Zusammenhang mit deinem Beispiel aus dem Bibeldeutsch passt es nicht.

Und ist vielleicht tatsächlich ein wenig fade. Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein. Oder es gefällt es dir uneingeschränkt?
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 12:52   #9
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von Zurück
Hmm, hmmm, hmmmm, wenn du es betonend meinst, müsste es dann nicht eher

"du schaust mich aber zärtlich an"

heißen?

Das würde dann auch parallel mit deinem Bibelzitat einher gehen.

Neugierig
Zurück
Och, ich könnte auch genügend andere Zitate anführen, wo die Satzstellung von "aber" dann so aussieht: "Er aber sprach" ist so eine typische Wendung.

"Aber" ich sehe schon, mit diesem "aber" habe ich offenbar ein großes Faß aufgemacht...

Vielleicht fällt mir ja tatsächlich noch was anderes ein...

Für Vorschläge wäre ich offen!

Edit: So, ich hab jetzt einfach nochmal nach Gedichten geschaut, in denen diese Wendung "du aber" im selben Sinn verwandt wird. Z.B. in Rilkes Gedicht "Du aber warst schon da":
Es beginnt so:

Du aber warst schon da
die stille Kraft der innigen Instinkte.
Du wachtest. Und dir winkte,
was in der Luft geschah.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 15:08   #10
morefun
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 240

Also das Rilke-Beispiel hinkt. Irgendwie ist es hier passend und anders zu verstehen, als in deinem Fall.
morefun ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 15:16   #11
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von morefun
Also das Rilke-Beispiel hinkt. Irgendwie ist es hier passend und anders zu verstehen, als in deinem Fall.
Inwiefern hinkt das Rilke-Beispiel?

Wie gesagt, das Gedicht beginnt so ("Du aber") - würde man "aber" hier adversativ verstehen, wäre es noch "unlogischer", da zuvor ja nichts genannt wird, zu dem ein Gegensatz entfaltet werden könnte.
"Aber" hat hier ebenfalls bekräftigende, betonende Funktion.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 16:04   #12
Sereia
Gast
 
Beiträge: n/a

Zitat:
Original von Arno
Aber ist hier nicht adversativ verwandt (es wird also kein eigentlicher Gegensatz ausgedrückt), sondern hat betonenden Charakter.
Ich tue dies - du aber tust das. (Man findet diese Verwendung von aber übrigens im Bibeldeutsch häufig - z.B. "Es erhob sich aber ein Streit...")
Finde ich so schöner als ein bloßes "und" (du schaust mich zärtlich an), was ich zu schwach fände...
Ok, also wenn du so an dem 'aber' hängst, dann solltest du es auch so lassen, ich denke auch wenn es uns nicht gefällt, verstehen wir es zumindest und suchen nicht weiter nach tiefgründigeren Aussagen

Zitat:
Original von Sereia
Hallo Arno,
ich bin mir noch nicht so sicher. Am Anfang fand ich es noch sehr gut, dann wurde es mir zu offensichtlich der Schmetterling. Vielleicht würde ich eher sagen wie ein Schmetterling und nicht 'ich, ein Schmetterling'... oder?
Zitat:
Original von Arno
Der Vergleich würde mir hier nicht zusagen... "wie" fände ich zu schwach. Als Metapher - also ohne "wie" -, finde ich, wirkt es stärker. Außerdem funktioniert mit "wie" das Ende auch nicht richtig, denn der Schmetterling lässt sich ja auf der Hand des Dus nieder...
Eine Metapher zu verwenden würde mir trotzdem besser gefallen, als mir das lyr. Ich als einen reeinkarnierten Schmetterling vorzustellen, das Ende würde dann m.E. sogar noch besser passen. Aber das ist Geschmackssache.

Übrigens finde ich es trotzdem sehr schön, habe ich glaube ich vergessen zu schreiben.
Gruß Sereia
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Alt 09.08.2007, 16:19   #13
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von Sereia
Ok, also wenn du so an dem 'aber' hängst, dann solltest du es auch so lassen, ich denke auch wenn es uns nicht gefällt, verstehen wir es zumindest und suchen nicht weiter nach tiefgründigeren Aussagen
Ich bin hier, wie gesagt, für weitere Vorschläge offen, auch wenn ich mein "aber" hier verteidige...

Zitat:
Original von Sereia
Eine Metapher zu verwenden würde mir trotzdem besser gefallen, als mir das lyr. Ich als einen reeinkarnierten Schmetterling vorzustellen, das Ende würde dann m.E. sogar noch besser passen. Aber das ist Geschmackssache.
Hättest du einen Vorschlag, wie würdest du es schreiben?
Halte mich durchaus offen für weitere Möglichkeiten...

Zitat:
Übrigens finde ich es trotzdem sehr schön, habe ich glaube ich vergessen zu schreiben.
Gruß Sereia
Ja, danke.
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 16:26   #14
Sereia
Gast
 
Beiträge: n/a

mh, ich versuch's mal:

Seit der Tod mich nahm,
gleite ich durch die Lüfte
lande lautlos
auf den Blüten der Blumen.
Sonnenwärts fliege ich
des Tags,
nachts wandle ich
durch die Träume der Anemonen. (übrigens ein sehr schönes Bild)

Zuweilen lasse ich mich
nieder auf deiner Hand,
breite meine Flügel aus
und sonne mich in deinem Blick.

Der Schmetterling ist trotzdem da, ohne genannt zu werden. Aber wie gesagt, das ist Geschmackssache Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr rumgefuscht...
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Alt 09.08.2007, 16:36   #15
Neruda
 
Dabei seit: 04/2008
Beiträge: 257

Also im Gegensatz zu den meisten Anderen hier, kann ich an dem gedicht leider wenig Gutes finden. "Träume der Anemonen" finde ich auch sehr schön. Der rest klingt mir leider viel zu verbraucht. Ich finde es langweilig. Im Übrigen sehe ich eines aber wie die Anderen: "aber" passt da leider gar nicht. Der rest ist einfach sehr durchschnittlich. Es ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht besonders gut. Mir fehlt da irgendwie etwas, dass mich berührt oder fesselt. Das finde ich nirgendwo. Naja bis auf die "Träume der Anemonen" halt. Ansonsten finde ich die Bilder einfach alle langweilig. Hab auf jeden Fall schon besseres von dir gelesen.

Lg, Kim
Neruda ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 17:40   #16
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

nee, ich finds nett...hat was die idee, auch wenn die umsetzung nicht originell, aber eben hübsch ist.. ich mag das "aber" auch nicht, unabhängig von jeder beweisführung, die meinem beitrag vorausging. es stört.
es ist eines von den worten, an denen man beim lesen hängenbleibt, sich fragt warum so? selbst wenn man auf den sinn kommt, die stimmung ist weg. deshalb meine stimme für streichen.
lg
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 18:00   #17
Christoph
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 124

Standard RE: Seit der Tod mich nahm

Ein schönes Bild. Der fliegende, schwebende Schmetterling alsTräger oder Substrat dessen, was bleibt. Aber das "aber" in S2. Klingt auch für mich etwas "verluthert".

S2 klingt für mich etwas "bemüht" (entschuldige den Ausdruck, mir fällt nicht's besseres ein) obwohl die Idee schön ist: Das zärtliche Erkennen/oder auch Verkennen durch die Weltengrenze hindurch.

"Zuweilen lasse ich mich nieder
auf deinem zärtlichen Blick"

wäre mein Vorschlag. "Durch die Träume der Anemonen" -ein starkes Bild


Lg Christoph
Christoph ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2007, 19:55   #18
Arno
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 224

Zitat:
Original von Sereia
mh, ich versuch's mal:

Seit der Tod mich nahm,
gleite ich durch die Lüfte
lande lautlos
auf den Blüten der Blumen.
Sonnenwärts fliege ich
des Tags,
nachts wandle ich
durch die Träume der Anemonen. (übrigens ein sehr schönes Bild)

Zuweilen lasse ich mich
nieder auf deiner Hand,
breite meine Flügel aus
und sonne mich in deinem Blick.

Der Schmetterling ist trotzdem da, ohne genannt zu werden. Aber wie gesagt, das ist Geschmackssache Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr rumgefuscht...
Hey, vielen Dank für die guten Vorschläge.
Was mir sehr gut gefällt an dieser Fassung, ist die "geheimnisvollere" Wirkung durch die fehlende Nennung des Schmetterlings.
Einige Sachen gefallen mir aber nicht so gut. Zu Beginn klingt das "Gleiten" und "lautlose Landen" mir eher nach Segelflugzeug als nach Schmetterling. In der zweiten Strophe gefällt mir die Satzstellung nicht so gut - "lasse ich mich nieder auf deiner Hand" - man sollte sich meiner Ansicht nach in Lyrik bei der Satzstellung an Prosa orientieren - da stünde "lasse ich mich auf deiner Hand nieder". So würde ich es gerne lassen.
"Sonnen im Blick" hat was - wobei mir hier aber auch etwas verloren geht - die wechselseitige Beziehung zwischen Ich und Du - das Ich berührt die HAnd, das du "aber" schaut.
Ich werde deine Fassung oben hinzufügen, dann kann sich ja der Leser selber entscheiden, welche Fassung er bevorzugt.

Zitat:
Aber das "aber" in S2. Klingt auch für mich etwas "verluthert".

S2 klingt für mich etwas "bemüht" (entschuldige den Ausdruck, mir fällt nicht's besseres ein) obwohl die Idee schön ist: Das zärtliche Erkennen/oder auch Verkennen durch die Weltengrenze hindurch.

"Zuweilen lasse ich mich nieder
auf deinem zärtlichen Blick"
Danke für die Kommentierung. Jaja, das "aber" und seine Feinde... Mag sein, dass es dem heutigen Sprachgebrauch fern ist, aber ich lass es mal.

Lass ich mich auf deinem Blick nieder--- gefällt mir persönlich jetzt nicht so--- gut finde ich "zärtlicher Blick".
Arno ist offline   Mit Zitat antworten
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