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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 24.10.2014, 16:53   #1
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Standard Unter-Eisblumen

Unter-Eisblumen

Und was da an der Oberfläche schwimmt,
es ist nicht mal die Spitze meines Eisbergs.
Weißt du, wie tief der Mond ins Wasser fällt?
Kein Atem ist genug, um ihn zu retten.

So tief blickt nun der Abgrund in mich rein
und ich versuche seinen Blicken stand zu halten.
Am Grund liegt mehr als schwarzer, kahler Sand.
Dort wachsen Sonnenblumen ohne Sonne.

Und Leben ist ein paradoxer Traum.
Du nennst es Tod, ich nenne es erwachen.
Die Blumen wachsen weiter in der Tiefe
und unter meinem Eis ist ihnen warm.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.10.2014, 13:11   #2
weiblich Atropula
 
Benutzerbild von Atropula
 
Dabei seit: 10/2014
Beiträge: 48

Grüß dich nimmilonely,

ich fragte mich, wieso es zu deinem Gedicht noch keine einzige Antwort gab - sehr schade, denn ich finde 'Unter-Eisblumen' sehr ergiebig. Allein beim ersten Lesen kamen mir zahlreiche Bilder und Stimmungen in den Sinn. Die Atmosphäre, die erzeugt wird, ist sehr dicht meiner Meinung nach und beschreibt gut, was das lyrische Ich beschreibt.

Ich mag die Bilder, die du verwendest. Die berühmte Spitze des Eisberges, die oft mit dem Unterbewusstsein der menschlichen Psyche vergleichen wird. Dann der Mond, der ins Wasser fällt und sozusagen verschluckt wird von den schwarzen Meeren des Unterbewussten.

Zitat:
Am Grund liegt mehr als schwarzer, kahler Sand.
Dort wachsen Sonnenblumen ohne Sonne.
Das gefällt mir besonders gut! 'Schwarzer, kahler Sand' scheint mehr als unfruchtbar zu sein, eine Welt ohne Licht, ein Lebensraum ohne Wärme, doch 'dort wachsen Sonnenblumen ohne Sonne', dass heißt für mich, dass dort unten etwas ganz anderes das Leben beherrscht, eine ganz andere Macht, nämlich etwas großes, dunkles, unbekanntes...
Die letzte Strophe verdeutlicht das Ganze nochmals aus meiner Sicht. Selbst nach dem Tode kommt noch etwas. Die Blumen wachsen weiter und das große dunkle Unbekannte entpuppt sich als reine Geist-Materie, die außerhalb der Zeit existiert... oben mag die dicke Eischicht liegen, doch unten in der Tiefe, im Unterbewusstsein sprießt eine eigene Welt, nämlich eine Welt in der es sehr wohl Wärme und somit auch Schutz und Geborgenheit gibt.

Ich kann nur sagen, Gratulation für dieses Gedicht. Natürlich gibt es immer mehrere Deutungsmöglichkeiten, aber meine kennst du nun und ich hoffe, dass ich deine Richtung nicht völlig verfehlt habe. Trotz allem konnte ich mir für mich selbst etwas herausziehen und das ist doch immerhin etwas, oder?

Gruß, Atropula
Atropula ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2014, 03:49   #3
männlich nimmilonely
 
Dabei seit: 12/2010
Ort: Mainz
Alter: 35
Beiträge: 853

Hallo Atropula,

vielen Dank für deinen schönen Kommentar.
Freut mich, dass du so viel in meinem Gedicht sehen kannst. Deine Interpretation ist sehr gut, ich hatte aber keine konkrete Idee beim Schreiben, nur ein Gefühl. Und dieses Gefühl hab ich einfach in ein paar Bildern festgehalten.
Deine Erklärung meines Gefühls gefällt.

Danke.
nimmilonely ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.10.2014, 11:48   #4
weiblich Atropula
 
Benutzerbild von Atropula
 
Dabei seit: 10/2014
Beiträge: 48

Bitte, freut mich ebenso, dass es dir gefällt Ja manchmal spürt man einfach nur eine gewisse Stimmung/Atmosphäre die man dann in Bilder verpacken kann. Ich kenne das sehr gut! :-)

Gruß, Atropula
Atropula ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.10.2014, 00:15   #5
weiblich simbaladung
 
Dabei seit: 07/2012
Alter: 67
Beiträge: 3.073

Hallo, nimmylonely,

in deinem "Unter Eisblumen" findest du eine sehr schöne poetische Sprache für das Gefühl, was du beschreiben wolltest.

Mir gefällt es und mit Logik will ich an dieses Gedicht auch gar nicht herangehen.

Einzig eine Sache passt für mich in den gewähten Sprachstil nicht hinein.

so tief blickt nun der Abgrund in mich rein - das ist Umgangssprache.
Leider weiß ich da im Moment keine Alternative.

sehr gern gelesen,
lg, simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.10.2014, 14:15   #6
weiblich Atropula
 
Benutzerbild von Atropula
 
Dabei seit: 10/2014
Beiträge: 48

Vielleicht anstatt 'so tief blickt nun der Abgrund in mich rein' sowas wie:

So tief blickt's nun in mich hinein, der Abgrund in mein Sein
oder
So tief blickt er nun in mich hinein, der Abrund in meinem Sein

Das würde auch besser von der Sprachmelodie bzw. vom Takt her passen

Gruß, Atropula
Atropula ist offline   Mit Zitat antworten
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