Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 04.07.2006, 03:25   #1
Flaschenpost
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 3


Standard Schicksalsschlag

In einer sehr traurigen Zeit, die er einsam zu verbringen gedachte und wohl daran zu verkommen vermutete, traf er sie aus Zufall. Sie war wie eine glühende Sonne, die sogar in den sonst so depressiven Nächten für ihn am Himmelszelt leuchtete. Er empfand sie als letzte Rettung in der Not, sie war der gütige Engel der seinen Kopf aus der Schlinge zog, welche die Trauer ihm geknotet hatte. Als er wieder kräftig genug war, sich an dem lechtenden Stern satt gesaugt hatte, trennte er sich von ihr. Er verhielt sich freundschaftlich und beichtete ihr die ganze Wahrheit, das er sie geliebt habe, das sie ihm geholfen habe und er ihr ewig dankbar dafür wäre und er sie nicht verletzen wollte durch diese Trennung, aber sie sein musste. Sie verstand und lies ihn gehen. Obwohl sie einen zufriedenen Eindruck machte war sie das nicht, sondern im Gegenteil, tief verzweifelt und am Boden zerstört. Denn wenn es auch schien als wenn nur er sie gebraucht hatte, so war sie eigentlich auch von ihm abhängnig gewesen, ohne das man das bemerkte. Es sei ein Glück für den Trauernden und eine Nächstenliebe des Glücklichen in dieser Beziehung gewesen. Nur traurigen Menschen, denen musste geholfen werden. Die scheinbar Glücklichen aber, welche für einen Zeitpunkt glücklich schienen, wären für immer glücklich und niemals von Trauer befallen, weil man sie nur glücklich kannte. So kam es, das sie sich nach Jemanden sehnte der ihr eine glühende Sonne sein konnte, wie sie es weiland war, selbst zu depressivster Nacht.
Doch wusste sie keinen Rat wie sie sich verhalten sollte, um eine Anziehungskraft für solch eine kraftspritzende Kugel zu entwickeln, die ihren Kopf aus der Schlinge ziehen würde.
Irgendwie wusste sie, musste sie ihr Leid zeigen, um Mitleid zu erregen. Ihr durfte keine Scham zu groß sein, als das sie den Tode vorziehen wollte. Sie unterhielt sich ganz anonym in Cafes, mit verdeckten Augen und falschem Namen, um ja keine Idee bei irgendjemandem zu erwecken, das sie wirklich die wäre, welche sie war, sie sich aber manifestieren konnte. Und prompt fand sie Gesprächspartner, die ebenfalls vorzogen sich anonym zu halten um ja keine intimen Merkmale zu offenbaren, die eine tiefe Scham nach sich ziehen konnten. Auf diese Weise unterhielt sie sich mit vielen verschiedenen Menschen, mit Gleichgesinnten, Ahnungslosen, Narren und Optmimisten, aber wider der Hoffnung fand sie Niemanden, der ihr das Herz hätte aus den Ketten der Trauer schlagen können. Zu niemandem fühlte sie sich bereit, die verschleiernde Anonymität ab zu legen, sich von der Vergangenheit befreit zu fühlen und sich aus dem Abgrund der Trauer herauf ziehen zu lassen. Stattdessen war sie bereit auf zu geben und zu gehen. Sie rührte mit dem Löffel in der halbvollen Cafetasse und trank noch einen Schluck, erhob sich dann vom Stuhl und hielt sich gen Ausgang. Auf dem Bürgersteig vor dem Cafe entschied sie sich anstatt einen alten Freund zu besuchen, den Weg nach Hause ein zu schlagen. Traurigen Blickes senkte sie ihren Kopf und schritt leidend los. Jeden Schritt empfand sie als unglaublich große Kranfanwendung. Ihr war außerdem noch kalt, denn ein frostiger Herbstwind fegte in ihren Anorak und lies sie zittern. Zu guter Letzt stellte sich das Wetter auch noch so um, das es den Himmel mit grauen Gewitterwolken bedeckte, in denen es donnerte und blitzte und die sich vor die schwache Herbstsonne schoben. Sie konnte nicht mehr weitergehen, weil sie nicht mehr kräftig genug dafür und weil es zu düster und kalt war. Plötzlich fiel ihr ein Regentropfen auf die Nase. Ein einzelner, einsamer Tropfen und rollte die Nase ganz langsam herab über die Lippe und kullerte schließlich in den Mund. Ihre Zunge schmeckte ihn salzig. Verblüfft schaute sie mit letzter Kraft herauf und weinte, als sie ihn erblickte. Er küsste sie auf die Stirn, umarmte sie und presste sie fest an sein Herz. Er war ihr die glühende Sonne die sie vor dem Todessurm schützend rettete und flüsterte ihr etwas ins Ohr, das sie nicht verstand. Sie lies sich fallen, doch er hielt ihre Arme, zog sie hinauf und setzte sie auf eine Stelle in seinem Herzen, wo sie Energie tanken konnte. Er setzte sie genau dort hin, wo er früher in ihrem Herzen gesessen hatte, um ihrer Fürsoge und Liebe gerecht zu werden.
Flaschenpost ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Schicksalsschlag




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.