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Alt 17.01.2022, 05:47   #1
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Standard Der Voyeur

Die Nacht legt sanft ihre Schatten über die Dächer, nur die Straßenlaternen und manche Häuser erleuchten spärlich die Dunkelheit. Herr K. stiert aus dem Dunkel seines Zimmers in die Nacht und wie immer bleibt sein Blick am einzig beleuchteten Fenster im Haus gegenüber hängen. Er sucht Sie, und Sie enttäuscht ihn nicht. Sie steht vor der geöffneten Balkontüre und sucht wie er, so scheint es, mit ihren Blicken die Dunkelheit ab. Die Luft scheint rein und so räkelt Sie sich leicht bekleidet im lauen Wind der Sommer-Nacht. Ein leichter Windstoß erhebt ihr Negligé, was Herrn K. ein sanftes Lächeln ins Gesicht zaubert. Sie weiß nichts von ihm und doch teilen sie Nacht für Nacht ihr beider Größtes. Sie teilen sich die Einsamkeit. Oft hat Herr K. schon überlegt, ob er ihr ein Zeichen senden sollte, um ihr zu signalisieren, du bist nicht allein. Doch Herr K. weiß, solch ein Zeichen würde all das zerstören was sie verbindet und sie gemeinsam haben. Es würde sie beide ihrer Einsamkeit berauben. Herr K. öffnet leise das Fenster, das ihn trennt und versucht zumindest ihren Duft zu erhaschen. Vergeblich, so nah und doch so fern und so verbringt jeder für sich, bar jeder Hoffnung, einsam die Nächte. Er fragt sich, ob Sie wenigstens ahnt nicht alleine zu sein.
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