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Alt 05.06.2021, 11:09   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Werden die Menschen immer dümmer? Ein Streitthema.

Immer öfter wird behauptet und glaubt man, statistisch nachweisen zu können, dass die Menschen der westlichen Gesellschaften immer dümmer werden. Wie bitte? Man reibt sich verwundert die Augen: Wir hatten noch nie so viele Studenten, wir waren auf dem Mond und peilen mittlerweile den Mars an, und wir haben in atemberaubenden Tempo Impfseren gegen eine Pandemie entwickelt, was in der Medizingeschichte bisher einzigartig ist. Wie passt das mit der These zusammen, die Intelligenz der Menschen entwickele sich zurück?

Stimmt es, oder stimmt es nicht?

Tatsache ist, dass die sogenannten Reformen in den Bildungssystemen seit Jahrzehnten die Standards immer weiter abgeflacht haben. Professoren klagen darüber, dass ihre Studenten weder Rechtschreibung und Grammatik noch die Grundrechenarten beherrschen, und Handwerker und Betriebe weigern sich, Lehrlinge auszubilden, weil sie die gleichen Feststellungen treffen. Neidisch blickt man nach Finnland, wo das Schulsystem angeblich erfolgreicher ist, aber dem halten kritische Stimmen entgegen, auch dort sei nicht alles perfekt, was sich in überdurchschnittlich hohen Depressionsdiagnose- und Selbstmordraten bei den Jugendlichen niederschlage.

In den Erziehungsberufen wird beobachtet, dass Kinder und Jugendliche zunehmend an Verhaltensauffälligkeiten, Überaktivität, Konzentrationsmangel und motorischer Unterentwicklung leiden. Ärzte und Wissenschaftler wie der Kinderpsychiater Michael Winterhoff und der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer schlagen Alarm und bringen Beispiele über Fehlentwicklungen, die sie täglich in der Praxis beobachten. Stubenhocker am Laptop, Kinder, die nur noch über das Smartphone wischen, Eltern, die ihren Kindern alles abnehmen, statt sie zu Eigenleistungen aufzufordern und Regeln aufzustellen, Kinder, die in der Natur keine sensorischen Erfahrungen mehr machen und deren Neugier verkümmert, was sich nachteilig auf die Verschaltungen im Gehirn auswirke … so sehe die Bilanz aus.

Vor allem aus dem linken und grünen Lager wird heftig Kritik an solchen negativen Diagnosen gestellt: Das sei die Denkart konservativer, ewig rückwärtsgewandter Kreise, die dem Fortschritt feindlich gegenüberstehen und den Teufel an die Wand malen. Die Jugend müsse mit der Zeit gehen, ansonsten bleibe sie auf der Strecke. Vom Vorwurf des Konservativismus ist dann oft nicht mehr weit bis zur Verortung der warnenden Stimmen in die Nazi-Ecke und entsprechende Einträge in Wikipedia. Ein Schelm, ertönt es wiederum aus dem konservativen Lager, der bei dieser Argumentation an Google, Apple und ihre Erfüllungsgehilfen denkt.

Eltern und Lehrer stehen alldem ratlos gegenüber. Jeder will die richtigen Entscheidungen treffen, und doch scheint, egal was man tut, alles falsch zu sein. Und wie kann es sein, dass Kinder und Jugendliche angeblich zu wenig gefordert und zu viel gepampert werden, sich andererseits aber ständig über den zunehmenden Druck in den Schulen beklagen?

Wer hat denn nun recht?
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Alt 06.06.2021, 09:59   #2
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Immer öfter wird behauptet und glaubt man, statistisch nachweisen zu können, dass die Menschen der westlichen Gesellschaften immer dümmer werden.
Ich kann da erstmal nur für meine Lebenswelt sprechen. Meine beiden Eltern haben studiert und wir 3 Söhne auch. Mit Mitte 20 habe ich einen IQ-Test gemacht, bei dem bei mir ein IQ von 138 und eine latente Neigung zum Autismus festgestellt wurde. Mein Sohn hat den Bachelor und arbeitet in der IT-Branche für gutes Geld. Und bei uns im Haus wohnen einige studierte Leute und andere haben wenigstens Abitur. Von Dummheit also weit und breit keine Spur - zumindest nicht in meinem direkten Umfeld.
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Alt 06.06.2021, 11:04   #3
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Zitat:
Zitat von Pit Bull Beitrag anzeigen
Ich kann da erstmal nur für meine Lebenswelt sprechen. Meine beiden Eltern haben studiert und wir 3 Söhne auch. Mit Mitte 20 habe ich einen IQ-Test gemacht, bei dem bei mir ein IQ von 138 und eine latente Neigung zum Autismus festgestellt wurde. Mein Sohn hat den Bachelor und arbeitet in der IT-Branche für gutes Geld. Und bei uns im Haus wohnen einige studierte Leute und andere haben wenigstens Abitur. Von Dummheit also weit und breit keine Spur - zumindest nicht in meinem direkten Umfeld.
Das ist ein anderes Thema, Pit Bull. Auf bestimmte Kreise bezogen werden immer Erfolgsgeschichten geschrieben, schon allein, weil dort alteingewachsene Kontakte herrschen. Außerdem ist bekannt, dass die Anforderungen an Abitur und Examina noch nie so niedrig lagen wie heute.

Es geht nicht um berufsbezogenen Erfolg, Expertentum usw., auch nicht nur um Bildung, obwohl das eine Rolle spielt; es geht darum, seine eigene Intelligenz zu entwickeln und zu lernen, seinen Vestand zu gebrauchen - kurz gesagt: alleine Probleme zu erkennen und lösen zu können.

Mit Beispielen kann ich auch kommen, was Erfolg angeht. Mein Sohn hatte kein akademisches Elternhaus und war ein Spätzünder, ist trotzdem in der IT-Branche tätig, weil er es aus eigenen Stücken dorthin geschafft hat. Inzwischen ist er sogar Präsident eines Sportverbandes und korrespondiert mit der ganzen Welt. Das ist aber gar nicht der Punkt. Wesentlich ist, dass er eine spürbare Intelligenz an den Tag legt, über einen ausgeprägten analytischen Verstand verfügt, politisch durch komplizierte Sachverhalte blickt, für die andere Jahre brauchen, bis ihnen der Kronleuchter aufgeht, und er seine Beobachtungen glaskar auf den Punkt bringen kann. Das sind Eigenschaften, die man nicht für ein Examen oder einen Chefsessel braucht, sondern um sein Leben zu meistern.

Das ist gemeint. Dass die Menschen dümmer werden, haben inzwischen zahlreiche Tests und Studien bestätigt. Ich selbst hatte beruflich mit Anwälten zu tun, die ihre Examina mit bombig guten Noten hingelegt hatten - im Beruf aber völlig versagten, weil sie mit der Praxis nicht klar kamen. Es fehlte das eigenständige Denken und das Heineinfühlen können in die Probleme und Themen der Mandantschaft.
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Alt 06.06.2021, 12:26   #4
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Ich glaube nicht daran, dass man einen hohen IQ an Erfolg oder an einer akademischen Laufbahn messen kann. Eher ist es eine Summation aus Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit. Letztere kann ein Zeichen eines hohen IQs sein, ihn aber auch widerlegen.

Denn in der Regel, so heißt es, haben überdurschnittlich begabte Menschen Probleme mit Ungerechtigkeit, mit Autoritäten und Probleme damit sich anzupassen. Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit besitzen diese Gedanken jedoch nicht. Zwei Menschen mit einem IQ von 140 können komplett konträre Leben führen. Der eine Millionär und der andere erfolgslos und ohne
oder dem falschen Job (Minderleister).

Beobachte ich jedoch Foren oder Plattformen wie Facebook oder TikTok, dann muss ich schon sagen, dass ich das Gefühl habe, dass die Menschen zunehmend dümmer werden respektive oberflächlich.

Die Sache ist, dass ich nicht glaube, dass das nur heute ein Problem ist. Ich denke, hätte es die Möglichkeiten (Technologie, Medien, Individualität) wie jetzt schon immer gegeben, dann wäre es immer so gewesen, wie es jetzt ist. Nämlich, dass der Mensch ein Resultat seiner Kultur ist und die Kultur ein Resultat der Politik bzw. des Lobbyismus.
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Alt 06.06.2021, 13:29   #5
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Grundsätzlich stimme ich zu, daß eine Hochbegabung bzw. ein hoher IQ noch kein Garant für intelligente Entscheidungen ist. Und wenn ich in meinem Umfeld etwas tiefer grabe, fällt mir doch noch was auf. Nur ein Beispiel: Einer meiner Brüder ist quasi ein Mathe-Genie, hat aber enorme Probleme, zB. Formulare und Anträge auszufüllen. Insgesamt jedoch ist er lebens- und entscheidungsfähig und geht analytisch an Problemlösungen heran.

Ilka, du schreibst, daß die schulischen Anforderungen im Gegensatz zu früher gesunken sind. Es ist misslich, früher mit heute zu vergleichen. Ich war früher viel mit Freunden draußen auf dem Bolzplatz, wir haben Federball, Tischtennis usw. gespielt, d.h. wir waren körperlich aktiv. Damals gabs kein Handy, Smartphone oder den Computer. Ich denke, daß diese heutige Reizüberflutung durch diesen technischen Fortschritt viel mit den Jugendlichen macht. Sie sind sehr stark abgelenkt und werden zudem mit Werbung bombardiert. Macht sie das dümmer? Wie gesagt, ich kann da nicht so mitreden, da ich in meinem Alter (55) so gut wie keinen Bezug zu Jugendlichen habe.
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Alt 06.06.2021, 13:49   #6
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Meinst Du mit intelligente Entscheidungen, Entscheidungen die als gesellschaftlich konform zu verstehen sind und aus gesellschaftlicher Sicht daher intelligent sind (Angst- und Anpassungsargument)?

Was ich damit meine:

Jemand, der Jura studiert, um des Wissens Willen, dass dieser Job sicher ist und gut vergütet wird?

Jemand, der arbeitslos ist, der seiner Lebenszeit mehr Wert als 2000€ im Monat bemisst, erkennt, dass 24/7 sehr traurig und wenig ist und sich eben für etwas anderes entscheidet.

Jemand, der keine Entscheidungsmacht besitzt, weil er im System aus neurologischen und oder psychologischen Gründen nicht funktioniert und einen großen Hang daher zur Krankheit (Depressionen, Burnout usw) aufweist?

Usw.

Das digitale Zeitalter macht meiner Meinung sehr viel Schlechtes mit den jungen Menschen. Auch ich wuchs ähnlich wie Du, Pitbull, auf und ich vermisse dieses "Zeitalter".

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Alt 06.06.2021, 14:10   #7
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Ich weiß zwar nicht, wie die Methoden alle aussehen, mit denen bisher Intelligenz gemessen wird, und wie weit sie repräsentativ oder überhaupt wissenschaftlich haltbar sind. Sicherlich ist auch ein abgeschlossenes Studium und eine Karriere nicht immer der entscheidende Maßstab. Intelligente und dumme Entscheidungen treffen Menschen nämlich überall, vom einfachsten Bauern bis hin zu höchsten Entscheidungsträgern in Unternehmen, im Staat und beim Militär.

Mir ist neulich folgendes aufgefallen:

Am Parkplatz der S-Bahnstadion meines Wohnortes hatten die Leute im Laufe der Zeit einen Trampelpfad durch die eingrenzende Bepflanzung geschaffen, um den Weg zur Straße abzukürzen. Nun ist ein "intelligenter" Kopf der Stadtverwaltung auf den Einfall gekommen, in die Lücke eine Pflanze mit langen, sehr festen Dornen zu pflanzen, um die Leute zu zwingen, außen herum zu gehen. Schon ein Fünfjähriger, an Intelligenz normal entwickelt, wäre bei wenigen Sekunden Überlegung darauf gekommen, dass das nicht funktionieren kann: Die Pflanze ist sang- und klanglos verschwunden. Durch wen, dürfte klar sein.

Anderes Beispiel: Für die Eröffnung eines Bankkontos, um Neukunden anzuwerben, wurde eine Prämie von 200 Euro angeboten - nicht übel und wert, mitgenommen zu werden. Eine Menge Leute legten dieses neue Konto auch an. Der Fehler bei dem Angebot: Es war an keinerlei Bedingungen geknüpft außer an einen bestimmten Einlagebetrag. Klar, dass die Leute diesen Betrag überwiesen, das Konto aber ansonsten nicht mehr genutzt hatten. Im Gegenteil: Sie kündigten es, eröffneten es nach einer Weile nochmal neu und räumten die 200 Euro nochmal ab. Kein Witz, sondern wirklich so passiert! Da fragt man sich, wie es sein kann, dass gelernten Bank- oder Marketingfachleuten, vielleicht sogar Studierten, so ein Ding unterlaufen kann, weil sie unfähig gewesen sind, einen Schritt weiterzudenken. Zur Intelligenz gehört nämlich auch, sich in die Denkweise anderer Leute und ihre Reaktionen hineinzuversetzen.
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Alt 06.06.2021, 16:23   #8
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
Meinst Du mit intelligente Entscheidungen, Entscheidungen die als gesellschaftlich konform zu verstehen sind und aus gesellschaftlicher Sicht daher intelligent sind (Angst- und Anpassungsargument)?
Interessante Frage
Ich unterscheide zwischen angepasst sein und Individualismus. Ob Anpassung prinzipiell aus Angst resultiert, vermag ich nicht zu beurteilen, ich kenne aber einige, die in ihrer Komfortzone verweilen und es sich in ihrer "Blase" gemütlich gemacht haben.

Zitat:
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Jemand, der Jura studiert, um des Wissens Willen, dass dieser Job sicher ist und gut vergütet wird?
Ich schaue da mal tiefer: Ist dieser Jemand Familienvater, muss Frau und Kind/er ernähren und braucht daher ein sicheres Einkommen, dann würde ich sagen, er hat klug entschieden. Aber mit Intelligenz hat das m.E. nicht viel zu tun. So jedenfalls mein Bauchgefühl.
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Alt 06.06.2021, 16:59   #9
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Anderes Beispiel: Für die Eröffnung eines Bankkontos, um Neukunden anzuwerben, wurde eine Prämie von 200 Euro angeboten - nicht übel und wert, mitgenommen zu werden. Eine Menge Leute legten dieses neue Konto auch an. Der Fehler bei dem Angebot: Es war an keinerlei Bedingungen geknüpft außer an einen bestimmten Einlagebetrag. Klar, dass die Leute diesen Betrag überwiesen, das Konto aber ansonsten nicht mehr genutzt hatten. Im Gegenteil: Sie kündigten es, eröffneten es nach einer Weile nochmal neu und räumten die 200 Euro nochmal ab. Kein Witz, sondern wirklich so passiert! Da fragt man sich, wie es sein kann, dass gelernten Bank- oder Marketingfachleuten, vielleicht sogar Studierten, so ein Ding unterlaufen kann, weil sie unfähig gewesen sind, einen Schritt weiterzudenken. Zur Intelligenz gehört nämlich auch, sich in die Denkweise anderer Leute und ihre Reaktionen hineinzuversetzen.
Dazu fallen mir einige Fragen ein, die die Attraktivität etwas ausbremsen:
Wie teuer sind die Gebühren für die Kontoführung?
Wie hoch sind die Zinsen - Stichwort Dispokredit?
Welche Möglichkeiten der Bargeldeinzahlung und des Geld abhebens bestehen?
Wie ist der Service und die Beratung?

Schlussendlich haben alle Banken Einsicht in die Schufa, insofern bekommen sie sehr schnell mit, wer sog. Konto-Hopping veranstaltet und schieben da einen Riegel vor.

Ich könnte mir vorstellen, daß in deinem Beispiel ein Kunde die Starterprämie einsackt, kündigt und dann ein Konto bei einer anderen Bank mit Starterprämie eröffnet. Aber wie gesagt, die Banken können die Schufa-Einträge einsehen und würden diesen Kunden eher ablehnen.
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Alt 06.06.2021, 17:21   #10
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Hat aber geklappt, und das weiß ich aus erster Quelle. Als Die Banker ihren Fehler erkannt hatten, änderten sie das Anwerbgeprogramm.

Ich will hier nicht in die Tiefen gehen, was die Praxis bei Bankgeschäften betrifft, aber ich habe bei einer anderen Sache auch die Erfahrung gemacht, dass ich mit jemandem zu tun hatte, der offensichtlich den Job nicht richtig gelernt hatte. Es ging um eine angebliche Nachforderung wegen eines abgewickelten Kredits; eine Mitarbeiterin der Bank habe sich bei der Endabrechnung verrechnet. Auf meine Frage, wieso dann alles schriftlich gemacht wurde, wenn das gar nicht gelten soll, kam die lapidare Antwort, dass letztendlich die AGBs gelten würden. Das leuchtete mir nicht ein, und nach einigem Hin und Her gab der Typ auf, weil er nicht weiter wusste.

Mein damaliger Boss, als Anwalt auch auf Banking spezialisiert, sagte mir auf meine Anfrage hin, dass eine schriftliche Bestätigung die gleiche Gültigkeit habe wie ein neuer Vertrag - die AGBs hätten damit nichts zu tun. Folglich sei es nicht mein Problem, wenn man sich bei der Bank verrechnet habe.

Wie gesagt, ich will hier nicht tiefer in das Thema "Banken" einsteigen, es geht um Intelligenz allgemein. Es soll nur ein Beispiel sein. Es ist nun einmal so, dass man es heute in keiner Sparte immer mit "Gelernten" oder auch nur halbwegs mitdenkenden Dienstleistern zu tun hat.
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Alt 06.06.2021, 18:01   #11
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Ich weiß zwar nicht, wie die Methoden alle aussehen, mit denen bisher Intelligenz gemessen wird, und wie weit sie repräsentativ oder überhaupt wissenschaftlich haltbar sind.
Repräsentativ und gängiger wird zunehmend der sogenannte WAIS-IV (Ehemals HAWIE). Jedenfalls in der Praxis, vor ein paar Jahren war das noch etwas anders. Allerdings gibt es eine Reihe verschiedener Verfahren, die je nach Land auch differieren. (USA-Europa berufen sich auf unterschiedliche Testverfahren und die MENSA will da auch etwas aus der Rolle fahren und ist eher konservativ eingestellt).

Die Aussagekraft solcher Tests unterliegen auch der persönlichen Gesundheit und demnach existieren Toleranzen bei der Berechnung. Ist die Person vigilant? Ist die Person depressiv? Wie wirkt die Person im 1:1 Gespräch? Manchmal (sogar oft) wird das Umfeld im Rahmen des Testes befragt.
Aufmerksamkeitstest (D2-Test), aber auch spielt das familiäre Umfeld und die Bildung eine Rolle...

Interessant ist auch der Gedanke des Zusammenhangs zwischen Selbstbewusstsein (fachlich Selbstwirksamkeit) und Intelligenz.

Generell tendiert man aber dahingehend, dass man sagt, dass jedes Individuum einem für ihn typischen Spektrum unterliegt und die Fähigkeiten innerhalb dieser "Dimension" unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Auch werden zunehmend die Begrifflichkeiten der fluiden und kristallinen Intelligenz obsolet. Wobei, soweit ich weiß, existieren dahingehend noch Streitereien.

So viel zu meinem Halbwissen. Meine persönliche Meinung dazu ist wie folgt: Ich halte das alles für fragwürdig, viel wichtiger ist der Mensch mit seinen Erfahrungen, seinen Veranlagungen in seinem Umfeld.
Und ich stimme Dir auch zu, Ilka, wenn du sagst, dass kluge Menschen - ich bitte um Verzeihung - sehr dumme Entscheidungen treffen. Aber auch hier gilt zu beachten, jeder Mensch kann sich nur selbst durch seine Augen sehen.

@Pitbull

Die Komfortzone ist für mich immer so eine Sache. Der eine macht es sich mit Sicherheit gemütlich, der andere hat einfach keine Kraft und im schlimmsten Fall keinen Willen/kein Wollen mehr. Letzteres wäre umso tragischer, je größer der Intellekt. (Empfundener Weltschmerz im Zusammenhang mit der als subjektiv sinnlos empfundenen Existenz -> Hier könnte man eine große Schar an namenhaften Künstlern und Wissenschaftlern nennen, die damit kämpften).
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Alt 06.06.2021, 18:17   #12
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Zitat:
Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
Generell tendiert man aber dahingehend, dass man sagt, dass jedes Individuum einem für ihn typischen Spektrum unterliegt und die Fähigkeiten innerhalb dieser "Dimension" unterschiedlich stark ausgeprägt sind.
Insofern korrekt, falls du meinst, daß die Intelligenz divergieren kann. Ich selbst bin/war bspw. selbst auf einigen Gebieten (Naturwissenschaften, Mathematik u.a.) hochbegabt, auf dem Gebiet der Fremdsprachen aber eher durchschnittlich.
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Alt 06.06.2021, 18:43   #13
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Ich selbst bin/war bspw. selbst auf einigen Gebieten (Naturwissenschaften, Mathematik u.a.) hochbegabt, auf dem Gebiet der Fremdsprachen aber eher durchschnittlich.
Das geht am Thema vorbei, weil spezielle Talente oder erworbenes Können nicht ausreicht, Intelligenz oder einen Mangel an Intelligenz zu definieren.

Was mit "heute immer dümmer" gemeint ist, scheint mir eher in die Richtung zu gehen, dass Kinder und Jugendliche sich nicht mehr altersgemäß entwickeln und zunehmend Verhaltsauffälligkeiten zeigen. Es geht darum, dass Zehnjährige oft noch auf dem Niveau von Sechs- bis Siebenjährigen verharren und deshalb einfache Probleme nicht lösen können, also auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen bleiben. Es geht darum, dass sie nicht abstrahieren können, obwohl man das altersmäßig von ihnen erwarten könnte. Oder - eine weitere Beobachtung - dass sie nicht mehr hüpfen oder rückwärts gehen können, weil die motorischen Fähigkeiten nicht entwickelt sind, vielleicht auch die Fähigkeit zur räumlichen Wahrnehmung.

Das sind keine Einzelbeobachtungen. Die Kinderpsychologen, Kinderpsychiater und Neurowissenschaftler machen sich weniger Sorgen über das Bildungssystem, obwohl daran vieles verbesserungswürdig ist. Ihre Sorge gilt der Unterforderung von Kindern und Jugendlichen, die heutzutage in einem Alltag leben, in dem sie die Welt nicht mehr erfahren und sich in ihrem Gehirn nicht mehr genügend Verschaltungen bilden. Das seien nicht nur die "Dummen" von morgen, die nur noch machen, was man ihnen sagt (oder sagen muss), sondern die Dementen von übermorgen. Denn je weniger im Gehirn verdrahtet ist, um so weniger an abbaufähigem Material sei vorhanden, um die Demenz bis in ein Alter zu verschieben, in dem man sowieso tot sei.

Das sind die eigentlichen Bedenken dieser Wissenschaftler.

Übrigens bestätigt mein Sohn, der im Sportbereich tätig ist und mal ein Jahr lang Jugendliche betreut hat, dass die motorischen Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen wirklich stark nachgelassen hat, verglichen mit den Erfahrungen seiner eigenen Kindheit.
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Alt 06.06.2021, 19:07   #14
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Und was ist mit dem Elternhaus? Es scheint so, als liege allein die Verantwortung bei den Schulen und Pädagogen.

Heutzutage arbeiten ja überwiegend beide Elternteile Vollzeit, dann kommt noch der Haushalt, das Kochen usw. dazu. Viele Eltern sind heutzutage schlicht überfordert und kümmern sich nicht um die Kinder. Gabs früher ADHS? Wir nannten sie Zappelphilipp oder einfach nur Unruhestifter.

Was wird den Kindern heutzutage denn noch vom Elternhaus vermittelt? Lernen sie den Umgang mit Konsum, Geld oder im Miteinander? Hier mangelt es oft an sozialer Kompetenz oder von mir aus auch an sozialer Intelligenz.

Vor unserem Haus spielen oft Teenies, die sich fast nur anschreien und herum pöbeln. Sind die alle dumm?
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Alt 06.06.2021, 19:08   #15
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Zitat:
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Insofern korrekt, falls du meinst, daß die Intelligenz divergieren kann. Ich selbst bin/war bspw. selbst auf einigen Gebieten (Naturwissenschaften, Mathematik u.a.) hochbegabt, auf dem Gebiet der Fremdsprachen aber eher durchschnittlich.
Genau das wollte ich damit sagen, diese Gebiete werden in der Regel bei den Tests abgegrast. Darf ich fragen, welchen Test du machen musstest?

@Ilka-Maria

Ich denke, dass das einerseits an den Eltern liegt, aber auch teilweise an dem Bildungssystem. Denn ich denke mir, wie viel von dieser Bildung, die mit auf dem Weg gegeben wird, wird für das tatsächliche praktische Leben benötigt und inwiefern fördert es die Begabungen/Neigungen der Kinder?

Man lernt die Polynomdivision, aber keine Steuererklärung.
Keiner sagt einem, dass man sich oft nach dem Studium genauso fühlt wie vor dem Studium und keiner sagt, dass kein Abitur nicht schlimm sei - es gibt wenig praktische Faktoren, die dafür sorgen, dass ein Kind viel positive Erfahrung mitnehmen kann. Natürlich gibt es Einzelfälle, wo Schüler nicht im Regelfall mit einem 0,8er Abitur abgehen. Viel höher ist die Quote der Schulabbrecher und Schulverweigerer. (Die Wissenschaft bestreitet das, die Praxis jedoch zeigt etwas anderes) - überträgt man das auf einen einzelnen erwachsenen Menschen, der im Arbeitsleben fest etabliert ist, zeigt sich eine deutliche Tendenz klinischer Depressionen. (Burnout)

Schau dir die Kultur und die vorherrschende Technologie an, und die Macht der Medien, die Ideale, die vermittelt werden. Das ist insofern relevant, dass all diese Dinge in Summe auch die Frustrationstoleranz nicht fördern, denn alles wird schnelllebiger und austauschbarer. Auch die Klassen in Schulen werden nicht kleiner - zur Folge zieht das Quantität und nicht Qualität.
Lehrer sind überfordert, ein absoluter Knochenjob.

Daten und Informationen wollen einerseits schneller aufgenommen und verarbeitet werden, das Volumen der Information nimmt progressiv zu, aber die Fähigkeit Informationen zu verarbeiten bleibt auf die individuelle Verlangung beschränkt. Wenn ein Eimer mit Wasser voll ist, dann geht nicht mehr. Mehr wird aber gefordert, es wird aber nicht gezeigt wie "Mehr" geht.

Das Internet begünstigt diese Faktoren noch, weswegen sich die Kinder auch nicht mehr bewegen als früher, weil die sozialen Kontakte oft auf Whatsapp, Facebook, Tiktok usw reduziert werden. Als zusätzlicher Faktor gäbe es noch die Verstädterung und aus physiologischer Sicht die Mangelversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Nicht signifikant für die Gegenwart, aber relevant als Langzeitfolge.
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Alt 06.06.2021, 19:15   #16
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Zitat von petrucci Beitrag anzeigen
Genau das wollte ich damit sagen, diese Gebiete werden in der Regel bei den Tests abgegrast. Darf ich fragen, welchen Test du machen musstest?
Der Test war ein Software-Test von Data Becker. Er ging über 8 Tage, jeweils 30 Minuten, incl. Abschlusstest.
Pit Bull ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.06.2021, 19:36   #17
männlich Ex-petrucci
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Alles klar, danke!
Ex-petrucci ist offline   Mit Zitat antworten
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