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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 09.01.2022, 13:54   #1
männlich Anaximandala
 
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Standard Römisches Recht

Es herrschte durch Krieg und auch grausame Not
das Reich, das die Welt einst besaß durch Gewalt,
der Fortschritt kam bebend und brachte den Tod,
das Chaos, geordnet war seine Gestalt.

Aus Asche erwuchs dann die römische Pracht,
im Untergang lag für die Völker der Sieg,
geknechtet von Rom und als Teil seiner Macht
erblühten sie hell, erst gezwungen durch Krieg.

Es wirkt die Zerstörung als Teil im Geflecht
vom Werden der Dinge im Ablauf der Zeit
und kümmert sich wenig um gut wie auch schlecht.

Ganz sicher hat Rom uns nicht ehern befreit,
doch bleibt von dem Weltreich das römische Recht,
man staunt seiner Pracht, fast vergessen das Leid.
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Alt 09.01.2022, 23:36   #2
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Zitat:
Zitat von Anaximandala Beitrag anzeigen
Es herrschte durch Krieg und auch grausame Not
das Reich, das die Welt einst besaß durch Gewalt,
der Fortschritt kam bebend und brachte den Tod,
das Chaos, geordnet war seine Gestalt.
Ich nehme nur die erste Strophe heraus, weil darin das Leitmotiv des Gedichts steckt. Es lautet: Jede Eroberung gebar einen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit.

Das stimmt. Bis jetzt. Und wer weiß, wie lange noch.

Jedenfalls sind wir trotz vieler Kriege, und zuletzt sogar verheerender Kriege, nicht wieder in der Steinzeit gelandet. Vielleicht wird es irgendwann so kommen, falls Einstein recht behalten sollte:

"Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."

Aber ich bin mir sicher, dass Einstein mit dieser Annahme geirrt hat. Der wusste noch nix davon, welches Macht- und Kriegspotential in den sekundenschnell um die Welt gejagten Daten steckt.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Alt 10.01.2022, 01:39   #3
männlich Anaximandala
 
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Hey Ilka, jein, ehrlich gesagt konfrontierst du mich gerade mit einem kleinen Widerspruch in meinem Leitmotiv...
Einerseits ging es mir schon ganz konkret um Rom und seinen Einfluss auf die Kulturen (zumindestens hier in Europa), eigentlich sollte das ganze garkein Gedicht werden, sondern nur ein Versuch, ob ich mit unterschiedlichem Rahmen das Wort Legion mal Le-gion und mal Le-gi-on aussprechen würde, ursprünglich sah die erste Strophe so aus:

Es herrscht gleich der Pest durch den Tod und den Hohn
das Reich, das die Welt nun besitzt durch Gewalt,
die Erde erzittert im Marsch der Legion, (o. durch die Legion)
das Chaos, geordnet ist seine Gestalt.

Aber ich wollte da dann unbedingt einen ernsthaften Text draus machen

Einerseits soll es also zwar ganz konkret Rom sein, andererseits aber auch um das Prinzip der schöpferischen Zerstörung gehen...

Zitat:
Jede Eroberung gebar einen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit.
Ich wollte dir gerne widersprechen, aber es sieht so aus als wäre es so, im mindesten ist jede Eroberung und auch jeder Konflikt ein Teil des Mosaiks, das uns ins Hier und Jetzt geführt hat... es ginge besser, aber vielleicht ist unsere Welt die Beste, die wir durch menschliche Natur und Möglichkeit erreichen konnten.. zumindest konnten wir es nicht besser machen.

Ich hab grad endlich mal wieder einen ganz spannenden Aufsatz von Kant zur Hand genommen "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht", darin gibt es einen Abschnitt der einen tollen Ansatz...
Nämlich, wie beim Menschen, der zwar Geselligkeit sucht, aber sich doch isolieren und nur nach seinem Sinne richten möchte, Widerstand erwartet, weil er weiß, dass er zu Widerstand bereit ist und durch die Zwietracht sich disziplinieren muss, um sich unter den Mitmenschen, die er nicht mag, von denen er aber nicht lassen kann, zu behaupten, aus Sorge vor Benachteiligung Gerechtigkeit und Gleichbehandlung fordert, die für jeden zu gelten hat und die er für sich alleine wo möglich nicht gelten lassen möchte (an sich unwichtig aber ich finde den Gedanken echt spannend)
ist es auch bei den Staaten, die einander nichts gönnen und sich selber alles nehmen würden, dass sie durch die Konflikte miteinander sich verwüsten, zerbrechen, um sich dann in neuen Grenzen neu zu ordnen, in Konflikten brechen und...
Zitat:
"sie treibt durch die
Kriege, durch die überspannte und niemals nachlassende Zurüstung zu
denselben, durch die Noth, die dadurch endlich ein jeder Staat selbst mitten
im Frieden innerlich fühlen muß, zu anfänglich unvollkommenen Versuchen,
endlich aber nach vielen Verwüstungen, Umkippungen und selbst
durchgängiger innerer Erschöpfung ihrer Kräfte zu dem, was ihnen die
Vernunft auch ohne so viel traurige Erfahrung hätte sagen können, nämlich:
aus dem gesetzlosen Zustande der Wilden hinaus zu gehen und in einen
Völkerbund zu treten; wo jeder, auch der kleinste Staat seine Sicherheit und
Rechte nicht von eigener Macht, oder eigener rechtlichen Beurteilung,
sondern allein von diesem großen Völkerbunde (Foedus Amphictyonum),
von einer vereinigten Macht und von der Entscheidung nach Gesetzen des
vereinigten Willens erwarten könnte.
...
Alle
Kriege sind demnach so viel Versuche (zwar nicht in der Absicht der
Menschen, aber doch in der Absicht der Natur), neue Verhältnisse der Staaten
zu Stande zu bringen und durch Zerstörung, wenigstens Zerstückelung aller
neue Körper zu bilden, die sich aber wieder entweder in sich selbst oder
neben einander nicht erhalten können und daher neue, ähnliche Revolutionen
erleiden müssen; bis endlich einmal theils durch die bestmögliche Anordnung
der bürgerlichen Verfassung innerlich, theils durch eine gemeinschaftliche
Verabredung und Gesetzgebung äußerlich ein Zustand errichtet wird, der,
einem bürgerlichen gemeinen Wesen ähnlich, so wie ein Automat sich selbst
erhalten kann.
Zitat:
Vielleicht wird es irgendwann so kommen, falls Einstein recht behalten sollte:
Ich hoffe wirklich, dass das nicht passiert...

Zitat:
Der wusste noch nix davon, welches Macht- und Kriegspotential in den sekundenschnell um die Welt gejagten Daten steckt.
(Aber hier bringst du es auf den Punkt, es wird wohl nicht...
wenn es richtig knallt, dann nur ein einziges Mal und eine Steinzeit wird nicht mehr möglich sein.
Da bliebe nur, auf einen Logenplatz mit guter Aussicht zu hoffen, denn das danach (ginge ja eh nur kurz) will ich nicht erleben, der Tod wäre sicher und sicher wäre er schlimmer als zu verpuffen :/

Es ist tragisch, dass wir Dinge entwickeln (können) die alles auf einmal beenden... und Wesen sind, die es schon eines gekränkten Egos wegen tun würden.)
*Ich lass das mal stehen^^ schön, dass mir noch aufgefallen ist, dass es um Daten geht, irgendwie hatte ich bei Sekundenschnell schon ein Bild im Kopf, kurz dachte ich noch Stombomben kennt er doch, Wasserstoffbomben vielleicht nicht... egal, dann ein bisschen was zur öffentlichen Belustigung beitragen hat ja auch was^^

Daten, Digitalisierung, Web 4.0, Internet der Dinge,...
Gott bitte mach, dass falls es zum Konflikt kommen sollte, die Konfliktparteien ihre Hackerteams von der Leine lassen und Lichter aus, kritische Infrastruktut kaputt und Daten verloren gehen, unsere als IT Spezialfachkräfte umgeschulten Bürokaufleute nicht erst warten müssen, bis Vista hochgefahren ist^^

Nein, eherlich... im Falle großer Konflikte gehn die Lichter aus, der Strom ist weg, die Wasserpumpen pumpen nicht mehr und keine Stadt ist mehr überlebensfähig...
Aber vorher wird jeder zukünftige Konflikt in den ersten Stufen unsichtbar sein, es könnte einer laufen und wir wüsstens nichtmal,


Liebe Grüße

Geändert von Anaximandala (10.01.2022 um 05:11 Uhr)
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Alt 17.01.2022, 19:39   #4
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Nochmals Hey,

ich möchte meinen letzten Kommentar ungern so einfach stehen lassen. Ich finds super, dass du meinen Text so interpretiert hast, denn klar, wenn ich von diesen Eroberungen schreibe und mit einer allgemeinen Aussage über den Anteil von Zerstörung im Werden schreibe, dann fehlt irgendwie der Part im Gedicht, der aussagt, dass Zerstörung den Weg für besseres freimachen kann, aber auch gutes zerstören kann.
Auch in der Wirtschaft ist schöpferische Zerstörung ja etwas, das nicht alles, was kaputt geht, besser macht, sondern es durch besseres ersetzt oder Denkanreize geben kann, zumindest könnte.
In dem Sinne ist das ganze Bild vielleicht ungünstig gewählt, da Eroberungen gewaltsame Prozesse sind, der Eroberer schert sich nicht um kulturelle Errungenschaften. Es ging mir wiegesagt schon sehr konkret um Rom als Macht, die uns das römische Recht gelassen hat als Grundlage. Ok, wäre es ein anderes Land gewesen, dann hätten wir deren Rechtssystem übernommen, so lange es uns als zu uns passend und so gerecht wie möglich erschienen wäre. Aber Rom hat auch ein Abwassersystem errichtet, das erst vor 100 Jahren an Qualität überboten werden konnte. Und ich glaube man konnte lange nach Roms Untergang noch mit dem Auge eine Grenze ziehen, so sehr haben Kultur und Architektur Umgebung und Menschen beeinflusst.

Wären wir von Dschingis Khan unterworfen worden, hätte das glaube ich keinen Mehrwert für uns gebracht. Das Optimum wäre vielleicht gewesen, in relativer Stabilität Teil eines Reiches zu sein und dafür nur den Preis geistiger Errungenschaften zu zahlen. Klar, Ideen sterben nicht... aber die Christianisierung hat doch gut gezeigt, dass eine Gesellschaft den Glauben, der ihr vorgeschrieben wird, auf garnichtmal so lange Dauer als wahrhaft Den anzunehmen, der ihr entspricht. Was geglaubt wird, interessiert die Leute nen Scheiß, es wird geglaubt, was zelebriert wird, das Zeremoniel scheint der Glaube, nicht die Idee (das ist eine spontane Idee, ich hab noch nicht viel weiter drüber nachgedacht, vielleicht ist es auch Schwachsinn^^)

Und bei allen abstrakten Ansätzen, Kriege als Motor der Neuerung zu sehen, ob es technologischer Fortschritt, der vorangetrieben wird, ein Gleichgewicht zwischen Kulturen und Gesellschaften evtl. neu verhandelt wird, vielleicht die Generation, die vergessen hat, dass Leben nicht nur lieben und lachen ist, sondern auch lernen und leiden, dass wenigstens die auf sie folgende Generation wieder genug Scheiße gefressen hat um Geist und Gesellschaft und ein Fundament zu gründen, dass sowas wie einen Realitätsabgleich kennt.

Unabhängig von jeder Eventualität, die man sich erdenken könnte,
konkret ist Krieg ganz einfach nur Leid und Not, Tod... grausam.


Für unsere Welt heute musste geschehen, was geschehen ist, Kulturen untergehen und Leid über die Menschen kommen.
Aber in unserer Welt zählen diese untergegangenen Kulturen nicht mehr als Interesse und Faszination, das vergangene Leid ist mehr ein Wort, das man halt in den Mund nimmt aber garnicht versteht.
In unserer Welt zählt nur unsere Welt und für die wäre Krieg und Eroberung konkret schlimm, ein Mehrwert kann glaube ich erst nach einem Paradigmenwechsel gewonnen werden.
*ok, die Niederwerfung Deutschlands im zweiten Weltkrieg hat glaub ich recht schnell einen Mehrwert gebracht^^ aber der Wandel musste sich nicht organisch entwickeln, damit, unabhängig vom Leid des Krieges, (evtl.) ein Nutzen, den er gebracht hat gefunden werden kann, sondern der Krieg hat hier den Wandel der Gesellschaft gebracht und den Nutzen würde ich als groß schätzen.

Ich sag jetzt einfach mal, Dinge abstrakt betrachten ist toll und ich mag das, aber das Leben, wenn man es auf konkreter Ebene betrachtet, braucht konkrete betrachtungen. Was nutzt, blöd gesagt, die 4te Potenz der 17ten Nachkommastelle von Pi, wichtig ist π = Kreis => Rad = einfacher Leben.
*Dass Pi die Kreiszahl ist dürfte jetzt allerdings wieder das Ergebnis von abstraktem Denken sein^^
Vermutlich lässt sich das beides eh nicht komplett voneinander trennen. Abstraktion ohne Konkretes zerfließt im Nichts, konkretes Denken ohne jede Übertragung hat nen Horizont so weit, wie's aus dem Stand greifen kann. Oder so.

Ilka, danke für den Denkanstoß
Viele Grüße

Geändert von Anaximandala (17.01.2022 um 22:52 Uhr)
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