Wanderung durch die Zeiten bei Poetry.de

copiesofreality · 04.07.2016, 06:49

Mit der Wanderung durch die Zeiten
Entstehen Sehnsüchte, Engen und Weiten
So stolpern wir Endliche mit verkrüppeltem Sinn
Leben um Leben um Leben dahin

Mastichari, Kos, Griechenland, 17.05.2001

Vinco · 04.07.2016, 08:24

Hallo copiesofreality,

ich kannte mal aus einem anderen Forum heraus einen Dichter aus Dresden, ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein bis zwei Jahre jünger. Ich mochte ihn - persönlich wie künstlerisch. Ich glaube zwar nicht, dass du das bist, aber nichtsdestotrotz habe ich seitdem nur die besten Erwartungen an Dresdens Dichterschaft.

In deinem Gedicht fühle ich mich in diesen Erwartungen bestätigt. Ein sehr schönes Gedicht, das in seiner Kürze doch alles zum Ausdruck bringt - fast wie ein deutsches Haiku.

Die Ortsangabe ist eine nette Zugabe. In meinem Kopf musste ich wirklich an die Insel, an dunkle Felsen und blaues Meer denken. Notwendig ist die Angabe aber selbstverständlich nicht.

Dein Gedicht solltest du zwar nicht mehr ändern, schon gar nicht nach so vielen Jahren. Außerdem ist es gut so, wie es ist. Wenn es aber mein Gedicht wäre, würde ich den zweiten Vers ändern.

Mit der Wanderung durch die Zeiten
Entstehen sehnende Engen und Weiten
So stolpern wir Endliche mit verkrüppeltem Sinn
Leben um Leben um Leben dahin

Zum einen löst man so das Problem, dass "Sehnsüchte, Engen und Weiten" fälschlicherweise wie eine Aufzählung von drei unterschiedlichen Dingen wirkt. Zum anderen empfinde ich es für den Sprachfluss angenehmer, da keine aufzählungsbedingte Pausen entstehen - was wiederum mit den restlichen Versen harmoniert.

In jedem Fall sehr gern gelesen und damit beschäftigt.

Viele Grüße
Vinco

copiesofreality · 29.07.2016, 09:42

Hallo Vinco,
besser spät antworten als gar nicht.
Und Danke vorweg für die positive Begleitung meines Textes.
Die hohen Erwartungen an Dresden kann ich nachvollziehen.
Ich lebe zwar mittlerweile schon über zwanzig Jahre hier, komme aber aus einer anderen Ecke und habe die Dresdner auch als kreative und offene Charaktere kennengelernt.
Deine Variation intendiert leicht anders als meine Version - das finde ich interessant und genau deswegen bin ich hier. Das ist spannend, weil man eine Aussage eingibt und unterschiedliche Versionen gelesen werden. Diese ist aber nur minimal differenziert - daher gehen beide Aussagen in die gleiche Richtung.
Deine Variation gefällt mir.

Das mit den Ortsangaben ist natürlich fast immer nicht notwendig. Aber für mich ist es durchaus interessant mir ins Gedächtnis zu rufen wann und in welchem Kontext ich was geschrieben habe. Das betrifft vermutlich meistens also mehr den Absender als Empfänger.

Danke und sonnige Grüße
copies of r.

04.07.2016, 06:49	#1
copiesofreality Dabei seit: 05/2016 Ort: Dresden Beiträge: 919 Meine Gedichte Meine Favoriten	Wanderung durch die Zeiten Mit der Wanderung durch die Zeiten Entstehen Sehnsüchte, Engen und Weiten So stolpern wir Endliche mit verkrüppeltem Sinn Leben um Leben um Leben dahin Mastichari, Kos, Griechenland, 17.05.2001

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04.07.2016, 08:24	#2
Vinco Dabei seit: 04/2016 Alter: 34 Beiträge: 125 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo copiesofreality, ich kannte mal aus einem anderen Forum heraus einen Dichter aus Dresden, ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein bis zwei Jahre jünger. Ich mochte ihn - persönlich wie künstlerisch. Ich glaube zwar nicht, dass du das bist, aber nichtsdestotrotz habe ich seitdem nur die besten Erwartungen an Dresdens Dichterschaft. In deinem Gedicht fühle ich mich in diesen Erwartungen bestätigt. Ein sehr schönes Gedicht, das in seiner Kürze doch alles zum Ausdruck bringt - fast wie ein deutsches Haiku. Die Ortsangabe ist eine nette Zugabe. In meinem Kopf musste ich wirklich an die Insel, an dunkle Felsen und blaues Meer denken. Notwendig ist die Angabe aber selbstverständlich nicht. Dein Gedicht solltest du zwar nicht mehr ändern, schon gar nicht nach so vielen Jahren. Außerdem ist es gut so, wie es ist. Wenn es aber mein Gedicht wäre, würde ich den zweiten Vers ändern. Mit der Wanderung durch die Zeiten Entstehen sehnende Engen und Weiten So stolpern wir Endliche mit verkrüppeltem Sinn Leben um Leben um Leben dahin Zum einen löst man so das Problem, dass "Sehnsüchte, Engen und Weiten" fälschlicherweise wie eine Aufzählung von drei unterschiedlichen Dingen wirkt. Zum anderen empfinde ich es für den Sprachfluss angenehmer, da keine aufzählungsbedingte Pausen entstehen - was wiederum mit den restlichen Versen harmoniert. In jedem Fall sehr gern gelesen und damit beschäftigt. Viele Grüße Vinco

29.07.2016, 09:42	#3
copiesofreality Dabei seit: 05/2016 Ort: Dresden Beiträge: 919 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Vinco, besser spät antworten als gar nicht. Und Danke vorweg für die positive Begleitung meines Textes. Die hohen Erwartungen an Dresden kann ich nachvollziehen. Ich lebe zwar mittlerweile schon über zwanzig Jahre hier, komme aber aus einer anderen Ecke und habe die Dresdner auch als kreative und offene Charaktere kennengelernt. Deine Variation intendiert leicht anders als meine Version - das finde ich interessant und genau deswegen bin ich hier. Das ist spannend, weil man eine Aussage eingibt und unterschiedliche Versionen gelesen werden. Diese ist aber nur minimal differenziert - daher gehen beide Aussagen in die gleiche Richtung. Deine Variation gefällt mir. Das mit den Ortsangaben ist natürlich fast immer nicht notwendig. Aber für mich ist es durchaus interessant mir ins Gedächtnis zu rufen wann und in welchem Kontext ich was geschrieben habe. Das betrifft vermutlich meistens also mehr den Absender als Empfänger. Danke und sonnige Grüße copies of r.