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Alt 06.05.2010, 10:40   #1
weiblich shellan
 
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Dabei seit: 05/2010
Ort: Berlin
Alter: 47
Beiträge: 2


Standard Soulmate

Hallo
Ich bin gerade im Begriff eine Geschichte zu schreiben und wollte mir ein paar Meinungen einholen, ob es sich überhaupt lohnt weiterzuschreiben.
Und vielleicht kann mir der/die eine oder andere ein paar Tipps geben, was man noch verbessern könnte.
Dankeschön!

Jetzt geht's los
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Soulmate

Prolog


Schicksal.
Es war nur ein Wort, aber es löste doch so viel bei den Menschen aus.
Die einen verfluchten es, während die anderen sich daran klammerten, als hänge der Rest ihres Lebens davon ab.
Nachdenklich und in sich versunken wischte Valerie den Schweiß von ihrer Stirn und erhöhte die Lautstärke an ihrem iPod um zwei Stufen.
Sie wollte nicht schon wieder über dieses dämliche Schicksal nachdenken, dass bei ihr mit der Heftigkeit eines Kampfjets an die Tür geklopft hatte. Und noch ehe Valerie die Chance hatte sich dem Schicksal erhobenen Hauptes in den Weg zu stellen, hatte es ihr buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen.
„Valerie Bloom?“ Der junge Mann, in der Uniform eines Police Officers, der vor ihr stand, sie zwanghaft anlächelte und Valerie ihm als Antwort nur hatte zunicken können, denn ihre Kehle schien wie zugeschnürt zu sein. Was machte denn die Polizei vor ihrer Tür? War ihrer Mutter etwas zugestoßen?
„Dürfte ich mich wohl unter vier Augen mit ihnen unterhalten?“
„Wir sind allein“, kam es gepresst über Valeries Lippen, aber sie ließ den Mann dennoch in ihre Wohnung. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, hörte sie wie er nach Luft schnappte.
„Ihre Großmutter, Grace O‘Sullivan, wurde heute Morgen nach einem Verkehrsunfall ins Dublin-Hospital eingewiesen.“

Valeries Füße gruben sich im regelmäßigen Tempo in den feuchten Waldboden ein und trugen sie Meter um Meter näher dem Strand entgegen. Kurz kniff sie ihre Augen zusammen, so als ob sie damit die Erinnerungen an dieses Gespräch aus ihrem Gedächtnis wischen konnte. Aber die Worte schienen dadurch nur noch lauter in ihren Erinnerungen zu werden.
„Meine … Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe … meine Großmutter starb bereits, da war ich noch ein … und ihr Name war nicht Grace O’Sullivan. Sie müssen sich irren, Sir.“
Der junge, hochgewachsene Mann blickte Valerie ein wenig verwirrt an, dann reichte er ihr ein Schriftstück. „Wenn sie Valerie Bloom sind und am 13. Februar 1985 geboren wurden, ihre Mutter Jane Bloom, dann ist Grace O‘Sullivan ihre Großmutter. Grace war die Schwiegermutter ihrer Mum, Valerie.“
Verstört schüttelte Valerie immer wieder mit dem Kopf und überflog die Zeilen des Testamentes ihrer angeblichen Großmutter, Grace O‘Sullivan.

Heftig atmend kam Valerie am Strand zum stehen und stemmte die Hände in ihre Hüften, schnappte immer wieder nach Luft.
„Oh Gott“, jappste sie und ließ sich dann in den Sand fallen. Ein paar Strähnen ihres schwarzen, wild gelockten Haares fielen nass in ihre Stirn und klebten an ihren Schläfen. Vereinzelte Schweißtropfen rannen ihr Gesicht herunter, aber Valerie schien sie zu ignorieren. Ihre Hände gruben sich in den feuchten Sand und umschlossen die grobkörnige Masse. Dann schleuderte Valerie eine Handvoll Sand unter lautem Gebrüll in Richtung Atlantik und fiel schluchzend in sich zusammen.
Wieso hatte ihre Mutter sie nur all die Jahre hinweg angelogen?
Sooft hatte Valerie sich nach ihrer Großmutter gesehnt, nach einem Gespräch mit ihr, wenn sie von einem Nachmittag bei einer ihrer Schuldfreundinnen kam. Valerie konnte diese sehnsüchtigen Treffen gar nicht mehr zählen, aber es waren mehr als hundert gewesen.
Sie zuckte zusammen, als das Handy in ihrer Jogginghose zu vibrieren begann. Laut schniefend zog sie es aus der Hosentasche und warf einen flüchtigen Blick auf das Display.
Mom, wurde angezeigt, während Nickelback ihren Smash-Hit Gotta be Somebody zum Besten gaben.
Mit sich hadernd wanderte Valeries Finger zwischen dem grünen und dem roten Hörer hin und her, ehe sie sich dazu entschloss das Gespräch anzunehmen.
„Stör ich dich gerade bei irgendwas“, fragte Jane und ihre Stimme klang dabei so fröhlich, als hätte sie gerade einen Vierer im Lotto.
„Ich bin joggen“, presste Valerie hervor und kniff kurz ihre Augen zusammen.
„Also von mir hast du diesen Bewegungsdrang nicht“, kicherte ihre Mom in den Hörer und Valerie musste sich auf die Zunge beißen. Aber sie schaffte es doch nicht, keine spitze Bemerkung auf diesen Kommentar zu hinterlassen.
„Dann muss ich den von meiner Großmutter, Grace Bloom, haben“, kam es scharf über ihre Lippen und es blieb für ein paar Sekunden still in der Leitung. „Oder erfahre ich morgen durch Zufall, dass ich noch irgendwo auf dieser Welt einen Großvater habe?“
„Val … was“
„Jetzt tu nicht so, Mum! Ich hatte heute Besuch von der Polizei und … Wieso hast du mich belogen? All die Jahre lang?“
Jane schnappte immer wieder nach Luft, aber Valerie ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen, sondern beendete das Gespräch einfach. Dann schaltete sie das Handy aus, schob es in die Hosentasche zurück und erhob sich wieder.
Gerade als Simple Plan die ersten Takte zu Welcome to my life anstimmten, lief Valerie weiter und stimmte den Jungs in Gedanken zu.
Willkommen in meinem Leben, hämmerte es in ihrem Kopf, als sie den Weg zurück nach Hause antrat.

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Garda/Gardai = Bezeichnung für die irische Polizei (Ein- und Mehrzahl)
shellan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.05.2010, 11:20   #2
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111


Guten Morgen, Shellan,

das liest sich recht flüssig. Aber ich bin über zwei Stellen gestolpert:

Zitat:
Nachdenklich und in sich versunken wischte Valerie den Schweiß von ihrer Stirn und erhöhte die Lautstärke an ihrem iPod um zwei Stufen.
Sie wollte nicht schon wieder über dieses dämliche Schicksal nachdenken,
"Nachdenklich und in sich versunken" ist eine Doppelung, eines der beiden Wörter ist entbehrlich. Eventuell sollte man den Satz neu formulieren, denn er steht im Widerspruch zu dem danach folgenden "nicht nachdenken wollen". In dem Augenblick, in dem der iPod lauter gestellt wird, hat sich die Protagonistin ja bereits den Gedanken widersetzt.

Der zweite Punkt ist die Sache mit dem Testament in den Händen des Polizisten. Es erscheint mir unrealistisch, daß die Polizei solch eine Befugnis hat. Wenn jemand bewußt eine Erbin einsetzt, ist in der Regel in dem Testament ein Testamentsvollstrecker benannt, bei dem das Dokument auch hinterlegt ist und der im Todesfall die Erben benachrichtigt. Das kann ein Notar sein oder ein Freund, dem man vertraut. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist, aber in Deutschland kann man ein Testament auch beim Amtsgericht hinterlegen. Nur wer leichtsinnig ist, bewahrt ein solches Dokument bei sich zu Hause auf.

Schöne Grüße
Ilka-M.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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