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Alt 01.05.2010, 12:29   #1
weiblich Lanua
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 29
Beiträge: 7


Standard dünn, dünner, schön

es ist nur einnmal ein Anfang. Vielleicht könnt ihr mir sagen, was ich verbessern kann usw.


Manchmal frage ich mich, was mich eigentlich noch auf dieser Welt hält. Vielleicht meine Eltern, die alles nicht mitbekommen, meine Freundinnen, die mich ignorieren, meine Schwester, die mir ständig zu zeigen versucht, was sie erreicht hat? Was habe ich denn schon erreicht in meinem Leben und was werde ich noch erreichen? Ich kann auf diese Frage mit einem Wort antworten- mit ein und demselben Wort: nichts.







Kapitel 1


Die Tür wurde aufgerissen. Das erste, was ich sah, war Noras schwarze, wallende Haarpracht. Dann erschien sie. Ich konnte nicht anders, als sie anzuschauen. Ihre langen Beine, ihr perfekt geformtes Gesicht, ihre Blaue Augen, ja alles an ihr.
„Schatz!“, und schon erschien meine Mutter. Sie nahm Nora in den Arm und schluchzte. Sie weinte doch tatsächlich. Ja, wieso auch nicht? Gerade war ihre doch so erfolgreiche Tochter von ihrer langen Reise zurückgekommen. Und was hatte sie auf dieser Reise getan? Einen Werbespot für Shampoo gedreht.
„Ich hab dich vermisst Mama“, antwortete Nora und fuhr unserer Mutter über deren blonde lange Haare. Sie klang so alt, so erfahren, so reif. Dabei war sie erst zwölf! Sie war zwölf, modelte, war beliebt und bekannt. Und ich? Ich wollte nicht daran denken, wie anders ich war, doch immer wieder kamen mir diese schrecklichen Gedanken. Ich war das schwarze Schaaf in unserer Familie. Zwei Schwestern hatte ich. Eine ältere Schwester und eine jüngere. Und beide waren sie bekannt. Beide modelten. Meine Eltern waren so stolz auf die beiden, besonders meine Mutter. Mir hatte meine Mutter erst gar nicht vorgeschlagen, es doch auch einmal in der Modelbranche zu versuchen. Und ich hatte nicht gefragt. Ich wusste ja schließlich nur zu genau, wieso es niemals klappen würde. Ich hatte nicht diese langen Beine, wie Nora oder Melanie, ich war nicht genügend groß, ich hatte diese Himmelfahrtsnase von meinem Vater und das Schlimmste: ich war dick. Ein kleiner, hässlicher Fettkloss. So war es gekommen. Meine Schwestern reisten um die Welt, ergatterten einen Job nach dem anderen, wurden von einem Privatlehrer unterreichtet und ich, ich war zu Hause, lerne brav Vokabeln, und schaute mir gemeinsam mit meinen Eltern im Fernseher an, was meine Schwestern erreicht hatten. Manchmal hielt ich es kaum aus, diese Ungerechtigkeit. Ich war ein Nichts, eine absolute Null. Wieso hatte nicht auch ich einen Körper wie Melanie oder zumindest ein Gesicht wie Nora.
„He du altes Haus, träumst mal wieder?“, riss Nora mich aus meinen Gedanken und umarmte mich.
„Nun gratuliere deiner Schwester doch, sie hat einiges geleistet“, drängte mich meine Mutter dann.
Ehe ich antworten konnte, hörte ich von oben her auch schon einen gellenden Schrei: „NORA! Nora, ich hab dich so vermisst.“
Melanie rannte die Treppe hinunter und schloss ihre kleine Schwester in die Arme. Es kam mir vor, wie ein böser Traum. Ich wurde hier doch gar nicht gebraucht. Hätte es wohl irgendjemanden interessiert, wenn ich auf der Stelle tot umgekippt wäre, oder hätte man sich noch immer bloß um Nora gekümmert?
„Alissa, wärst du wohl so nett und würdest kurz Papa ins Büro telefonieren. Wir möchten gerne alle zusammen essen“, bat mich meine Mutter nach einer Weile.
Dazu war ich ja schließlich da. Um die kleinen Arbeiten zu verrichten, denen sich meine Mutter und meine Schwestern überlegen fühlten.
Lanua ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.05.2010, 12:47   #2
weiblich Aquaria
 
Dabei seit: 02/2010
Alter: 42
Beiträge: 521


Mit Interesse gelesen, gut geschrieben, es fehlt ein bisschen der Schluss. Gelungen!

Grüße,

A.
Aquaria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2010, 11:35   #3
weiblich Lanua
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 29
Beiträge: 7


vielen Dank für die Antwort
Lanua ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2010, 13:56   #4
weiblich Lanua
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 29
Beiträge: 7


vielleicht hat jemand Lust zum weiterlesen

Ich wusste nicht genau, warum und weshalb ich gerade zu diesem Zeitpunkt mich schließlich dazu entschieden hatte. Es war wohl einfach zu viel gewesen. Die ständigen Jobs meiner Schwestern und mein Wissen, dass ich nie so sein würde wie sie. Doch auch ich wollte endlich Aufmerksamkeit, auch ich wollte einmal zumindest ansatzweise schön sein. Also begann ich eine Diät. Noch an diesem Abend!
Als erstes stellte ich mich auf die Waage. Ich wog 70kg bei 169cm. Wie hässlich ich doch war! Fett, fett, fett!
Danach begann ich meinen Diätplan zu erstellen. Ich schrieb auf, wie viel ich wog, und wie viel ich an diesem Tag gegessen hatte. In die letzte Spalte trug ich schließlich noch ein, wie viel Sport ich an diesem tag gemacht hatte.
An diesem Abend ging ich früh zu Bett. Ich wollte nicht in Versuchung kommen, noch irgendetwas zu essen. Doch schlafen konnte ich nicht. Von unten hörte ich Nora, die aufgeregt von ihrem Job erzählte. Hin und wieder warfen meine Eltern und auch Melanie einige Bemerkungen ein. Es war kaum auszuhalten. Ich lag hier oben und keine Sau interessierte es, wie es mir ging, wie ich mich fühlte. Ich stellte mir vor, wie es wäre, eine Freundin anrufen zu und ihr meine Probleme berichten zu könne. Ich hatte Freundinnen, doch zu keiner hatte ich wirklich ein inniges Verhältnis. Ich hatte keine Freundin, mit der ich stundenlange telefonieren konnte, mit der ich in den Ferien Dinge unternahm, oder mit der ich meine Vergangenheit teilte. Meine Freundinnen respektierten mich, sie nahmen hin, dass ich mich zu ihnen gesellte, doch mehr war da nicht. Dieses Leben machte mich fertig. Doch ich glaubte, dass sich bald alles ändern würde. Bestimmt würde auch ich schöner aussehen, wenn ich dünn war, auch ich würde beliebter werden. Und mit diesem Gedanken schlief ich ein und wachte am nächsten Morgen auch wieder auf. Ich hatte Hunger. Richtig großen Hunger. Ich hatte Lust auf ein Butterbrot mir einer Dopperlschicht Marmelade und einer großen Tasse mit warmer Schokolade. Doch das durfte ich nicht! Bestimmt hatte schon nur ein solches Frühstück Unmengen von Kalorien. Hässlichen Kalorien, die sich in meinem Körper als fett absetzten. Und ich würde mit diesem Fett noch dicker werden, als ich ohnehin schon war. Ärgerlich schlug ich mir mit einer Hand auf meinen fetten, hässlichen Schwabbelbauch und ging nach Unten. Niemand war in der Küche, oder im Wohnzimmer. Ich öffnete den Kühlschrank und griff zu einem Apfel. Äpfel hatten, so viel ich wusste, nur sehr wenige Kalorien. Und sie waren gesund, sie hatten Vitaminen! Als ich die Küche gerade verlassen wollte, kam Melanie mir entgegen. Es war also doch jemand zu Hause.
„Wo sind denn alle anderen?“, fragte ich.
„Mama und Nora sind einkaufen gegangen und Papa ist im Büro. Ein Apfel zum Frühstück?“
Ich nickte und verließ ohne noch ein Wort zu sagen die Küche. Sollte sie denken, was sie wollte. In meinem Zimmer legte ich mich auf mein Bett. Wie lange wohl würde es dauern, bis ich einige Kilos abgenommen hatte. Fünf, oder sogar zehn? Wie lange würde es dauern, bis jemand meine Diät bemerkte, bis man sagte: Alissa, du bist so dünn geworden, du siehst schön aus!
Diesen Satz wollte ich, dann wäre ich zufrieden.
Lanua ist offline   Mit Zitat antworten
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