Wunden der Zeit (Lutherstrophen) bei Poetry.de

Hans Plonka · 04.05.2023, 16:23

Wunden der Zeit

Was war, das kommt nie mehr zurück.
Gedanken sind bedrückend.
Vorbei, ging längst das Jugendglück,
durch Zeiten die erdrückend.
Das Schicksal hat mich oft gehetzt
An manchem Tag wurd ich verletzt.
Die Wunden muss ich pflegen.

Jetzt sitz ich da und denk daran,
an meine Jugendträume,
und hoffe, dass noch dann und wann,
sich öffnen schöne Räume.
Was nützt, ein Traum, der mir entweicht?
Die Wünsche blieben unerreicht.
Die Wunden muss ich pflegen.

Im Garten blüht ein Rosenstrauch.
Ich seh die roten Blüten.
So blühte ich vor Jahren auch
und konnt mit Kräften wüten.
Die Kraft in mir war von Bestand,
in meinem Leib mit dem Verstand.
Jetzt muss ich Wunden pflegen.

Noch ist ein Ende nicht zu sehn.
Ich will nicht daran denken.
Es kann so vieles noch geschehn
und mich mit Glück beschenken.
Auch, wenn das Schicksal noch so schwer,
kommt manchmal auch das Glück daher
und dann will Glück ich pflegen.

Faber · 04.05.2023, 19:43

Hallo Hans,

das sind äußerst gelungene Verse. Ich kenne mich mit Luther nicht aus, aber ich nehme an, bei ihm gibt es dafür eine Vorlage? Hast du Lutherverse bearbeitet oder umgeschrieben, dass sie sich reimen?

LG
Faber

Hans Plonka · 05.05.2023, 14:08

Lb. Faber,

für mir nicht geläufige Strophenformen nehme ich mir immer Beispiele zu Hilfe

Lutherstrophe, die: siebenzeilige Strophenform, nach Martin Luther benannt, der sie häufig verwendete. Die ersten vier Verse sind im Kreuzreim verfasst, die darauffolgenden zwei im Paarreim, der letzte reimt sich auf die Verse zwei und vier. Regelhaftes Reimschema: ababccb – wobei der letzte Vers auch reimlos sein kann.

Siebenzeiler
Lutherstrophe: Jambus 4., 3-, 4-, 3-, 4-, 4-, 3-hebig, a-b-a-b-c-c-b/x, m/w/m/w/m/m/w

Es war einmal ein Ritter von Heinrich Heine

Es war einmal ein Ritter, trübselig und stumm a
Mit hohlen schneeweißen Wangen. b
Er schwankte und schlotetterte, schleudernd herum a
In dumpfen Träumen befangen. b
Er war hölzern, so teäppisch, so links. c
Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rinks. c
Wenn er stolpernd vorbeigegangen. b

Danke für Dein Interesse

LG Hans

Faber · 05.05.2023, 15:31

Lieber Hans,

vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen.

LG
Faber

04.05.2023, 16:23	#1
Hans Plonka Dabei seit: 03/2021 Ort: 59590 Geseke Beiträge: 857 Meine Gedichte Meine Favoriten	Wunden der Zeit (Lutherstrophen) Wunden der Zeit Was war, das kommt nie mehr zurück. Gedanken sind bedrückend. Vorbei, ging längst das Jugendglück, durch Zeiten die erdrückend. Das Schicksal hat mich oft gehetzt An manchem Tag wurd ich verletzt. Die Wunden muss ich pflegen. Jetzt sitz ich da und denk daran, an meine Jugendträume, und hoffe, dass noch dann und wann, sich öffnen schöne Räume. Was nützt, ein Traum, der mir entweicht? Die Wünsche blieben unerreicht. Die Wunden muss ich pflegen. Im Garten blüht ein Rosenstrauch. Ich seh die roten Blüten. So blühte ich vor Jahren auch und konnt mit Kräften wüten. Die Kraft in mir war von Bestand, in meinem Leib mit dem Verstand. Jetzt muss ich Wunden pflegen. Noch ist ein Ende nicht zu sehn. Ich will nicht daran denken. Es kann so vieles noch geschehn und mich mit Glück beschenken. Auch, wenn das Schicksal noch so schwer, kommt manchmal auch das Glück daher und dann will Glück ich pflegen.

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04.05.2023, 19:43	#2
Faber Dabei seit: 10/2022 Beiträge: 384 Meine Gedichte	Hallo Hans, das sind äußerst gelungene Verse. Ich kenne mich mit Luther nicht aus, aber ich nehme an, bei ihm gibt es dafür eine Vorlage? Hast du Lutherverse bearbeitet oder umgeschrieben, dass sie sich reimen? LG Faber

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05.05.2023, 15:31	#4
Faber Dabei seit: 10/2022 Beiträge: 384 Meine Gedichte	Lieber Hans, vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen. LG Faber