|
|
Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
09.03.2012, 21:57 | #1 |
Forumsleitung
|
Im Kiez
Ich geh Bahnhof,
treff mich Kleindoof, mach ihn Messer, weiß nix besser. Muß mach Ehre, ins Aug die Schere - Familienkult, ich nix schuld. - Gewidmet Heike Wiese - 9. März 2012 by Ilka-M. |
09.03.2012, 22:00 | #2 |
R.I.P.
|
Ist das Kiezdeutsch?
Ich bin etwas verwirrt, weil mir der Name nichts sagt. Ich hätte es eher für Türken-Deutsch (soll keine Diffamierung sein!) gehalten. |
09.03.2012, 22:10 | #3 |
Forumsleitung
|
Heike Wiese hat gerade ein Buch herausgebracht, das die Jugendsprache, die stark von verstümmeltem Grammatikgebrauch durchzogen ist, gesellschaftsfähig machen will. Dies nur als verkürzte Erklärung. Mehr will ich dazu nicht sagen, um nicht wieder die Verteidiger der innovativen Weltvorantreiber zu wecken.
|
09.03.2012, 22:18 | #4 |
R.I.P.
|
Darf ich dann auf die Barrikaden steigen?
|
09.03.2012, 22:33 | #5 |
Forumsleitung
|
Ja.
Wenn es ernst wird, habe ich für Dich einen guten Anwalt. |
09.03.2012, 22:50 | #6 |
R.I.P.
|
Wie ich anfang?
Faden hier? Tür ej Mann nix neu allder? *** Ich richte ja doch nichts aus. Ich renne entweder offene Türen ein oder gegen Gummiwände. |
09.03.2012, 23:16 | #7 |
gesperrt
|
Hallo Thing,
die Dame (Prof. Wiese) arbeitet an der Uni Potsdam. Forschungsinteressen Sprachliche Variation: Variation im Gegenwartsdeutschen, Multiethnolekte und neue Dialekte (insbesondere Kiezdeutsch), grammatische Variation und Informationsstruktur Grammatik und Lexikon: Fokuspartikel, Zähl- und Massennomen, Numeralkonstruktionen, w-Wörter, Funktionsverbgefüge, Diminutivkonstruktionen Sprachliche Architektur: Interaktion grammatischer Subsysteme, Schnittstelle grammatischer und außergrammatischer Systeme (Syntax/Semantik, Pragmatik, Informationsstruktur, Konzeptuelles System) Das Gedicht selber schreibe ich Ilka-Marias schwerer Kindheit zu. Jeronimo |
10.03.2012, 00:06 | #8 |
R.I.P.
|
Also gut, ich lasse Kiezdeutsch als Schluderkauderwelsch in Richtung Dialekt ungern durchgehen,
denn Dialekt ist ein in vielen Jahrhunderten gewachsenes Idiom. Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf Multiethnolekte (dolles Wort, pardauz!) großen Appetit habe - eher nicht. Wenn sich das alles sublingual auf suburbaner Subspaerenebene nebenabspielen möchte - kein Ober-Unter-Ab-Problem. Als Allgemeines Stummelsprech kann und wird es sich nicht durchsetzen, sondern ähnlich wie seinerzeit das Rotwelsch zur Gaunersprache werden. Ich kenne die Professorin nicht und ich weiß auch nicht, welche Thesen sie vertritt. Aber mit einem wirklichen Dialekt hat das Kiezdeutsch m.E. nicht das Geingste zu tun. Pfft - das mußte ich mir jetzt von der Seele schreiben. Lieben Gruß von Thing |
10.03.2012, 00:58 | #9 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Während meiner Kindheit war das noch kein Thema. Aber allemal witzig. |
|
10.03.2012, 08:45 | #10 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Auch wird ihrem Anspruch, es handele sich um einen Dialekt, widersprochen, denn diese "Kiezsprache" ist nicht örtlich begrenzt. Ich glaube auch nicht, daß sich diese Verstümmelung in vollem Umfang durchsetzen wird, im Kleinen hat es allerdings schon immer Verkürzungen gegeben, man denke an "Auto", "Tanke", "Putze", "Perso" usw. Diese betreffen allerdings nur lange Wörter, nicht jedoch grammatische Strukturen, um die es der Buchautorin geht. Diese falsche Grammatik wird - so meine ich - nichts Anderes sein, als frühere Formen der Jugendsprache: ein Code, um sich für eine gewisse Zeit von den Erwachsenen abzugrenzen. |
|
10.03.2012, 10:04 | #11 |
deutsch
Es ist schon interessant, worüber alles Geschrieben wird. Ist Euch schon einmalm aufgefallen, das sich ein -ich sage einmal "Unwort" , in die Deutsche Sprache eingeschlichen hat, welches quer durch die Bank, von angesehenen Politikern bis hin zu Fernsehmoderatoren und weiter, gern gesprochen wird?
Es ist das Wort - B R Ä U C H T E -! Ich habe lange gebraucht, um zu finden, dass dieses (blöde) Wort hier im Süddeutschen Raum teilweise gesprochen wird. O.k. aber es hat sich sooo weit verbreitet, dass jeder Depp meint, oh das ist aber ein schönes Wort....hört sich gut an! Deutsche Sprache-schwere Sprache, am schwersten wahrscheinlich für uns Deutsche selbst. Ich weiß nicht, ob dieses Wort zum -Dialekt- gehört? Aber vielleicht -bräuchte- ich auch eine Art von -Nachbildung-? Ich hoffe, hier ist niemand "böse", weil ich nicht von Wiederauferstehung und Ewiges Leben geschrieben habe. |
|
10.03.2012, 11:07 | #12 |
Forumsleitung
|
Da muß ich leider widersprechen.
Wolf Schneider, Sprachexperte und Ausbilder an einer Journalistenschule, hält das Wort "bräuchte" für einen notwendige Form des Konjunktivs, um zwischen Vergangenheit und Konjunktiv deutlich zu unterscheiden. Dies wäre in einem Satz wie: "Ich brauchte einen Schraubenzieher," nicht der Fall. Es geht nämlich nicht daraus hervor, ob der Sprecher von der Vergangenheit oder von einem Verlangen spricht. Diese Unterscheidung wird jedoch mit "ich bräuchte einen Schraubenzieher" (nämlich um eine handwerkliche Arbeit sachgerecht ausführen zu können) völlig klar.* Auch Sebastian Sick benutzt dieses Wort ("ich bräuchte mal eine Pause"). *Wolf Schneider: Gewönne doch der Konjunktiv! (Rowohlt) |
10.03.2012, 11:07 | #13 |
R.I.P.
|
Stummelsprech:
Wie kommen diese Stummelsprechenden denn mit Ämtern, Ärzten, Lehrern etc. zurecht? Und wie oder was schreiben sie? Ich bin nicht davon überzeugt, daß Kiezdeutsch nur der Abgrenzung dient. Es ist schlicht und einfach das höchste Niveau, das die Sprechenden erreichen können. |
10.03.2012, 11:09 | #14 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
|
|
10.03.2012, 11:12 | #15 |
R.I.P.
|
Wie brachte sie das zuwege?
|
10.03.2012, 11:36 | #16 |
Forumsleitung
|
Um das herauszufinden, müßte ich das Buch lesen. Ich kenne nur diverse Besprechungen aus der Tagespresse.
Ich sehe darin aber nichts Besonderes, ich kann auch von Hochdeutsch in Offenbacher Hessisch überwechseln, wenn ich will. Damit hatte ich einen früheren Boss mal völlig aus der Fassung gebracht, als er mich dabei erwischte, wie ich mit unserer Telefonistin "uff Hessisch gebabbelt habb". |
10.03.2012, 11:43 | #17 |
R.I.P.
|
Ist das nicht etwas ganz Andres?
|
10.03.2012, 11:50 | #18 |
Forumsleitung
|
Ich denke nicht - man kann zwischen allen Sprachen und Dialekten wechseln, deren man mächtig ist. Mir ist schon passiert, daß ich das gar nicht gemerkt habe. Ich hatte mal einen Film bei ARTE aufgenommen, den ich dann statt in Deutsch in Englisch hatte, aber an einer Stelle kippte der Film ins Deutsche, und ich merkte das erst, als er wieder auf Englisch umschaltete.
|
10.03.2012, 11:56 | #19 |
R.I.P.
|
Na gut.
Lassen wir es dabei. |
10.03.2012, 12:23 | #20 |
Hallo Ilka-Maria
ich -bräuchte einen Schraubenzieher ist Quatsch, es heißt = ich b r a u c h e -einen Schraubenzieher, oder...wenn er ihn nicht sofort braucht.... ich werde einen u.s.w.
|
|
10.03.2012, 12:25 | #21 |
R.I.P.
|
Ich hab auch so rote Tücher -
eines der größten ist "in etwa". Es heißt entweder "etwa" oder "ungefähr". |
10.03.2012, 17:58 | #22 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Anderes Beispiel: Sagt man "Ich brauche mehr Geld, um mir diese Reise leisten zu können", so wird diese Reise tatsächlich in Erwägung gezogen; desgleichen bei "Ich werde mehr Geld brauchen, um mir diese Reise leisten zu können." Erzählt mir aber jemand, er habe solch eine teure Reise gebucht, ist bei der Reaktion der Konjunktiv richtig, weil man selbst die Reise nur als mehr oder weniger vage Möglichkeit ansieht, also "Ich bräuchte mehr Geld, um mir solch eine Reise leisten zu können" - denn in Wahrheit will man sie gar nicht machen. |
|
10.03.2012, 18:40 | #23 |
gesperrt
|
Treffer (Ich hasse es, wenn ich Ilka-Maria Recht geben muss (Scherz!))!
"Schriebe" man " "Ich brauche mehr Geld, um mir solch eine Reise leisten zu können", dann möchte man die Reise tatsächlich machen (die man sich nicht leisten kann). während "Ich bräuchte mehr Geld, um mir solch eine Reise leisten zu können", nur theorisiert, dass man mehr Geld bräuchte, wenn man in Erwägung zöge, die Reise zu machen. Prima erklärt! Jeronimo |
10.03.2012, 19:15 | #24 |
Forumsleitung
|
Trotzdem ist "bräuchte" nicht ohne Problem, denn man kann mit anderen gleichlautenden Verben den Konjunktiv so nicht bilden, z.B. geht dies hier nicht: "Wäre ich jetzt am Mittelmeer, täuchte ich ...". Der Konjunktiv läßt sich nicht konsequent durchhalten, deshalb muß man ausweichen: "Wäre ich jetzt am Mittelmeer, hätte ich Lust zu tauchen."
Das alles hat aber eigentlich nichts mit dem Ausgangsthema dieses Thread zu tun. |
10.03.2012, 19:38 | #25 |
Alles
hier gelesene ist Quatsch, "ich brauche mehr Geld" ist nicht für die Zukunft gemeint, sondern "ich brauche es jetzt". Ich bräuchte mehr Geld, würde in meinen Augen den irrsinn auf die Spitze treiben. Wenn ich es tolerieren müsste, dann wäre in beiden Fällen die Gegenwart gemeint, nämlich ...ich "brauche" es jetzt, weil ich mir etwas kaufen möchte, ich stehe im Geschäft und stelle fest, dass ich zu wenig Geld bei mir habe, also "brauche" ich mehr Geld.
|
|
10.03.2012, 19:42 | #26 |
gesperrt
|
Sofort sperren den Mann!
|
10.03.2012, 19:45 | #27 |
R.I.P.
|
Ich nehme als Dialekt-Idiomatiker () das bräuchte auch hin und wieder in den Mind (Metapher!).
Meist umgehe ich es mit "sollte". "Um mir dies und das zu leisten, sollte mehr Geld auf meinem Konto sein". |
10.03.2012, 19:45 | #28 |
Erleuchtung
Deinen verzweifelten Worten entnehme ich, dass Du (endlich) meiner Meinung bist.
Bitte darauf nicht mehr antworten....ich b r ä u c h t e sonst eine Arzt. |
|
10.03.2012, 19:47 | #29 |
Mind
aber Thing, wozu "bräuchtest" Du einen Mind?
|
|
10.03.2012, 19:48 | #30 |
R.I.P.
|
Vielleicht solltest Du mal zum Arzt gehen?
So in etwa 5 Minuten??? |
10.03.2012, 19:49 | #31 |
?
gib mir zehn
|
|
10.03.2012, 19:52 | #32 |
R.I.P.
|
ganz nach Belieben!
|
22.03.2012, 17:16 | #33 |
abgemeldet
|
Im Kiez
Das liederliche "bräuchte" geht zurück auf Kästner oder Morgenstern, genau weiß ich es nicht mehr, aber es war ironisch gemeint (wegen des Reims). Ich bin der Ansicht, ob es sich um Indikativ oder Konjunktiv handelt, geht aus dem Kontext hervor. Man muss die deutsche Sprache nicht unbedingt kastrieren, um eine gewisse Eindeutigkeit zu erreichen.
Es gibt auch noch das herrliche "gewunken" statt gewinkt. Oder "gesonnen" statt gesinnt. Das ist alles in die Journalistensprache reibungslos eingegangen. Der Star unter allen Neubildungen ist allerdings "Sie gedachten dem Herrn XY." Eigenohrig gehört im deutschen Fernsehen. Gruß, Keinreim |