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Alt 05.11.2005, 16:21   #1
Lord_Izual
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 70


Standard Schuld

Also wir hatten im Reliunterricht die Einheit "Schuld" ... und sollten was darüber schreiben .. wie man mit schuld umgehen kann ...
das ergebiniss sah so aus:

Schuld

Der Regen peitschte hart in mein Gesicht. Mühevoll widerstand ich dem Drang zurückzurennen. Doch in dem Haus war das Blut einer Unschuldigen vergossen worden, und dass machte es mir unmöglich, es erneut zu betreten. Das Wasser löste das verkrustete Blut von meinen Armen, und durchnässte die besudelten Laken, die ich um meinen Körper gewickelt hatte. Über mir, in schier unschätzbaren Fernen, trat der Mond hinter den Wolken hervor.
Zahllose Sterne senkten ihre unsichtbaren Augen zur Erde, auf mich. Mein Blick hielt dem des Himmels nicht stand und ich wand den Kopf zu Boden. Mein Körper begann zu zittern; ich hob den Kopf dann aber mit einer schnellen Bewegung empor und rief mit überschlagender Stimme: „Was hätte ich tun sollen? Sie ließ mir keine Wahl!“ Meine Stimme verklang in den Weiten der Straßen, als der Regen schlagartig aufhörte. Es wurde still, zu still. Nebelfetzen krochen die Straße empor und verbanden sich zu einer milchigen, alles verhüllenden Masse. Und dann, … hörte ich das Scharren.
Leise war es, fast nicht zu hören, doch in meinem Kopf klang es wie das Kratzen von Fingernägeln über eine Kreidetafel. Ich fuhr herum und schaute zum Haus zurück. In der Tür stand eine Gestalt. Sie lehnte gegen den Türpfosten und strich mit ihrer Hand über das rauhe Holz. Dann trat sie einen Schritt nach vorn. Silbernes Mondlicht legte sich über sie, als sie aus dem Schatten trat und offenbarte mir ein grauenhaftes Bild: Sarah Dunstan, meine Mutter, war zurück. Noch vor wenigen Minuten hatte sie in einer ausgetrockneten Blutlache neben dem Küchentisch gelegen, grausam ermordet … von mir. Nun lebte sie wieder, wenn auch auf eine völlig andere, nahezu perverse Art. Gottes Atem war aus ihrem Körper entwichen und hatte eine leere Hülle zurückgelassen. Entsetzt wandte ich mich dem Nachthimmel entgegen.
„War es ein solches Vergehen? Du siehst doch, wie sehr sie verdorben war! Habe ich nicht das Richtige getan?“ Etwas berührte meine Schulter, und ich prallte entsetzt nach vorn. Wie konnte sie so schnell sein. Ich sprang herum und starrte in das dunkle, augenlose Gesicht meiner Mutter. Eine böse Aura ging von ihr aus. „Nein, Mutter! Ich bin es …“ Sie hört dich nicht! Die Worte halten in meinem Kopf wieder. Das Wesen, meine Mutter, richtete sich auf, taumelte einige Schritte nach vorn und öffnete seinen lippenlosen Mund. Speichel und ekelerregender Schleim klebte wie eine zähe Masse am Kiefer der Kreatur. Eine fleischlose Zunge bewegte sich und formte etwas wie Worte, die ich nicht hören dafür aber ablesen konnte. Sie rief mich. Sie streckte ihr Hand aus, berührte mein schwarzes Haar, so wie sie es in meiner Kindheit immer getan hatte, und packte zu! Mein Schrei wurde vom Nebel verschlugt. Ich sank blutüberströmt zu Boden.
Ich würde sterben, begriff ich, und es war meine Schuld. Ein letztes Mal schaute ich zum Mond. „Ich bereue!“ waren die letzten Worte die ich sprechen konnte, ehe sich der aufgequollene Körper meiner Mutter auf mich stürzte, und eine nicht enden wollende Dunkelheit mich umschloss.
Lord_Izual ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.11.2005, 17:05   #2
Lord_Izual
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 70


Und, wie findet ihr die Geschichte?
Lord_Izual ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.11.2005, 21:13   #3
Nothingness
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 140


Hm. Also den ersten Absatz fand ich spannend, bis zu dem Scharren. Von da an wird es irgendwie ziemlich unrealistisch, wenn man keine Hintergrundinformationen hat. Klar, Horror und gruselig.. aber ich finde es einfach nur ziemlich unlogisch. Weiß nicht... Also zuerst fand ich es wirklich interessant und wollte wissen, wie es weiter geht, was geschehen ist... aber dann wirds komisch.

Mal ein Beispiel:

Zitat:
Entsetzt wandte ich mich dem Nachthimmel entgegen.
„War es ein solches Vergehen? Du siehst doch, wie sehr sie verdorben war! Habe ich nicht das Richtige getan?“
Also mal ehrlich... stell dir vor, in ein paar Metern Entfernung steht deine Mutter, die du grade getötet hast, gemütlich in der Tür und starrt dich an. Würdest du dich dann wirklich zum Himmel wenden, um nen Vergebungs-Spruch abzulassen? Also _ich_ würde mich doch etwas wundern

Es hört sich eher so nach Splatter an, verstehst du? Und der Mord an dem lyrischen Ich geht ziemlich schnell.. Mutter da, zack, tot. Langweilig.
Vielleicht solltest du da einfach mehr Geheimnis reinbringen. Dass er die Mutter gar nicht sieht, sondern nur erahnen kann... etc.

Und was will uns die Geschichte sagen? Dass jeder seine gerechte Strafe bekommt?
Ist doch quatsch, weiß doch eh jeder. Du musst das, was eh jeder schon weiß, so verpacken, dass es so aussieht, als wäre es ne ganz neue Entdeckung

Hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen und du bist nicht böse wegen der Kritik.

Liebe Grüße, Nothingness

PS: Ich hab mal keine Rechtschreibfehler korrigiert
Nothingness ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2005, 18:01   #4
Lord_Izual
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 70


Mhhh, ne böse bin ich nicht, danke ich werd gucken was ich ändern kann! http://www.cheesebuerger.de/images/s...shalt/d038.gif
Lord_Izual ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.11.2005, 18:10   #5
Nothingness
 
Dabei seit: 12/2004
Beiträge: 140


Du könntest zum Beispiel mit Rückblenden arbeiten, somit würde der Leser etwas davon erfahren, wie es dazu überhaupt gekommen ist.
Stell dir vor, wie du in solch einer Situation handeln würdest - die Charaktere sollen doch nicht völlig unrealistisch rüber kommen.
Arbeite zwischendurch mit kurzen Sätzen, springe vielleicht etwas, sodass man Handlungen nicht mitbekommt, es dann aber rekonstruieren kann, was geschehen ist (der Schnitt darf also nicht unlogisch sein).

Du machst das schon
Nothingness ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2005, 14:49   #6
TobiL.
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 280


Ich fand die Geschichte auch ganz gut. Nur muss ich mich Nothingness anschliessen. Die letzten zweidrittel erinnern eher an einen schlechten japanischen Horrorfilm ;-) Vielleicht solltest du auch ein wenig die unrealistischen Elemente eindämmen. Außerdem frage ich mich, wie eine fleischlose Zunge aussieht?! Aber trotzdem finde ich, dass sehr gute dramaturgische Elemente vorhanden sind, wie z.B. der Nebel.

Lieben Gruß, Tobi.

P.S. Ich fänds cool, wenn du was zu meiner Geschichte "Tims Weg" schreiben würdest, die ich gerade rein gestellt habe. Dein Urteil wär mir wichtig ;-)
TobiL. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2005, 01:12   #7
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756


Ich denke auch, dass die ganze Sache etwas zu unlogisch ist. Die Umschreibungen der Landschaft fand ich sehr gut ( das mit dem Nebel usw. ), aber ich habe mich auch ständig nach dem Hintergrund der Tat/Geschichte gefragt. Eine Rückblende, wie Nothingness schon schrieb, wäre hier wirklich sinnvoll.
Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2005, 10:46   #8
Askeron
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 59


Für mich hat die Geschichte durchaus etwas Geheimnisvolles. Ok, unlogisch wirkt die Sache manchmal schon und einige Handlungen sind etwas schwer nachzuvollziehen. Auch wenn an manchen Stellen etwas mehr Hintergründe und Details das Ganze abrunden würden ist die Geschichte in ihrer jetztigen Form gut geschrieben und lesenswert. Schließlich ist es nicht immer von Vorteil alle Anworten preiszugeben und der Sache so unter Umständen ihren Zauber zu nehmen.
Askeron ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.01.2007, 21:13   #9
Yuki Onna
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 13


Deine Geschichte ist wirklich interessant, aber Ausbaufähig. Sie geht zu rasch voran und es fehlt Gefühl. Als Leser fühle ich mich zu wenig mit dem Protagonisten verbunden, ich habe keine Beziehung zu ihm/ihr. Blöd gesagt heisst das, ich habs gelesen und damit hatte es sich. Sollte ja eigentlich nicht sein.
Versetze dich selbst in die Situation, geh in dich und denk darüber nach, welche Empfindungen du in diesem Augenblick hast. Und dann schreibe sie auch.
Was mir auch nicht ganz gefiel, war die Dramatik. Der Ausdruck und die Beschreibungen haben irgendwie nicht so ganz zu der Gesamtsituation gepasst. Solch, ich nenne sie mal dreist, gehobene Sprache passt eher zu subtilerem Horror als diesem. Hier wird jemand 'Verfolgt', also würde ich eher einen schnellen Stil verwenden. Aber nicht zu hektisch... argh! Ich weiss nicht wie ich mich ausdrücken soll... ich hoffe zumindest du weisst, wie ich es meine '

Ansonsten muss ich aber sagen: Top! Hat mir alles in Allem gut gefallen. Auch die Idee war nicht schlecht.
Yuki Onna ist offline   Mit Zitat antworten
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