hoffnung eines utopisten

[Richard L.]

ob blume, ob stein, schild und fahne -
mir sind die arme so schwer geworden.
die worte brauchen einen neuen anstrich,
wer hat geeignete farbe, leiter und pinsel?
aus zeitungen sind die malerhüte gefaltet.
mir sind die arme so schwer geworden.
ob streichholz, ob fackel der mahnung -
die sprache braucht neue kinderzungen.
wer hat geeignete kreide, wer die tafeln?
schwer sind die worte aus luft und papier.

[Gylon]

Hallo Farrell,
sehr gut!

Liebe Grüße Gylon

[Richard L.]

Hallo Gylon, hab lieben Dank*
LG, U.

[ANOUK]

Ein wirklich schönes Gedicht, Farrell, und ich will Dir die Hoffnung wirklich nicht nehmen, aber Kinderzungen sind leider auch nicht mehr das, was sie mal waren. Und ich weiß, wovon ich spreche, ich stecke ja gerade mittendrin im Kindergarten- und Grundschulbetrieb... So viele verwahrloste Kinder, nicht selten wohlstandsverwahrlost... Kinder, deren soziale Kompetenz schlecht ausgeprägt, deren gesamtes Weltverständnis verzerrt ist. Kinderzungen, die sich am Fernsehprogramm orientieren, die viele, viele Stunden des Tages in dieser flachen one way-communication verbringen...
Es wird ein komplette Umdenken gebraucht. In jeder Parzelle.
lg
Anouk

Halt die Fahne hoch, Farrell!

[Richard L.]

Hallo ANOUK,
vielen Dank. Du, was da draußen -insbesondere in Schulen und Kindergärten- los ist, weiß ich aus ersten Händen. Bevor da etwas mißverstanden wird, möchte ich sagen, dass es sich um eine Metapher handelt. Um eine naive, natürlich. Sozusagen, ein kindlich, unverdorbenes Update die Sprache an sich betreffend.
LG, U.

[anna amalia]

Die Worte brauchen einen neuen Anstrich....

Das gefällt mir besonders .....

Anna

[Richard L.]

Dank Dir, A.
*

[anna amalia]

Ich danke dir, lieber Farrell.! Deine Sprache öffnet stets in mir unentdeckte Nischen.....

So long

Änne

[Pfil]

Hallo Farrell,
neuer Anstrich, neue Kinderzungen ... Schöne Bilder.
Positiv mag vielleicht stimmen, daß Sprache lebt, sich entwickelt oder entwickelt wird (und zwar in Gemeinschaft, wie es ja auch bei Dir anklingt).
Entwicklung an sich muß allerdings noch nicht unbedingt etwas Gutes sein. Es kommt auch auf die Richtung an. Vielleicht müssen wir aufpassen, daß unsere Sprache nicht verarmt. Wenn immer weniger gelesen wird und sich nicht nur Kinder am Fernsehprogramm orientieren (wie Anouk zu recht schreibt), Briefe durch SMS ersetzt werden, ... kann das für die Sprache auch eine Bedrohung bedeuten. Aber gerade deshalb ist Dein Beitrag so wichtig. Und deshalb ist auch dieses Forum wichtig.
Viele Grüße
Pfil

[Richard L.]

Danke Pfil!
Der Text ist natürlich aus einer sehr resignierten Tagesstimmung heraus entstanden. Ich mache mir erhebliche Sorgen, wenn ich mir den zusehend schneller werdenden Sprachverfall, gerade bei Jugendlichen, anschaue. Aber dieses Thema hat auch schon Generationen vor uns beschäftigt.
Grüße, R

[Versard]

Farrell, ich komme aus dem Ruhrgebiet, hier ist Sprachverfall Kulturgut.
Wenn ich so schreiben würde wie ich spreche würden sich dir wahrscheinlich die Nägel hochrollen

[Richard L.]

Ich weiß, wir sind schließlich Nachbarn. Aber, weisse, tu die Sprache ma schön teita!

[Versard]

Wenn die Inspiration ma Lecker bei mich bei kommt, tu ich vielleicht nen Gedicht drüber schreiben, aber heute reicht eins, ich geh naher nah beim Bett

[Orakel]

Es gibt hunderttausend Farben
Selbst Grau hat tausend Schattierungen

Wo ist mein schwarzes Loch?

[Richard L.]

Liebes Orakel,
als ehemals gelernter Drucker weiß ich das natürlich. Ein Gedicht ist ja kein Malbuch. Wo Dein schwarzes Loch sich befindet, ist eine merkwürdige Frage.