Zeitgeschehen

[Hans Plonka]

Zeitgeschehen

Der Wind weht mir die Sprache von den Lippen.
Mein Kompass zeigt mir wo die Drohnen fliegen.
Der Medienturm droht über mich zu kippen.
Die Hoffnung bleibt, sie werden mich nicht kriegen.

Es könnte sein wir stranden in der Wüste.
Im Sand beginnt die Freiheit zu versinken.
Perverse Geier haben Fressgelüste.
Der Leichenberg beginnt im Sand zu stinken.

[dunkler Traum]

... klare Worte, fast zeitlos, gefällt mir.

wsT
dT

[Hans Plonka]

Lb. dunkler Traum,

danke für das verständige Lesen. Wir finden diese düsteren Bilder in wechselnden Farben in der Menschheitsgeschichte bis in die heutige Zeit.

LG Hans

[Heinz]

Hans,
hältst Du einen Kompass dafür geeignet für das Aufzeigen von Drohnen?
H.

[Ilka-Maria]

Zitat von Heinz

Hans,
hältst Du einen Kompass dafür geeignet für das Aufzeigen von Drohnen?
H.

Hm ... über den Vers kann man rätseln, vielleicht auch streiten. Hans schreibt ja nicht, der Kompass zeige die Drohnen an, sondern der Kompass zeige das "Wo" an. Der Kompassleser könnte Angaben über die Flugbahnen haben und sich vergewissern wollen, ob er auf dem richtigen Weg zu ihnen ist. Mich erinnert der Vers an eine Szene aus "Lawrence von Arabien", der auch mit einem Kompass in der unbekannten Wüstenlandschaft unterwegs war, um auf ein Camp seiner Landsleute zu treffen, dessen Standort er nur ungefähr kannte.

Das mag weit hergeholt erscheinen. Und sicherlich gibt es in unserem Zeitalter andere technische Errungenschaften, um Drohnen aufzuspüren (sollte man auch besser haben!). Aber statt sich an diesem Detail festzukrallen wäre das Gedicht als Ganzes zu werten, und da muss ich sagen: Das ist kein typischer "Plonka", denn das Gedicht fällt aus seinen sonst eher stereotypen Texten deutlich heraus. Der erste und dritte Vers sind in ihrer gleichzeitig schlichten Wortwahl und des dennoch originellen und höchst bildhaften Ausdrucks für mich nicht hoch genug zu loben.

Hans trifft nicht nur den Geist unserer Zeit, sondern hat ihn auch mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht. Und vielleicht ist der Kompass eher als Metapher statt eines wirklichen Kompasses zu verstehen. Vielleicht hatte Hans auch eine bestimmte Himmelsrichtung im Kopf, weil dort im Augenblick "die Musik spielt".

Für mich ist das Gedicht ein Highlight, von dem ich mir erhoffe, dass Hans auf diesem Pfad weiterwandelt. Das gibt jedenfalls mehr her als all die philosophischen Irrgärten, die er sich baut und in denen er sich immer wieder zu verirren scheint. Wobei ich sagen muss: Auch das ist ein Stil. Und wenn er ihm treu bleiben will, ist es eben so (auch wenn ich mich davon immer wieder provoziert fühle ). Wir alle haben unseres Duktus.

[Hans Plonka]

Lb. Heinz, lb. Ilka-Maria,

hier schreibe ich im Metaphern deren eventuell auch unterschiedliche Deutung oder auch Bezüglichkeit ich dem Leser überlasse. Mit Kompass verstehe ich hier mein Gefühl, welches ein richtungsbestimmtes Denken beeinflusst. Mit Drohnen könnten z.B. gefährlich (angreifende) Personen oder Umstände verstanden werden. Danke für das Interesse.

LG Hans