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Alt 02.08.2023, 08:05   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
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Standard Mrs. Little-Stone

Mrs. Little-Stone aus Topeka (Kansas, USA) war zum dritten Mal verheiratet. Ihrem ersten Ehemann Mr. Little-Stone schenkte sie drei Kinder, Kitty, Therese und Tom, letzterer bekam den Beinamen The little Little-Stone. Während Mr. Little-Stone seiner Arbeit als Versicherungsvertreter nachging, kümmerte sich Mrs. Little-Stone um die Erziehung der Kinder und die Hausarbeit, tratschte dann und wann mit den Nachbarinnen und war mit ihrem Leben ganz zufrieden, obwohl sie zwischen Kinder beaufsichtigen, Kinder erziehen, Essen kochen, Wäsche waschen, Hausarbeit und ihrem Mann eine gute Frau zu sein, die alles zu seiner Zufriedenheit erledigte, es nicht schaffte, ein Hobby zu pflegen. Eigentlich hatte Mrs. Little-Stone, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war, vorgehabt, einen Roman zu schreiben, so etwa im Stil von „Vom Winde verweht", sich dann auszeichnen zu lassen und vom Preisgeld zu leben, zumindest, bis ihr nächster Roman - das Thema wusste sie noch nicht - ausgezeichnet werden würde. Aber Mr. Little-Stone und die Kinder machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Nie war Zeit, sich hinzusetzen und stundenlang an einem Roman zu schreiben, aber da Mr. Little-Stone gut verdiente, war es auch nicht notwendig. Mrs. Little-Stone war keineswegs auf ein Preisgeld angewiesen.

Mr. Little-Stone war beruflich viel unterwegs. Eines Abends rief er von einem Hotel aus an teilte Mrs. Little-Stone mit, dass er nicht mehr nach Hause käme, da er die Frau seines Lebens getroffen habe, die große Liebe sei wie ein Blitz über ihn gekommen und er könne nicht mehr mit ihr, Mrs. Little-Stone, leben. Man müsse sich neu arrangieren.
„Tut mir leid, aber du weißt ja, wie das ist."

Mrs. Little-Stone wusste nicht, wie das war, aber sie arrangierte sich neu. Sie schickte Kitty und Therese, die inzwischen alt genug dafür waren, auf ein Internat (das Mr. Little-Stone bezahlte, soviel Anstand hatte er immerhin) und zog mit little Little-Stone nach Denver (Colorado, USA). Dort fand Mrs. Little-Stone eine Anstellung in einem Architektur-Büro als Sekretärin (Maschinenschreiben und Stenografieren hatte sie in der Schule gelernt) und heiratete nach einem Jahr ihren zehn Jahre älteren Chef, Mr. Lake. Leider erlag Mr. Lake nach zwei Jahren Ehe einem Herzinfarkt. Mrs. Little-Stone erbte seine Firma und musste sich fortan um die Angestellten und betriebliche Angelegenheiten kümmern. Das hatte Mr.. Lake in seinem Testament so verfügt, zur Sicherstellung, dass keiner seiner Angestellten nach seinem Tod arbeitslos werden würde. Little Little-Stone war mittlerweile zu einem jungen Mann herangewachsen, und um ihn musste sie sich keine Sorgen machen. Umso mehr sorgte sie sich um die Firma, koordinierte Angebote, führte Gespräche mit Kunden sowie Teamgespräche und ließ ihre rechte Hand, Mr. Sullivan, Skizzen für zukünftige Bauten anfertigen. (Es war gar nicht daran zu denken, in dem ganzen Touhouwabo einen Roman zu schreiben)
Mr. Sullivan hatte jahrelang für Mr. Lake gearbeitet, kannte sich mit allen internen Angelegenheiten aus und hielt schließlich um die Hand von Mrs. Little-Stone an. Seufzend und erleichtert hauchte Mrs. Little-Stone: „Ja."

Obwohl diese Ehe mehr ein Gentleman-Agreement war, verlief sie recht zufriedenstellend, fand Mrs. Little-Stone. Mr. Sullivan leitete die Firma, Mrs. Little-Stone abends einige Unterschriften und für das Haus beschäftigte sie eine Putzfrau. Ihre Kinder waren erwachsen und gut versorgt (Kitty und Therese hatten geheiratet und little Little-Stone studierte Architektur, um später in die Firma einsteigen zu können.) Jetzt war endlich Zeit, ihren Roman zu schreiben. Das Preisgeld würde sie in die Firma stecken.

Mrs. Little-Stone setzte sich an ihren Schreibtisch und fing an.

Geändert von DieSilbermöwe (02.08.2023 um 12:24 Uhr)
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Alt 02.08.2023, 12:03   #2
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Eigentlich hatte Mrs. Little-Stone, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war, vorgehabt, einen Roman zu schreiben, so etwa im Stil von „Im Winde verweht", sich dann auszeichnen zu lassen und vom Preisgeld zu leben, zumindest, bis ihr nächster Roman - das Thema wusste sie noch nicht - ausgezeichnet werden würde.
Liest sich wie eine Inhaltsangabe, nicht wie eine Geschichte. Die Charaktere bleiben eindimensional: Mann lässt sich versorgen, Frau funktioniert im Haushalt und in der Kindererziehung. Er bekommt sie satt, sie kämpft sich durch und lässt einen Kerl an sich ran, der sie ausnutzt. Eine Stereotype nach der anderen, und aus die Maus.

Der zitierte Roman heißt nicht "Im Winde verweht", sondern "Vom Winde verweht", was bedeutet, dass mit dem Bürgerkrieg eine Ära in der US-Geschichte zu Ende ging. Eine Hausfrau, die verkrampft etwas schreiben will, um Geld damit zu verdienen, würde ich eher bei Rowlands geschwätzigen "Harry Potter"-Versatzstücken ansiedeln, nicht gerade Highlights der Literatur, aber gut fürs Bankkonto, das von simplen Geistern gefüllt wurde. Marketing macht's möglich.

Ich lese schon jetzt die Rechtfertigung: Für eine Kurzgeschichte ist es gut und richtig. Nein! Ist es nicht. Was sich liest wie die Inhaltsangabe eines Films in einem Begleitprogramm ist keine Geschichte.
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Alt 02.08.2023, 12:27   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. Der zitierte Roman heißt nicht "Im Winde verweht", sondern "Vom Winde verweht",
Stimmt, da hat die Autokorrektur zugeschlagen.

Zitat:
. Ich lese schon jetzt die Rechtfertigung:
Ich glaube nicht, dass du je eine Rechtfertigung für eine Geschichte von mir gelesen hast. IIch habe eine Geschichte geschrieben, dir gefällt sie nicht. Muss sie auch nicht.

Aber mir hat es Spaß gemacht, sie zu schreiben und mal genau mit einem solchen Aufbau zu spielen.

Alles okay

Zitat:
sie satt, sie kämpft sich durch und lässt einen Kerl an sich ran, der sie ausnutzt. Eine Stereotype nach der anderen, und aus die Maus..
Tja, es gibt Frauen, die diese „Stereotypen" wirklich erlebt haben. Aber darum ging es mir eigentlich gar nicht.

Worum es mir ging, lasse ich mal noch offen. Vielleicht kommt jemand anders noch darauf.
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Alt 02.08.2023, 15:48   #4
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... mich stört nur ein wenig der erste Satz, "zum dritten Mal" und dann kommt der erste Ehemann.
Die Short Story verspricht eine Fortsetzung, welche bestimmt ausgebauter ist. Als Anpreiser, Aufreißer gut geschrieben, macht hungrig auf mehr.

dT
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Alt 02.08.2023, 16:31   #5
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Danke für deinen Kommentar, dunkler Traum

Zitat:
. mich stört nur ein wenig der erste Satz, "zum dritten Mal" und dann kommt der erste Ehemann.
Zuerst hatte ich geschrieben: „war dreimal verheiratet." Dann dachte ch, das passt nicht, denn am Schluss der Geschichte ist sie ja immer noch verheiratet. Deswegen schrieb ich das dann um in „zum dritten Mal verheiratet."
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Alt 03.08.2023, 13:55   #6
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... ja, ich hab auch lange überlegt. Du schreibst die Story in der Vergangenheitsform. Was wäre, wenn der erste Satz Präsenz ist ("ist nun zum dritten Mal"), dürfte die Story nicht stören?
Man erwartet dann zwar, dass die Geschichte irgendwann in die Gegenwart kommt, doch bei Fortsetzungen könnte man dies in die Ferne legen. Der Schreiber muss es nur im Hinterkopf behalten.

dT
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Alt 03.08.2023, 17:28   #7
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Zitat:
. Was wäre, wenn der erste Satz Präsenz ist ("ist nun zum dritten Mal"), dürfte die Story nicht stören?
Doch, mich würde es stören. Ich hasse es, wenn Geschichten im Präsens geschrieben sind.

Außerdem fängt man nicht in einer Zeitform an und macht mit einer anderen weiter. Während einer Geschichte bleibt man immer in der gleichen Zeitform.

Ich glaube übrigens nicht, dass ich eine Fortsetzung schreiben werde. Fortsetzungen sind tückisch und machen viel Arbeit. Und lohnen sich meistens nicht.
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Alt 03.08.2023, 17:37   #8
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Außerdem fängt man nicht in einer Zeitform an und macht mit einer anderen weiter. Während einer Geschichte bleibt man immer in der gleichen Zeitform.
Stimmt nicht.
Ins Präsens zu wechseln erhöht das Tempo der Erzählung. Dichter aller Zeiten haben darauf zurückgegriffen. "Action" in einer Vergangenheitserzählung im Präsens zu schildern, um sie dem Leser gegenwärtig zu machen und ihn in Atem zu halten, ist gängige Praxis. Was sie nicht davon abhält, die Geschiche wieder ins erzählerische Präteritum zurückgleiten zu lassen.

Alles eben zu seiner Zeit.

Ich könnte z.B. so erzählen:

Allen fand kein Mitstreiter. Er war auf sich selbst gestellt.

Er geht auf die Staße. Er weiß, das niemand ihm zur Seite stehen wird. Es sind drei.

Alan stellt sich ihnen entgegen Als der erste der Reiter die Waffe zieht, ist Alan schneller. Er feuert auf die anderen und und geht in Deckung.

Dann könnte ich im Prätertum fortfahren.

Plötzlich kamen sie aus allen Winkeln, alle, die sich weggeduckt hatten und ihm jetzt anerkennend auf die Schulter klopften.
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Alt 03.08.2023, 17:43   #9
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Ja, mag man bei einem Roman so machen. Aber nicht in einer Kurzgeschichte. Dafür sind Kurzgeschichten eigentlich zu knapp.

Außerdem - wie gesagt - ich hasse es, wenn Geschichten im Präsens geschrieben sind. Auch wenn es nur mein persönlicher Geschmack ist.
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Alt 03.08.2023, 17:59   #10
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Mag ja sein. Es stimmt aber nicht, dass innerhalb einer Gechicthe die Zeit nicht gewechselt werden darf. Sie darf immer gewechelt werden, je nachdem, was der Autor mitteilen möchte. Nicht nur im Roman. Gerade in Kurzgeschichten finden krasse Zeitenwechsel statt. Da muss man nur Kleist lesen.
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Alt 03.08.2023, 18:31   #11
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Du meinst aber jetzt in Abschnittem?

Also z. B. der erste Abschnitt ist im Präsens.
Dann kommt eine Rückblende im zweiten Abschnitt, diese ist in der Vergangenheit.
Der dritte Abschnitt ist wieder in der Gegenwart.

Soweit verstehe ich, dass die Zeiten innerhalb einer Geschichte wechseln könnenn

Was ich meinte, war, dass man nicht einfach im gleichen Absatz einen Satz im Präsens und den nächsten im Präteritum schreiben kann und dann zusammenhanglos den nächsten wieder im Präsens.
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Alt 03.08.2023, 20:28   #12
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Was ich meinte, war, dass man nicht einfach im gleichen Absatz einen Satz im Präsens und den nächsten im Präteritum schreiben kann und dann zusammenhanglos den nächsten wieder im Präsens.
Selbst das kann man machen, um Gewicht auf eine Aussage zu legen. Aber du hast recht. Man muss Expertise haben, um zu wissen, wann es geht und wann nicht. Wer nicht sicher ist, bleibt lieber im Präteritum, da kann man nichts falsch machen.

Ich könnte aber z.B. schreiben:

Sie hatte sich vorgenommen, den Mund zu halten, um keinen Konflikt heraufzubechwören, dem sie nicht gewachsen gewesen wäre. Aber als er seine Rede auf die Spitze treibt und sie höhnisch anlächelt, platzt es aus ihr heraus ... blabla bla ...Im Bewusstsein, gegen die Etikette verstoßen und sich gesellschaftlich für alle Zeiten unmöglich gemacht zu haben, flieht sie die Gesellschaft und treibt den Kutscher an, sie so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Drei Tage lang bleibt sie für niemanden ansprechbar. Sie war am Boden zerstört und nicht bereit, sich jemals wieder in der Öffentlchkeit sehen zu lassen.
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Alt 04.08.2023, 07:06   #13
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Vielen Dank für die Veranschaulichung!
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