Zweifel bei Poetry.de

Ex Albatros · 10.04.2007, 13:11

Zweifel

Allzu leicht
ließen sich
deine Mauern
erstürmen.

Nun steh' ich
auf den Zinnen
und beäuge
argwöhnisch jeden,
der sich nähert.

Neofelis Nebulosa · 10.04.2007, 16:54

Ist ziemlich eindeutig, finde ich. Aber halt mit seinem eigenen Stil, seiner eigenen Atmosphäre, so das das Eindeutige wieder gut ist. =)

Das Zentrierte passt sehr gut dazu, nur würde ich den Titel auch nochmal drüber schreiben.

Mauernd,
NN

Yve · 11.04.2007, 11:07

Der Text gefällt mir. Ich musste lachen, weil das eine typische Reaktion ist, zumindest, was dieses Thema angeht. Sehr nett beschrieben und gedanklich kann ich es gut weiter ausführen. Ich grinse noch immer. Sehr nett

Yve

11.04.2007, 11:25

Lieber Albatros,
mir ging es auch so, wenn man zu leicht eine sogenannte Festung erobern konnte, war der nächste Anwärter/in nicht weit!
Du hast genau mit deiner Aussage den Kern getroffen!
Liebe Grüße
Timo

Ex-Abendstern · 11.04.2007, 11:25

-- Statt "erstürmen" vielleicht besser "erklimmen"? Würde sich dann aber möglicherweise mit "den Zinnen" *beißen*.

-- S2V5 nach "sich" noch ein "dir"? Würde m.E. flüssiger klingen. Und den Sinn nur unbedeutend anders gewichten (wie ich meine).

Schließe mich ansonsten der Reaktion Yves an. Wirklich nett! =)

LG
Abendstern

Yve · 11.04.2007, 11:29

Hm "erklimmen" finde ich zu alltäglich. Das Wort an sich wurde schon zu oft in diesem Zusammenhang verwendet. Da würde ich sagen, dass "erstürmen" sinntechnisch besser passt und generell nicht ganz so häufig verwendet wurde.

Yve

Ex-Abendstern · 11.04.2007, 11:47

Das sehe ich aber anders, fast möchte ich sagen - geradezu umgekehrt

"erstürmen" klingt nicht origineller - und "erklimmen" (als Wort) keineswegs alltäglicher...

Und auch sinntechnisch ist "erstürmen" nur vordergründig passender; selbst beim Erstürmen wird geklommen (und manch einem siegreichen Erstürmen geht ein entsprechendes Erklimmen voraus).

Außerdem würde "erklimmen" ebenfalls gut zu den Mauern passen, die, gerade bei einem Erstürmen, nocheinmal, in jedem Fall auch erklommen werden müssen. Oder so...

Naja, vielleicht hast Du doch Recht. Meiner Einschätzung nach wird Albatros es eh beim "erstürmen" belassen.

LG
Abendstern

Yve · 11.04.2007, 11:54

Ich dachte eher, dass "erstürmen" das "erklimmen" beinhaltet und aber zusätzlich noch einen kriegerisch leidenschaftlichen Feldzug der Eroberung miteinschließt. Ein Kampf mit allen Wassern gewaschen. Deshalb finde ich "erklimmen" als solches zu banal.

Ist doch schön verschiedener Meinung zu sein

Da sieht man mal, wie subjektiv ein einziges Wort wahrgenommen werden kann

Yve

Ex-Abendstern · 11.04.2007, 12:03

"erstürmen" wäre in d i e s e m Fall der umfassendere, damit aber auch der allgemeinere Begriff, "erklimmen" der speziellere (der aber doch, wenigstens der Möglichkeit nach, über sich hinauswiese)...

Naja, wie gesagt, Du wirst wohl Recht haben. Geliebte werden "erobert", nicht "erklommen".

LG
Abendstern

Ex Albatros · 12.04.2007, 15:59

@ Neofelis Nebulosa

Schön, dass Du Gefallen daran finden konntest. Ich finde, durch eine eindeutige Aussage wird dem Leser die Tiefe eines Sachverhaltes manchmal klarer, so dass er dadurch eine tiefere Erkenntnis darüber gewinnt.

@ Yve

Also das erstürmen werde ich in diesem Falle so belassen, da man eine Festung (neue Liebe) nicht erklimmt, sondern eher erstürmt. Freut mich, dass es dein wertes Interesse wecken konnte.

@ Timo

Schön, dass Du dieselbe Intention hattest, die auch mich unter anderen bei der Abfassung des Textes bewegte.

@ Abendstern

Tut mir leid, dass ich dieses Mal Deinen Vorschlägen nicht folgen kann. Wie Yve schon mitgeteilt, passt das erstürmen für Mauern (neue Beziehung) besser, als erklimmen. Den letzten Satz habe ich von "naht" auf "sich nähert" geändert, so dass Dein Einwand mitberücksichtigt ist.

Euch allen Danke ich für Euer reges Interesse, Euer Lob und die friedliche Art eurer Auseinandersetzung.

Lieben Gruß

Albatros

quillathe · 13.04.2007, 19:49

Lieber Albatros, mit wenigen Worten hast due "den Nagel auf den Kopf" getroffen. Es ist kurz, aber sehr schön verarbeitet und gefällt mir sehr gut.

Sateb Deis Rhi · 14.04.2007, 00:22

Fein, fein. Ja, das hat wirklich klasse. Und so herrlich inversiv-selbstkritisch!

Aber passt es nicht besser in "Aussichtspunkte"?

Ex Albatros · 15.04.2007, 16:51

@ quillathe

War nur so ein kurzer Gedankenblitz, der mich traf. Da will ich dann einfach nicht, wie mir jemand anders vorschlug, noch eine weitere Handlung dranbasteln.

@ Sateb Deis Rhi

Schön, dass du dich dafür erwärmen konntest. Ich würde es hier belassen, da es sich ja um eine Liebesaffäre handelt.

Euch Beiden ganz lieben Dank für Euer Interesse und Lob.

Lieben Gruß

Albatros

Perry · 16.04.2007, 15:30

Hallo Albatros,
hier gefällt mir die Meta-Ebene gut. Das Lyrich bezweifelt, wegen des leichten Sieges, ob es gegen Nebenbuhler bestehen kann.
Die Bildebene könnte allerdings etwas genauer gezeichnet werden. Z.B. steht man in der Regel nicht auf den Zinnen (zahnartige Mauerabschlüsse), eher auf der Wehrmauer oder einem Turm. Beäugen beinhaltet schon etwas Argwohn.

Vorschlag:

Allzu leicht
ließ sich
deine Burg
erstürmen.

Nun steh' ich
auf der Mauer
beäuge jeden,
der sich nähert.

LG
Perry

Sateb Deis Rhi · 16.04.2007, 15:54

Zitat:

Original von Albatros

@ Sateb Deis Rhi

Schön, dass du dich dafür erwärmen konntest. Ich würde es hier belassen [und nicht in Aussichtsppunkte verschieben A.d.A.], da es sich ja um eine Liebesaffäre handelt.

Wie mein Vorredner schon bemerkte: der Argwohn und die militaristische Sprache läßt weniger auf Liebe als vielmehr auf Besitzansprüche schließen.

Das habe ich als implizite, gewollte Kritik herausgelesen

Nochmal: ist das wirklich Mich und Honig?

Affären haben eben manchmal nichts mit Liebe zu tun...

Ex Albatros · 17.04.2007, 13:19

@ perry

Hier möchte ich Deinen Vorschlägen nicht folgen.

Mauern klingt meines Erachtens weiter und lässt mehr Interpretationsspielraum. Man spricht ja auch von "Mauern", die jemand gegen den andern errichtet hat und nicht von der Burg.

Das beäugen klingt wohl schon etwas misstrauisch, aber eben m.E. nicht genug, sodass ich in diesem Fall auf das "argwöhnisch" nicht verzichten will.

Das mit den Zinnen ist mir wohl klar, ich meine mich aber erinnern zu können, dass ich diese Formulierung auch schon öfters wo gelesen habe und sie bezeichnet für mich u.a. auch den höchsten Punkt, von dem man Ausschau halten kann.

Trotzdem schön, dass dir die sogenannte Meta-Ebene gefiel.

@ Sateb Deis Rhi

Im großen Ganzen schon. Aber ich glaube, das ist Ansichtssache. Trotzdem lieben Dank für deinen gutgemeinten Rat.

Euch Beiden wie immer meinen geneigtesten Dank für Eure Anregungen.

Lieben Gruß

Albatros

10.04.2007, 13:11	#1
Ex Albatros abgemeldet Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 1.227 Meine Gedichte	Zweifel Zweifel Allzu leicht ließen sich deine Mauern erstürmen. Nun steh' ich auf den Zinnen und beäuge argwöhnisch jeden, der sich nähert.

12.04.2007, 15:59	#10
Ex Albatros abgemeldet Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 1.227 Meine Gedichte	Hallo Ihr, @ Neofelis Nebulosa Schön, dass Du Gefallen daran finden konntest. Ich finde, durch eine eindeutige Aussage wird dem Leser die Tiefe eines Sachverhaltes manchmal klarer, so dass er dadurch eine tiefere Erkenntnis darüber gewinnt. @ Yve Also das erstürmen werde ich in diesem Falle so belassen, da man eine Festung (neue Liebe) nicht erklimmt, sondern eher erstürmt. Freut mich, dass es dein wertes Interesse wecken konnte. @ Timo Schön, dass Du dieselbe Intention hattest, die auch mich unter anderen bei der Abfassung des Textes bewegte. @ Abendstern Tut mir leid, dass ich dieses Mal Deinen Vorschlägen nicht folgen kann. Wie Yve schon mitgeteilt, passt das erstürmen für Mauern (neue Beziehung) besser, als erklimmen. Den letzten Satz habe ich von "naht" auf "sich nähert" geändert, so dass Dein Einwand mitberücksichtigt ist. Euch allen Danke ich für Euer reges Interesse, Euer Lob und die friedliche Art eurer Auseinandersetzung. Lieben Gruß Albatros

15.04.2007, 16:51	#13
Ex Albatros abgemeldet Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 1.227 Meine Gedichte	Hallo Ihr Beiden, @ quillathe War nur so ein kurzer Gedankenblitz, der mich traf. Da will ich dann einfach nicht, wie mir jemand anders vorschlug, noch eine weitere Handlung dranbasteln. @ Sateb Deis Rhi Schön, dass du dich dafür erwärmen konntest. Ich würde es hier belassen, da es sich ja um eine Liebesaffäre handelt. Euch Beiden ganz lieben Dank für Euer Interesse und Lob. Lieben Gruß Albatros

16.04.2007, 15:30	#14
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	RE: Zweifel Hallo Albatros, hier gefällt mir die Meta-Ebene gut. Das Lyrich bezweifelt, wegen des leichten Sieges, ob es gegen Nebenbuhler bestehen kann. Die Bildebene könnte allerdings etwas genauer gezeichnet werden. Z.B. steht man in der Regel nicht auf den Zinnen (zahnartige Mauerabschlüsse), eher auf der Wehrmauer oder einem Turm. Beäugen beinhaltet schon etwas Argwohn. Vorschlag: Allzu leicht ließ sich deine Burg erstürmen. Nun steh' ich auf der Mauer beäuge jeden, der sich nähert. LG Perry

17.04.2007, 13:19	#16
Ex Albatros abgemeldet Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 1.227 Meine Gedichte	Hallo Ihr Beiden, @ perry Hier möchte ich Deinen Vorschlägen nicht folgen. Mauern klingt meines Erachtens weiter und lässt mehr Interpretationsspielraum. Man spricht ja auch von "Mauern", die jemand gegen den andern errichtet hat und nicht von der Burg. Das beäugen klingt wohl schon etwas misstrauisch, aber eben m.E. nicht genug, sodass ich in diesem Fall auf das "argwöhnisch" nicht verzichten will. Das mit den Zinnen ist mir wohl klar, ich meine mich aber erinnern zu können, dass ich diese Formulierung auch schon öfters wo gelesen habe und sie bezeichnet für mich u.a. auch den höchsten Punkt, von dem man Ausschau halten kann. Trotzdem schön, dass dir die sogenannte Meta-Ebene gefiel. @ Sateb Deis Rhi Im großen Ganzen schon. Aber ich glaube, das ist Ansichtssache. Trotzdem lieben Dank für deinen gutgemeinten Rat. Euch Beiden wie immer meinen geneigtesten Dank für Eure Anregungen. Lieben Gruß Albatros

10.04.2007, 16:54	#2
Neofelis Nebulosa Dabei seit: 04/2007 Beiträge: 65 Meine Gedichte	Ist ziemlich eindeutig, finde ich. Aber halt mit seinem eigenen Stil, seiner eigenen Atmosphäre, so das das Eindeutige wieder gut ist. =) Das Zentrierte passt sehr gut dazu, nur würde ich den Titel auch nochmal drüber schreiben. Mauernd, NN

11.04.2007, 11:07	#3
Yve Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 756 Meine Gedichte	Der Text gefällt mir. Ich musste lachen, weil das eine typische Reaktion ist, zumindest, was dieses Thema angeht. Sehr nett beschrieben und gedanklich kann ich es gut weiter ausführen. Ich grinse noch immer. Sehr nett Yve

11.04.2007, 11:25	#4
Timo Gast Beiträge: n/a	Lieber Albatros, mir ging es auch so, wenn man zu leicht eine sogenannte Festung erobern konnte, war der nächste Anwärter/in nicht weit! Du hast genau mit deiner Aussage den Kern getroffen! Liebe Grüße Timo

11.04.2007, 11:25	#5
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581 Meine Gedichte	-- Statt "erstürmen" vielleicht besser "erklimmen"? Würde sich dann aber möglicherweise mit "den Zinnen" beißen. -- S2V5 nach "sich" noch ein "dir"? Würde m.E. flüssiger klingen. Und den Sinn nur unbedeutend anders gewichten (wie ich meine). Schließe mich ansonsten der Reaktion Yves an. Wirklich nett! =) LG Abendstern

11.04.2007, 11:29	#6
Yve Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 756 Meine Gedichte	Hm "erklimmen" finde ich zu alltäglich. Das Wort an sich wurde schon zu oft in diesem Zusammenhang verwendet. Da würde ich sagen, dass "erstürmen" sinntechnisch besser passt und generell nicht ganz so häufig verwendet wurde. Yve

11.04.2007, 11:47	#7
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581 Meine Gedichte	Das sehe ich aber anders, fast möchte ich sagen - geradezu umgekehrt "erstürmen" klingt nicht origineller - und "erklimmen" (als Wort) keineswegs alltäglicher... Und auch sinntechnisch ist "erstürmen" nur vordergründig passender; selbst beim Erstürmen wird geklommen (und manch einem siegreichen Erstürmen geht ein entsprechendes Erklimmen voraus). Außerdem würde "erklimmen" ebenfalls gut zu den Mauern passen, die, gerade bei einem Erstürmen, nocheinmal, in jedem Fall auch erklommen werden müssen. Oder so... Naja, vielleicht hast Du doch Recht. Meiner Einschätzung nach wird Albatros es eh beim "erstürmen" belassen. LG Abendstern

11.04.2007, 11:54	#8
Yve Dabei seit: 12/2005 Beiträge: 756 Meine Gedichte	Ich dachte eher, dass "erstürmen" das "erklimmen" beinhaltet und aber zusätzlich noch einen kriegerisch leidenschaftlichen Feldzug der Eroberung miteinschließt. Ein Kampf mit allen Wassern gewaschen. Deshalb finde ich "erklimmen" als solches zu banal. Ist doch schön verschiedener Meinung zu sein Da sieht man mal, wie subjektiv ein einziges Wort wahrgenommen werden kann Yve

11.04.2007, 12:03	#9
Ex-Abendstern abgemeldet Dabei seit: 08/2006 Beiträge: 581 Meine Gedichte	"erstürmen" wäre in d i e s e m Fall der umfassendere, damit aber auch der allgemeinere Begriff, "erklimmen" der speziellere (der aber doch, wenigstens der Möglichkeit nach, über sich hinauswiese)... Naja, wie gesagt, Du wirst wohl Recht haben. Geliebte werden "erobert", nicht "erklommen". LG Abendstern

13.04.2007, 19:49	#11
quillathe Dabei seit: 10/2005 Beiträge: 246 Meine Gedichte	Lieber Albatros, mit wenigen Worten hast due "den Nagel auf den Kopf" getroffen. Es ist kurz, aber sehr schön verarbeitet und gefällt mir sehr gut.

14.04.2007, 00:22	#12
Sateb Deis Rhi gesperrt Dabei seit: 12/2006 Beiträge: 327 Meine Gedichte	Fein, fein. Ja, das hat wirklich klasse. Und so herrlich inversiv-selbstkritisch! Aber passt es nicht besser in "Aussichtspunkte"?