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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 22.12.2007, 21:24   #1
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard Zwischenstück heranwachsen

Wir sind früher zusammen in den Kindergarten
unten an der Hauptstraße gegangen.

Weißt du das noch?

Du hattest häufig Tesa-Film im Haar,
und meine Schaufel in der Hand,
wenn ich sie wollte.

Meinen Daumen hast du mit Wachsmalfarben
angeherzt, und mein Butterbrot
an Bauchwehtagen aufgegessen.

Wir haben Sommer mit einander verbracht.

Und Pfützen leer gesprungen.

Die Männer von der Müllabfuhr bewundert.

Wenn ich alleine war, dann bist du gekommen
und hast mich nass gemacht.

Wenn ich mich im Wald verlaufen wollte,
dann hast du vergessen,
dass ich deine Bärchenkette
auf dem Dachboden verloren habe,
und die Rettungsdienste alarmiert.

Ich habe dich gebraucht,
aber nicht darüber nachgedacht,
dass ich dir das besser zeigen sollte,
ehe dich eines der anderen Kinder angelt.

Und geweint, als ich erfahren habe,
dass ich in die Schule,
und du bald in den Himmel kommen sollst.
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Alt 23.12.2007, 10:56   #2
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Hallo Inline!
Das ist wirklich ein sehr schönes Gedicht
gerade, weil du es als gedicht und nciht als geschichte verpackt hast
eine kleinigkeit: In Vers7 (ich zähl sie einfach mal von oben runter) müsste es "Wachsmalfarben" heißen, oder ist "Wachmalfarbe" beabsichtigt? wenn es beabsichtigt ist, dann wäre das ein sehr, sehr schönes wort, aber ich weiß nicht, ob das da rein gehört
ansonsten ist es vielleicht eine spur zu langatmig, es gibt stellen, die man verkürzen könnte
"An Tagen wo ich Bauchweh hatte" würde ich verkürzen in "An Bauchwehtagen" das klingt auch kindlich und ist nciht so umständlich, außerdem doppeldeutig, falls es dir ncihts ausmacht (ich liebe die möglichkeit des zusammengesetzten Substantivs, das ist eines der interessanten werkzeuge der deutschen sprache)
in der folgenden strophe würde ich das zweite und dritte "haben" wegkürzen, und ein wenig umstellen also
"Wir haben Sommer mit einander verbracht,
und Pfützen leergesprungen,
die Männer von der Müllabfuhr bewundert"
wobei mir diese lösungn auch nicht so ganz behagt die "haben haben haben" wiederholung nervt mich nur
die nächste strophe finde ich sehr toll, das ly. Du hilft dem ly. Ich über sein selbstmitleid hinweg, es bringt das ly.Ich dazu, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und das leben, so leicht wie es ist, zu geniessen, das mag ich sehr
die nächste strophe ist zu offensichtlich, ich weiß nicht, ob du die nicht vielleicht sogar ganz rauslassen könntest, eigentlich wird das ausgesagte klar, wenn man alles davor liest

tja, die letzte strophe ist natürlich ein schock
das wäre fast schon eine verschiebung in den kernschatten wert, andererseits wird es dann zu offensichtlihc, außerdem ist die gesamtstimmung des gedichtes ja eigentlich keine wirklch traurige
und mir fällt grade ein: das ly. ich spricht ja am anfang des gedichtes das ly.du direkt an
bedeutet "in den himmel" wirklich "gestorben" ich bin mir nciht ganz sicher
aber am unsichtersten macht mich der titel was wolltest du damit sagen? kannst du das erklären oder muss ich bei vagen vermutungen bleiben?

das alles ist von einer gewissen kinderstimmung durchtränkt
es gibt vielel solche gedichte, aber das hier ist trotzdem wirklich anders

Engelsgruß, Lichtel
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Alt 23.12.2007, 11:41   #3
tagedieb
 
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520

Lieber Inliner,

im Tagediebland trägst Du den Ruf eines eigensinnig guten Schreibers. Du wirst ihm hier völlig gerecht. Ich liebe das Gedicht. Es ist wundbar leicht; voller Details und letzlich dann sehr traurig zu lesen.

Lichtels Anmerkungen würde ich umsetzen. (Nur zu lang finde ich es nicht. Der Kontrast zum bitteren Ende wird verstärkt.) Sprachliche Verbesserungen sind auch an anderer Stelle möglich:

"ehe dich ein anderes der Kinder angelt." -->
ehe dich eines der anderen Kinder angelt.

Man mag Dich fast bitten, es nochmal zu überarbeiten.

Gruß. Robert.
tagedieb ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2007, 14:28   #4
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Hallo!

Dankeschön für die Kommentare! Auch wenn es manchmal nicht so wirkt, ich finde sie wichtig.

@ Lichtelist: Hallo Lichtel, einige deiner Vorschläge habe ich umgesetzt. Das Wort Bauchwehtagen gefällt mir besser, als der vorher vorhandene Satz mit dem wo. Den 2. Wenn Satz, den ich lesetechnisch wichtig finde, habe ich etwas verändert, so dass er etwas mehr in meinen Augen wirkt. Die "haben" habe ich auch umgestellt wobei mich selber das Wort haben fasziniert. Ok, vielleicht ist es schlicht der Ausdruck einer Vergangenheit, aber wenn ich das Wort höre, fangen bei mir so viele Bilder an.
Du hast recht, und es ist nicht schlecht beobachtet, dass am Anfang eine direkte Anrede kommt, und am Schluss reflektiert wird, dass diese direkte Anrede garnicht möglich ist. Eine Erklärung wäre ein Monolog, eine andere, der Glaube, dass die Person im Himmel ist hört. Eine Erklärung der Sprachweise, der Glaube, dass die Person im Himmel immer noch ein kleines Mädchen ist.
Der Titel: Ehrlich gesagt war ich von meiner Lyrik in der letzten Zeit etwas enttäuscht. Daher habe ich es nicht als wichtig empfunden dem Teil einen richtigen Namen zu geben. Auf dem PC schreibe ich immer in txt. Dokumente meine Lyrik, daher die Bezeichnung.

@Robert: Nochmals danke für dein Kompliment! Das motiviert mich wieder das eine oder andere Neue auszuprobieren.
Deinen Vorschlag bezüglich dem "angeln" Satz habe ich umgesetzt. Tatsächlich klingt dies sprachtechnisch reiner. Der Rhythmus wird zwar etwas verändert, aber wie ich finde, nicht verschlechtert.

Es war hier meine Absicht etwas leichtes, bekömmliches?, zu schreiben. Es macht auch Spass sein Phantasie von der Leine zu lassen...

LG Inline
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Alt 25.12.2007, 15:10   #5
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Neues Textdokument

Hallo Inliner,
ein gelungenes Werk, welches Erinnerungen in mir
wach ruft...
L.G. Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2007, 00:32   #6
weiblich Jeremy
 
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Alter: 47
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Hallo Wolfgang!

Du schaffst es immer wieder. Hab ich so gern gelesen. Frage mich oft, ob es von Metaphern überquillt oder einfach nur Tatsachenbericht ist.

LG
Mani
Jeremy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2007, 21:38   #7
Inline
 
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Hi Mani!

Danke für deinen Comment!

Nein, der Text hat nicht wirklich etwas mit mir zu tun. Weder hab ich eine supertolle Freundin im Kindergarten gehabt, noch ähnliches erlebt, was ich schreibe. Ok, in die eine oder andere Pfütze bin ich schon gesprungen...

Ich hatte eine Stimmung im Kopf. Die wollte ich halt zu "Papier" bringen.

An der Kindheit begeistert mich, dass es kein fixes Regelwerk gibt. Dass ein Kinderkopf noch eine Perspektive hat, die man sich mit dem Älterwerden abgewöhnt. Und darum sind Kinder, wie ich finde, echt zu beneiden.

Am Ende ist es aber schon auch ein tragischer Text.

Wünsch Dir einen guten Rutsch!

LG Wolfgang
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Alt 30.12.2007, 16:13   #8
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 531

hi,

ich seh da nur palaver und effekthascherei. die verse sind für mich zu konkret ich seh da keine intressanten metaphern oder verdichtungen. das ligt einerseits and den bandwurm sätzen und andererseit am pathos. einzige ausnahme sind die leergesprungenen pfützen. das so grütze sätze aus film ferrnsehen und volksmund wie [Weißt du das noch?] verwendet und durch absätze auch noch hervorgehoben werden stört mich nicht nur im sinne der sprachlichen langeweile. ich bekomme auch das gefühl das hier wirkung erzwungen werden soll. das sieht ziemlich billig aus klingt billig und ist keine wirkliche dichterische leistung. naja eins muss ich dir lassen: du ziehst das den gesamten text durch...naja bis zum ende dann kommt das saure sahnehäubchen. ich glaube wenn mann den text mal eben sogelesen hat kann die überaschende wendung am ende wirklich wirken. der text bekommt einen neuen kontext nd alle sind aufgeregt. mir sagte mal jemand so etwas ähnliches wie: "wenn dein text nur auf um deine pointe hinausläuft, dann überarbeite ihn" und daher ist diese ein der wenigen leistungen im text mein größter kritikpunkt. mein erster gedanke nach dem zuende lesen war effekthascherei und genau nach diesem schema, gierend nach wirkung baut sich billig diese wortwulst zusammen. abgesehen davon finde ich [in den himmel gekommen] schlichtweg naiv, noch ein kleiner verrat am lyr ich das vorher älter und zurückschauend erscheint. überzogene drammatik an pädophile nostalgie genäht. so grausig das es fast schon wieder faszinierend ist. wen deine sprche nicht so verwest wäre...

aber wie man sieht der mob applaudiert.

grüße mo.-
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2007, 16:48   #9
mabel
 
Dabei seit: 04/2006
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Standard RE: Zwischenstück heranwachsen

Ja, Der Mob applaudiert, denken diejenigen, deren bester Freund nicht in der dritten Klasse plötzlich gestorben ist. Einfach so. Und für den der Klassensprecher nicht zitternd, mit Pudelmütze, fast eingefroren, mit letzter Kraft sich an in Taschen verlorene Zettel klammernd, eine feurige Ode an die Freundschaft vorgetragen hat.
Ach, wenn ich es nicht erlebt hätte, ich würde es nie so stark empfinden, aber glaube mir, jede Pfütze wird zur Hölle, wenn man sie nicht teilen kann. Man denkt an nichts anderes, als an :"Why heaven couldn´t wait...?"

Mabel
mabel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2007, 18:41   #10
Inline
 
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@Mo: Den Satz mit pädophil möchte ich nicht gelesen haben. Solltest du mir hier etwas unterstellen wollen, werde ich mich beschweren. Du kommst in deinem Kommentar nicht ohne persönliche Unterstellungen aus. An der Lyrik zielst du teilweise vorbei.

Im Allgemeinen kann das was eine Stellung bezieht leicht relativiert werden. In deinen Texten findet sich derartiges wenig. Mein Text soll eine Stimmung, eine Atmosphäre vermitteln. Es geht nicht um Pathos, es geht um Ausdruck mit fühlbarer Deutlichkeit. Der, der sein Lyrik ohne eine Deutlichkeit schreibt, kann auch davon ausgehen dass sie für nichts steht. Wem es gefällt, dem soll es gefallen. Mir gefällt es nicht. Es ist leicht etwas verschwommenes zu schreiben. Dies bietet den Vorteil ständig seine Interpretation verändern zu können. Außerdem ist solches Geschreibe kein Gebilde das umgeworfen werden kann. Nur deswegen, weil es kein Höhe hat keinen Angriffspunkt bot.

Ich mag einfache Sätze nunmal sehr gerne. Vor allem dann wenn sie im Zusammenhang mit etwas komplexem vorgetragen werden. Dein genannter hat etwas persönliches. Etwas was aus einer Geschichte stammen könnte. Ich mag dieses Mischmasch halt.

Ich nehme Kritik schon ernst. Habe gemäß den Wünschen der ersten Kritiker einiges übernommen... Deine Kritik klingt aber sehr nach:"Schreib nie wieder" und "Alleine meine Meinung zählt". Und das finde ich übertrieben.

Gruß Inline
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Alt 30.12.2007, 18:47   #11
Mo.-
 
Dabei seit: 05/2007
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um was es geht bestimmt am ende jeder für sich...
keine angst ich werde deine texte nicht mehr lesen und demnach nicht mehr kommentieren.

ich habe genug von selbstverliebter sprache und scheuklappen perspektiven.

gehab dich weiter hohl

mo.-
Mo.- ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 03:36   #12
weiblich Jeremy
 
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Hallo Wolfgang!

Frohes Neues! Vor längerer Zeit hatte ich bereits angemerkt, wie ich Dich um Deine Art des Schreibens beneide (gerade, weil sie so einzigartig ist!). Natürlich
hat jeder Schreiber seine persönliche Note. Doch nur Wenige schaffen es, sich so dermaßen (vom Stil her) von den anderen abzuheben. Der Vorwurf der Effekthascherei ist hier so dermaßen unangebracht. Weiß aus eigener Erfahrung, dass es viel einfacher ist, sich metaphernlastig auszudrücken (sich und den Sinn, hinter diesen zu verstecken, gerade weil solche Texte im Interpretationsspielraum wenig begrenzt- oft schwammig sind). Zudem finde ich es so bemerkenswert, dass bei Deiner Schreiberei meistens die "Fantasie" (und somit ein ungehöriges Einfühlungsvermögen/eine wahnsinnige Vorstellungskraft oder auch eine wundervolle Sicht auf die Dinge) treibend ist - selten persönliche Erfahrung o.ä..

LG
Tanja
Jeremy ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 12:16   #13
Yve
 
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Beiträge: 756

Muss mich anschließen. Das Gedicht ist wirklich schön und was mir daran besonders gut gefällt ist, dass man es auch auf "Erwachsene" übertragen kann, die das Kind in sich nie vergessen haben.

Was die Strophe mit den vielen "haben" angeht, so würde ich formulieren: "Teilten viele Sommer miteinander, sprangen Pfützen leer; ( und ) bewunderten die Müllmänner" So sparst du dir alle drei "haben"

Ansonsten, wie schon gesagt wurde, ein sehr leichtes Gedicht, dass viele Erinnerungen weckt und leider sehr traurig endet. Jedoch mit einem kleinen Beigeschmack von... wie soll ich sagen? Hoffnung vielleicht, dass es dem Gegenüber vielleicht im Himmel sehr gut geht.

Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 18:21   #14
Stu
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 305

Hallo Inline,

ich habe so meine Probleme mit diesem Text.

Du versuchst eine Erzählposition einzunehmen, der Du entwachsen bist - so etwas gelingt nur wenigen und Dir - mit Verlaub - leider und insgesamt beurteilt nicht.

Losgelöst davon hat der Text auch nette, melancholische Bilder [vgl. e.g. Tesafilm im Haar], die meines Erachtens aber durch die sprachlichen Mängel in den Hintergund treten.

Allzu bemühlich und vor allem konstruierrt wirken manche Versuche, Kinderjargon einzubauen, die Bezüge so zu setzen, dass der Rückblick gegenwärtig wird. An dieser Linie bricht der Text zwischen Wollen und Können:

Einseits will ein kindliches lyr. Ich die Situationen wiedergeben, andererseits hat dieses angeblich kindliche Ich eine Reflektion, die einem Kind im Vorschulalter nicht zueigen ist; es spricht u.a über Liebe, reflektiert sein Fühlen und das Zeigen von Gefühlen. Hier kommt eindeutig der adulte Erzähler durch und gerade das Vermischen dieser Perspektiven läßt den Text wankelmütig erscheinen.

Auch das Vokabular an sich schwankt. Die adulte Seite hat "Sommer verbracht", benutzt Worte wie 'sich jemanden angeln', die erwachene Seite "liebt". Dagegen lehnt sich im Text die kindlich angedachte Sprache auf. Man liest von "in den Himmel kommen" [was nicht kindhaft, sondern schon infantil anklingt], "Bärchenketten" und "Bauchwehtagen".

Und genau an dieser sprachlichen Unendschiedenheit scheitert der Text in meinen Augen. Er gewänne mehr, wenn Dich für eine Perspektive entscheiden würdest.

Zwar mögen die Verweise auf Kindheitstage so manchem den Wehmut in die Lidfalte treiben und tief atmend an nie mehr erreichten "Hasenbrote" von Mutti denken lassen, aber das ist nicht der Punkt, wenn ich die Machart des Textes und die Perspektive kritisch hinterfrage. Der Punkt ist: Kann und will ich jemand folgen, der sich nicht entscheiden kann, von welchem Standpunkt aus er sprechen mag.

Gerade das Schwanken des Erzählers in seinen Erzählpersektiven verspielt in meinen Augen einiges. Du versuchst von einem Standpunkt aus gleichzeitig erinnerlich und im gleichen Atemzug gegenwärtig zu sprechen - was nicht funktioniert.
Entweder Du sprichst von der Gegenwart aus über die Vergangenheit oder Du versetzt sich gänzlich in die Vergangenheit, musst aber dann auch alles ablegen, was Dir in Zukunft an Erkenntis zuteil wird.

Letztlich wäre es in bezug auf Deinen Text ratsam, die erste Variante anzudenken und "Kindersprache" abzulegen.

Zwei Argumente, die dafür sprechen:

a.) Dir ist sicher "Jugendsprache" ein Begriff und auch kennst Du dann über die Maßen peinlich wirkende Versuche - zum Beispiel in wenig durchdachter Werbung - angebliche Formulierungen der Jugendsprache zu verwenden, um die Zielgruppe zu erreichen. In der Regel beschert der "Zielgruppe" so etwas Zwerchfellkrämpfe. Solche Bemühungen sind in der Regel ungelenk [vgl. "Coole Kids chillen mit" xy]

b.) Cineastisch argumeniert: Der 'Point-of-View-Shot' ist eine Kameraeinstellung, die es dem Zuschauer ermöglichen soll, die Sichtweise des Protogonisten einzunehmen. Gleiches möchtest Du Deinem Leser ermöglichen. Wie aber soll man Dir folgen, wenn Du diese Einstellung stetig hin- und herwechselst.

Insgesamt ist der Text für mich daher überarbeitungswürdig. Ich spreche keinem ab, dass hier teils nette Bilder angerissen sind und so manchen der Verlauf der Geschichte bewegt. Mein Focus aber liegt auf der Verarbeitung und diese ist unausgegoren und dergestalt fängt mich der Text auch kein Stück ein.

Gerade die Textpassagen mit "ehe dich eines der anderen Kinder angelt" [an dieser Stelle hat es mich geschüttelt] und "in den Himmel kommen" haben mir da das Lesen madig gemacht und auch die allzu gewollte Pathetik frisst zusätzliche Löcher.

Einfache Sprache muss kein k.o-Kriterium für einen lyrischen Text sein, infanitle Sprache aber ist es. Der Text wirkt wenig versiert, wenn sich ein offensichtlich adultes lyr. Ich dörger Kinderphrasen bedient, um authenisch kindhaft zu klingen. (Stcihwort 'konstruiert').

Das Ende würde ich daher - wie bereits lichtel angeregt hat - umarbeiten, den restlichen Text überschlafen.

Grüße Andi
Stu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 21:24   #15
rainbowkid
 
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Beiträge: 14

Ich finde das Gedicht wundervoll. Erst so leicht und mollig warm und dann dieses Ende. In meinen Augen ein Anlass mal wieder darüber nachzudenken, dass das Leben jeden Augenblick vorbei sein kann und man den Menschen, die man wertschätzt dies lieber einmal zu oft als einmal zu wenig sagen sollte.
Auch wenn das Kinder natürlich in der Regel nicht tun. Sie wissen es einfach. Auch etwas worum ich sie beneide. Sie verbrauchen kaum Worte und sagen sich vielleicht viel mehr als zwei Erwachsene. Da wir aber statt Handeln vermehrt auf viel Reden umsteigen, wenn wir älter werden sollte man erst recht oft sagen, wie wertvoll eine lieber Mensch ist, damit diese Botschaft unter den 1000 Anderen, die man am Tag rausposaunt nicht untergeht.

Aber naja das hat weniger mit deinem Gedicht zu tun. Ist mir nur dazu eingefallen.

Liebe Grüße, rainbowkid
rainbowkid ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2008, 23:19   #16
Inline
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Hallo!

@Tanja: Danke für dein Kompliment, und danke, dass du dich so für mich einsetzt! Wünsche dir auch noch ein gutes Neues!

@Stullen Andi: Kann nicht nachvollziehen, wie du beurteilen kannst, ob ich das mit dem Text ausgedrückt habe, was ich wollte. Hat ein Erwachsener Mensch nicht beide Perspektiven im Kopf? Eine erlebte, und eine aktuelle träumerische? Weiß der Erwachsene noch genau wie es war? Vermischt er nicht viel mehr das Gewesene? Daher finde ich den "Können""Wollen"-Satz etwas eigenartig, nicht unbedingt bezugnehmend. Du hast eine Perspektive auf den Text, die dir nicht erschließt wie die Teile sich zusammenfügen könnten.

Ich nehme deine Kritik an, und verstehe, dass in deinen Augen vieles fragwürdig ist. Jedoch halte ich vieles in deiner Kritik als unwesentlich für den Text. Was du als wankelmütig bezeichnest - ich würde es Mischmasch nenne - stört mich persönlich nicht. Ob es jetzt das Mischmasch aus Erzählung und Gedicht ist, oder das Mischmasch ist aus richtigem Kinderdasein und elterlicher Betrachung. Es kann sein, dass ich bald einen Text schreiben möchte, der auf Grund des Inhalts eine Reinheit haben sollte, in diesem Fall aber nicht.

Zu "Ehe dich eines der anderen Kinder angelt": Kinder wechseln die Freunde oft nur wegen kleiner Gründe. Stell dir mal ein Kind vor, dass dies von seinen Eltern gesagt bekommen hat. Und dieser Wechsel kann den Weg eines Lebens verändern. Daher finde ich diesen Satz schon angebracht und relevant. Ein Kind mit der Angel. Ohne dass es weiß, dass es eine Angel hat. Welches jemanden in sein Leben fischt, der ihn führt.

Der Text ist ein Stimmungsbild. Es geht um die Emotion, evlt. Atmosphäre, nur im Hintergrund um klangliche und rhythmische Gestaltung. Ich weiß viele Lyrik ist berechnete Grammatik. Diese mag ich nicht, denn irgendeine Maschine kann das besser. Vielleicht weißt du, dass ich mich aber dennoch auch schon an solcher Lyrik versucht habe, um zu finden, was die Leute daran schätzen.

Ich sehe jedenfalls, dass es Kontroversen gibt, und werde auf Grund deiner Äußerung dem nächsten Text mehr Reinheit geben wollen (Wobei ich denke, dass auch dieser schon sehr deutlich ist...)

LG und Danke für die Kritik!

@rbk: Bei dir ist s wohl so angekommen, wie ich s wollte. Das freut mich. Ich wollte den Leser halt ein bissl in meine Phantasie entführen. Bei dir hat s wohl geklappt. Kann nachvollziehen, was du sagst.

LG und Danke!

Inlininius
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.01.2008, 18:29   #17
männlich Ex Rivus
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Standard RE: Zwischenstück heranwachsen

hallo inline!

über diese zeilen ist schon viel geschrieben worden. so möchte ich nur anfügen, dass in mir vielfältigste assoziationen wach gerufen wurden. einige passagen hat man als kind selbst gefühlt und praktiziert & später bei seinen eigenen kindern als wiederholung erlebt.


gern gelesen

lg rivus
Ex Rivus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2008, 19:20   #18
Stu
 
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Hallo Inline,

noch eine kurze Erklärung, da Du scheinens teils an mir vorbeigelesen hast.

Ich habe nicht beurteilt, was der Text oder Du hast aussagen wollen. Das mit keinem Wort in meiner Kritik so gelistet. Kritsiert habe ich, dass die Form mancher Aussagen, die Sprache unstimmig oder im Kontext unschön erscheint

Und: Ein Erwachsener hat nicht zweierlei Perspektiven im Kopf. Wird über Kinder berichtet, wird sich erinnert, so erfolgt die Erinnerung von der adulten Perspektive heraus; man erinnert sich, und zwar von der Gegenwart rückgreifend in die Vergangenheit.

Zwar sind die Erinnerungen Fragmente einer vergangenen Perspektive, aber die ursprüngliche Perspektive kannst Du erinnerlich nicht mehr einnehmen, Du bist ihr entwachsen und verfügst über Bruchstücke, die Du als erwachsener Mensch wieder zusammensetzt.

Zwar ist es möglich fiktive Texte aus einer versuchten Kinderperspektive zu schreiben, eine wirkliche Kinderperspektive kann diese aber nicht werden, nur annährend. Solche Annährungen schaffst Du aber nicht, indem Du möglichst infantile Phrasen bedienst.
An diesem Punkt wirkt es konstruiert und gewollt [siehe Abschlußzeilen Deines Textes]. Letzteres kritisierte und kritisiere ich an Deinem Text.

Es gibt - wie gesagt - eine schöne "Erinnerung" im Text: der Tesafilm im Haar, "in den Himmel" ist dagegen keine Erinnerung, sondern für mich der Versuch einer kindlichen Sprache und wirkt befremdlich in einem Text, den ein adultes lyr. Ich reflektiert.

Grüße Andi
Stu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2008, 19:49   #19
Inline
 
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Hi!

@Yvie: Sorry, hab dich übersehen. Auch dir danke für die Rückmeldung. Bei deinen Kommentaren kann ich mir sicher sein, dass du es ehrlich meinst, und das schätze ich an dir. Ob ich das "haben" noch ändern soll, weiß ich nicht. Ich glaube, wenn ich mehr Distanz zum Text habe, kann ich das besser beurteilen.

@Rivus: Freut mich, dass es dir gefällt. Du gehst stark auf die Inhaltsebene ein, und ich denke diese ist es auch was den Text ausmacht. Habe deine Gedanken interessiert gelesen. Danke!

@StullenAndi: Ich glaube schon, dass ein Erwachsener 2 Perspektiven hat: eine Erwünschte, eine Verdrängte und dann noch eine Reale

Ich kann dieses Wort "Phrasen" nicht nachvollziehen. Ich glaube, es ist eher die Einfachheit, die dir missfällt. Um es zu wiederholen: die Deutlichkeit, das Offene. Schreib einmal dieses "phrasenartige", das dir so missfällt. Ich halte diesen Text nicht für oberflächlich auf das inhaltliche bezogen. Wenn du mehr Verstecktheit bei mir suchst, dann liess "Einweihung" oder etwas klanglich orientiertes. Aber hier mag ich nicht den offenen Gedanken missverständlich machen.

Die Geschmäcker und die Ziele sind verschieden. Dein "Cafe" gefällt mir übrigens auch, wobei ich diese ausdrucksweise persönlich nicht anstrebe, da sie in meinen Augen wenig Zweck erfüllt. Ich möchte gerne etwas schreiben, dass der Blöde und der saumäßig Intelligente versteht. Ihn unterhält, ihm die Möglichkeit des Indentifizierens bietet, und vielleicht ein bißchen glücklich macht.

Gruß Inline
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2008, 20:04   #20
Stu
 
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Beiträge: 305

Ach Inline,

ich weiß nicht, was Du gelesen hast, aber es war nicht meine Kritik.

Ich habe wiederum nicht gesagt, dass mir die Einfachheit missfällt, ich habe das sogar ausgeschlossen. Einfache Sprache ist kein k.o.Kriterium und man muss nicht immer im Geburtskanal des Bedeutungsschwangeren stecken - das kann sich auf Texte fatal auswirken. Dass Dein Text oberflächlich sei, habe ich ebenso wenig gesagt.

Die Stellen, die ich als Phrase abtue [vgl. eingefahrene Redensart] hatte ich Dir bereits aufgezeigt: "sich jemand angeln", "in den Himmel kommen"

Was das Erinnerliche betrifft, so haben wir unterschiedliche Auffassungen: für mich gibt es eine wirkliche Kinderperspektive aus der Sicht eines Erwachsenen nicht und daher stören mich diese Stellen im Text sehr, der ja auch - wie mehrfach schon gesagt - für mich gute Stellen hat. Warum und wo habe ich diesbezüglich auch schon aufgelistet.

Belassen wir es dabei

Grüße Andi
Stu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2008, 20:48   #21
Joana
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 424

-
Joana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2008, 21:28   #22
Inline
 
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Danke für deine Kritik!

Ich werde diese zu späterer Zeit beantworten!
Inline ist offline   Mit Zitat antworten
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