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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 23.10.2012, 16:07   #1
weiblich Poetibus
 
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Standard Jahreskreis

Jahreskreis

Die allerersten Knospen sprießen,
auf Bäumen, Sträuchern, Büschen, Wiesen;
sie strecken sich dem Sonnenlicht entgegen
und baden sich im leichten Nieselregen.
Bald zeigen sich hellgrüne, saftige Blätter,
bestehen trotz Tagen mit widrigem Wetter.
Frühjahrsbeginn,
endlich ist Frühjahrsbeginn!

Die Bienen summen, Vögel singen,
das Leben lässt sein Lied erklingen;
es ziehen weiße Wolken ihre Bahnen,
umrahmt von tiefem Blau, wie Federfahnen.
In warmen und sternklaren Nächten genießen
romantische Träume die Freiheit im Fließen.
Sommerbeginn,
endlich ist Sommerbeginn!

Die Welt erscheint in bunten Farben,
verschwendend reich sind Frucht und Garben.
Nun ist die Zeit des schieren Überflusses
für Mensch und Tier, des prallen Hochgenusses.
Es sammeln sich Zugvögel, fertig zur Reise,
und Krähen auf Feldern in üblicher Weise.
Spätjahrsbeginn,
endlich ist Spätjahrsbeginn!

Die Kälte kommt herangeschritten,
erzählt von Frost, von Schnee und Schlitten.
Gelegenheit, sich endlich auszuschlafen.
Das Lebensschiff, es ruht im Heimathafen.
Bewegung ist selten, verhalten und leise;
ein Träumen am Ende vom Anfang im Kreise.
Winterbeginn,
endlich ist Winterbeginn.


(Spätjahr - ein anderes Wort für Herbst)
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Alt 23.10.2012, 18:04   #2
männlich Timo
 
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Hallo Poetibus,

die vier Jahreszeiten hast du uns bildhaft herübergebracht und man spürt die Vergänglichkeit, aber auch das neue Erwachen.
Herzlichst
Timo
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Alt 23.10.2012, 20:35   #3
weiblich Poetibus
 
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Hallo, Timo,

Zitat:
die vier Jahreszeiten hast du uns bildhaft herübergebracht und man spürt die Vergänglichkeit, aber auch das neue Erwachen.
Herzlichen Dank für dein Lob.

Das hier ist wieder eines der Gedichte, die mich erstaunen - eigentlich sollte es "nur" ein Frühlingsgedicht werden, ich dachte an zwei Strophen; ein kleiner Kontrast zum nahenden Winter, der laut Wettervorhersage ja am Wochenende "eintreffen" soll. Aber wie so oft machte es sich beim Schreiben "selbstständig".

Ich verwende hier mehr Adjektive als sonst (der Versuch einer "bildhaften/bilderreicheren" Sprache), ich wollte gerne sehen, wie es wirkt, in Verbindung mit einem "experimentellen" Metrum. Daher auch die inhaltliche "Veränderung" in den daktylischen Versen und der auftaktlose Abschluss am Ende jeder Strophe, der dann auch, im Gegensatz zu den vorhergehenden Versen, mit einer betonten Silbe endet. Die Endreime sind, um den "Zusammenhang" der Jahreszeiten darzustellen, (teilweise) direkt und indirekt miteinander verbunden.

Danke für deinen Kommentar.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 23.10.2012, 21:45   #4
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, Risiko,

Strophe 4 war beim Schreiben auch eine Art "Gratwanderung". Das Leben "zieht sich zurück", es steht im Winter zwar nicht still, aber im Vergleich zu den anderen Jahreszeiten ist es doch verhaltener, z. B. "sparen" Tiere ihre Energie oder halten Winterschlaf. Ich wollte das auch durch die ruhigere, weniger "lebhafte" Interpunktion und die Wortwahl darstellen. Es ist ja auch so, dass in der Natur die "Schwachen" den Winter oft nicht überstehen, das hatte ich auch ein wenig "im Hinterkopf" - ich hoffe jedoch, dass die Strophe nicht zu sehr schwächelt, ich hatte ein bisschen Schwierigkeiten mit ihr. Sie umzuschreiben, das müsste ich dann komplett machen. Wenn sie auch nicht ganz so gut gelungen ist wie die anderen, ich hoffe, man kann sie trotzdem stehen lassen ...

Was das "Lebensschiff" betrifft, ich hatte dabei Segelschiffe vor dem inneren Auge, die im Winter im Hafen vor Anker gehen und erst im Frühjahr wieder in See stechen; aber auch die "Ausflugsschiffe" hier in der Stadt, wo ich wohne. Im Winter liegen sie festgemacht am Flussufer. Mir gefiel die bildhafte Vorstellung, dass das Leben doch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Schiff hat, denn es kennt ebenfalls "freundliches" und "raues" Wetter, leichte Brisen und heftige Stürme, spiegelglatte See und hohe Wellen. Das Gedicht schließt den Menschen mit ein, als Teil des Lebens, ist aber nicht allein auf ihn bezogen.

Herzlichen Dank für Lob und Kritik.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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