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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 12.12.2017, 19:40   #1
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.706

Standard Asexuell

Du, bleib mir weg mit deiner Lust!
Du kannst mich nicht locken
mit deinem Verlangen!
Das Herz ist kalt wie Eis,
der Schoß kennt nicht ein Kribbeln,
nicht Mitleid mit deinem Begehren,
nicht Liebe, nicht Lust.
Der Blick aus meinen Augen, hart wie Stein.
Du, pack dich! Troll dich fort,
ehe noch eine Flamme erwacht...
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.12.2017, 19:47   #2
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

WoW. Das hat mich ja schon in der ersten Zeile zu sich gerissen und erst in der letzten davongelassen?!
Ich muss erst Mal den Kopf schütteln.
Da hat das lyrische Ich aber einen sehr, sehr tiefen Wunsch.

Cooler Text! Von wegen asexuell.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2017, 07:49   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.706

Lieber MiauKuh,

ich freue mich, dass das Gedicht bei dir so großen Anklang findet . Hier habe ich mich übrigens mal wirklich angestrengt, alles vorher ge-iXt und die Zeilen sogar mehrmals umgeschrieben.

Eigentlich sollte es schon komplett "asexuell" werden. Aber man kann wohl nicht aus seiner Haut außerdem fand ich den Schluss so passender.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2017, 23:24   #4
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Liebe DieSilbermöwe,
sehr intensiv, hat mich gepackt und mitgenommen. Super!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.12.2017, 23:26   #5
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Aber man kann wohl nicht aus seiner Haut außerdem fand ich den Schluss so passender.

LG DieSilbermöwe
Der Schluss ist wie ein Berg im Dunkeln, bei dem ein Lichttstrahl durchschießt. Da ist SO VIEL mehr dahinter, in diesen letzten Zeilen
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2017, 00:11   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Du, bleib mir weg mit deiner Lust!
Du kannst mich nicht locken
mit deinem Verlangen!
Das Herz ist kalt wie Eis,
der Schoß kennt nicht ein Kribbeln,
nicht Mitleid mit deinem Begehren,
nicht Liebe, nicht Lust.
Der Blick aus meinen Augen, hart wie Stein.
Du, pack dich! Troll dich fort,
ehe noch eine Flamme erwacht...
Da steckt viel Psychologie drin!

Ich bin darin kein Experte, aber die Formulierungen sind für mich auffällig. Angesprochen wird das Lyrische Du, und zwar von einem Lyrischen Ich ("mich nicht locken"). Dann aber heißt es nicht "mein Herz" und "mein Schoß", sondern ganz unpersönlich und allgemein "das" und "der". Das Lyrische Ich scheint sich nicht sicher zu sein und entkoppelt Herz und Schoß von seiner Person. Das ist der Brückenschlag zum letzten Vers, der andeutet, dass da wohl ein Funke zünden könnte ...

Etwas irritierend ist der Vers: "Der Blick aus meinen Augen, hart wie Stein." Woher weiß das Lyrische Ich, wie sein Blick ist? Es könnte einen Spiegel befragen, aber was es sieht, ist die Wirkung des Blicks auf sich selbst, nicht auf den andern. Und schon gar nicht in derselben Situation.

Das Problem wäre lösbar gewesen mit einer Formulierung wie z.B.: "Siehst du in meinen Augen nicht die Härte von Gestein?".

Aber abgesehen davon ist das Interessante an diesem Gedicht tatsächlich diese Ambivalenz zwischen Ich und Unperson, die im Zusammenklang mit dem beißenden Ton ahnen lässt, dass hier jemand hinter einer Dornenhecke kurz davor steht, wachgeküsst zu werden, aber den wohligen Schlaf noch nicht so ganz aufgeben möchte.

Seltsam, dass mir dabei der Film "Frühstück bei Tiffany" einfällt.

LG
Ilka
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Alt 14.12.2017, 07:50   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.706

Lieber Gylon, lieber MiauKuh, liebe Ilka,

vielen Dank! Ich freue mich sehr darüber, welche Gedanken ihr euch zu meinem Gedicht gemacht habt.

Liebe Ilka,

Zitat:
aber die Formulierungen sind für mich auffällig. Angesprochen wird das Lyrische Du, und zwar von einem Lyrischen Ich ("mich nicht locken"). Dann aber heißt es nicht "mein Herz" und "mein Schoß", sondern ganz unpersönlich und allgemein "das" und "der". Das Lyrische Ich scheint sich nicht sicher zu sein und entkoppelt Herz und Schoß von seiner Person. Das ist der Brückenschlag zum letzten Vers, der andeutet, dass da wohl ein Funke zünden könnte ...
Das ist eine interessante Theorie! Könnte zutreffen, obwohl es mir beim Schreiben so nicht bewusst war.

Zitat:
Etwas irritierend ist der Vers: "Der Blick aus meinen Augen, hart wie Stein." Woher weiß das Lyrische Ich, wie sein Blick ist? Es könnte einen Spiegel befragen, aber was es sieht, ist die Wirkung des Blicks auf sich selbst, nicht auf den andern. Und schon gar nicht in derselben Situation.

Das Problem wäre lösbar gewesen mit einer Formulierung wie z.B.: "Siehst du in meinen Augen nicht die Härte von Gestein?".
Das ist ein super Vorschlag! Werde ich mir fürs nächste Mal vormerken. Woanders (anderes Forum) wurden übrigens die Metaphern ("hart wie Stein", "kalt wie Eis") bemängelt, die sollte man - ich zitiere - in der Lyrik "nicht ohne Not verwenden". Da frage ich mich, warum denn nicht, wenn es passt? Mir leuchten solche Regeln (wenn es denn überhaupt welche gibt) nicht ein. Aber mit deiner Formulierung hätte ich auch diese Klippe umschifft .

Und dann noch herzlichen Dank an den "unbekannten Verfasser", der mein Gedicht per PN gelobt und mir eine Alternative zu meinem Gedicht geschickt hat. Hier ist sie:

(nicht von mir):
"Du...du...komm her mit deiner Lust!
Nur du kannst mich damit verlocken -
du mit deinem Verlangen!
Mein Herz zerschmilzt,
mein Schoß beginnt zu kribbeln,
ergibt sich deinem Begehren
und kennt nur Lieb und Lust.
Der Blick aus meinen Augen leuchtet wie Smaragd.
Du...pack mich! Her zu mir!
Nur Flamme bin ich dir!"

Diese Fassung ist allerdings überhaupt nicht "asexuell"
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2017, 09:45   #8
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Liebe Silbermöwe,
als erstes muss ich Dir beichten, dass ich zum zweiten oder dritten Mal Ilka-Maria beistehen muss, bzw. ihr Recht geben muss.
Dein Gedicht ist beinahe wie eine Fallgrube, aus der es nur einen winzigen Ausweg gibt. Was soll ich Ilka-Maria wiederholen? Dein Gedicht ist gut und doppelbödig gemacht (und die "Wahrheit" hinter all der Ablehnung scheint in dem "alternativen" Gedicht zu stecken).
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2017, 11:13   #9
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... als erstes muss ich Dir beichten, dass ich zum zweiten oder dritten Mal Ilka-Maria beistehen muss, bzw. ihr Recht geben muss.
Du hast das Wörtchen "öffentlich" vergessen .
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2017, 18:50   #10
weiblich DieSilbermöwe
 
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Beiträge: 6.706

Zitat:
Dein Gedicht ist beinahe wie eine Fallgrube, aus der es nur einen winzigen Ausweg gibt. Was soll ich Ilka-Maria wiederholen? Dein Gedicht ist gut und doppelbödig gemacht (und die "Wahrheit" hinter all der Ablehnung scheint in dem "alternativen" Gedicht zu stecken).
Was für ein Kompliment an mich, lieber Heinz, vielen Dank!

@all
Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich über euer Lob freue!

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.12.2017, 19:27   #11
weiblich Unar die Weise
 
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Alter: 42
Beiträge: 5.271

Standard Liebste Silbermöwe,

da mag ich ja mein Lob auch gern noch anfügen.
Dieses facettenreiche Werk habe ich jetzt schon ganz oft gelesen.
Immer wieder wirkt es anders.
Eine kleine Verlockung, lese ich besonders gern heraus, eine kleine letzte Bitte, doch zuzupacken.
So eine schöne versteckte Begierde.

Unargruß
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
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