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Alt 23.12.2023, 02:30   #1
männlich dr.Frankenstein
 
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Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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Standard Hagazusas Sonnenwende

In einem abgelegenen Dorf, tief im Wald, wo die Menschen fest an die Macht der Sterne glaubten, erzählten sich die Bewohner Geschichten von der mysteriösen Hagazusa. In der sturmumtosten Nacht vor Weihnachten, als der wilde Ritt der Jagd durch den Himmel tobte, dachten die Dorfbewohner daran, dass jemand dringend mal zu der weisen Frau muss, die im Einklang mit den Sternen lebt.

Der junge Elias, der sich in den süßen Träumen der Nacht verlor und die Realität durch einen Schleier der Unbeschwertheit wahrnahm, kam den Dorfbewohnern schon immer komisch vor. Er schlief zu lange, verpasste Verpflichtungen und schien in den Wellen neptunischer Hilflosigkeit zu schwelgen. Ein ständiger Traumfänger, verloren im Nebel der eigenen Gedanken.

Elias' Hang zu berauschenden Erlebnissen und dem Verlangen, von allen geliebt und geschützt zu werden, wurde zu einer lebhaften Legende im Dorf. Die Menschen lächelten zwar über seine exzentrischen Abenteuer, aber es wurde auch ziemlich anstrengend und trotzdem umarmten sie ihn herzlich, denn Elias war ein Teil ihres Lebens und sie hofften, dass noch was aus ihm wird.

Eines Tages, als der Dorfplatz von Sternenlicht durchflutet war, hatten sie Elias soweit ins Gewissen geredet, am Glühweinstand, dass er sich betrunken entschied, die Hagazusa aufzusuchen. Er glaubte jetzt an ihre Weisheit und, dass sie Antworten auf seine Träume und Sehnsüchte hat.

Also machte er sich mit seiner vom Glühwein mutig gewordenen Seele auf den Weg durch den vom Wind gepeitschten Wald, um die Hagazusa zu finden. Der Himmel war von schwarzen Wolken verhangen, und der Pfad wurde von umfallenden Bäumen und dem Sturm der wilden Jagd kaum erkennbar. Als er meinte ein Baum kippe direkt auf ihn zu, saß die Hagazusa vor ihm, er sah in ihren Augen die Reflexion des Medium Coeli und die Spitze des 10. Hauses, die sein Lernziel und seine Lebensaufgabe offenbarte.

Die Hagazusa saß ruhig unter den Sternen im Sturm, und Elias, von Neptuns Schleier umgeben, trat zögernd vor sie hin.
Sie blickte auf und lächelte sanft. "Elias, du suchst etwas in den neptunischen Wellen, aber vergiss nicht, nur in der Verantwortung die du übernimmst, liegt die wahre Freiheit."

Elias lehnte sich gegen einen Baum und sagte: "Aber Hagazusa, ich liebe diese freie Welt, in der ich träumen kann, ohne von den Fesseln der Wirklichkeit gehalten zu werden. Verantwortung fühlt sich so einschränkend an."

Die weise Frau nickte verständnisvoll. "Elias, die Freiheit, die du suchst, findet sich nicht in der Flucht vor der Realität, sondern in der Fähigkeit, sie zu gestalten. Schau auf den Saturn, der über das 10. Haus und das Sternzeichen Steinbock wacht. Hier liegt die Kraft der Verantwortung, die dich nicht fesselt, sondern befreit."

Elias seufzte. "Aber ich will eine Verbindung, die über die Wirklichkeit hinausgeht. Etwas Tieferes, Hagazusa."

Die Hagazusa lächelte erneut und begann, die tieferen Schichten der Sterndeutung zu enthüllen. "Elias, in der Verantwortung liegt die Fähigkeit, tiefe Verbindungen zu schaffen, die über die Illusionen hinausreichen. Das 10. Haus lehrt uns, unsere Position in der Welt zu finden, während der Steinbock uns zeigt, wie wir die strukturierten Grundlagen für erfüllende Beziehungen legen können."

Elias runzelte die Stirn. "Aber das klingt so festgelegt, so real. Ich liebe die Unberechenbarkeit, die Freiheit der Neptunischen Welt."

Die Hagazusa antwortete bedächtig: "Elias, die wahre Freiheit liegt darin, die Realität bewusst zu gestalten. Saturn bringt Struktur, aber auch Stabilität. In der Verantwortung für dein Leben findest du die Grundlage für tiefe, bedeutungsvolle Beziehungen, die über Illusionen hinausgehen."

Elias seufzte erneut und blickte in den klaren Nachthimmel. "Aber ich fürchte, dass dies meine Freiheit einschränken könnte. Ich will keine Grenzen, Hagazusa."

Die weise Frau antwortete ruhig: "Elias, wahre Freiheit liegt darin, die Grenzen bewusst zu setzen, nicht vor ihnen zu fliehen. In der Verantwortung findest du eine Stärke, die dir ermöglicht, die Freiheit zu gestalten, statt ihr zu entkommen. Du kannst nicht ewig in den Träumen der Hilflosigkeit verweilen, Elias. Stell dich der Realität, übernimm Verantwortung, und du wirst die Würde finden, nach der du suchst."

Elias verließ die Hagazusa mit einem nachdenklichen Blick. Die Worte der weisen Frau hallten in ihm wider.
Während er durch den dunklen Wald nach Hause ging, durchdachte er ihre Worte und begann zu verstehen, zwischen den Stühlen der Zeit, hörte Elias seine Gedanken in einem kritischen Selbstgespräch:

"Ich soll mir meiner Abhängigkeit bewusst werden, als ob sie mich nicht tragen, mich nicht umfangen, mir das Leben nicht leichter machen würde und mich nicht in den Schoß zurückversetzen könnte.

Dieses Sehnen nach dem Geliebtsein, so wie ich bin, mit all meinen Schwächen. Doch dabei liebst du die Türen und Taten, verlierst dich in der Verführung des Gefühls, geliebt zu sein. Und letztendlich kann niemand alle Seiten von mir mögen. Die Suche wird zur Qual, und die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als neue Form der Abhängigkeit.

Es gibt den Moment der Umfangenheit, aber nicht die Ewigkeit. Wir leben stets in Abhängigkeit, formen unsere Nische daraus. Diese Suche nach bedingungsloser Liebe wird zum Fluch, ein endloses Dilemma zwischen Verantwortung und dem Wunsch, unendlich geliebt zu sein.

Vielleicht ist es wahr, dass Saturn und das 10. Haus mir einen Weg der Verantwortung zeigen, aber in dieser strukturierten Welt vermisse ich die Ekstase der Neptunischen Freiheit. Die Unberechenbarkeit, die Flucht vor den Grenzen der Realität.

In meinen Träumen sehne ich mich nach einem Ort, an dem ich bedingungslos geliebt werde, ohne dass ich mich der Verantwortung stellen muss. Doch die Wirklichkeit lehrt mich, dass solch eine Liebe flüchtig ist und die Ewigkeit nicht existiert.

Vielleicht ist es an der Zeit, meine Sehnsüchte und Träume zu vergessen und den Wert der Verantwortung anzuerkennen."

Elias machte sich ein Lager in einer Felsspalte und wollte die ganze Sache mit einem Feuerritual besiegeln, umgeben von flackernden Flammen, sprach er zu Neptun:

"Ich krieche vor dir durch den Teppich, und in der Vitrine spiegelt sich dein Gedankengut, abstrus und faltig wie die Scheibe, die sich in den Nachthimmel faltet. Diese Dunkelheit, diese endlose Dunkelheit, in der ich tappe und glaube, du führst mich. Den Weg zu malen, so wie ich bin, in Schwarz-Weiß.

Deine nichtgeweinten Tränen sind der Primasprit im Eiweißlikör der Gehirnmasse, reiche Sterne meiner Glukosenamen. Ich sah dich nie an, weil du mich sehend lieben solltest, wenn ich so tue, als wäre ich bei mir, und dabei gefallen bin und will.

In diesem Feuerritual verabschiede ich mich von dir, Neptun, von deiner unberechenbaren Welt, die mich lockte und verführte. Vielleicht habe ich mich in deiner Illusion verloren, im Glauben, dass du mich lieben würdest, so wie ich bin.

Die Flammen lodern, und ich lasse meine Worte wie Funken in die Dunkelheit steigen. In meinem Abschiedsritual erkenne ich, dass die Wahrheit nicht im Träumen liegt, sondern in der Verantwortung. Vielleicht führt mich der Weg durch den Teppich nicht mehr zu dir, sondern zu einem neuen Verständnis von Liebe und Freiheit.

Adieu, Neptun, und möge meine Reise zu mehr Verantwortung führen."

In dem Versuch, ein organisierter Arbeiter zu sein, fand Elias sich in einem Leben wieder, das von Routinen und Strukturen geprägt war. Der Wechsel von Neptuns unberechenbarer Welt zu Saturns geordnetem Reich hatte seinen Preis: Die Freude, die einst in seinen Augen leuchtete, war einem Schleier der Melancholie gewichen.

Jeden Morgen weckte ihn der schrille Klang des Weckers, nicht mehr der sanfte Tanz der Träume. Die Tage erstreckten sich in endlosen Arbeitsstunden, seine Kreativität verblasste im monotonen Rhythmus der Aufgaben. Die Leichtigkeit, die er einst in den neptunischen Wellen fand, schien verloren, ertränkt in der nüchternen Realität.

In den Pausen saß Elias oft allein, sein Blick verloren in den Betonwänden seines Büros. Die Kollegen um ihn herum sprachen über Projekte und Deadlines, aber in seinem Herzen hallte die Sehnsucht nach der freien Welt wider, die er hinter sich gelassen hatte. Ein tiefer Schmerz breitete sich aus, als er die Lebendigkeit seiner Seele gegen den trostlosen Arbeitsalltag eintauschte.

Die Abende, einst erfüllt von Träumen und kreativer Entfaltung, wurden nun von der Stille seiner leeren Wohnung begleitet. Der Bildschirm des Fernsehers flackerte, doch die Farben der Programme konnten die graue Monotonie seines neuen Lebens nicht vertreiben. Der schwindende Glanz der Sterne am Himmel erinnerte ihn daran, dass er die Verbindung zur Magie seiner Träume verloren hatte.

Elias' Tage verstrichen in einem Nebel aus Pflichten und Verantwortung, und die Melancholie nahm einen festen Platz in seinem Herzen ein. In den Momenten der Stille hörte er manchmal noch das Flüstern des Waldes, das Rauschen der neptunischen Wellen, und sehnte sich nach einer Zeit, als das Leben eine bunte Palette von Möglichkeiten war.

So ging Elias durch die organisierten Tage, ein Schatten seiner selbst, der versuchte, in der strukturierten Welt Fuß zu fassen. Die Melancholie, eine stille Begleiterin, die ihm leise zuflüsterte, dass die Freiheit der Träume vielleicht mehr wert war als die Ordnung des Arbeitsalltags. Und während er in der Dunkelheit des Schlafes verweilte, hoffte er auf einen Stern, der ihm den Weg zurück zu den lebendigen Farben seiner Seele zeigen würde.

"Vielleicht", flüsterte Elias zu sich selbst, "liegt die Verbindung zwischen beiden Welten in der Kraft von Pholus. Ein Tanz zwischen Ekstase und Verantwortung, ein Moment des Risikos, der das Leben auf neue Wege lenkt."

Die Pholuskraft, so erfuhr Elias, bewegte dazu, sich aus Neugier oder Langeweile auf Dinge einzulassen, deren Konsequenzen man kennt, aber für einen Augenblick verdrängt. Ein sofortiger "Tod" folgt, nicht im wörtlichen Sinne, sondern in dem, dass das Leben danach nicht mehr in der gleichen Weise weitergehen kann.

In seinem Herzen spürte Elias einen Aufbruch, eine Sehnsucht nach einer Welt, die sowohl den Tanz der Ekstase als auch die ernsthafte Verantwortung vereinte. Vielleicht war Pholus der Schlüssel, der die Pforten zwischen Saturns Struktur und Neptuns Unberechenbarkeit öffnete.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.02.2024, 10:51   #2
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378


Für meinen Geschmack zu viel Dialog und Monolog, der die Handlung nicht wirklich voranbringt. Eine Hagazusa ist nicht wirklich eine Sterndeuterin, aber das lasse ich mal als dichterische Freiheit durchgehen. Dann aber muss die Astrologie dem Unwissenden etwas erläutert werden. Neptunisch - was ist das?

Warum wird der Held besoffen gemacht und zur Hexe geschickt? Wollen die anderen, dass er endlich seinen Weg findet? Ist es ein Initiationsritus? Muss jede/r diesen Weg gehen, um sein Schicksal zu erfahren?

Im letzten Drittel wird die Handlung zu stark gerafft und die Kausalität ist mir überhaupt nicht klar. Die Worte der Hexe werden nicht umgesetzt.
Den Schluss verstehe ich auch nicht.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
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